Читать книгу Der geschenkte Gaul - Hildegard Knef - Страница 10

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Die Schule ist »fabrik-erfaßt«, Leuchtziffern malen mit Phosphorfarbe für Nachtjäger-Armaturenbrett. Meixner eingezogen. Sonntags werden wir abkommandiert zum Truppenübungsplatz Gardelegen oder Ratenow. Wir singen die bei Bartsch gelernten Liedchen, singen sie fürchterlich, machen ihr keine Ehre. Einmal kommt ein Star, der will dann nicht auftreten nach uns, aber die Soldaten sind dankbar taub, klatschen, freun sich, nicht draußen zu sein an der Front. Montags wieder Leuchtziffern.

Ein »Fräulein Knef, Telefon!« unterbricht Leuchtziffergekleckse. Die Bongers ist dran, sagt: »Der Engel will dich. Ich habe ihm Probeaufnahmen gezeigt, du drehst ab morgen. Sechs Uhr Maske, Babelsberg.«

Erich Engel sitzt im Regiestuhl, nagt an einer Schinkensemmel, der Schinken hängt über den Rand, Semmel mit Schleppe. Käthe Dorsch steht neben ihm, Rudolf Forster hinter ihm, sie sehen mich an. Ich seh’ die Semmel, die Entschwindende, schlucke Spucke, sehe Schinken, sehe Butter. Teilnahmslos kaut er, teilnahmslos guckt er. Die Semmel ist weg, er nimmt Zigarette, Assistent gibt Feuer, er nippt am Kaffee, streicht über schmalen, kahlen Kopf, sagt: »Bitte.« Die Hallenhupe macht dreimal quak quak quak, »Zweihundertdreißig zum ersten Mal«, brüllt der Klappenschläger, die Dorsch gibt Stichwort, der Forster gibt Stichwort, ich sag meinen Satz, sag »Mama« zur Dorsch. »Kopieren«, spricht Engel, steht auf, geht weg. Ich werd’ zum Fragezeichen. War’s gut? fragt das Fragezeichen – aber die sind schon bei der nächsten Einstellung. Der Aufnahmeleiter kommt, sagt: »Sie haben Zeit bis zur Mittagspause.« Ich habe eine Garderobe, eine mit Sofa, ich hab’ ein Drehbuch. »Fahrt ins Glück« steht drauf, und mit der Hand: Rolle Tochter. 6 Wochen Drehzeit – 4 in Babelsberg, 2 in Österreich. Ich bin mißtrauisch. Vor einem Jahr hatte ich einen Drehtag beim Harald Braun, »Träumerei« hieß der Film. Hilde Krahl spielte Klavier, war Clara Schumann, ich mußte zuhören, war schwedische Prinzessin am Hofe – der Braun hatte mich umarmt, gerufen: »Bezaubernd, ganz bezaubernd« –, und nach drei Monaten stand er am Bahnhof Babelsberg: »Da sind Sie ja, mein Kind« – das kam bedrückt –, »tja, wir mußten den schwedischen Komplex rausschneiden. Film war zu lang, nun sei’n Sie man nicht traurig. Ihr Leben fängt erst an.«

Ich hatte wie immer weder Fleisch-, Brot- noch sonst welche Marken, lief während Mittagspause um Hallen, um verlassene Filmschule, fühl’ mich verlassen, fühl’ mich ausgebombt vor Unausgebombten. Meixners Klassiker waren Heimat, die erste seit Zossen, seit Großvater, seit Apfeldiät.

Gemeinschaft, Freundschaft, Brüderlichkeit, Schwesterlichkeit, Einheit, Einigkeit – ich brauchte sie nicht, wollte sie nicht. Kindheitspanik, Kindheitsangst, vergessen, vergraben – entfallen seit Meixner, seit Bonners, seit Gretchen, Luise, seit Ophelia, Viola und Hero. Ich teilte nicht, teilte nicht mit, war Einzelgänger, treuloser, unabhängiger – bis auf die Nachmittage, die Nachmittage, an denen ich laut Ausbildungsvertrag »Liebhaberin mit Charaktereinschlag« war.

