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Zehntes Kapitel.

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Inhaltsverzeichnis

Zbyszko folgte Zych und Jagienka, die sich in Gesellschaft des Abtes und seiner Kleriker nach Krzesnia begaben, und als er sie eingeholt hatte, gesellte er sich zu ihnen, denn er wollte dem Abte zeigen, daß er sich weder vor Wilk aus Brzozowa noch vor Cztan aus Rogow fürchtete und nicht daran denke, sich vor ihnen zu verstecken. Nur war er im ersten Moment überrascht von der Schönheit Jagienkas. Sie trug ein rotes Tuchgewand, mit Hermelin besetzt, rote Handschuhe und eine goldgestickte Mütze, unter der zwei Zöpfe auf die Schultern herabfielen. Diesmal saß sie nicht wie ein Mann zu Pferde, sie thronte auf einem hohen Sattel mit einer Lehne und einem Bänkchen für die Füße, welche unter dem langen in gleichmäßige Falten gelegten Rocke kaum zu sehen waren. Zych, welcher dem Mädchen gestattete, zu Hause einen Schafspelz und kalblederne Stiefel zu tragen, wünschte vornehmlich, daß alle vor der Kirche Versammelten erkannten, hier habe man es mit einem Jungfräulein aus mächtigem Rittergeschlechte, nicht aber mit der Tochter des ersten besten Edelmanns oder Neugeadelten zu thun. Deshalb ließ er auch ihr Pferd von zwei jungen Burschen führen, deren Röcke oben weit und faltig, unten eng anliegend waren, in der Art, wie sie gewöhnlich von den Pagen getragen wurden. Dicht hinterher gingen vier Hofleute, hinter diesen die Kleriker des Abtes mit Schwertern und Lauten am Gürtel.

Zbyszko staunte über dies große Gefolge, besonders aber über Jagienka, die aussah wie ein Bild, und über den Abt, der ihm in seinem roten Gewande mit den ungeheuern Aermeln erschien wie irgend ein reisender Fürst.

Am einfachsten von allen war Zych, der Glanz und Pracht an andern liebte, dem es aber für sich selbst nur um ein bescheidenes, frohes Leben und um Gesang zu thun war.

Nach ihrem Zusammentreffen ritten der Abt, Jagienka, Zbyszko und Zych in einer Reihe. Anfänglich befahl der Abt seinen Spielleuten geistliche Lieder zu singen, indessen schien er bald genug davon zu haben, denn er begann sich mit Zbyszko zu unterhalten, der lächelnd des Geistlichen mächtiges Schwert betrachtete, das so groß war, wie der zweischneidige Hirschfänger der Deutschen.

»Ich sehe,« sagte der Abt mit ernster Würde, »Du wunderst Dich, daß ich ein Schwert trage, wisse also, daß die Synoden den Geistlichen das Tragen eines Schwertes gestatten und sogar auch das Tragen von Ballisten und Katapulten auf der Reise, und wir sind ja immer auf der Reise. Wenn übrigens der Heilige Vater den Geistlichen das Tragen der Schwerter und des roten Gewandes untersagte, so dachte er gewiß nur an jene aus niederem Stande, denn den Edelmann hat Gott für Waffen erschaffen, und wer ihn derselben berauben wollte, der würde dem Willen des Ewigen entgegenhandeln.«

»Ich habe es schon mit angesehen, wie der masovische Fürst Henryk sich innerhalb der Schranken in einen Kampf einließ,« bemerkte Zbyszko.

»Nicht darob ist er zu tadeln, daß er sich in einen Kampf einließ,« entgegnete der Abt, den Finger erhebend, »wohl aber darob, daß er sich verheiratete und noch dazu unglücklich, denn er nahm fornicariam et bibulam mulierem, welche, wie man sagt, Bacchum von ihrer Jugend an adorabat und zudem auch adultera war, wodurch diese Ehe nicht gut ausgehen konnte.«

