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Kapitel I Die erotische Partnerliebe

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Die Liebe ist allgegenwärtig. Sie hat viele Gestalten und begegnet uns überall. Sie schaut uns an im normalen Alltag, in herausgehobenen Glücksmomenten und in den Werken der Kunst. Sie macht uns lebendig, sie gibt unserem Dasein den Sinn und den bleibenden Wert. Ohne Liebe wäre unser Leben erbärmlich, ja ohne die Liebe wären wir »nichts« (1 Kor 13,2).

Ob bewusst oder unbewusst, nach Liebe sehnen sich alle. Natürlich setzt auch die Paarbeziehung, die echte, tragfähige Verbindung zwischen den Partnern, immer schon Liebe voraus – eine wechselseitige Zuneigung, die den anderen als wirklichen ›Schatz‹ erlebt. Zwar ist diese Art der Liebe noch keineswegs die Seligkeit. Und sie ist, mit ihrem Geben und Nehmen, gewiss nicht der einzige Weg zum Glück. Aber sie ist ein Weg, ein möglicher Weg zum Himmel.

In jedem Fall hat die Partnerbeziehung eine existentielle Bedeutung. Das wissen besonders die Schriftsteller und Dichter, die das Leben in verdichteter Form auf den Punkt bringen. Es versteht sich von selbst, es entspricht dem Wesen des menschlichen Daseins, wenn die Partnerbeziehung das Thema in der Literatur aller Regionen und aller Zeiten ist. So gibt es wohl keinen Roman, fast keine Märchen oder Legenden, kaum ein lyrisches Gedicht oder sonstige Werke der Weltliteratur, in denen die Liebe – meist als Liebe von Mann und Frau – keine tragende Bedeutung hat und keine maßgebliche Rolle spielt.

Die Liebe ist die Energie, die treibende Kraft, die alles Leben hervorlockt. Sie ist, wie die Musik, eine Himmelsmacht. Auch in den Opern, Operetten und Musicals, in den volkstümlichen Liedern und oft auch in der bildenden Kunst – und natürlich im Kino oder Fernsehen – geht es zentral um die Liebe: um die Paarbeziehung, um die erotisch-sinnliche Liebe, die ja nicht selten als ›ewige‹ Liebe verherrlicht und in allen Tonarten beschworen wird.

Doch die Welt des Musiktheaters und der klassischen Liebesromane scheint vom heutigen Leben weit entfernt. Vor allem dann, wenn die Liebe – wie in den Opern Verdis oder in den Romanen Dostojewskis – mit Gott in Verbindung gebracht wird. Denn von der großen Mehrzahl der Leute, jedenfalls im ›christlichen‹ Abendland, wird die Beziehung zwischen Mann und Frau als etwas rein ›Weltliches‹ angesehen. Die Partnerliebe gilt als etwas nur Diesseitiges, das mit dem ›Ewigen‹, dem ›Heiligen‹ oder gar mit dem Glauben an Gott, an den Gott der biblischen Offenbarung, überhaupt nichts zu tun hat.

Entgegen dieser Auffassung, und mag sie noch so verbreitet sein, glaube ich an die Ewigkeit der Liebe. Ich will gewiss nicht bestreiten, dass die Liebe auch scheitern kann und dass es schwierig ist, sie zu ›lernen‹. Dennoch glaube ich an die Liebe, auch an die Liebe von Mann und Frau, die uns zutiefst beglücken kann, die uns mit Gott in Berührung bringt und die nach Unsterblichkeit verlangt.

Für immer und ewig?

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