Ich schmeckte, ahnte, wollte Schönheit –

Haßte Verbranntes, haßte süßlich-fetten Gestank der Verschütteten, nicht Ausgegrabenen, haßte Vertraulichkeit – Kundenvertraulichkeit hinter Stiefvaters Ladentisch, Biergeruch, Kleistertopf, die mit den Goldzähnen, die immer brüllte: »Nu wird se’n Mächen, kiek mal untern Pullova, wie abjeschnittne Sitronen!«, haßte Hinterhof mit Mülleimerratten, Klosett auf der Treppe, haßte Lebensangst-Todesangst-Fratzen in Kellern, die Bibbermäuler, Faltehändchen, die »Womit-haben-wir-das-verdient«-Kreischer, die gestern noch das Maul so voll nahmen, die sagten: »Mir kann keener«, die auf Frauchen trampelten, weil’s brannte, weil die Decke runterkam und mit ihr zwölf bis vierzehn Wohnungen: haßte die Neidischen, Schadenfrohen, die Rumbrüller, die Gierig-Jovialen, die »Onkels« mit behaarten Pfoten, die dir als Kind untern Rock fassen und sabbertropfend zischen: »Wehe, du sagst es der Mutter, du hast meine Brille kaputtgemacht, kann sie gar nicht bezahlen mit ihrem Schusterladen.« Draufgelatscht waren sie auf den Blechzwicker-Kneifer, hielten dich für dusslig, machten angst, drohten, die Sabberer mit Frau und sechs Enkeln. Haßte die Krankenhäuser, die Säle, das Gestöhne in der Nacht, den Herrn Professor, der Kiefer aufschneidet, Betäubung vergißt, »Halts Maul!« schreit, »Dumme Jöre, reiß dich zusammen!« brüllt, die Kotze, in der du liegst, die Schwester, die grinst, Eisbeutel ins Gesicht knallt, grinst, wenn das Blut aus der Nase in die Kotze läuft. Hasse die Wanzen im Sommer, die abgerissenen Tapeten, verklebten Türen, die Wanzenausräucherei. Hasse den Blick, den schmierseifigen aus »Ein-Kerl-wie-ich«-Visagen, die an Heimatfront so Unabkömmlichen, die mit Feuerpatsche und Helm – Blick rauf, Blick runter; Mal sehn, was sich da machen läßt, nach Alarm sind sie weich, die Mädels –, die bei erster Luftmine die Hosen vollscheißen, Keller verpesten, lieben Gott um höchsteigenen Beistand befragen, wollen ihr »Kerl-wie-ich«-Leben verlängert haben, wollen nicht verzichten auf Fressen, Scheißen, Schmierseifeblick.

Ich hasse, ich haßte, ich hasse.

Ich schmeckte, ahnte, wollte Schönheit.

Ich stehe im Gang, halte meinen Koffer; im Koffer sind Filmkleider. Der Zug ist voll – am vollsten –, voller geht’s nicht mehr. Soldaten, Polizisten, Offiziere, ein paar Zivile. Fenster kaputt, es zieht, Ruß in die Augen. Die Lokomotive kriecht zwischen Bäume, bleibt stehen, Lindwurm sucht Kopfschutz, steckt Kopf in Sand, wird nicht gesehen, weil nicht sieht. Über uns Bomber, Jagdflieger. Zwei Jäger kommen, spielen Mäusebussard, gucken mal rein, machen brrr brrr, sind weg – holen Verstärkung, kommen wieder. Der neben mir sagt Himmel, Arsch und Zwirn, springt durchs Fenster, springt auf Schienen und Schotter, reißt Beine nach hinten, reißt Arme nach vorn, brüllt. Aus der Jacke quillt Rotes. Sie wühlen zur Tür, lassen sich fallen, zwischen Waggons, kriechen runter – ich lieg zwischen Puffern, denk: Wenn der Zug jetzt fährt, bin ich Matsch. Er fährt nicht, die Lok brennt. Bussardfamilie weg. Es weint und röchelt, es macht tatütata. Ich sitz’ auf der Böschung, guck’ anderslang. Laufe ein, zwei Stunden – komm’ zum Bahnhof, frag’, wo ich bin – nicht mal Nürnberg. Zwanzig Stunden unterwegs und nicht mal Nürnberg. Um vier Uhr morgens kommt Sonderzug, stottert weiter, verschnauft in Salzburg. Ich sehe Häuser, Häuser mit Dach, mit Fenster, Balkon mit Blumen, sage: Ist Österreich schön. Der mit der roten Mütze und Kelle dreht sich um, glotzt mich an, wird mützenrot, petunienlila, brüllt: Sie meinen wohl Ostmark.

Die Dorfstraße in Schörfling riecht nach Stall, nach Kuh, nach Milch, gelber dicker, nicht blauer entrahmter entmilchter. Der Attersee planscht, hat nichts zu tun mit Krieg, lebt mit seinen Fischen und Fröschen und planscht. Wir drehen diesen Film, das Vorleben der Mutter (Dorsch) verdirbt das Leben des Kindes (ich). Sie hat in einer Bar gesungen, in einem Tingeltangel, das war das Vorleben. Aber zum Schluß werden wahre Worte entdeckt, aufgedeckt, Versöhnendes und Allgemeingültiges wird gesprochen, dann frühstückt man gepflegt auf sonnenbeschienenen Terrassen (im Film), und die gestrenge Großmutter sagt verschmitzt Heiter-Gütiges. Ich hatte Fieber und wußte nicht warum, im Rücken tat’s weh, aber ich sagte keinem was, die Fabrik lauerte in Berlin.

