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|12|Die Seidenstraße – eine Legende
ОглавлениеIm Jahr 139 vor Christus, als die chinesische Han-Dynastie ihre Herrschaft gefestigt hatte und bereit war, über die Grenzen ihrer Herrschaft hinauszublicken, sandte der Kaiser Wu (Wudi, 141–87 v. Chr.) seinen erfahrenen Diplomaten Zhang Qian (195–114 v. Chr.) nach Westen. Er sollte als Kundschafter die Länder westlich von China erforschen und auch nach Verbündeten suchen, die China gegen die nomadischen Völker im Norden des Landes (vor allem die Xiongnu) beistehen würden. Zhang Qian kam auf dieser ersten Reise (139–126 v. Chr., eine zweite folgte ab 119 v. Chr) bis zum Volk der Yuezhi, einem indogermanischen Volk, das vom Tarimbecken (rund um die Wüste Taklamakan) bis zum zentralasiatischen Baktrien (heute vor allem Usbekistan) herrschte. Nach seiner Rückkehr schrieb Zhang Qian einen Bericht über seine Reise für den Kaiser. Darin beschreibt er die verschiedenen Völker, die er unterwegs kennenlernte. Als Fazit nennt er einen Gedanken, der am Anfang unserer Reise in die »Welt der Seidenstraße« stehen soll:
»Mein Kaiser, es gibt nichts auf der Welt, das nicht zu einem anderen in Wechselbeziehung steht. Wenn wir nur von einem Teil ausgehen, können wir ihn nicht fassen. Erst aus dem Wissen des anderen kommt uns die Erkenntnis.«
Seit der Zeit Kaiser Wudis, also im zweiten vorchristlichen Jahrhundert, wurde die Verbindung von Ost (China) und West (Europa über Zentral- und Vorderasien) zur wohl wichtigsten Verbindung der Kontinente. Dabei ging es vorrangig um Handel (Seide, aber auch viele andere Güter, vgl. Seite 28f.), aber ebenso um den Austausch von Gedanken, Erfindungen, ja sogar Religionen. Diese Brücke zwischen Ost und West hatte bis zum 15. Jahrhundert Bestand und wurde erst viel später »Seidenstraße« genannt.
1700 Jahre Austausch zwischen Ost und West zum Vorteil beider Seiten – da ist es kein Wunder, dass heute versucht wird, die alte Seidenstraße durch eine neue »Silk Road« wieder zu beleben. Die Seidenstraße ist das Beispiel einer frühen Globalisierung, ohne sie wäre die Geschichte Europas und Asiens wohl völlig anders verlaufen. Die Seidenstraße ist wegen ihrer nicht zu unterschätzenden Bedeutung zu einer Legende geworden, die Auswirkungen hat bis heute.
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Reiter, Tang-Dynastie, Shanghai Museum, China