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Von Rom nach Avignon

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Nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. war das Hauptziel der päpstlichen Politik in Italien die Beseitigung der staufischen Herrschaft. Konrad IV., der wie sein Vater vom Papst exkommuniziert war, konnte nur wenig mehr als ein Jahr lang, von Anfang 1252 bis Mai 1254, an der Festigung seiner Herrschaft in Süditalien wirken. Nach ihm setzte sich sein Halbbruder Manfred durch, der im August 1258 in Palermo zum König gekrönt wurde.

Der Papst Urban IV. (1261–1264) verhandelte mit Karl von Anjou, dem Bruder Ludwigs IX. von Frankreich, um ihn für die Übernahme der Herrschaft im Königreich Sizilien zu gewinnen. Die Verhandlungen führten jedoch erst im April 1265 unter dem französischen Papst Clemens IV. (1265–1268) zu einem Ergebnis. Karl von Anjou erhielt als päpstlicher Vasall das Königreich zugesprochen und verpflichtete sich zur Zahlung hoher Jahreszinsen an den Papst und zur Wahrung der Kirchenfreiheit. Am 6. Januar 1266 wurde er in St. Peter in Rom gekrönt.10 Der für ihn siegreiche Ausgang der Schlacht von Benevent (26.2.1266) brachte den Tod des Königs Manfred und das Ende der staufischen Herrschaft in Süditalien. Auch der Versuch des jungen Konradin, das Erbe seines Hauses wiederzugewinnen, scheiterte zwei Jahre später, im August 1268, in der Schlacht von Tagliacozzo.

Karl I. von Anjou konnte sich zunächst gegen alle seine Gegner durchsetzen, verlor allerdings die Insel Sizilien 1282 an den König Peter II. von Aragon, den die aufständischen Sizilianer ins Land gerufen hatten. Es gelang Karl und den ihn unterstützenden Päpsten nicht mehr, die Spanier von der Insel zu vertreiben. Auf Peter II. folgte sein Sohn Jakob (1285–1296). Karls gleichnamiger Sohn, der Thronfolger, geriet 1284 in die Gefangenschaft der Aragonesen, aus der er erst fünf Jahre später entlassen wurde. An Pfingsten 1289 krönte ihn der Papst Nikolaus IV. (1288–1292). Mit Nikolaus (Hieronymus von Ascoli) hatte der erste Franziskaner den Apostolischen Stuhl bestiegen.

In Deutschland war am 1. Oktober 1273 der Graf Rudolf von Habsburg zum König gewählt worden. Er verhandelte mit dem Papst Honorius IV. (1285–1287) um die Kaiserkrönung. Der Termin war auf Lichtmeß 1287 festgesetzt worden. Doch scheiterten die Verhandlungen schließlich an den Geldforderungen des päpstlichen Legaten und dem Widerstand einer Gruppe von Reichsfürsten, die eine Einschränkung der Freiheit bei einer zukünftigen Königswahl befürchteten. Auch unter Nikolaus IV. kam der Romzug nicht zustande. Rudolf starb 1291, im Jahr des Falls von Akkon, ohne die kaiserliche Krone erlangt zu haben.

Der in hohem Alter am 29. August 1294 in Aquila zum Papst gewählte Einsiedler Peter vom Morrone galt den Franziskaner-Spiritualen und den joachitisch beeinflußten Kreisen als der lange erwartete Engelpapst, der ein neues Zeitalter der Kirche heraufführen sollte.11 Cölestin V. versah die von ihm gegründete Einsiedlerkongregation mit reichen Privilegien. Auch die Spiritualen wurden unter dem Namen »Pauperes Eremitae Domini Coelestini« ein eigener, von den Minoriten unabhängiger Orden. Der Papst erwies sich jedoch in praktischen Fragen des Kirchenregiments und der Politik als total unfähig. Er geriet vollends unter den Einfluß des Königs Karl II. Am 5. November siedelte die Kurie nach Neapel über. Nach Gesprächen mit dem Kardinal Benedikt Gaetani, der ihn wohl in der Absicht abzudanken bestärkte, erließ Cölestin V. am 10. Dezember eine Konstitution über die Möglichkeit der Abdankung eines Papstes. Seinen Verzicht auf den Apostolischen Stuhl sprach er am 13. Dezember 1294 aus.