Alike schreibt in Alikesprache: Fitti (Fritz) sei zermermelt (unglücklich), da Augenentzündung, sie hat Schlül (Schlüssel) verloren, sie kocht zwischen Angriffen Marma (Marmelade), E. v. D. (Demandowsky) hat zweimal angerufen, nach Martl (Fräulein Knef) gefragt, Adresse gefordert. Ich sehe ihn stehen neben seinem Fahrrad, vor der Haustür, im Mondlicht. Kühle tief liegende Augen, gerade Nase, schöner, weicher, beherrschter ärgerlicher Mund, helles glattes Haar; lächelnd stand er, sagte: »Sie sind elbisch, ja, elbisch«, ich verstand es nicht, wagte nicht zu fragen, dachte an Elbe, sah keine Verbindung, fragte nicht, weil so gelernt, weil Angst vor Lächerlichkeit, weil Bildung, Allgemeinbildung das Gütezeichen, die Erkennungsmarke, weil Lücken nicht preisgegeben werden, geschlossen sein müssen ab fünfzehn oder so, man vergibt sich was, also man fragt nicht mehr, hat nie gefragt: was wann wer warum. Ich sehe ihn vor mir, unlächerlich neben lächerlichem Rad. Ist Herr, ist einer, der Autorität hat, einer, der keine Requisiten braucht, um Herr zu sein, einer, der Panik meistert, Ängste weglächelt, denkt, wo andere gedankenlos. Ein Beschützer, den ich vielleicht mal fragen kann, was elbisch heißt.

Nach drei Wochen sind sie vorbei, die Außenaufnahmen, der Aufnahmeleiter verteilt Reisegenehmigungen, Bestätigungen, Ufa-Pässe, Fahrkarten, Kennkarten, Anmelde-, Abmeldeformulare.

Berlin ist älter geworden, zerrütteter, zerstörter. Noch vierzehn Tage Drehzeit in Babelsberg, noch vierzehn Tage Frist, Fabrikfrist. Erich Engel raucht, trinkt Kaffee, ist karg, gleichgültig, nicht redebereit, streicht Stirn, streicht Glatze, gibt Anweisungen, höflich, leise. Die Filmmuster sehe ich nicht, das Betreten der Vorführung ist untersagt. Von Krieg wird nicht gesprochen, nicht in der Kantine, nicht im Maskenbildnerraum, nicht im Atelier.

Alike starrt allabendlich auf astrologische Hieroglyphen, rechnet hin, rechnet her, murmelt zermermelt: »Wir werden getrennt, Martlchen, du hast ein Marsquadrat, ein grauenvolles, ganz füchtervolle (furchtbare) Zeiten kommen, mein armes Kind.« Sie sieht mich an mit dem Frühzeitig-verschieden-Blick. »Nicht wahr, Fitti, füchtervolle Zeiten.« Fritz trug eine breite, schwarze Binde um Kopf und Augen, sah nicht, sagte nichts, ein stummer Cassanderich. Die Entzündung war schlimm geworden, er durfte die Binde nicht mehr abnehmen, wir führten ihn in den Keller, setzten ihn hin, führten ihn wieder rauf, legten ihn aufs Bett, er sagte nicht danke, nicht bitte, er war taub und blind, wollte taub-blind sein. Mein Fieber kam wieder, der Arzt sagte Nierenentzündung, Mandelvereiterung, Sie brauchen Fett, Obst und so. Unterernährt sagte er nicht, das wäre defätistisch gewesen.

Manfred Edward kam, er hatte ein großes, unförmiges Paket unterm Arm, brachte mir seinen Mumiendeckel, den aus der Grolmanstraße. »Er soll Sie schützen«, sagte er, »er soll Sie schützen vor dem, was kommen wird, was kommen muß. Ich habe Vertrauen zu Ihnen, morgen muß ich mich wieder melden, komme zurück zum alten Truppenteil oder was davon übriggeblieben ist.« Er war dünn, die rauhe, graue Uniform schlabberte um ihn herum, war jung und alt zugleich.

»Haben Sie noch Schmerzen von der Verwundung?« – »Na, es geht, man muß froh sein, daß es nicht die Augen …« Er stockte, sah verstört auf Fritz. Im Flur sagte er: »Es ist gut, Sie wiederzusehen, Sie sind so positiv, so voller Pläne, das gibt einem den Glauben wieder, jedenfalls ein bißchen.«

»Was soll ich mit dem Mumiendeckel«, fragte ich Alike, »ist der was wert?« Sie sagte ja. Ich schleppte ihn in den Keller Nacht für Nacht und ärgerte mich. Einmal packte ich ihn aus. Ein lächelndes, friedliches Gesicht; es sah mich an, sah weg, schien ernst zu werden, schien wieder zu lächeln.

