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e. Asche

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So will ich trachten zu tragen meinen Teil an Leid und dankbar zu empfangen meinen Teil an Freude.

Ich war fast ein Jahrzehnt in diesem Coven. Er hat mir viele Dinge gegeben, die ich gesucht habe – Nähe, Freundschaft, Wärme und Zuneigung. Darüber hinaus erfuhr ich, wie es ist, im Kreis mit anderen Menschen zu arbeiten, wie man gemeinsam Entscheidungen trifft, ohne dass sich nachher jemand ausgegrenzt oder beleidigt fühlt. Ich erfuhr eine Menge darüber, wie es ist, wenn man in Ritualgewänder gehüllt nachts im Wald steht und anfangs nur darauf hofft, dass einen kein Spaziergänger oder gar Polizist erwischt – bis diese Angst durch ein Gefühl des Verzaubertseins vertrieben wird, welches die Unwirklichkeit der Situation in ein Gefühl der Freude verwandelt.

Heute noch gibt es Tage, an denen ich diesem Gefühl nachtrauere. Ich habe meine Lehrerin sehr geschätzt. Gescheitert ist sie am eigenen Anspruch, an sonst nichts. Wer Schüler ausbildet, der muss sich damit abfinden, dass diese Schüler eines Tages fertig ausgebildet sein werden und bei der weiteren Planung der Gruppe mitsprechen wollen. Mit dieser Problematik konnte sie nicht leben.

Sie konnte auch nicht damit leben, dass es mir eigentlich egal war, ob sie die Texte selbst erfunden oder wirklich aus einer jahrhundertealten Tradition übernommen hatte. Wichtig ist nicht die Herkunft einer Inspiration, wichtig ist, ob sie Wirkung zeigt. Und sie hat gewirkt, denn in mir ist ein Feuer geweckt worden, das bis heute nicht erloschen ist. Ich suche Wissen und suche Erfahrungen; ich will mich in meinem Suchen der Gottheit annähern und mein Leben mit dem Gefühl beschließen können, dass ich nach jenem Licht gestrebt habe, welches unser Leben beginnt, begleitet und beendet.

P.S.: Die Zitate an den Kapitelanfängen sind Texte aus den heiligen Texten meines Covens.

Drei Dekaden

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