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7 IN DER SCHATTENSTADT

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„Willkommen im Team“, gratulierte Kalawesi und reichte Luan ein Glas sprudelndes Chambrottelixier.

Mit zittrigen Fingern nahm Luan das Glas und stieß mit Kalawesi an. Noch nie hatte er Chambrottelixier getrunken. Die perlende Energie stieg ihm direkt in den Kopf.

Kalawesi ging vor dem Couchtisch auf und ab. Dabei hielt er sein Glas hoch erhoben. „Der Lunapark begeistert Menschen. Unser Ziel ist es, die beste Unterhaltung der Welt zu erschaffen. Unsere Gäste sollen den Alltag für ein paar Stunden vergessen. Und ist es nicht die schönste Aufgabe der Welt, anderen Menschen Vergnügen zu bereiten?“

Luan hörte mit hochroten Ohren zu und strahlte Kalawesi an. „Ja, genau.“

„Albert wird dich in die Schattenstadt bringen. Er kennt alle Tricks und Kniffe. Er ist schon über siebzig und musste nie einen Kristall tragen. Albert sieht so harmlos aus, dass ihn keiner kontrolliert.“

Es dauerte nicht lange, da kam ein älterer Mann in einer grauen Hausmeisterjacke herein. Er hatte die wenigen grauen Haare sorgsam über den Kopf gekämmt.

„Wir sehen uns“, brummte Kalawesi und strich seiner Ratte über den roten Irokesen. „Luan, ich zähle auf dich. Ich werde persönlich deine Fortschritte verfolgen.“

Luan nahm sich fest vor, Kalawesi nicht zu enttäuschen. Er folgte Albert nach draußen.

„Wo sind wir?“, fragte Luan.

„Das ist Kalawesis Bungalow. Er liegt am Rand des Lunaparks und ist ganz im Stil des letzten Jahrtausends gebaut. Kalawesi hat einen Sinn für Geschichte. Er liebt die Dinge der vergangenen Zeiten. Von hier aus hat man den besten Blick über den Park. Man sieht all das Vergnügen, das Kalawesi erschaffen hat.“

„Wie kommen wir in die Schattenstadt?“

Albert zeigte auf einen verrosteten Betonmischer, der unten vor Kalawesis Haus auf der Straße schwebte. Die Mischtrommel drehte sich langsam. Der zähe Beton schrappte im Inneren gegen die Trommel, wurde von dem Rührwerk angehoben und rutschte auf der anderen Seite wieder knirschend herab.

„Ich kann mich doch nicht in dem Beton verstecken“, sagte Luan ungläubig.

„Vertraue mir!“, sagte Albert und ging den Kiesweg hinab. Die Steinchen knirschten unter seinen Gummistiefeln. Luan folgte ihm wortlos. Er war auf dem Weg zu seinem Traumjob, aber irgendwie hatte er so ein komisches Gefühl.

Luan wusste nichts über Betonmischer, aber ihm war klar: dieser war uralt. Er schwebte kaum über dem Boden und die Generatoren dröhnten so laut, als würden sie nicht mehr Höhe schaffen. Hinten an der Öffnung, durch die der Beton ausgegossen wurde, hing eine verrostete Kapsel, keine zwei Meter lang und nicht breiter als eine Mülltonne. Sie sah genauso verbeult aus wie das restliche Fahrzeug.

Albert zwinkerte Luan vergnügt zu: „Wir verstecken dich in dieser Kapsel und versenken sie im flüssigen Beton. Dort findet dich niemand, bei keiner Kontrolle. Wir haben es schon oft gemacht. Sie brauchen nämlich viel Beton, um die Dunkle Mauer auszubessern und sie noch höher zu bauen.“

Albert kletterte über eine rostige Leiter auf den Betonmischer und schraubte den oberen Teil der Kapsel auf.

„Was passiert, wenn der Beton hart wird?“, fragte Luan unsicher.

„Keine Sorge. So lange sich der Betonmischer dreht, bleiben uns fünf Stunden. Vorher wird der Beton nicht hart. Das hat immer gereicht. Bis dahin sind wir in der Schattenstadt. Länger als zwei Stunden habe ich noch nie gebraucht. Du kannst mir vertrauen.“

Luan war neben Albert auf das Fahrzeug geklettert. Er sah durch die Öffnung ins Innere der Rührtrommel. Wie Kuchenteig wurde die graue Masse gedreht. Knirschend schrappte sie an der rostigen Wand entlang.