Nur Berufstätige dürfen noch mit der S-Bahn fahren, wir werden kontrolliert, die Ausweise geprüft, am Schalter, im Zug, auf den Bahnhöfen, doch abends steht Großvater vor der Tür, er ist gelaufen, vom Nollendorfplatz nach Zehlendorf. Morgens um fünf gleich nach dem Alarm ist er losgegangen. Er steht da, staubig-weiß, gerade, lächelnd, hat eine Tüte in der Hand, sagt: »Tag, mein Kind.« Er geht mit seinen knarrenden Schuhen die Treppe rauf, schüttelt lange Alikes Hand, setzt sich auf den Küchenstuhl, macht seine Tüte auf und sagt: »Nun iß man erst.« Schmalz hat er und Brötchen, woher, sagt er nicht, sagt nur: »Iß jetzt.« Er will gleich wieder weg, will nicht zur Last fallen. Alike überredet ihn, er schläft auf zusammengerückten Sesseln, will weder meins noch Alikes, noch Fritzens Bett übernehmen, klopft mit dem Zeh dreimal gegen die Lehne, will aufstehen um drei, will sich nicht aufdrängen. »Hast du von Mutter gehört?«, fragt er. »Ja.« Ich zeige ihm den letzten Brief: »Es klopft morgens laut an meine Garagentür, ich ging hinaus und rief in die Dunkelheit, niemand antwortete, ich denke, dir ist etwas passiert.« Er sieht mich an, als wolle er sagen: Phantastereien, sagt’s aber nicht, seufzt, liest weiter: »… beinahe stündlich fliegen die Bomber über Uelzen hinweg, Richtung Berlin. Ein Tiefflieger hat Heinz auf dem Schulweg beschossen. In der Schule haben sie den Karnickellauf gelernt, das hat ihn gerettet. Das einzige, was sie heute lernen, ist zu überleben. Mach dich aus dem Staube, bevor die Russen kommen. In Ostpreußen wird gekämpft, Hamburg und Münster sind zerstört. Tante Herta hat mir Lorbeerblätter geschenkt, wenn ich nur wüßte, in was ich sie hineinkochen soll.«

»Ich mache einen Film«, sage ich.

»Ja, mein Kind.«

»Mit der Dorsch und dem Forster.«

»Aber ja.«

Er wußte es schon immer, ist verärgert, daß es noch nicht geschehen ist mit dem großen Ruhm, der Anerkennung, ist verärgert, daß ein Krieg mich aufhält. Nachts sitzt er neben mir im Keller, er hält meine Hand, ist ruhig, sitzt andächtig wie bei einem Kurkonzert, blickt verächtlich auf Geduckte. »Bleib doch noch hier bei Alike, du kannst doch nicht zurücklaufen.« »Doch, ich kann, ich schlafe auch besser in meinem Bett.« Ich küsse ihn morgens, bevor ich ins Studio fahre, umarme ihn plötzlich mit Schuldbewußtsein, mit dem Gefühl, ihn verraten zu haben, ihn allein zu lassen, ihn beschützen zu müssen. Ich umarme ihn, küsse ihn, sage Opa. Er schiebt mich ein bißchen weg, sieht mich an, sagt: »Gott sei mit dir, mein Kind!« Geht ruhig weg mit seinen knarrenden Schuhen, seinem aufrechten, gleichmäßigen Gang.

Am Abend stehe ich in der Apotheke am Teltower Damm, will Augentropfen für Fritz kaufen. Die Frau hört nicht zu, ich sage: »Bitte die Augentropfen für Dippert.« Sie geht in das Hinterzimmer, ich höre Schnauben und Schurren, sie kommt wieder, hat rote Nase, schnüffelt noch ein bißchen. »Ach ja, die Augentropfen.« Ich frage nichts, einer weint immer. Der Sohn ist gefallen oder die Tochter beim Angriff umgekommen, der Sohn – der Mann – der Enkel; die Tochter – die Mutter – die Schwester. Sie gibt mir die Tropfen, ich mach’ die Tür auf, will gehen, die Glocke über mir klimpert ein blödes Plingplingpling, da ruft sie: »Die Russen sind in Warschau seit heute früh.« Ich denke: Ist die verrückt, mir das zu sagen, die hört doch BBC, die hat so viel Angst vor den Russen, daß sie die Angst vor den Deutschen vergessen hat.

