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2. Die passende Sprache finden

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Der Staufenkaiser Friedrich II (1194–1250) soll einen unmenschlichen Versuch mit Kindern durchgeführt haben. Der »Alte Fritz« habe wissen wollen, wie die Ursprache geklungen habe, berichten Chronisten. Dazu habe er über zwanzig Neugeborene von Ammen großziehen lassen. Die Frauen versorgten die Babys, durften jedoch kein Wort mit ihnen sprechen und ihnen auch keinerlei Nähe zeigen. Das Ergebnis war schrecklich und aufschlussreich zugleich. Alle Kinder starben. So wurde zwar nicht geklärt, wie sich die Ursprache anhört, aber es war klar, dass wir Menschen außer Nahrung und Wohnung auch Nähe, Geborgenheit, Liebe, Gemeinschaft und Worte zum Leben brauchen. Hören und Reden sind lebenswichtig!

Als Gegenstück zur schrecklichen Geschichtsschreibung fällt mir die schöne Geschichte von Frederick ein. Sie macht ganz positiv deutlich, wie wichtig Sprache für uns Menschen ist. Die kleine Feldmaus aus dem Bilderbuch von Leo Lionni sammelte nicht wie alle anderen Mäuse Eicheln und Futter für den Winter, sondern Farben und Worte. Als dann der Winter kam und alle materiellen Vorräte aufgebraucht waren, holte Frederick diese »Vorräte« heraus und die hungernde Mäusefamilie überstand die Not durch Bilder, Worte und Geschichten. »Ich sammle Farben für den Winter, und schreib sie auf ein Blatt Papier. Und wird die Welt eines Tages grau und leer, dann schenk ich meine Farben her.« (Wunderschön anzuhören in der Interpretation des Liedermachers Jonathan Böttcher).

Worte sind lebenswichtig, nicht nur in Notzeiten des Lebens. Dies wird für alle Menschen zur existenziellen Erfahrung. Unsere Sprache zu entwickeln und für jede Situation passende Worte zu finden, ist nicht überflüssiger Luxus, sondern unverzichtbarer Grundbedürfnis.

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