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b. Feuer!
ОглавлениеDer Kreis wird sich wiederfinden, wenn es an der Zeit ist!
Ich begann meine Zeit als Schüler. Ein Schüler ist jemand, der den Wunsch geäußert hat, etwas über die Geheimnisse und Riten der Hexenkunst zu lernen. Den Wunsch hatte ich schon mit meinem Feuerlöscher im Arm unmissverständlich geäußert, den Drang nach Wissen auch. Ich fand auch eine Lehrerin, die bereit war, mich auszubilden.
Dies waren ihrer Meinung nach die drei Grundvoraussetzungen für eine Ausbildung: Das Äußern des eigenen Wunsches zu einer Ausbildung, die Nähe zu einer Lehrerin/zu einem Lehrer und der Wunsch nach Wissen, der in einem brennen sollte. Das konnte ich alles bieten.
Meine Schülerzeit wurde als eine Vorstufe beschrieben. Die beiden mir zu vermittelnden Grundlagen waren eine umfangreiche Persönlichkeitsbildung (immerhin sollte ich wissen, was ich wirklich will, bevor ich die Techniken lerne, um meinen Willen durchzusetzen) und das Fühlen eines Grundvertrauens in die Gottheit, so dass ich die Angst vor den Dingen abstreifen konnte, die mir noch fremd waren.
Außerdem erhielt ich sozusagen liturgische Grundkenntnisse – einen Einblick in die Glaubensgrundlagen des Covens.
Nach einem Jahr und einem Tag (der alten Formel für solche Bindungen) erhielt ich meine erste Initiation. Beschrieben wurde sie mir im Vorfeld als Akzeptierung des Schülers durch die Gottheit. Dem kann ich nur beipflichten (auch wenn das jetzt ein wenig kitschig klingen mag). Ich war jetzt ein vollwertiges Mitglied im Coven, durfte mitsprechen. Außerdem war es nun an der Zeit, weitere Dinge zu lernen. Namentlich waren dies der Ablauf der Feste im Jahreslauf, die ersten Einblicke in den Ritus und der Ausbau meiner Kenntnisse der Grundkenntnisse im Bereich Mystik und Hexerei.
An dieser Stelle hätte ich jetzt die Möglichkeit gehabt, als einfaches Covenmitglied im äußeren Kreis zu verbleiben. Doch ich entschloss mich gegen diesen magischen Schnupperkurs und bat nach Jahr und Tag erneut darum, eine Initiation zu erhalten. Meine Lehrerin war mit meinen Fortschritten sehr zufrieden. So erhielt ich auch diese Initiation und durfte mich nun Zweitinitiierter nennen.
Meine weiteren Lernaufgaben waren jetzt vielfältig: vom genauen Ablauf der einzelnen Feste im Jahreslauf, über weitere Informationen zum Ritus, die Grundlagen der Energiearbeit (man stelle sich das ähnlich vor wie bei den Chakren – verschiedene Körperregionen waren an bestimmte Energiemuster geknüpft) bis hin zur Handhabung des Zubehörs (kein echtes Coven-Mitglied ohne seine eigene Klinge – und der Erwerb von weiteren Dingen wie Räucherkessel ist zwar optional, aber sehr empfohlen!).
Danach sollte ich mich entscheiden, ob ich weitermache. Die weiteren möglichen Initiationen waren aufgeteilt – es gab eine Initiation, die es mir erlaubt hätte, als Priester zu arbeiten; eine andere Initiation ist für die Heiler vorbehalten etc. Ich entschloss mich erst nach längerem Nachdenken für eine Wahlmöglichkeit.
Meine Lehrerin hatte mir vorher gesagt, dass das Lernen niemals aufhört; man ist das ganze Leben damit beschäftigt. Und sie hat mir auch gesagt, dass die Ausbildung andere Ziele verfolgt als die Beherrschung obskurer magischer Energien. Gemeinsam mit ihr habe ich eine Reihe von Zielen entwickelt, die ich erreichen wollte. Die Wahl meines Berufs oder meiner Berufung in der letzten Weihe hing also davon ab, was ich eigentlich wollte. Wieder war es mein Wollen, das mein Handeln bestimmen sollte.
