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Kapitel 5
ОглавлениеAm Morgen hatte der Briefträger ein Einschreiben des Finanzamts gebracht. Hannes hatte es nicht so mit dem Lesen. Selbstverständlich konnte er lesen, aber es strengte ihn doch ziemlich an. Nachdem der Brief am Nachmittag immer noch ungeöffnet auf dem Wohnzimmertisch lag und die Katze schon versucht hatte, ihn zu öffnen, griff Frau Sauschläger schließlich danach. Nach dem Studium des Briefes rief sie schließlich: »Verdammte Scheiße nochemal!«
Der kleine Chihuahua guckte ganz entsetzt und Hannes starrte seine Frau an: »Was isn nu passiert?«
»Was passiert is? Die verdammten Schweinebäster wolln Geld. Achtzigtausend Euro solln ma bezahln. Und wemma das net machen, wolln se unner Haus vasteichern.«
Jetzt rastete auch Hannes aus. Er und seine Frau übertrumpften sich mit kraftvollen Verwünschungen. Wo sollte man achtzigtausend Euro hernehmen? Alles, was der Erbonkel an Geld hinterlassen hatte, war ausgegeben. Sie hatten das Haus instand gesetzt, sich ordentlich eingerichtet, ein Auto gekauft und ein paar Haustiere. Man hatte nur die lächerlichen fünftausend Euro und das Kindergeld zur Verfügung. Davon konnte man solche Beträge nicht abzwacken.
Als das Ehepaar Sauschläger sich einigermaßen abreagiert hatte, hielt auf dem Anwesen eine schwarze Limousine.
»Die all wieder! Wenn die hier ein Fuß reinsetzen, schlach ich se korz und klän«, war Hannes´ erste Reaktion.
Aber er hatte sich unnötig aufgeregt. Dem Wagen entstieg ein freundlich lächelnder Herr. Er mochte Mitte fünfzig sein und hatte einen Blumenstraß dabei. Lächelnd ging er auf Frau Sauschläger zu, die sich zusammen mit ihrem Mann vor der Haustür aufgebaut hatte und fragte: »Habe ich die Ehre mit Frau Sauschläger?«
»Hm«, bekam er zur Antwort, und dazu einen Blick, der einen sensiblen Menschen wie Herrn Wutgerut hätte töten können. Aber er musste sich halt zusammennehmen und überreichte der Dame den Strauß und bat vielmals um Entschuldigung, dass seine Mitarbeiter sich so ungehörig aufgeführt hatten. Ziemlich verwundert baten sie den Besucher ins Wohnzimmer, das aufgrund des Wutausbruchs der Sauschlägers einigermaßen lädiert aussah. Hastig begann die Dame des Hauses aufzuräumen. Erst zwei Stunden später verlies ein etwas angetrunkener Wutgerut zusammen mit den Sauschlägers das Haus, um einen Rundgang auf dem Grundstück zu unternehmen.
»Das ist ja ein fabelhaftes Anwesen. Wie geschaffen für unsere Zusammenarbeit.«
Nach genauer Inspektion gingen die drei wieder ins Haus und Herr Wutgerut spezifizierte noch einmal die vereinbarte Kooperation: »Also, unsere Firma übernimmt die achtzigtausend Euro, damit euch eine Versteigerung erspart bleibt. Dafür haben wir das Recht, zwölf Gegenstände auf diesem Grundstück zu deponieren. Ab dem dreizehnten Mal gibt es für jeden neu deponierten Gegenstand zehntausend Euro. Ich denke, das kann euch pro Jahr locker hunderttausend, vielleicht sogar hundertfünfzigtausend Euro einbringen. Damit seid ihr alle Sorgen los. Und auch für die Zukunft eurer Kinder ist gesorgt. Und, wie schon gesagt, das Wichtigste bei der ganzen Sache ist absolute Geheimhaltung.«
»So, und jetze müssn ma das örschtemal begießn«, sagte Frau Sauschläger und holte aus dem Kühlschrank, der sich in der Wohnwand befand, eine Flasche Spumante.
»Um Gottes Willen, nicht für mich«, sagte Herr Wutgerut. »Ich habe schon mehr als genug. Ich muss noch Auto f...«
»Mitgehange, mitgefange«, unterbrach ihn Frau Sauschläger und schenkte drei Gläser voll.
Als der Besucher gegangen war, machte es sich das Ehepaar Sauschläger so richtig gemütlich. Die Kinder durften den Pizzaservice anrufen, damit die Herrin des Hauses auch mal ihre Ruhe hatte und Hannes sagte ganz zärtlich zu seiner Frau: »In letzter Zeit komme ma von äner Glückssträhn in de annare. Jetze könne ma uns sogar noch n Kind leistn.«
Und seine Frau entgegnete etwas gereizt: »Vorher schneid ich dich lieber dein Ding ab.«