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Wofür ich als Lehrer stand

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Zu Beginn meines Lehrens am Gymnasium hatte ich folgendes Bild vor Augen:

Du kommst in den Klassenraum und alle Schüler hängen an deinen Lippen. Sie wollen dein Wissen regelrecht anzapfen, alle Details erfahren zwischen Binomischen Formeln und Kurvendiskussion, zwischen Newtonscher Mechanik und Quantenmechanik. Sie wollen dir Fragen stellen und mit dir über ausgewählte Themen aus Mathematik und Physik diskutieren. Sie wollen verstehen, was sie nicht verstanden haben. Doch – wollen sie das wirklich?

Ausgehend von meinen Hochschulerfahrungen hatte ich unrealistische Vorstellungen vom Unterrichten an einem Gymnasium.

Klar, Stunden, in denen die Fragen der Schüler nur so sprudeln, gibt es auch, vor allem in den Leistungskursen Physik. Doch blieben sie die Ausnahme, die absoluten Highlights meines Unterrichtens, für die sich das Lehrerwerden sicher schon lohnt. Diese Stunden machten jedoch, wenn es hochkommt, gerade mal 20 Prozent meiner Lehrtätigkeit aus.

Ich merkte sehr bald, dass es vielen Schülern nicht darum geht, Physik oder Mathematik wirklich zu lernen oder zu verstehen. Ihnen geht es um Punkte, um Noten, um Zeugnisse, um ihre Laufbahn. Und dafür brauchen sie – verdammt noch mal – leider meine Fächer. Sie lieben sie nicht. Sie hassen sie vielleicht sogar, vermutlich weil sie sie nicht gut verstehen. Ich sah es als meine Aufgabe an, auch für diese Schüler da zu sein. Ich wollte mein Bestes geben, damit sie mit angemessenem Einsatz einen ausreichenden Wissensstand erwerben können, um ihre angestrebten Noten und Abschlüsse zu schaffen und damit ins Leben ziehen zu können.

Ich wollte beiden Seiten gerecht werden, und dafür stand ich als Lehrer: Einerseits übte ich mich in Milde und Geduld, ich ermutigte diejenigen Schüler, die Mathe und Physik einfach nicht gut verstehen. Auf der anderen Seite diskutierte ich mit den Leistungskursschülern, die die Maxwellschen Gleichungen der Elektrodynamik oder die Schrödinger-Gleichung oder die Boltzmann-Gleichung an der Tafel stehen und genauer erklärt haben wollten. Beides war mein Anliegen und meine Welt des Lehrerseins.

Aber das Schulleben geht bisweilen weit über das Fachliche und Pädagogische hinaus. So ist die Schule am Ende der Abiturprüfungen auch ein Ort, an dem gefeiert wird. Die Abschiedsfeiern speziell für die „frisch gebackenen“ Abiturienten sind an vielen Schulen Tradition. Von einer solchen Feier an meinem Gymnasium ist im folgenden Kapitel die Rede.

Anknüpfend an die zweite Grundmelodie meines Lebens – Selbstvertrauen –, vertraute ich auf meine musikalischen Fähigkeiten und gestaltete diese Feier mit.

Der singende Physiklehrer

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