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Aus dem finsteren Kerkerloch

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Aus tiefster Not ruf ich zu dir: Rette meine Seele und hol mich aus dem finsteren Loch heraus. Dunkelheit und Gestank sind kaum noch zu ertragen. Dazu der Hunger und die magere Kost. Was kann ich hier noch wagen be idem Mangel an Gewicht und Kraft?

Meine Rufe werden immer schwächer, sie enden in der Verzweiflung. Ich frage dich, was soll aus mir noch werden, wenn du weiter schweigst mit Blick auf meine Erbärmlichkeit. Denn all meine Hoffnung habe ich auf dich gesetzt . Meine Knie sind wundgerieben, und die Gelenke schmerzen in der Steifheit.

Ich frage dich: Was habe ich Schlechtes getan, dass du mich nicht hörst beim Blick auf das Wenige, was ich noch bin? Die Wunden sind blutig verschmiert. Nichts ist, was noch in Ordnung ist weitab vom Tag und Tageslicht! Denn von den Menschen kann ich keine Hilfe oder sonstwas Gutes erwarten. Sie nehmen mich und mein elendes Dasein in diesem Loch erst gar nicht wahr. Sie sehen mich nicht und gehen achtlos an mir vorüber.

So bitte ich dich: Hole mich aus diesem Loch heraus und befreie mich aus dem unerträglichen Druck von Hass und Gemeinheit, bevor ich mich ganz bis zum Skelett verliere. Denn so schlecht war ich nicht gewesen, und habe mich bemüht, bescheiden und wahr zu sein, dass mir diese Art der unmenschlichen Behandlung doch nicht zusteht. Darum reiche mir deine Hand und hauche mir den stärkeren Atem der Befreiung entgegen und hole mich aus diesem Loch heraus, bevor der letzte Atemzug von mir geht.

Wenn du über allen Dingen der Welt stehst, da frage ich dich, muss dann der Gerechte wie eine Sternschnuppe vergehn, der sich nichts hat zuschulden kommen? Du siehst mich flehend in der feuchten Ecke, deren Wände vom Urin des Schmerzes gesäuert sind. Wie weit noch soll mein Körper verfallen und mein Bewusstsein verwesen in der Stundenlänge dieser Nacht, die mein Leben bis auf den Punkt verstümmelt?

Für den Getretenen ist das Licht erloschen, und der Geruch des Übels füllt die Finsternis bis zum Erbrechen. Eine Nacht noch kann ich durchstehn auf geschundenen Knien mit den blutverkrusteten Wunden und bitte dich, dein Wort der Befreiung aus der fürchterlichen Enge zu halten und dieses Versprechen noch vor der Morgendämmerung zu erfüllen, um mich aus dem finsteren Kerkerloch herauszuholen.


Im Hochmut bricht der Stein

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