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Wildenbruch und der Große Seddiner See

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Die Wildenbruchstraße in Neukölln bin ich als Junge unzählige Male entlanggegangen, ohne zu wissen, wem sie ihren Namen zu verdanken hatte, denn die kleinen Hinweise auf den Straßenschildern gab es damals noch nicht. Irgendwann stieß ich beim Blättern in dem Buch 1000 Wege um Berlin jedoch auf Wildenbruch und nahm sofort an, dass die Straße nach dieser Ortschaft benannt worden war. Irrtum, denn in einem alten Schulbuch meiner Mutter fand sich der Hinweis auf den Diplomaten und Schriftsteller Ernst von Wildenbruch (1845–1909), dem die Hochkultur immerhin das Drama Die Haubenlerche zu verdanken hat. Von Wildenbruch ist in Berlin verstorben, und Berlin hat ihn mit der Neuköllner Straße geehrt.

Durch diese Umstände ist der Name Wildenbruch für mich zu einem Engramm geworden, und immer wieder zieht es mich in die Ortschaft Wildenbruch und damit an den Rand des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Die wuchtige Feldsteinkirche ist ein wahres Highlight, und im Restaurant »Zur Linde« kann man ausgezeichnet speisen. Beim Lesen der Ortschronik stößt man auf die für die brandenburgische Geschichte wichtigen Adelsnamen Quitzow und Rochow. Auch mit einem Golfklub wird geworben, aber ich bin nur Minigolfer. Und eine schöne Badestelle gibt es auch.

Ist vom Großen Seddiner See die Rede, bin ich zunächst immer etwas irritiert, weil es auch den Schmöckwitzer Seddinsee gibt. Sein Bruder bei Wildenbruch hat aber mit Sicherheit das größere Anrecht auf den Namen, denn an seinem einen Ende liegt die Ortschaft Seddin. Und am Westufer des Großen Seddiner Sees kann man wunderschön von Seddin nach Wildenbruch wandern.

Wildenbruch und der Große Seddiner See sind mir so ans Herz gewachsen, dass ich in meinem Roman Kartoffelsuppe oder Das Karussell des Lebens einen an Selbstüberhöhung leidenden Hochschullehrer und naiven Amateurmaler namens Blücher in dieser Region einen Bauernhof kaufen lasse. Die alte Scheune verwandelt er in eine Gemäldegalerie und stellt dort seine eigenen Werke aus. Bei einer Vernissage malt schließlich ein humoristisch begabter Kollege auf das von Prof. Blücher selbst hochgelobte Ölgemälde Sonnenaufgang mit Haubentaucher mit schwarzem Filzstift die Ziffern 1 bis 14 …

Streifzüge durch meine Heimat

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