Was wollte ich? Ich wollte eine Ruhe in Gott finden. Außerdem wollte ich mein Leben in der Zeit anders empfinden – im Jahreskreis, gebunden an die Entwicklung der Welt, der Natur. Ich wollte die Ausbildung als einen Lernprozess begreifen, in dem es nicht darum ging, einen Rang zu erlangen, sondern um eine Art Aufgabeninitation. Und als letztes wollte ich die Aufgabe abarbeiten, die mir meine Lehrerin ganz zu Anfang gestellt hatte – die Aufgabe der Charakterbildung. Ich war in den Jahren bis dahin durch die Ausbildung ein anderer geworden und ich wollte jetzt anfangen, etwas aktiver an der Gestaltung dieses anderen Selbst mitzuwirken.
Etwas über mein Leben in der Zeit kann ich zum Besten geben, ohne zu viel über mich und meine Seele zu verraten. Es war gerade die andere Zeit, die natürliche Zeit des Heidnischen, die mich begeistert hat. Im Heidentum – so wie ich es kennen gelernt habe – ist man eingebunden in größere Bezüge, die einem das Leben strukturieren und überleben helfen. Natürlich bietet eine natürliche Ordnung auch Sicherheit, in dem sie Strukturen schafft und Anleitung gibt. Mir ist das klar; damals war es mir auch klar, aber ich habe trotzdem den engen Rahmen des Mythos gesucht, weil er mir half, anderen Dingen zu entkommen.
Der heidnische Jahreslauf orientiert sich primär an den Vollmonden. Das Jahr hat 13 Vollmonde, die einem helfen, den Kreis der Jahreszeiten zu strukturieren. Weitere wichtige Eckpunkte dieses Jahreskreises sind Winter- und Sommersonnenwende sowie die beiden Tag- und Nachtgleichen. Eigentlich ist es egal, wie man die Feste nennt – bekannte Namen sind Yul, Ostara, Beltaine und Samhain, aber die Feste könnten genauso Rollepöng, Epsol, Flekkna und Schrumbiegel heißen. Wichtig ist, dass man sich durch sie sowohl in den Jahresablauf als auch in einen historischen Kontext eingebunden fühlt, der einem glaubhaft vermitteln kann, dass man über Generationen und Leben hinweg in einer Gemeinschaft steht, die dem Leben Sinn vermittelt.
Dazu kommen die Regeln des Ritus, die weiterhin helfen, die Arbeit mit den Energien zu strukturieren. Während die Zeit am Mond verortet ist, ist der Ort an die Himmelsrichtungen gebunden. Den vier Himmelsrichtungen werden Elemente zugeordnet – von Osten aus im Uhrzeigersinn Luft, Feuer, Wasser und Erde. Und auch die Zeit findet ihren Niederschlag im Räumlichen: Den Himmelsrichtungen sind in derselben Reihenfolge von Osten aus Kleinkind/Kind, junge Frau/junger Mann, Mutter/Vater und Greisin/Greis bzw. die Toten zugeordnet. Der Raum ist nicht länger von der Zeit getrennt und unsere Positionierung beim Ritual war auch immer ein Standpunkt in der Zeit.
Das Ritual eröffnet durch seine Bindung an den Jahreslauf und dessen Bindung an eine heidnische Religion, welche die Schöpfung in einen Sinn einbettete, eine Möglichkeit, Teil einer größeren Wirklichkeit zu werden, die unsere Realität wie schützende Hände umfing. Alleine für dieses Gefühl des geborgen seins, des verstanden seins war es sinnvoll, die ganzen Jahre auf mich zu nehmen.