Hier hielt er sogar sein Pferd an und begann abermals in noch würdevollerem, belehrendem Tone zu sprechen: »Wenn Du Lust hast, Dich zu vermählen, oder uxorem zu wählen, mußt Du darauf achten, daß sie gottesfürchtig ist, gute Sitten hat, sparsam, schmuck und häuslich ist, was Dir nicht nur die Kirchenväter raten, sondern was Dir auch noch ein gewisser heidnischer Weiser Namens Seneca anempfiehlt. Und wie kannst Du es wissen, ob Du es gut getroffen hast, wenn Du das Nest nicht kennst, aus welchem Du Dir die Lebensgefährtin geholt hast? Denn ein anderer großer Weiser sagt: Pomus nam cadit absque arbore. … Wie der Ochse, so die Häute, wie die Mutter, so die Tochter … Und daraus kannst Du, sündiger Mensch, die Lehre ziehen, daß Du Deine Ehegattin nicht in der Ferne, sondern in der Nähe suchen sollst, denn wenn Du eine böse, buhlerische bekommst, mußt Du zuweilen um sie weinen wie jener Philosoph, als ihm sein zanksüchtiges Weib im Zorn aquam sordidam über das Haupt goß.«

» In sæcula sæculorum, amen!« riefen die fahrenden Kleriker einstimmig, welche dem Abte immer auf diese Weise antworteten, ohne darauf zu achten, ob ihre Antwort auch einen Sinn hatte.

Dicht aneinander gedrängt lauschten alle den Worten des Abtes, über seine Beredsamkeit und seine Schriftgelehrtheit staunend, er aber wendete sich absichtlich nicht unmittelbar an Zbyszko, sondern mehr an Zych und Jagienka, als ob es ihm besonders um deren Erbauung zu thun gewesen wäre. Indessen begriff Jagienka offenbar, um was es sich handelte, denn unter ihren langen Wimpern hervor schaute sie aufmerksam auf den Jüngling, welcher die Stirne runzelte und das Haupt senkte, wie wenn er eifrig über das nachdenke, was er gehört hatte. Nach einer Weile setzte sich das ganze Gefolge wieder in Bewegung, doch alle waren jetzt verstummt, und erst als Krzesnia schon zu sehen war, tastete der Abt nach seinem Gürtel, zog ihn zurecht, so daß der Griff seines Schwertes leicht zu fassen war, und sagte: »Der alte Wilk aus Brzozowa kommt gewiß auch mit ansehnlichem Gefolge.«

»Wohl möglich,« bestätigte Zych, »aber die Knechte haben erzählt, er sei schwer erkrankt.«

»Einer meiner Kleriker hörte, daß er uns nach dem Gottesdienste zur Schenke folgen wolle.«

»Ohne Herausforderung wird er dies schwerlich thun, vornehmlich nicht nach der heiligen Messe.«

»Gott gebe, daß er in sich gehe! Ich fange mit niemand gerne Streit an, und eine Kränkung ertrage ich geduldig.«

Hier wendete er sich nach seinen Spielleuten um und sagte: »Laßt Euere Schwerter in der Scheide, bedenkt, daß Ihr Diener des Herrn seid, und erst wenn jene zu den Waffen greifen, geht auf sie los.«

Zbyszko, der neben Jagienka ritt, suchte sie indessen über das auszuforschen, was ihm am wichtigsten vorkam.

»Cztan und den jungen Wilk werden wir unfehlbar in Krzesnia treffen,« sagte er. »Zeige sie mir, sobald Du sie in der Ferne siehst, damit ich sie kenne.«

»Gut, Zbyszko,« entgegnete Jagienka.

»Vor dem Gottesdienst und nach dem Gottesdienst werden sie Dich gewiß aufsuchen. Und was werden sie dann thun?«

»Dann werden sie mir schönthun, so gut sie es verstehen.«

»Heute aber sollen sie Dir nicht schönthun, verstehst Du?«

Und wieder entgegnete sie fast demütig: »Gut, Zbyszko!«

Ihr Gespräch wurde durch den Schall des hölzernen Klöppels unterbrochen, denn eine Glocke war in Krzesnia noch nicht vorhanden. Bald darauf hatten sie ihr Ziel erreicht. Aus der vor der Kirche auf den Beginn der Messe harrenden Menge traten sofort der junge Wilk aus Brzozowa und Cztan aus Rogow hervor; doch Zbyszko hinderte sie, ihre Absicht auszuführen, sprang vom Pferde, und bevor sie noch herangelangen konnten, umfaßte er Jagienka und hob sie vom Sattel herab. Dann nahm er ihre Hand, und herausfordernd auf jene beiden schauend, geleitete er sie nach der Kirche.