Am Bahnhof Babelsberg stehen die Stars, die nicht so Großen, die Großen: die Rökk, die Werner, die Krahl, warten geduldig. Die Bahn ist nicht voll, man drängt, stößt, wühlt nicht mehr. Vor mir schaukelt ein Mann mit zu Berge stehendem Kraushaar, von unsichtbarem Föhn hochgeblasen, emporgehalten, dort verharrend, verknautschten Antennen gleich, er rollt Augen, große komische Augen, er rollt sie melodramatisch, und schwingt einen langstieligen Kochlöffel. »Ick bin ausjebombt – und wat jeben mir die Idiotn, die jeben mirn Kochlöffel, wat sachste nu.« Er dreht sich um, erwartet Reaktion, spricht zur Allgemeinheit, bezieht S-Bahn-Fahrer, Volk, Partei, Vorhandene und Nichtvorhandene ein. »Die jeben mir doch tatsächlich einen Kochlöffel.« Er hält ihn hoch, wie bei einer Auktion. »Wat soll ick mitn Kochlöffel, in de Scheiße rührn?« Die Vorhandenen erstarren, sehen so vor sich hin oder auch geradeaus, sind nicht anwesend, haben auf gar keinen Fall vernommen, da geistesabwesend. Er lacht ein fröhliches Mecker-Lachen. Sein Zeigefinger nagelt mich an die Tür. »Wie heißen Sie?« fragt er laut. Das »heißen« läßt einen Lispler erzischen, ein Zisch, einer in Sommersonne geöffneten Seltersflasche gleich. Ich flüstere: »Hilde Knef.« – »Sind Se Schauspielerin, ick brauchn Mädchen wie Sie, ja jenau wie Sie, ick heiße« – wieder sprudelt die Flasche – »Barlog … Boleslav, ick machn Film für die Terra, ›Der jrüne Salong‹, jrüüne Salong, schön unverfänglich, aber kriegswichtig, enorm kriegswichtig.« Der redet sich um Kopf und Kragen, denk’ ich. Denk an Bongers – wie ein Könnten-wir-das-mal-nach-Drehschluß-besprechen-Regisseur sieht der nicht aus. Ich stotterte was von Ufa-Nachwuchs. »Na, denn wer ick die Bongers mal frajen, fährste immer mit dem Zuch? Denn seh ich Sie ja morjen Abend. Wenn der Scheißkrieg, diese ganze Scheißzeit« – dabei detonierte ein Siphon – »vorbei is, denn mach ick Theata, und wenn du was aufn Kasten hast, kannste bei mir spieln, da kommste einfach vorbei, und denn machn wa endlich anständjes Theata.«

In Westkreuz stiegen wir aus und um. »Ick laß von ma hörn«, brüllte er. Wenn de noch lebst, dachte ich, mit der Schnauze wirste wohl nicht mehr lange hören lassen können.

Am nächsten Tag waren letzte Aufnahmen für die »Fahrt ins Glück«, am Bahnhof Zehlendorf sangen die Sirenen, ich rannte den Teltower Damm runter, traf Alike, den verbundenen Fritz im Splittergraben. »Der E. v. D. hat angerufen, wollte dich nachher abholen, führt einen Film vor«, sagte Alike verachtungsvoll.

»Was hast du eigentlich gegen ihn, du kennst ihn doch gar nicht?«

»Er ist ein Nazi.«

»Wieso?«

»Na, sonst wär’ er nicht Chef der Tobis.«

»Liebeneiner ist auch Chef und ist keiner.«

»Der ist eine Ausnahme.«

»Woher willst du das wissen?«

»Man hat so seine Informationen«, sagte sie grandios.

Die Kassiererin vom EVA-Kino saß uns gegenüber, stierte beleidigt auf ihre Koffer, saß ordentlich mit Kopftuch und Handschuhen, blickte beleidigt. »Von der vielleicht«, murmelte ich. Auf dem Weg nach oben sprach Fritz: »Alike hat recht.« Wir blieben stehen, starrten ihn an, sie von rechts, ich von links, er hatte Gewicht, der Satz, wurde aufgenommen, bekam Bedeutung, weil der erste seit Wochen. Es klingelte, E. v. D. stand vor der Tür, sagte: »Ich hoffe, man hat Ihnen ausgerichtet.« Ich sagte: »Ja.« Ging mit. Die fangen an, sich wie sture Eltern zu benehmen, das wollen wir doch mal sehen, wer hier was zu sagen hat. Trotzig-froh ging ich mit. Duwe war da, mit Holzkocherauto, wir fuhren die Straße nach Dahlem. Ich wachte auf, sah auf wippende Zweige, hellgrauen Himmel, es war Sonntag früh, er sagte: »Wie spät wird’s wohl sein?«

»Zehn vor neun«, platzte so raus.

Er drehte sich um, angelte umständlich seine Uhr vom Nachttisch: »Tatsächlich.«

»Ich hab’ ein eingebautes Zeitgefühl.« Ich grinse stolz.

»Du bist ein Kind.« Er zieht an meinem Mittelfinger, sagt: »Du bist ein Kind, schöne Hände hast du, aber deine Nägel, wie ein Junge.« Er lächelt nachsichtig, steht auf, Türen klappen, Wasser platscht.

