Читать книгу Insel der nackten Frauen - Psychothriller - Ингер Фриманссон - Страница 10
ОглавлениеSie waren jetzt im Haus. Warum kamen sie nicht hoch? Warum trug sie nicht das Tablett mit dem Kaffee und den Teilchen und dem ganzen Mist ins Schlafzimmer hinauf? Sodass sie zusammen Kaffee trinken konnten. Aber nein. Stattdessen kam sie nur mit einer Tasse für ihn in der Hand, einer Tasse mit irgendeiner verdammten Reklame darauf. Gullvicks Pflanzenschutz. Er hatte sich halb aufgerichtet im Bett, trank schlürfend von dem Kaffee. Diese verdammte Stahlpfanne hatte sie wieder mitgenommen, wer zum Teufel war dazu geschaffen, in so etwas zu scheißen?
Sabina, verdammt noch mal! Komm her!
Die Gemeindeschwester hatte zwei Krücken an die Kopfwand gelehnt. Sie war jung und neu und unbeholfen gewesen. Er konnte diese Dinger nicht benutzen. Das hätte ihr von vornherein klar sein müssen. Er konnte mit dem verdammten Bein nicht auftreten und holte sich bei seinem Gehversuch fast einen Hexenschuss. Der Schweiß brach ihm unter den Armen aus, und er hätte sich beinahe übergeben.
Sabina stand in ihrer schlabberigen Hose im Raum.
»Liebster, mein Liebster!« Ihre kurzen Koseworte drangen zum Bett hinab, zu dem Kissen, auf dem er lag.
»Du musst sie wegnehmen, ich kann nicht.«
Ihre Hände fuhren unter die Decke, es brannte in seinem Hintern, seine nackte, müde Haut. Er hing fest, rote Abdrücke, sie musste ziehen und zerren.
»Was sollen wir nur tun, Carl Sigvard? Was sollen wir denn nur tun?«
»Zum Teufel, das weiß ich auch nicht.«
»Aber das muss doch raus! Du bist ja immer verstopfter.«
»Es wäre gegangen, wenn alles wie immer wäre und ich rauskönnte.«
Er zog sich sonst immer in das Plumpsklo hinter dem Haus zurück, das alte, unmoderne stille Örtchen, weil er bei derart privaten Geschäften seine Ruhe haben musste. Vor allem, wenn Adam im Haus seine Kreischmusik in voller Lautstärke donnern ließ, sodass nicht einmal seine Mutter den Lärm abstellen konnte.
»Sollen wir die Gemeindeschwester fragen?«, sagte sie jetzt. »Sollen wir sie bitten herzukommen, sie kann dir bestimmt ein Mittel verschreiben, heutzutage gibt es doch so viele Möglichkeiten. Du bist bestimmt nicht der Erste, der solche Probleme hat.«
Sie versuchte zu lachen. Er warf die Zeitung so heftig weg, dass sie zerriss.
»Was macht ihr eigentlich da unten in der Küche?«
»Wie meinst du das?«
»Was treibt ihr da? «
»Aber wir sind doch gerade erst zurückgekommen, wir sind bis jetzt draußen auf der Insel gewesen.«
»Ja, das weiß ich auch.«
Er schwieg, stierte aus dem Fenster. Die Sonne schien, und er sah leuchtende Farben.
»Wir haben mittlerweile auch alle im Stall«, sagte sie vorsichtig. »Alle außer einem. Er ist draußen auf Skamön geblieben.«
»Draußen geblieben?«
»Ja, leider.«
»Wie das, ist er ertrunken?«
Sie zog die Unterlippe in den Mund, hielt sie zwischen den Zähnen fest, saugte Luft ein.
»Nein.«
»Was war denn dann?«
»Hardy musste ihn erschießen. Er und Adam sind jetzt draußen, er kümmert sich um das Fleisch. Wir werden versuchen müssen, es loszuwerden, ich werde mit den Nachbarn sprechen.«
»Warum musste er ihn erschießen? Hatte er sich verletzt?«
»Ja.«
»Also sind sechstausend Kronen zum Teufel.«
»Nein, nein. Ich werde mal mit dem Gasthof reden, die kaufen gerne ein bisschen Fleisch schwarz, das haben sie früher auch schon mal getan.«
»Dann ist Hardy jetzt da draußen?«, sagte er nach einer Weile.
Sie nickte.
»Hardy und Adam. Tobias ist hier geblieben. Er hilft mir beim Rasieren.«
»Aha.«
»Aber jetzt sind wir kurz reingekommen, wir hatten Lust auf eine Tasse Kaffee.«
»Hör mal . . .« Diese abrupten Stimmungsschwankungen, das war doch früher nicht so gewesen, ihre Konturen verschwammen, sie saß vor ihm, und er sah sie doppelt. »Könntet ihr dann nicht ein bisschen hochkommen? Du und der Junge, ich meine Tobias. Könnt ihr euch nicht ein wenig zu mir setzen? Es ist so verdammt einsam hier oben, könnt ihr das nicht machen?«
Sie streichelte ihn ums Kinn, und seine Augen wurden feucht.
»Sicher, Carl Sigvard. Du weißt doch, dass wir das tun. Aber nicht jetzt, dazu haben wir wirklich keine Zeit. Das verstehst du doch, Liebling, du weißt doch, wie viel wir im Moment um die Ohren haben. Aber heute Abend kommen wir zu dir.«
Er schluckte, hatte das Gefühl, einen Krampf im Hals zu haben und konnte nicht sprechen.