In der Vorhalle wurden sie indessen aufgehalten. Cztan und Wilk waren an den Weihkessel geeilt, hatten ihre Hände benetzt und streckten sie dem jungen Mädchen entgegen. Aber Zbyszko that dasselbe und sie berührte dessen Finger, bekreuzte sich und trat mit ihm zugleich in die Kirche. Nun dachte sich nicht nur der junge Wilk, sondern auch Cztan aus Rogow, der keinen besonders scharfen Verstand hatte, daß all dies absichtlich geschehen war – und die beiden ergriff ein so heftiger Zorn, daß sich ihnen die Haare sträubten. Soweit blieben sie indessen ihrer Sinne mächtig, daß sie aus Furcht vor der Strafe Gottes in dieser Stimmung nicht in die Kirche gehen wollten. Wilk stürzte sofort zur Vorhalle hinaus und lief wie wahnsinnig über den Kirchhof und zwischen den Bäumen umher, ohne zu wissen wohin. Cztan lief hinter ihm her, wußte aber ebensowenig, warum er dies that.

Erst an einer Biegung des Gottesackers hielten sie an, wo große Steine für das Fundament eines Glockenstuhles umherlagen, der hier aufgestellt werden sollte. Wilk, der mit aller Gewalt den Groll zu ersticken suchte, der ihm die Brust beinahe zersprengte, ergriff einen der Steine und begann ihn mit aller Macht zu schütteln, Cztan sah dies und streckte ebenfalls seine Hand darnach aus, worauf beide ihn mit wahrer Wut durch den ganzen Kirchhof bis zum Thore des Gotteshauses wälzten.

Die Leute betrachteten sie erstaunt, in der Meinung, sie hätten irgend ein Gelübde abgelegt und wollten auf diese Art beim Bau des Glockenstuhles helfen. Aber diese Anspannung aller Kräfte gewährte ihnen offenbar Erleichterung, so daß beide wieder zum Bewußtsein kamen, jedoch bleich vor Erschöpfung, schwer atmend und einander mit unsicheren Blicken anschauend, da standen.

Cztan aus Rogow brach zuerst das Schweigen.

»Was nun?« fragte er.

»Was nun?« wiederholte Wilk.

»Wollen wir sogleich auf ihn losgehen?«

»Wie kannst Du in der Kirche auf ihn losgehen?«

»Nicht in der Kirche, aber nach der Messe!«

»Er ist mit Zych zusammen – und mit dem Abte. Und hast Du vergessen, daß Zych sagte, im Falle es zum Kampfe komme, werde er uns beide aus Zgorzelic hinauswerfen? Wäre das nicht, so hätte ich Dir längst die Knochen entzwei geschlagen.«

»Oder vielleicht ich Dir!« versetzte Cztan, seine mächtigen Fäuste schüttelnd.

Ihre Augen begannen in unheilverkündender Weise zu funkeln, doch begriffen beide auch sofort wieder, daß ein einträchtiges Zusammengehen jetzt vorteilhafter für sie wäre als je. Wohl hatten sie schon miteinander gekämpft, doch versöhnten sie sich dann immer wieder, denn, wenngleich ihre Liebe zu Jagienka sie innerlich schied, konnten sie doch nicht ohne einander leben, und einer sehnte sich immer nach dem andern. Zudem hatten sie nun einen gemeinschaftlichen Feind, und beide fühlten, daß es ein furchtbar gefährlicher Feind war.

Daher fragte Cztan nach einer Weile: »Was ist zu thun? Wollen wir ihm eine Herausforderung zum Kampfe nach Bogdaniec schicken?«

Wilk, der Klügere von beiden, wußte diesmal auch nicht, was zu thun war. Zum Glück kamen ihm die Klöppel zu Hilfe, die verkündeten, daß der Gottesdienst begann. Deshalb erwiderte er: »Was zu thun ist? Gehen wir zur Messe, und dann wird geschehen, was Gottes Wille ist!«

Und Cztan aus Ragow freute sich über diese vernünftige Antwort.

»Unser Herr Jesu erleuchtet uns vielleicht,« sagte er.