Ich sehe Kleiderschränke, eingebaute, ordentliche, eine ganze Wand lang, eine Tür halb offen, an der Innenseite ein säuberlich getippter Zettel, oben und unten mit Reißnagel gehalten: 16 Kleider (Sommer), 10 Blusen (weiß). Mit Hand darunter: Eine Bluse (blau), eine Bluse (grün). Gehört wohl Lena, der Frau. Sie hatte einen Film gedreht, den hatte ich gesehen, sie war schön, sie war berühmt, sie hatte Kinder, sie war evakuiert. Es war mir egal. Verheiratet war Bankrotterklärung. Ich hatte Alike gefragt: Muß ich heiraten oder mach’ ich Karriere? Sie sah angestrengt auf ihr Sternenrad, sagte bedächtig: Du mußt nicht heiraten, wenn du nicht willst. Gott sei Dank, hatte ich gesagt. Komisch, daß ich wußte, wie spät es war. Er stand in der Tür, sagte: »Rollst du mir eine Zigarette aus den Kippen im Topf da.« Ich rollte, aber sie fiel auseinander, die Krümel auf Kissen und Teppich, er sah mich strafend an, ich wurde rot, war unordentlich im ordentlichen Haus, ich ging ins Bad, sah das Bidet, hatte keine Ahnung, daß es eins war, drehte am Hahn, war klatschnaß, die Decke auch. »Was machst du so lange?« rief er von unten. »Ich hab’ mir die Haare gewaschen.« »Großer Gott«, murmelte es.

Er saß am Tisch, auf Worpsweder Stuhl vor Worpsweder Schrank, rührte in der Tasse, stand auf, als ich die Treppe runterkam, sah verzweifelt auf die tropfenden Haare, sah auf den gläserklappernden Duwe, setzte meinen Stuhl zurecht, setzte sich, sagte: »Großer Gott, was wäschst du dir die Haare?« Ich muß was sagen, dachte ich. Mir fiel nichts ein. Es gab Butter, es gab Marmelade. Er aß eilig, tropfte Marmelade geschickt auf Brot, kleckerte nicht, aß hübsch, etwas scheu, etwas emsig sah er umher, über mich hinweg, durch mich durch, mit seinem Tag beschäftigt, unsicher, unklar, wie er mich einordnen könnte in seinen Tag. Bleifarbene Augen, und dieser schöne, ärgerliche, spöttische Mund.

Mein Löffel fällt runter, ich frag’: »Wo sind Löffel?« Ich zieh’ am Besteckkasten, er knallt auf den Boden, Messer, Gabeln, groß und klein, Tortenheber, Bratenmesser, Geflügelscheren, sie donnern, springen, klirren um mich rum. Es klingelt, Duwe geht zur Haustür, meldet: »Die gnädige Frau.« Da ist sie schon, russische Großfürstin, trägt Muff, trägt Hut und Schleier, hat schiefe, schwarze Augen, nimmt beringte Hand aus Muff, streckt sie aus, sagt: »Grüß dich, mein Junge.« Er wischt Mund mit Serviette, küßt die ausgestreckte. Sagt: »Mama, ich möchte dir Fräulein Knef vorstellen.« Ich steh’ auf, weiß nicht, ob ich nun die Hand schütteln, reichen, geben soll, steh’ vorsichtshalber da, eingeklemmt zwischen Stuhl und Tisch. »Laßt euch nicht stören«, tönt es, »Gott, sind die Züge unpünktlich, unerträglich, und voll waren sie auch, ich versteh’ das nicht, kein Mensch hat eine Fahrgenehmigung, und die Züge sind voll und das am Sonntag. Unglaublich. Schwester Amalia wurde ganz elend.« Hinter ihr taucht Schwester Amalia auf, mit weißem Häubchen, weißem Haar, um Vergebung lächelnd, sie hat eine Rotkreuzbrosche unterm Kinn, weißen Kragen, weiße Manschetten. Die Großfürstin sieht die Besteckbescherung, ruft: »Was ist denn hier passiert?« Er blinzelt, sagt: »Ist mir heruntergefallen.« Sie klatscht in die Hände: »Ach, Duwe, würden Sie das wegräumen, und bitte noch zwei Gedecke.«

»Ich muß jetzt gehen«, sage ich. Ich hatte die Strümpfe, die einzigen, gestopften, genähten, reparierten, einzigen seidenen an. Wie komm’ ich hier raus, ohne daß sie die Strümpfe sieht? denk’ ich, falte Füße unterm Tisch zusammen. »Das geht doch nicht, mein Kind, Sie werden sich erkälten mit dem nassen Haar, nicht wahr, Ewald?« Ewald sagt »Ja«. Ich seh’ ihm an, daß er »Ewald« nicht leiden kann.

Ich nehme sein Rad, fahre weg, trample um den Grunewaldsee, die Argentinische rauf und runter, zur Krummen Lanke. Ich will nicht teilhaben, will nicht teilhaben lassen, will nicht die Mutter, die Rotkreuztante, will nicht Frühstück mit Butter, will kein Zu-zweit-Leben, will allein, will allein Haus Butter Frühstück Marmelade, will Gastgeber, nicht Gast sein. Ich fahr zum Teltower Damm, es ist Abend. Alike mault. Ich habe Fieber, Halsschmerzen, geh’ ins Bett, morgen Fabrik. Ich such’ Vaters Bild, das vergilbte mit Eselsohren. Ich seh’ ihn an – was ist los? frage ich. Nichts, sagt das Bild, stolz bist du, recht hast du, ich paß auf dich auf, sagt es. Er hat denselben Mund, ja, genau denselben Mund, und die Augen sind ähnlich, tief liegend. Ja, sie sind sich ähnlich.