Albert lächelte Luan aufmunternd zu. Er zeigte auf die geöffnete Kapsel: „Sie ist gut gepolstert. Du wirst allerdings ein wenig durchgerüttelt werden. Ein Bildschirm mit Unterhaltungsprogramm ist eingebaut, damit dir nicht langweilig wird. Dein ceeBand kannst du da drinnen vergessen. Da ist zu viel Beton und Stahl außen herum.“

Luan fühlte an dem virtuellen Schaumpolster. Sanft ließ es sich eindrücken. Es fühlte sich unendlich weich an. Nicht so unbequem wie Kalawesis altmodische Polstermöbel.

„Hinein mit dir. Die fünf Stunden laufen bereits. Ich weiß nicht, wie viel Verkehr heute auf den Ringstraßen ist“, sagte Albert. Er klopfte gegen den Betonmischer.

Luan ließ sich mit den Füßen voraus in die Kapsel rutschen. Sie war eng. Von allen Seiten drückte Luan gegen die Schaumpolsterung. Er atmete schnell. Er versuchte sich zu beruhigen.

„Habe ich eine Verbindung zu dir in die Fahrerkabine?“, fragte Luan nervös.

Albert schüttelte den Kopf: „Nein, falls sie uns kontrollieren, könnte uns das verraten. Sie dürfen nichts finden.“

Luan schluckte. Der virtuelle Schaum schmiegte sich sanft um seinen Körper.

Albert schloss den Deckel der Kapsel. Er drehte ihn quietschend zu. Kein Geräusch von außen drang mehr hinein. Und dann fiel die Kapsel nach unten. Luans Magen verkrampfte sich, wollte sich gegen den Fall wehren. Doch nur für einen Moment, dann tauchte er tief in den Betonbrei.

Im Rhythmus des Rührwerks wurde er hin und her gedreht, geschoben und gestoßen. Der Betonmischer setzte sich in Bewegung. Luan spürte ein holperiges Gleiten. Das alte Fahrzeug schwebte über die Fahrbahn. Luan wurde übel. Längst wusste er nicht mehr, wo oben und unten war. Er fühlte sich wie eine Rosine im Kuchenteig, der unablässig durchgeknetet wurde. Nervös wischte Luan über sein ceeBand. Der Bildschirm flackerte, zeigte nur noch die Zeit an: 22:00 Uhr. Das ceeBand hatte hier drinnen wirklich keinen Empfang. Ein, zwei Stunden, das würde er aushalten, obwohl ihn das dauernde Gedrehe schon nach ein paar Minuten verrückt machte. Luans Blick fiel auf eine schwarze Bildschirmfolie, die direkt vor seinen Augen angebracht war. Luan berührte die Folie. Sie gab unter seinem Zeigefinger ein wenig nach, schmiegte sich in den Schaum und ein Videobild leuchtete auf. Ein junger Mann strahlte Luan an. Er trug Jeans und ein lässiges T-Shirt. Natürlich wusste Luan sofort, wer das war.

„Hi, ich bin Marc. Marc Bodin. Vielleicht kennst du mich? Ich freue mich, dass du zu uns kommst. Eine große Herausforderung wartet auf dich: Wir wollen die beste Unterhaltung der Welt erfinden und endloses Vergnügen programmieren. Die Menschen sollen den Lunapark lieben und dort den anstrengenden Alltag, die Schule, den Beruf, all die Sorgen vergessen. Wir arbeiten hart dafür, aber trotz der Arbeit werden wir auch gemeinsam Spaß haben.“

Jetzt stand Marc auf einem verschneiten Berg. In der Hand hielt er ein goldenes Snowboard. Lässig ließ er es in den Schnee kippen und stieg darauf. Die Magnetverschlüsse schnappten zu.

Natürlich wusste Luan, wo das Video gedreht worden war. Im Hintergrund sah er die Liftstation. Marc drückte sich ab und stürzte sich den tief verschneiten Hang hinunter. In weiten Schwüngen schrieb er mit seinem Board in den Schnee: Golden Surfer.

