Читать книгу Braunschweig via Paris - Ida Bauer - Страница 10

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Hab ich doch etwas übertrieben mit meinem Arsch? Seit zwei Tagen keine Reaktion von Marcel. An was kann es denn liegen? Hat er doch nicht so viel Humor? Hat er seine E-Mails noch nicht abgerufen? Findet er meinen Arsch zu fett? DAS ist es!!! DAS kann es nur sein! Buäähääää, wie konnte ich nur so blöde sein und gleich mein größtes Körperteil hinschicken? Der hat bestimmt gedacht: so`ne Büffelhüfte will ich nicht von hinten knallen. Die plötzliche Depression, die über mich hinweg schwappte, hatte ich schon nicht mehr unter Kontrolle. Ich rief meine Freundin Lena an (eine von denjenigen, die Bescheid wissen über Marcel) und klagte voller Wehmut das Desaster. Wie immer hörte sie mir geduldig zu und meinte, ich solle erst mal abwarten, denn so fett wäre mein Arsch dann doch nicht, dass man sich nicht mehr melden muss. Nun gut, vielleicht ist mein Arsch nicht so fett, aber fett ist er schon. Meine Laune befand sich im dreistelligen Minusbereich und ich überlegte, was ich jetzt tun soll. Das Einzige, also wirklich das Einzige, was ich tun kann, ist…ich rufe ihn einfach an! Bevor ich mir hier den Kopp zerbreche, ob und eventuell und vielleicht und könnte und dabei dem Wahnsinn verfalle, rufe ich einfach an.

Einfach? Und was ist, wenn er sagt: Ann-Kathrin, dein Arsch ist mir zu breit? Ich nehme mir fest vor, bevor ich dann anfange zu heulen, ihm zu sagen, dass er der größte oberflächlichste Wichser ist, der frei rumläuft. Heulen tue ich dann erst, wenn ich aufgelegt habe. Genauso mache ich es jetzt. Also ran an die Bouletten, würde Muttern sagen. Ich wähle seine Nummer und es tutet erschreckend lang. Ich wollte schon auflegen, da geht er ran.

<<Hiebleid. >>

Schon mal sehr gut für mich, dass er da ist…dann muss ich diesen Schritt nicht nochmal tun.

<<Hi, ich bin`s…Ann-Kathrin>>, antwortete ich mit einem leichten Zittern in der Stimme.

<<Ja hi…Was hast Du mir denn da für einen knackigen Arsch geschickt?>>

Hä??? Wat sagt er?? KNACKIG??? Mein Arsch??? Wow…diese Aussage katapultierte mich aus dem dreistelligen Minussektor in einen zweistelligen was-habe-ich-nur-für-eine-geile-Laune-Bereich. Ich grinste über alle vier Backen und fand meinen Arsch gar nicht mehr so schlecht. Was doch so`ne Aussage von einem Pimmelträger bewirken kann…

Das Gespräch entwickelte sich wieder mit einer Eigendynamik, dass man später gar nicht mehr weiß, über was man alles gesprochen hat. So ging es die nächsten zwei Wochen weiter und ich freute mich jedes Mal über die Abwechslung in meinem von der Arbeit dominierenden kolumbianischen Nacktschneckenleben.

Ich hatte zwar bisweilen den Eindruck, dass Marcel in seiner Gesamtlebenseinstellung für mich als Optimist doch eine Nuance zu negativ war. Aber wir Weiber haben ja bei Geburt so ein „Helfer-Gen“ mitbekommen.

Somit dachte ich in meiner kleinen naiven Welt: ditte krieg ich schon hin. Auch humortechnisch hatten wir nicht immer die gleiche Wellenlänge, jedoch muss man nicht wie siamesische Zwillinge alles gleich gut oder schlecht finden.

Jeder für sich ist ein Individuum und ich will niemanden anders machen, sondern mich schlicht und einfach nur von ganzem Herzen verlieben.

Bei einem Telefonat fast drei Wochen nach unserem ersten Kontakt, sagte er plötzlich zu mir <<Mensch Ann-Kathrin, stehste auf`m Schlauch oder was? Ich habe es beim letzten Mal schon angedeutet, aber da hast Du es wohl nicht verstanden. Ich will Dich kennenlernen und zwar dieses Wochenende. Treffpunkt vorm Parlament. Den Tag kannst Du dir aussuchen!>>

Ich war in einer Millisekunde schockgefroren. Wie, Wo, Was, Warum??? Dieses Wochenende??? Jetzt mal davon abgesehen, dass ich es ja auch die ganze Zeit wollte, er mich aber ausgebremst hat, weil es ihm zu schnell ging, war das jetzt etwas, mit dem ich noch gar nicht gerechnet hatte. Cool und souverän antwortete ich: <<Okay, können wir machen. Am Samstag um 19Uhr?>>

<<Ja, das ist in Ordnung. Schlaf schön und wir sehen uns am Samstagabend unten im Foyer. Ich freue mich darauf.>>, und er verabschiedete sich.

Ganz ruhig Lander, ganz ruhig. Heute ist Mittwoch, du hast noch gepflegte drei Tage, um Dich und alles drum herum vorzubereiten. Endlich ist es soweit. Wenn`s nach mir gegangen wäre, hätten wir das Treffen schon vor drei Wochen haben können. Dem Ungeachtet ist nun aber die Spannung extrem hoch. So wie bei einem gestrafften Bungee-Seil, wenn unten ein drei Zentner Typ dranhängt. Ich rief gleich Nina, Tine und Lena an, um ausführlich Bericht zu erstatten. Tine war ganz verdattert, dass er sich nun mit mir treffen will. Die hätte keinesfalls so lange auf den gewartet, hat sie geantwortet. Aber gut Ding will Weil haben, heißt es doch so schön. Ich war viel zu bekleistert von dem Typen und seinem Statement, als das ich nach zwei Wochen aufgegeben hätte. Bin sonst doch nicht die Geduld in Person, doch diesmal habe ich mich für meine Verhältnisse echt gewaltig zusammengerissen. Und gerade deshalb bekomme ich in drei Tagen die Belohnung. Oh Gott, oh Gott…was ziehe ich denn an??? Lena und Nina gaben mir Ratschläge, welches Oberteil bei mir vorteilhaft aussah, dass ich mich vorher noch rasieren soll, weil man ja nie weiß, was passiert. Ich meine, rasiert hätte ich mich eh, ungeachtet dessen, heißt das aber nicht, dass ich beim 1.Date mit ihm in die Kiste hüpfe. Nee, ich bin keine Frau für eine Nacht…auch nicht für zwei. So billig verkaufe ich mich und meinen schwerkraft-geschädigten, über 40-jähri

Braunschweig via Paris

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