Nach Cölestins Verzicht wurde am 23. Dezember einstimmig der Kardinal Gaetani zum Papst gewählt. In Bonifaz VIII. (wie er sich nannte) erhielt die Römische Kirche den machtbewußtesten und mächtigsten Priesterkönig seit Innocenz III. Sein Pontifikat war belastet durch schwere Auseinandersetzungen, vor allem mit der römischen Familie Colonna, der zwei Kardinäle angehörten, und mit dem König Philipp IV. dem Schönen von Frankreich. Sie führten zu der tiefen Demütigung und Gefangennahme des Papstes in Anagni. Höhepunkt des Pontifikates von Bonifaz VIII. war das im Jahr 1300 erstmals gefeierte »Jubeljahr der Erlösung«. Sein bekanntestes amtliches Dokument ist die Bulle »Unam sanctam«, in der er den universalen Herrschaftsanspruch des Papstes in Formulierungen kleidet, die weit über entsprechende Verlautbarungen Gregors VII. und Innocenz’ III. hinausgehen. Der seit dem Frühmittelalter bekannten Anschauung von den zwei Mächten, der geistlichen und der weltlichen, gibt er neue Akzente, in dem er von zwei Schwertern spricht, die der Kirche gehören: sie selbst führt das geistliche, das weltliche führt der König nach Weisung der Priester. Die geistliche Macht kann über die weltliche verfügen, sie einsetzen und richten. Dagegen kann der Papst nur von Gott gerichtet werden. Wer sich ihm widersetzt, der widersteht Gott selbst. Es ist deshalb für alle Menschen heilsnotwendig, dem Bischof von Rom untertan zu sein.

Mit Bonifaz VIII., der wenige Wochen nach dem Attentat von Anagni, am 12. Oktober 1303 starb, geht die Epoche des hochmittelalterlichen Papsttums zu Ende. Nach dem nur acht Monate dauernden Pontifikat des Papstes Benedikt XI. und einem darauf folgenden fast einjährigen Konklave, in dem die Kardinäle tief zerstritten waren, wurde am 15. Juni 1305 der Erzbischof von Bordeaux, Bertrand de Got, zum Papst gewählt. Er war nicht Kardinal gewesen und nannte sich als Papst Clemens V. (1305–1314). Er stand in nahezu vollständiger Abhängigkeit von dem König von Frankreich. Von Philipp IV. und dessen Räten wurde er auch zum Prozeß gegen den Templerorden genötigt. Die Aufhebung dieses bedeutendsten aller mittelalterlichen Ritterorden wurde auf dem Konzil von Vienne (1. Oktober. 1311 – 6. Mai 1312) verfügt. Das Konzil von Vienne beschäftigte sich auch eingehend mit dem Streit der beiden Richtungen des Franziskanerordens, der sogenannten Kommunität und der Spiritualen. Die päpstliche Bulle »Exivi de paradiso«, die in der Schlußsitzung des Konzils verlesen wurde, vermehrte die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erschienenen päpstlichen Erklärungen der Franziskanerregel um eine weitere. Clemens V., der in Südfrankreich von einer Stadt zur anderen zog, hat Rom nie betreten.

Unter seinem Nachfolger Johannes XXII. (Jacques Duèze aus Cahors: 1316–1334) nahm die päpstliche Kurie für lange Zeit in Avignon ihren Sitz. Während seines Pontifikates erreichten die Auseinandersetzungen um das Verständnis der evangelischen Armut im Franziskanerorden und in der Kirche einen letzten Höhepunkt. Zunächst die Spiritualen, dann aber auch die Verfechter des evangelischen Armutsideals innerhalb der Kommunität wurden aus dem Orden und der Kirche verdrängt und damit endgültig in das Abseits der Häresie gestellt. Doch ist hierüber später noch eingehend zu handeln.

Franziskus von Assisi

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