»Und verleiht uns seinen Segen!« meinte Wilk. »Denn er ist gerecht.«

Sie traten in die Kirche, und nachdem sie voll Andacht die Messe gehört hatten, faßten sie wieder Mut. Auch verloren sie die Besinnung nicht, als sich Jagienka nach dem Gottesdienst in der Vorhalle wieder von Zbyszko das Weihwasser reichen ließ. Am Thor des Kirchhofes verneigten sie sich vor Zych, Jagienka und sogar vor dem Abte, obgleich dieser ein Feind des alten Wilk aus Brzozowa war. Zbyszko blickten sie zwar von der Seite an, doch wagte keiner, ihm die Zähne zu weisen, wennschon ihnen das Herz in der Brust vor Schmerz, Zorn und Eifersucht hämmerte, da Jagienka ihnen niemals noch so wunderschön erschienen war. Erst als das glänzende Gefolge den Rückweg antrat, als der fröhliche Gesang der Kleriker schon aus der Ferne herüber drang, wischte sich Cztan den Schweiß von seinem bärtigen Gesichte und schnaubte wie ein Pferd, Wilk aber rief zähneknirschend: »In die Herberge! In die Herberge! Und wehe ihm und mir!«

Sich dann erinnernd, was ihnen zuvor Erleichterung gewährt hatte, ergriffen sie den Stein wieder und wälzten ihn voll Zorn an den früheren Platz zurück.

Indessen ritt Zbyszko neben Jagienka her, indem er dem Gesange der Spielleute lauschte, doch kaum waren sie einige hundert Schritte weit gekommen, als er sein Pferd anhielt und sagte: »Traun! Ich wollte eine Messe für des Oheims Gesundheit lesen lassen, doch habe ich es vergessen, deshalb muß ich zurückkehren.«

»Kehre nicht zurück!« rief Jagienka, »von Zgorzelic aus können wir hinsenden.«

»Ich muß zurückkehren. Und wartet nicht auf mich!«

»Mit Gott!« rief der Abt. »Zieh hin!«

Frohe Genugthuung malte sich auf seinem Gesichte, und als Zbyszko aus ihren Augen verschwunden war, stieß er Zych, ohne daß Jagienka es merkte, ein wenig an und sagte: »Merkt Ihr nun?«

»Was meint Ihr?«

»So gewiß wie das Amen im Vaterunser vorkommt, so gewiß kämpft er in Krzesnia mit Wilk und Cztan, aber dies wollte ich und dazu habe ich ihn veranlaßt.«

»Ich kenne die beiden als tolle Burschen. Sie werden ihn verwunden, und was nützt das?«

»Was es nützt? Wenn er wegen Jagienka kämpft, wie kann er dann noch an die Tochter Jurands denken? Von nun an wird Jagienka seine Herrin sein – nicht jene. So aber will ich es, denn er ist mein Blutsverwandter und gefällt mir!«

»Und sein Gelübde?«

»Davon werde ich ihn entbinden. Hörtet Ihr nicht, daß ich ihm dies versprach?«

»Ihr wißt für alles Rat zu schaffen,« antwortete Zych.

Der Abt freute sich über dies Lob. Er ritt nun zu Jagienka heran und fragte: »Weshalb so ängstlich, so bekümmert?«

Da neigte sie sich tief auf den Sattel herab, ergriff die Hand des Abtes und drückte sie an ihre Lippen. »O mein Pate, wollt Ihr nicht einige der Spielleute nach Krzesnia senden?«

»Wozu? Damit sie sich in der Herberge recht betrinken?«

»Aber vielleicht könnten sie irgend einen Kampf verhindern!«

Der Abt schaute ihr tief in die Augen und plötzlich sagte er in schroffem Tone: »Und wenn sie ihn nun dort erschlügen?«

»Dann mögen sie auch mich erschlagen!« rief Jagienka aus.

All die Bitterkeit, all das Leid, das sich in ihrer Brust seit dem Gespräch mit Zbyszko angesammelt hatte, machte sich jetzt Luft und sie brach in einen Strom von Thränen aus. Als der Abt dies sah, umschlang er das junge Mädchen mit den Armen, sodaß seine weiten Aermel sie fast ganz verhüllten, und begann in leisem Tone: »Aengstige Dich nicht, mein Töchterchen. Zum Streite wird es vielleicht kommen, aber jene Leute sind auch von adeligem Stamme, daher werden sie ihn nicht überfallen, sondern nur nach ritterlicher Sitte zum Kampfe fordern, und da weiß er sich selbst Rat zu schaffen, wenngleich er dann mit beiden kämpfen muß. Und was die Tochter Jurands anbelangt, von der Du gehört hast, so sage ich Dir nur soviel, daß das Holz für das Brautbett jenes Mädchens noch in keinem Walde gewachsen ist.«

»Da er jene lieber hat, kümmere ich mich nicht um ihn!« antwortete Jagienka unter Thränen.