Dann bremste er mit einem waghalsigen Schwung ab. Eine meterhohe Schneefontäne spritzte in die Kamera. Hinter unzähligen Schneeflocken hörte Luan Marcs Stimme: „Du kennst ihn sicher, den Golden Surfer, meine neueste Erfindung. Ich freue mich riesig, dass du ab jetzt in meinem Team bist. Lass uns zusammen die coolsten Dinge programmieren. Ich brauche dich!“

Da blendete das schneestaubende Bild von Marc Bodin ab und Kalawesi erschien auf dem Bildschirm. Rüdiger hockte auf seiner Schulter und mümmelte Senf. Kalawesi räusperte sich: „Wir sind stolz, dich in unserem Team aufzunehmen. Nur die Allerbesten schaffen es und du gehörst dazu. Ich gratuliere dir.“

Wie süßer Sirup flossen die Worte. Luan fühlte sich warm und glücklich und müde. Er wurde ganz schläfrig. Mit den Drehungen des Betonmischers taumelte Luan in einen tiefen Schlaf.

Luan musste eine halbe Ewigkeit geschlafen haben, als er seine Augen öffnete. Vom Bildschirm lächelte Kalawesi herab, milde wie ein Vater. Luan lag ganz ruhig da, reglos wie ein Brett. Plötzlich fühlte Luan wieder, wo oben und unten war. Panik peitschte durch seine Adern. Der Betonmischer hatte aufgehört sich zu drehen. Luan riss seine Arme hoch. Mit schweißnassen Fingern wischte er über sein ceeBand: 02:30 Uhr. Das konnte nicht sein. Auf keinen Fall war er schon viereinhalb Stunden in dieser Kapsel. Niemals. Das durfte nicht sein. Er schüttelte seinen Arm, wischte immer wieder über das ceeBand, wollte die Zeit wegwischen. Wie eingebrannt blieb dort 02:30 zu lesen. Ihm blieb nur noch eine halbe Stunde. Dann würde der Beton zu einem Klumpen erstarren und er mittendrin. Wenn sich der Mischer nicht drehte, sogar schneller. Vielleicht lag er längst eingebacken in einem getrockneten Klumpen Beton und wusste es nicht einmal. Was war nur schiefgelaufen? Selbst der virtuelle Schaum schien sich nicht mehr so weich anzufühlen. Luan starrte auf die tickenden Sekunden seines ceeBands. Kalawesi lächelte ihm dabei zu. Nein, es war nicht Kalawesi, nur ein Video von ihm. Wusste Kalawesi, dass er in höchster Gefahr schwebte? Wo war Albert? Luan schrie. Luan schlug seine Fäuste in den Schaum. Aber der Schaum schluckte alles. Seine Schreie und seine Fausthiebe blieben in der Kapsel eingesperrt. Die Uhrzeit klickte weiter. 02:32 zeigten die kühlen blauen Ziffern. Luan wollte die Uhr anhalten, aber wie?

Da fühlte Luan ein Vibrieren. Das Fahrzeug schwankte. Luan meinte, ein leises Rumpeln zu vernehmen, obwohl er wusste, dass der virtuelle Schaum kein Geräusch durchließ. Da wurde Luan angehoben, zur Seite gedreht und plötzlich war er wieder oben und Kalawesi lächelte ihn von unten an. Endlich. Der Betonmischer drehte sich wieder. Luans Blick blieb an der Uhrzeit kleben. Er wagte keinen Moment sie aus den Augen zu lassen. 02:40 glühten die Ziffern in das Halbdunkel der Kapsel. 02:41.

Die Fahrt wollte nicht enden. Luan wusste längst, dass der Betonmischer in einer Minute genau 17 Umdrehungen machte. Er zählte mit. Und ohne einen Blick auf sein ceeBand zu werfen war im klar, dass es mittlerweile 02:53 sein musste.

Mit einem Ruck hörte der Betonmischer wieder auf zu rühren. Der Lastwagen sackte ab. Er hatte angehalten. Luan zitterte. Die Uhr lief weiter. Und endlich wurde Luans Kapsel ganz langsam, Stück für Stück aus dem zähen Beton gezogen.

Wie Rockmusik klang das Quietschen, als der Deckel aufgeschraubt wurde. Luan roch die warme Luft. Die altersschwachen Scheinwerfer des Lastwagens warfen zwei müde Lichtflecke in die Dunkelheit. Luan blickte in Alberts aufgerissene Augen. Schweiß rann Albert über die Stirn und hektische rote Flecken überwucherten seine Wangen. Wie dunkelblaue Schnüre traten seine Adern auf dem Hals hervor. Seine Haare waren von der Glatze gerutscht und hingen auf einer Seite herab.

