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Die Macht der Worte

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Worte können etwas bewegen. Das erleben wir alle.

»Ich liebe Dich!«, da geht mein Herz auf! »Du bist toll!«, da fühle ich mich anerkannt. »Du spielst Fußball wie ein kleiner Messi!«, das spornt mich an, auch wenn ich es irgendwie übertrieben finde. »Wir schaffen das!« Dieser 2015 von Angela Merkel geprägte Satz hat zwar auch Widerspruch hervorgebracht, vor allem jedoch motiviert, Flüchtlinge aufzunehmen. Es gibt also Worte und Sätze, die bauen auf, trösten, stärken, motivieren ... Solche Worte hören wir gerne.

Es gibt aber auch Worte und Sätze, die zerstören und vernichten. »Du Dussel!«, da fühle ich mich klein und elend. »Du schaffst das nie!«, da reagiere ich entweder trotzig und verbissen oder mein Selbstwert sinkt bei jedem Wort dieser Art.

Wir alle kennen unzählige Beispiele beider Wirkungen von Worten. Kinder und Jugendliche erleben Bestätigung und Zuspruch. Ihr Selbstgefühl steigt, ihre Lebensfreude und Motivation gleichermaßen. Anders, wenn sie klein gemacht oder gar gemobbt werden. Solche Worte, auch wenn sie in den sozialen Medien gepostet werden, haben junge Menschen sogar schon in den Suizid getrieben. Worte wirken. Wir erleben, wie Populisten dies wissen und nutzen. Untergangsszenarien und apokalyptische Zukunftsbilder werden vor Augen gemalt. Ängste werden geschürt und als Ausweg Erlöser- und Retterfiguren oder Ideologien angeboten. All das geschieht durch Worte.

»Yes, we can!« Worte schüren Hoffnung und setzen Kräfte frei. »America first!« Worte spalten und grenzen voneinander ab. Nicht nur in Amerika, überall auf der Welt geschieht so etwas. Worte können Völker versöhnen (Martin Luther King, Nelson Mandela, Willy Brandt ...) und Worte können Krieg und Vernichtung hervorbringen, einleiten oder beschleunigen (Adolf Hitler, Joseph Goebbels, George W. Bush ...).

Soll also niemand sagen: »Das sind ja nur Worte!«

Richtig. Es werden viele Worte gemacht und oft geschieht wenig. Es gibt unzählige nutzlose, überflüssige, dumme und wirkungslose Worte. Täglich werden wir mit einer Flut von Worten konfrontiert, einer Sturmflut, einem Tsunami sogar. Jährlich erscheinen allein in Deutschland um die 80.000 Bücher. Zeitungen, Magazine, Prospekte und Flyer füllen die Altpapiercontainer. Fernsehen, Radio, Internet und Social Media lullen uns ein mit abertausenden Worten.

Zu behaupten, dass all dies und jedes Wort auch Wirkwort sei, wäre wohl maßlos übertrieben. Viele Worte verpuffen wie eine Fehlzündung oder zerplatzen wie schillernde Seifenblasen ohne Wirkung – es sei denn, man versteht das Desinteresse, die Müdigkeit und Abgestumpftheit gegenüber Worten und Texten als Wirkung jener Überschwemmung durch Worte ...

Was die Wirkkraft angeht: Es kommt ganz gewiss sehr darauf an, wer etwas sagt, in welcher Situation, also wann jemand redet und natürlich auch was er oder sie sagt und wie er oder sie es rüberbringt.

Es kommt also nicht nur auf das bloße Wort an, sondern auch auf die Person, auf Kontext und Zeitpunkt, auf den Inhalt und auf die Art und Weise wie Sprache eingesetzt wird.

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