Zwei Tage später ist er da. »Komm mit«, sagte er. »Ich habe mir Muster angesehen von deinem Film, du bist eminent begabt.« Eminent, denk’ ich – muß ich mir merken. Schönes Wort: eminent. »Wir fangen einen Film an, wir haben keine Besetzung für die weibliche Hauptrolle, ein Bauernmädchen, sehr jung Jahrhundertwendestoff. Du machst morgen Probeaufnahmen.«

Er kommt ins Atelier, alles springt auf, knallt Hacken, verneigt sich, sagt: Herr von Demandowsky – möchte mir erlauben, rücken Stühle, machen Kratzfüße. Er winkt den Maskenbildner: »Warum ist sie geschminkt?« Der stottert, hat Angst, maßlose. »Kennen Sie ihn?« fragen sie später. »Nein«, sag’ ich. Abends leiert er am Grammophon, spielt Bach, ist einsilbig. Nach dem Alarm: »Ich war im Ministerium, sie haben den Film gestrichen. Die Front kommt näher.«

Der Halsarzt Dr. Rode wohnt am Lehniner Platz. Am Bahnhof Zoo rennen sie aufgeregt kopflos panisch, einer steht auf Zehenspitzen, reckt sich über andere weg, ruft heiser: Voralarm.

Es ist immer Voralarm, was regt der sich auf. 3000 sollen’s sein im Anflug auf Berlin, 3000 Amerikaner, da heult’s aus allen Sirenenhälsen, ich drängle, schubse zum Bunker, der ist zu, wegen Überfüllung geschlossen. Sie brummen am blitzblauen Herbsthimmel, sauberes Dreieck folgt sauberem Dreieck, in Pulks fliegen sie, sehr hoch, sehr unerreichbar, sie machen Kleckse, kleine schwarze Kleckse, die größer werden. Ich krieg einen Tritt, schlage hin, schlag Kinn schlag Ohr auf Kies – »Da runter«, schreit einer in Uniform – unter den Sanitätswagen, meint er. Ich roll runter, er nach. Es bebt, es quetscht die Lunge, versengt die Hände, wölbt den Boden, gräbt um, wühlt, der neben mir bäumt sich auf, schlägt mit dem Kopf gegen das Rad, seine Faust holt aus, trifft meine Schulter, er sieht mich an, erstaunt, bleibt erstaunt, ist tot. Es fetzt, faucht, hab Sand, hab Blut in Mund, in Nase, kralle versengte Hände in Boden, ertrinke, ersticke. Der Brandsturm kommt, Hurrikan, Windhose, ich krieche weg vom Wagen, es fegt mich gegen die Bunkermauer, oben fliegen die Dreiecke, machen neue Kleckse, bekleckern das Blau. Ich hämmere gegen Bunkertür, krieche in Nische, will eins werden mit Mauer, mit Steinen, mit Bunkerwand. Es tobt, macht taub, macht blind, macht endlich gefühllos. »Die is dot«, ruft einer. Ich dreh mich, hab blutige Arme, seh Himmel, der nicht mehr blau, spür Hitze, beißende, will sprechen, kann nicht, getrocknetes Blut, muß kotzen, würgen. Steh auf fall hin steh auf. Sie schreien am Kurfürstendamm, sie buddeln, scharren in brennenden Trümmern, eine Frau singt: »Meine Augen, meine Augen«, ein Mann kniet hinter ihr, nimmt Stein für Stein vom brennenden Haufen, sieht mich: »Haben Sie mein Kind gesehen, sie ist sechs, blond, haben Sie mein Kind gesehen, sie ist sechs, haben Sie mein Kind gesehen.«