„War verdammt knapp“, murmelte Albert. „Wir sind in eine riesige Kontrolle gerasselt. Die Sipos hätten uns beinahe erwischt.“

„Aber jetzt sind wir in Sicherheit?“, fragte Luan unsicher und stemmte sich aus der Kapsel.

Albert nickte und scheitelte die Haare mit einem dünnen Metallkamm zurück über den Kopf.

Der Lastwagen hockte in einem düsteren Hinterhof, umringt von heruntergekommenen Hochhäusern.

Albert breitete die Arme aus. „Das ist dein neues Zuhause.“

Luan wollte es nicht glauben. Er sollte in einer Ruine leben? Machte Albert einen schlechten Witz?

Ein Robopet bellte. Luan hasste diese Viecher. Wenn sie schlecht programmiert waren, benahmen sie sich beinahe so verrückt wie echte Hunde und die waren zum Glück in Zoos verbannt. RUHL erlaubte nur noch freundliche Robopets. Ob das auch in der Schattenstadt galt?

„Luan, komm! Du wirst erwartet. Kalawesi hat dich angekündigt“, sagte Albert und zog Luan sanft hinüber zu einem fast fensterlosen Hochhaus. Das Bellen wurde lauter.

„Der Aufzug ist hinter dem Haus“, erklärte Albert.

Das Robopet bellte in einem tiefen Bass. Da sah Luan, wie sich ein zotteliges schwarzes Vieh, groß wie ein Kalb, aus der Dunkelheit löste. Es sprang auf ihn zu. So etwas wäre in Mallinport niemals zugelassen worden.

In diesem Moment kippte der Mond zwischen aufgerissenen Wolken sein puddinggelbes Licht herunter. Die weißen Zähne des Robopets blitzen auf. Luan drängte sich dicht an Albert.

Der schwarze Köter war höchstens noch einen Satz von Luan entfernt. Schwer wie ein Kartoffelsack sprang das Monster Luan an. Luan stolperte rückwärts. Er spürte die riesigen Pfoten auf seinen Schultern. Panisch spannte Luan alle Muskeln an. Warum half ihm Albert nicht?

Da drückte ihm das Robopet seine Zunge wie einen nassen Waschlappen ins Gesicht, schlabberte ihn ab. Wieder und wieder. Schlürfte und sabberte. Riesige dunkle Augen strahlten Luan begeistert an.

„Nacho“, hörte Luan eine Stimme. „Nacho, komm sofort her!“

Ein Junge tauchte hinter dem Hochhaus auf. Er hob eine Hand und winkte Albert zu, als hätte es keine Eile, Luan von dem durchgeknallten Robopet zu befreien. Die dunklen Locken des Jungen standen in alle Richtungen ab. Beim Friseur war er bestimmt schon lange nicht mehr gewesen. Der Junge war in etwa so groß wie Luan, aber breiter. Er machte den Eindruck, als könnte ihn nichts so schnell aus der Bahn werfen.

„Hallo, Pablo“, sagte Albert und zwinkerte: „Nacho hat wohl einen neuen Freund gefunden. Darf ich vorstellen: Das ist Luan. Kalawesi schickt ihn zu euch. Luan, das ist Pablo von den Schattensurfern.“

Luan fühlte sich ziemlich bescheuert. Da hing dieses Riesenvieh auf ihm und schlabberte ihn ab. Cool sah anders aus.

„Nacho, komm sofort her“, rief Pablo.

Nacho gehorchte kein bisschen und klatschte Luan immer wieder die Zunge ins Gesicht.

Endlich zog Pablo das zottelige Robopet von Luan herunter.

„Tut mir leid“, sagte Pablo. „Manchmal hört er einfach nicht. Ein Hund ist eben kein Robopet. Aber trotzdem, Nacho ist ein lieber Kerl.“

Luans Knie zitterten. Ihm wurde ganz schwummerig: „Du willst sagen, das ist ein echter wilder Hund?“

„Klar, ein echter Hund schon, aber wild ist er nicht.“ Pablo tätschelte dem zotteligen Hund über den Kopf.

„Er hätte mich auffressen können“, beschwerte sich Luan. Er wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht.