»Weshalb weinst Du dann?«

»Weil ich seinetwegen in Sorge bin!« antwortete Jagienka.

»Das ist ja der wahre Altweiberverstand,« sagte der Abt lachend. Und sich zum Ohr Jagienkas herabbeugend, begann er wieder: »Das merke Dir, Mädchen: wenn er Dich auch nimmt, wird er sich doch zuweilen in einen Kampf einlassen, denn dafür ist er ein Edelmann.«

Hier neigte er sich noch tiefer herab und fügte hinzu: »So wahr Gott im Himmel ist, er nimmt Dich – binnen kurzem!«

»Wie wäre dies möglich?« erwiderte Jagienka.

Doch lächelte sie unter Thränen und blickte den Abt an, als ob sie ihn fragen wollte, woher er dies wisse.

Unterdessen war Zbyszko in Krzesnia angelangt und ritt sofort zum Priester, denn er wollte in der That eine Messe für die Gesundheit Mackos lesen lassen; nach Erledigung dieser Angelegenheit aber begab er sich in die Herberge, wo er den jungen Wilk aus Brzozowa, sowie Cztan aus Rogow zu finden hoffte.

In der That traf er die beiden und außer ihnen noch viele andere Gäste, Edelleute, Neugeadelte, Freibauern und auch einige deutsche Possenreißer, die verschiedene Kunststücke ausführten. Im ersten Augenblicke konnte er indessen niemand unterscheiden, da die Fenster der Schenke mit den Scheiben aus Ochsenblase nur ein schwaches Licht durchließen, und erst als der Aufwärter ein Scheit Holz in den Kamin warf, erblickte er in einem Winkel die bärtige Schnauze Cztans und das grimmige, erregte Gesicht Wilks aus Brzozowa.

Da näherte er sich ihnen langsam, indem er sich gewaltsam einen Weg durch die Leute bahnte, und bei ihnen angelangt, schlug er dermaßen mit der Faust auf den Tisch, daß die ganze Stube dröhnte.

Sie aber erhoben sich schleunigst und drehten rasch ihre Ledergürtel herum, doch bevor sie noch ihre Schwerter ergriffen hatten, warf Zbyszko seinen Handschuh auf den Tisch und sprach in dem unter Rittern bei Herausforderungen üblichen näselnden Tone folgende Worte, die niemand überraschten: »Wenn einer von Euch beiden oder einer der andern hier versammelten Ritter bestreitet, daß Danuta, die Tochter Jurands aus Spychow, die schönste und tugendhafteste Jungfrau auf der ganzen Welt ist, dann fordere ich ihn zum Kampfe zu Pferd oder zu Fuß, und ich werde nicht aufhören, bis er um Gnade bittet oder den letzten Atemzug thut.«

Wilk und Cztan waren starr vor Staunen und nicht minder erstaunt wäre der Abt gewesen, wenn er dies gehört hätte. Während eines kurzen Augenblicks konnten sie kein Wort hervorbringen. Was war dies für eine Jungfrau? Für sie beide handelte es sich doch nur um Jagienka! Und wenn diesem Heißsporn nichts an Jagienka lag, was wollte er dann von ihnen? Weshalb hatte er sie vor der Kirche derart in Harnisch gebracht? Weshalb war er hierhergekommen, und weshalb suchte er Streit mit ihnen? Von all diesen Fragen war ihnen so wirr im Kopfe, daß sie mit weitgeöffnetem Munde dastanden, Cztan aber riß die Augen dermaßen auf, wie wenn er keinen Menschen, sondern irgend ein Wundertier vor sich hätte.

Aber der scharfsinnigere Wilk, welcher die ritterlichen Sitten ein wenig kannte und wußte, daß sich mancher Ritter der einen Frau angelobte und sich mit einer andern vermählte, dachte sich, in diesem Falle könne es ebenso sein, und wenn sich eine solche Gelegenheit biete, Jagienka zu dienen, müsse man sogleich Nutzen daraus ziehen.

Daher trat er hinter dem Tische hervor und sich Zbyszko mit unheilverkündender Miene nähernd, fragte er: »Wie, Du Großmaul, ist nicht Jagienka, die Tochter Zychs, die allerschönste?«

Hinter ihm trat Cztan hervor, und die Leute drängten sich dicht an ihn heran, denn alle sagten sich, daß diese Sache traurig ausgehen müsse.

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