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Prolog

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Ein entsetzliches Krachen schreckte ihn aus dem Schlaf. Zuerst dachte er schlaftrunken, irgendetwas in der Wohnung nebenan sei kaputtgegangen. Das kam in letzter Zeit häufiger vor, und es wurde auch oft geschrien dabei. Es war Winter, und in dem, was von ihrem Viertel übrig geblieben war, mangelte es an allem. Es gab keine Arbeit, nichts zu heizen, kaum zu essen. Alle hatten diesen müden und zugleich gereizten Ausdruck im Gesicht.

Vor allem sein Vater.

Diesmal aber war etwas anders. Das Schreien kam aus seiner eigenen Wohnung, aus dem Schlafzimmer seiner Eltern. Dann krachte es erneut, wie von splitterndem Holz, dieses Mal begleitet von einem lauten Klirren. Das Fenster. Sein Vater würde niemals das Fenster zerschlagen. Schon gar nicht bei dieser Kälte.

Er hörte Stimmen, fremde Stimmen, und plötzlich bekam er entsetzliche Angst. Seine Mutter rief irgendetwas, aber es ging unter im allgemeinen Gejohle und Gelächter. Eine Tür barst. Er hörte seinen Vater aufschreien, es klang dumpf und schmerzverzerrt. Die fremden Stimmen wurden lauter, und nun konnte er sie verstehen. Sie wollten Geld und riefen etwas von Wegjagen. Sein Vater antwortete nicht, aber er hörte seine Schmerzenslaute, als sie auf ihn einschlugen. Die Angst wurde unerträglich, und er spürte, wie sich alles in ihm verkrampfte.

Dann flog seine Tür auf. Licht blendete ihn. Bevor er irgendetwas erkennen konnte, war die Gestalt schon über ihm. Er wurde aus dem Bett gezerrt und mit einem Tritt in die Ecke geschleudert. Der Schmerz und der Schock waren so stark, dass sich seine Blase entleerte. Dann bekam er einen furchtbaren Schlag und sah in eine höhnisch grinsende Fratze. Er sah die gelben Zähne, roch den Alkoholatem. Die Augen des Mannes flackerten irre. Er hörte die unerträglichen Schreie seiner Eltern. Ihr Schmerz war überall im Raum, und über ihm war der Teufel. Er versank in einem Meer von Panik, als ihm seine ganze Schutzlosigkeit klar wurde. Dann packte ihn der Mann am Genick.

»Na, kleiner Kamerad, wo sind die Spardosen versteckt?«

Wieder bekam er einen Tritt in den Bauch. Er bekam keine Luft mehr, und in seinen Ohren dröhnte es, sodass die Kampfgeräusche zu verstummen schienen. Aus den Augenwinkeln sah er den Flur und seine Mutter. Ein riesiger Mann stieß sie vor sich her. Er sah seinen Vater am Boden liegen, zwei Gestalten traten und prügelten auf ihn ein.

Jetzt war die Fratze wieder über ihm. Er sah den weit aufgerissenen Mund irgendwelche Worte formen, aber er konnte sie nicht hören. Er sah die Augen des Mannes und den wütenden Zorn darin. Der Mann schrie etwas und sein durchdringender Blick durchbohrte ihn. Der nächste Schlag traf ihn frontal, er schmeckte Blut. Die Sicht verschwamm, sein Gesicht brannte. Er sah den Mann immer noch schreien, aber hören konnte er ihn immer noch nicht. Er wusste nicht, ob er weinte. Dann holte der Mann noch einmal aus, die Faust und der Metallring rasten auf ihn zu.

Jetzt sterbe ich, dachte er.

Er spürte den Schlag kaum. Bevor er sich darüber wundern konnte, wurde ihm schwarz vor Augen, und er fiel in ein tiefes, stilles Nichts.

Sibirischer Wind

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