Pablo grinste: „Du musst dir keine Sorgen machen, an dir ist ja nichts dran. Nein im Ernst, Nacho ist ein lieber Kerl. Der tut niemandem etwas.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Schön, dass du hier bist, Luan. Kalawesi hat uns schon einen Starprogrammierer angekündigt, ein echtes Talent. So jemanden können wir bei den Schattensurfern immer gebrauchen.“ Pablo klopfte Luan auf die Schulter. „Jetzt komm erst einmal mit. Dir ist sicher ganz übel von dem Betonmischer. Das Ding ist schlimm. Aber Kalawesi vertraut dieser Rostlaube.“ Pablo schlug mit der Faust auf die Motorhaube.

„Heute war es schrecklich“, sagte Albert. „Die Sipos hätten uns beinahe erwischt. In Zukunft werden wir die durchsichtige Seilbahn über die Mauer nehmen. Nächste Woche haben wir sie endlich einsatzbereit. Luan, ich wünsche dir viel Glück bei den Schattensurfern. Wir sehen uns bestimmt wieder. Macht es gut, Jungs!“

Albert drehte sich um und kletterte ins Führerhaus des Betonmischers. Rumpelnd setzte er den Motor in Bewegung. Dann fuhr er rückwärts aus dem Hof und die müden Scheinwerfer des Lastwagens verschwanden in der Nacht.

„Cooles ceeBand“, sagte Pablo.

Stolz strich Luan über den biegsamen Bildschirm um seinen Arm. In hellblauem Licht leuchteten blubbernde Blasen auf.

Pablo führte Luan auf die Rückseite des Hochhauses. Ein gläserner Aufzug schimmerte an der Außenwand wie ein Kristall. Er wollte so gar nicht zu dem heruntergekommenen Haus passen.

„Den haben wir selbst gebaut. Wir hatten das ewige Treppensteigen satt“, erklärte Pablo und schob Luan hinein. Luan bemühte sich, dem Hund nicht zu nahe zu kommen. Doch da stupste ihn dieses Tier schon wieder mit der Schnauze.

„Toller Aufzug“, stammelte Luan, aber seine Knie fühlten sich quarkweich an und sein Magen rebellierte. Luan hatte panische Höhenangst. So ein gläserner Aufzug war wirklich nichts für ihn.

Pablo tippte den Code. Ein grünes Licht blinkte und der Aufzug schwebte nach oben. Luan drängte sich an die Rückwand. Er hielt die Luft an. Nur nicht nach unten schauen. Im fünften Stockwerk bremste der Aufzug sanft ab. Die Wand hinter ihm schob sich auf und Luan stolperte rückwärts in eine strahlend weiße Eingangshalle. Wie das Innere eines halbierten Tischtennisballs sah sie aus. Die Wände liefen oben in einer Kuppel zusammen. Ein runder weißer Tresen stand in der Mitte und dahinter schwebte in einem bunten Hologramm der Schriftzug: Schattensurfer.

Ehrfürchtig starrte Luan das Hologramm an.

Nacho tappte auf seinen schmutzigen Pfoten über den glänzend weißen Boden.

„Ist schon ziemlich spät“, sagte Pablo und zog Luan am Tresen vorbei. „Die anderen schlafen längst. Morgen beim Frühstück lernst du sie kennen. Ich bring dich in dein Zimmer.“

„Und Marc Bodin?“, fragte Luan.

Pablo nickte: „Ja, ja manchmal ist Marc unser Gast. Aber er hat viel zu tun.“

Pablo führte Luan in ein Zimmer, mit eigenem Sofa und schwebendem Flauschbett aus wolkenweichem Schaum. Die Wand bestand aus einem riesengroßen Bildschirm, sicher fünf Meter breit, nicht so ein winziges Teil wie bei den Häppy Kidz. Auf dem Schreibtisch lagen sorgfältig sortiert Schachteln voller Hochleistungsprozessoren. Die waren lässig vier- oder fünftausend Euro wert.

Luan atmete tief durch. Das konnte alles nicht wahr sein. Und dann ließ er sich einfach auf das Bett fallen. Es schaukelte sanft. Sein Kopf sank in ein riesiges Kissen. Luan schloss die Augen und war im nächsten Moment eingeschlafen.

Sein Lieblingssong von den Galaxeiros weckte Luan am nächsten Morgen. Wohlig drehte er sich noch einmal im flauschigen Bettschaum. Schon lange hatte er nicht mehr so gut geschlafen. Dann kletterte er aus dem Bett. Mit den Fingern brachte er seine Frisur in Ordnung. Luan machte sich auf den Weg die anderen zu suchen und hoffte ein ordentliches Frühstück zu finden.

Die Schattensurfer

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