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Im Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen tagten in einem abhörsicheren Raum vier nicht mehr ganz junge Männer in dunklen Anzügen. Unter anderem die Abteilung Verfassungsschutz und ein hoher Beamter aus Berlin. Sie waren so geheim, dass sie ihre Idenditäten tarnten. Da saß deutsche Geschichte ..., Helden und Götter: Siegfried, Hagen, Gunnar und Odin. Wenn die Angelegenheit nicht so ernst wäre, bot sie Stoff für eine Komödie. Wer letztendlich für die heutige Veranstaltung zuständig zeichnete, lag noch im Dunkel. Vielleicht würde der Urheber im Verlaufe der Konferenz bekannt werden. Deutsche Beamte fragten nicht.

»Die Amerikaner wildern auf unserem Gebiet«, stellte Odin fest.

»Dafür sitzen wir zusammen«, murrte Siegfried.

»Ich hatte heute Abend etwas anderes vor. Mein Enkel hat Geburtstag. Jetzt liegt er sowieso im Bett. Ich hole morgen nach, was ich heute versäume«, lächelte Hagen müde.

»Lasst uns zum Kern der Angelegenheit kommen«, forderte Odin, der Beamte aus Berlin. Er kam aus der Hauptstadt, deshalb stand ihm der Name der germanischen Gottheit zu. »Ich hatte heute Nachmittag einen Termin mit dem Minister. Ein Gespräch mit heiklem Charakter. Aus NATO Kreisen bekamen wir einen Hinweis darauf, dass im tiefsten Westen unserer Republik zwei amerikanische Agenten umgebracht wurden. Wichtige Daten, den Afghanistankonflikt und andere Brandherde tangierend, wurden gestohlen. Die Angelegenheit ist heikel, weil, nach bisherigen Erkenntnissen, keiner Regierung oder einem Geheimdienst, der Diebstahl zuzuordnen ist. Die geheimen Drähte laufen heiß, ohne einen Hinweis zu liefern. Alles deutet im Moment auf ein reines Spekulationsgeschäft mit Menschen, mit Soldaten und deren Familien.

Die getöteten Agenten arbeiteten verdeckt. Die amerikanische Regierung befürchtet Vergeltungsschläge, wie sie in jüngster Vergangenheit Europa überrollen. Sie haben Angst, dass eine Serie über den großen Teich schwappt. Die Außenministerin der USA sprach mit unserer Kanzlerin und vereinbarte, dass wir die Amerikaner aus der Schusslinie nehmen. Damit ziehen wir die Aufmerksamkeit auf uns. Ich weiß …«, er wehrte den Ansatz eines Einwandes ab. »Wir bringen unsere eigenen Leute nicht in Gefahr. Solange sie bei ihren Mordermittlungen bleiben, wird ihnen nichts geschehen. Wir geben die Richtung vor. Den brisanten Hintergrund verschweigen wir.«

»Ich habe die ermittelnden Beamten unter die Lupe genommen.« Siegfried, der Beamte aus Nordrhein Westfalen ergriff das Wort. »Eine junge Vorgesetzte und zwei alte Hasen. Heinz Bauer steht kurz vor dem Ruhestand und baut mächtig ab, wie mir der Polizeipräsident versicherte. Maria Römer ist immer wieder in Beziehungskrisen verstrickt. Claudia Plum leitet das Kommissariat als Hauptkommissarin. Sie ist aufgrund von Ermittlungen ihres letzten Falles angeschlagen und gesundheitlich nicht auf der Höhe. Sie lebt in einer jungen Beziehung, die sicherlich viel Zeit benötigt. Drei Beamte, die nicht ihr volles Leistungsspektrum abrufen. Der Polizeipräsident ist seit einem halben Jahr in Amt und Würden. Der Staatsanwalt seit drei Monaten. Bessere Bedingungen bieten sich uns nicht.«

»Mir gefällt der Vorgang nicht. Wir machen uns zu willfährigen Vasallen anderer Regierungen und setzen das Leben unserer Beamtinnen und Beamten aufs Spiel.« Hagen vom BND zog ein missmutiges Gesicht.

»Opfer müssen gebracht werden«, entgegnete Odin. »Außerdem ist unklar, ob tatsächlich Gefahr besteht. Hierzu bedarf es klarer Anweisungen unsererseits, um sie zu schützen.«

»Wer gibt die Anweisungen?«, fragte Gunnar, der bisher schwieg. Er war der Jüngste in der Runde und fühlte sich sichtlich unwohl.

»Wir installieren jemanden vor Ort«, sagte Odin nachdenklich.

»Ein weiterer Unsicherheitsfaktor«, warf Gunnar missmutig ein. »Zu viele besitzen Wissen oder Halbwissen. Je mehr Personen wir einweihen, umso gefährlicher wird die Lage für die Beamten. Etwas dürfen wir nicht außer Acht lassen … kein Telefon, keine Mail, kein Fax usw. Die Technik ist unsicher. Wir müssen uns auf alte Tugenden besinnen.«

»Die Maßnahme kommt mir nicht gelegen«, stellte Hagen fest. »Mir fehlt die Zeit, laufend durch die Gegend zu reisen. Wir sollten unsere Zusammenkünfte auf ein Minimum beschränken.«

»Ich stimme uneingeschränkt zu.« Siegfried nickte gewichtig.

»Den Ablauf regelt mein Bereich. Ich versuche, die Aktion in Berlin zu steuern. Einladungen erfolgen im absoluten Bedarfsfall.« Odin schaute sie nacheinander an. »Gut dann. Wir verfahren also so.«

Gunnar schwieg. Ihm ging das Verfahren gegen den Strich. Er beteiligte sich erstmals an dieser Runde. Erst vor einigen Wochen wurde ihm die Führungsposition im BKA übertragen, die er zurzeit innehatte und ihn in die Situation brachte, in Vertretung, teilnehmen zu müssen. Die Männer waren ihm namentlich bekannt und er verstand das Theater mit den Geheimnamen nicht. Ob sie wirklich dachten, durch die andere Identität von allen Fehlern und Schuld freigesprochen zu werden, sollte diese Maßnahme ans Tageslicht kommen? Eine blauäugige Betrachtungsweise. Zumindest die Art und Weise, wie das Gespräch ablief, war menschenverachtend. Er überlegte, wie er das Ermittlerteam, zumindest teilweise, beschützen konnte.

»Ich teile mich vor Ort ein«, warf Gunnar, nachdenklich in einem Plan versunken, ein. »Es ist sicherer für unsere Kriminalbeamten, wenn nicht mehr Personen Kenntnis bekommen.«

Die anderen nickten zustimmend und erleichtert, dass ihnen der BKA-Beamte die Entscheidung abnahm.

Als Gunnar die Sitzung später rekapitulierte, musste er gestehen, dass ihm nicht vermittelt wurde, worum es ging. Sicher … irgendetwas mit Daten und die Amerikaner wollten sich nicht die Hände schmutzig machen. Mehr nicht. Ob die ominösen Treffen immer so abliefen? Wer wurde zum Sündenbock, wenn es schief ging?

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Tod im Maisfeld

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