Seine Nichte hält mich fest, Dr. Rode sitzt, blickt gramvoll, nimmt Pinzette, sagt mit seinem dicken russischen Akzent: »Es tut jetzt weh, ein bißchen.« Er zupft was aus der Lippe, »da haben wir Splitter, und nun Hand.« Er tupft und zupft, kramt im Mund, sammelt sie ein, die kleinen amerikanischen Metallteilchen, guckt mit Bernhardinerblick rauf und runter, sucht bedächtig, wie Affenmutter bei Affenkind, findet was im Knie, im Schienbein, putzt, klebt, träufelt. »Ich muß operieren, Mandeln schlimm, ganz schlimm.« Ich kriege ein Bett in seiner Klinik, neben mir liegt eine blondgefärbte Alte, die stöhnt: »Mein Darm, mein Darm«, die Schwester blickt strafend, zischt: »Machen Sie diesen Lippenstift weg, ich denke jedesmal, Sie bluten«, die hört nicht, stöhnt weiter. Ich hab Feuer geschluckt, mein Hals faucht, die Sirenen heulen, die Schwester nimmt mich, brüllt: »Fallen Sie nicht«, stellt mich in den Flur, zu ebener Erde, da klatscht’s mich an die Wand, da krieg ich Wut, da hab ich genug vom Rumgeblasenwerden, knall mit dem Kopf an die Steine, bleib liegen, die Decke spuckt Kalk, mir in den Mund, in den Feuerhals, den frisch operierten, sie zerren an mir, holen mich raus aus Dunkelheit, Klamotten und Kalk. Der Nebentrakt brennt, Station A ist nicht mehr, Entbindungsstation war mal. Rode sagte: »Es tut jetzt weh, ein bißchen«, gibt Spritze heimlich, schnell unter Laken, Morphium ist rar, wird gebraucht für Schlimmeres, neben mir amputieren sie einen Arm, der Junge brüllt: »Mutter, Mutter.« Rode näht in meinem Hals herum, ich seh die Decke, Blutspritzer formen Landkarte, Fluß, See, gerade Straße, warm wird’s, warm vom Blut, Morphium, schlafen will ich, schlafen schlafen in der Wärme, in dem Blut. Ich seh einen Arm für sich allein, kleine Hand, blonde Haare. Ulkig, denk ich, so’n Arm ohne was dran, einfach nur Arm. Ein Stimmchen flüstert: »Sie haben Besuch.« Ich seh ein Abzeichen auf grauem Revers, Parteiabzeichen, eine Hand greift hinters Revers, greift nach dem Goldnen, läßt es verschwinden in der Jackentasche, sein Gesicht da, wo vorher das Revers: Wie geht’s dir. Du bist in der Partei, will ich sagen, aber es kommt nichts, stumm, geschwollen, stimmlos, ich seh bleifarbene Augen, einen Mund wie Vaters Mund, denke: Du hast das Goldene, wieso hast du das. Er sagt: »Ich war im Ministerium. Ich komm morgen wieder.« Die Blondgefärbte krächzt: »Doller Mann war das, guten Kopp, den sollten Sie heiraten, man muß vorsorgen, lassen Sie sich was schenken. Juwelen, viel Juwelen, die kann man immer gebrauchen, hören Sie auf eine alte Frau.« Ich will schlafen, weg vom Puffmuttergefasel, vom Parteiabzeichen.

Ewald von Demandowsky ist kein Gleichgültiger, kein Mitläufer. Er ist ein Ehrgeiziger, ein Fähiger, ein Beweglicher, der Wurzeln braucht, Wurzeln findet. Ewald von Demandowsky glaubt. Er glaubt an die Herrenrasse, an die Mission, glaubt an die, die berufen zu regieren, zu befehlen, glaubt an Deutschlands Berufung in einer bequemen, gelangweilten Welt, Welt der Kleinmütigen, der Gierigen, die sich Demokraten, die sich Kommunisten nennen. Er ist kein Eiferer, kein Ausrufer. Er macht deutlich, er erklärt, er überzeugt, ist souverän. Ein souveräner Sieger, dem der Sieg selbstverständlich, beinahe uninteressant. Er zitiert Marx, Lenin, Kant, Nietzsche, Jaspers, widerlegt, stimmt zu. Geld interessiert ihn nicht, sein Tod nur am Rande. Drei Ärgernisse machen ihn erreichbar: Er ist klein. Er wäre gern Schauspieler geworden. Er kann Schauspieler nicht leiden.

Da er einen Großteil seines Lebens mit Schauspielern verbringen muß, hat er Magengeschwüre. Er ist 36 Jahre alt. Er plant. Er beeinflußt, bildet Meinungen, führt. Er hat keinen Vorgesetzten, Goebbels ausgenommen. Er verehrt ihn, hat eine Schüler-Lehrer-Beziehung. Übersieht, überhört Schreier, Anbiederer, Mitläufer, Sieg-Heil-Brüller, die Komparserie der Auserwählten. Wer siegt, muß nicht schreien.

Ich habe ihm nichts entgegenzusetzen.

Es sind die Worte der Schule, der Weise, der Geschichtsstunde, des Radios, der Wochenschauen, des Blockwarts. Ich habe ihm nichts entgegenzusetzen, weil die Gegner verschwiegen, weil ihre Sätze verschlüsselt, Geheimsprachen gleich, weil sie vorsichtig mit uns, den Jungen, die das Vorher nicht erlebt.

Artikuliert sind die Gläubigen.

Die Armee Wenk wird die Russen zurückschlagen, die Wlassow-Armee wartet auf Befehl, sich anzuschließen an Waffen-SS, an sich sammelnde Elitetruppen. Der große Schachzug steht bevor. An Niederlage sei nicht zu denken. Der Führer läßt uns nicht im Stich.

Sagt er.

Der geschenkte Gaul

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