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Der Diplomat

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Die Hexe hat mich wieder geschossen, und wie sie geschossen hat! Ich kann nur noch ganz von oben herab schauen, so steif ist das Kreuz. Der Vater meiner Kinder verdonnert mich höchstpersönlich aus Kinderzimmer und Küche aufs Sofa. Dann füttert er eigenhändig seine fünf-, drei- und einjährige Brut und legt die beiden Kleinsten zum Mittagsschlaf fein säuberlich getrennt jedes in sein Bettchen. Der große Christoph bekommt Buntstifte und Malblock und wird mit seinem Kinderstühlchen vor das Telefon postiert.

»Du passt auf, wenn’s läutet, und lässt die Mami schön in Ruhe, hörst du. Ich gehe nach oben in mein Arbeitszimmer.«

Verständlich nach so viel ungewohnter Anstrengung. Vor allem, da sich da oben in der Mansarde auch eine urgemütliche alte Couch befindet.

Christoph ist ein friedliches Kind, besonders wenn er kein Mittagsschläfchen halten muss. Er malt mit Hingabe und heraushängender Zunge die auf meinen Füßen zusammengerollten Dackel, dabei ein wachsames Auge bzw. Ohr immer aufs Telefon gerichtet.

Aus dem Kinderzimmer höre ich Corinna und Viola quietschen. Sie unterhalten sich anscheinend köstlich und befinden sich bestimmt beide, entgegen jeglicher väterlichen Planung, in einem Bettchen. Meine Füße sind durch die Last der Hunde fast taub, aber wenn ich versuche, sie zu bewegen, dann knurren die lieben Tierchen.

Ich überlege gerade, ob ich – Hexe hin oder her – das Urteil des fürsorglichen Ehegatten und angehenden Richters nicht einfach ignorieren soll, da läutet das Telefon.

Christoph lässt Block und Buntstifte fallen, reißt den Hörer ans Ohr und brüllt: »Ja? Hier ist Christoph!«

Pause.

Dann: »Nee, das geht nicht, der schläft …« Er lässt ob meiner verzweifelten Hände und zum Himmel gekehrten Blicke irritiert den Hörer sinken.

Dann begreift er endlich, nimmt ihn wieder auf und sagt: »Also, der schläft nicht, der richtert … aber wecken darf ich ihn trotzdem nicht!« Und peng, knallt er den Hörer energisch auf die Gabel.

Entsetzt frage ich: »Wer war denn dran?«

»Och«, sagt mein Sohn, »bloß eine Dame vom Gericht.«

Er sagt tatsächlich Dame.

Ich lasse mich stöhnend aufs Sofa zurücksinken. Hoffen wir, dass die Dame eine wirkliche Dame und keine Petze ist.

Am nächsten Tag bestätigt uns der Gerichtsassessorvater, dass sie keine Petze ist. Die Dame hat nur gelacht und gesagt, unser Sohn sei ein prima Diplomat!

Ach, du grüne Neune!

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