Читать книгу Verfluchtes Drachenherz - Inka Loreen Minden - Страница 6
Kapitel 1 – Einsamkeit
ОглавлениеNacht für Nacht ein Gefangener in seinem eigenen Kerker zu sein und in seinen Fesseln zu toben, zermürbte Loan und machte ihn unendlich müde. Während er nackt und völlig ausgelaugt die kalten Steintreppen nach oben schritt, wurde sein Herz mit jeder Stufe schwerer. Eine staubige Glühbirne flackerte und gab schließlich ihren Geist auf.
Genauso fühlte er sich auch: wie eine alte, ausgebrannte Lampe. Dabei war er gerade einmal neununddreißig Jahre alt, oder besser gesagt: schon! Zwar alterte er minimal langsamer als gewöhnliche Menschen, aber er hatte nicht mehr ewig Zeit.
Loan schnaubte belustigt und traurig zugleich, weil er sich wieder einmal in einem Film gefangen glaubte, der jeden Tag gleich begann.
»Und täglich grüßt das Murmeltier …«, knurrte er und schmunzelte kurz darauf, als er dachte: Und täglich grüßt das Eichhörnchen. Wie immer würde er von seinem Butler mit einem wunderbaren Frühstück empfangen werden – seinem ersten Lichtblick dieses grauen Tages.
Loans bequemes Bett lockte ihn zwar auch wie jeden Morgen, doch er durfte keine Sekunde vom Rest seines Lebens verschwenden, wenn er nicht wollte, dass er der Letzte seiner Art blieb. Eigentlich sollte er sich am besten sofort wieder in seine Bibliothek begeben, um im Internet und in seinen alten Büchern nach einer Lösung zu suchen, wie er seinem tristen Dasein ein Ende setzen konnte. Doch er musste sich heute erst einmal um seine Geschäfte kümmern und ein Fest besuchen.
Er lachte humorlos auf und rieb sich die schmerzenden Handgelenke, die ihn täglich daran erinnerten, wie nun sein Leben aussah. Warum vermehrte er überhaupt noch sein Vermögen, wenn er es ohnehin niemandem vererben konnte? Zumindest keinem leiblichen Kind. Stattdessen versteckte er sich auf dieser alten Burg, fernab seiner ursprünglichen Heimat, und sehnte sich Tag für Tag nach etwas, das er wohl nie haben würde. Dieser verteufelte Fluch war einfach zu stark!
Aber auch sein ureigenes Wesen verlangte Befriedigung. Deshalb musste seine verdammte Einsamkeit warten. Er hatte zu arbeiten.