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10. Kapitel: Die Kirche als Trägerin der Wahrheit

1.

Die Kirche erstreckt sich über das ganze Weltall bis an die äußersten Grenzen der Erde. Sie hat von den Aposteln und ihren Schülern den Glauben empfangen, den Glauben an den einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde und der Meere und alles was in ihnen ist, und an den einen Christus Jesus, den Sohn Gottes, der, um uns zu erlösen, Fleisch angenommen hat, und an den heiligen Geist, der durch die Propheten die Heilsordnung Gottes verkündet hat, die zweifache Ankunft des Herrn, seine Geburt aus der Jungfrau, sein Leiden, seine Auferstehung von den Toten und die leibliche Himmelfahrt unseres lieben Herrn Christus Jesus und seine Wiederkunft vom Himmel in der Herrlichkeit des Vaters, um „alles wiederherzustellen“76 und alles Fleisch der ganzen Menschheit wiederzuerwecken, damit vor Jesus Christus, unserm Herrn und Gott, unserm Heiland und König, nach dem Wohlgefallen des unsichtbaren Vaters, „jedes Knie sich beuge derer, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind, und jegliche Zunge ihn preise“77 . Dann wird er ein gerechtes Gericht über alle halten. Die Geister der Bosheit und die ungehorsamen Engel, die von Gott abfielen, und die Gottlosen und Ungerechten und Frevler und Gotteslästerer wird er in das ewige Feuer schicken. Den Gerechten aber und Frommen und denen, die seine Gebote beobachtet haben, und die in seiner Liebe verharrt sind teils von Anfang, teils seit ihrer Bekehrung, denen wird er das ewige Leben in Gnaden schenken und mit ewiger Herrlichkeit sie umkleiden.

2.

Nun wohl, diese Botschaft und diesen Glauben bewahrt die Kirche, wie sie ihn empfangen hat, obwohl sie, wie gesagt, über die ganze Welt zerstreut ist, sorgfältig, als ob sie in einem Hause wohnte, glaubt so daran, als ob sie nur eine Seele und ein Herz hätte, und verkündet und überliefert ihre Lehre so einstimmig, als ob sie nur einen Mund besäße. Und wenngleich es auf der Welt verschiedene Sprachen gibt, so ist doch die Kraft der Überlieferung ein und dieselbe. Die in Germanien gegründeten Kirchen glauben und überliefern nicht anders als die in Spanien oder bei den Kelten, die im Orient oder in Ägypten, die in Lybien oder in der Mitte der Welt. So wie Gottes Sonne in der ganzen Welt eine und dieselbe ist, so dringt auch die Botschaft der Wahrheit überall hin und erleuchtet alle Menschen, die zur Erkenntnis der Wahrheit kommen wollen. Der größte Redner unter den Vorstehern der Kirche kann nichts anders verkünden, denn niemand geht über den Meister; und auch der Schwachbegabte wird nichts von der Überlieferung weglassen. Es ist nur ein und derselbe Glaube, ihn kann nicht vermehren, wer viel versteht zu reden, nicht vermindern, wer wenig spricht.

3.

Wenn nun einzelne mehr als die andern verstehen und wissen, so haben sie keineswegs eine andere Lehre, oder einen andern Gott neben dem Urheber und Schöpfer und Ernährer des Weltalls, gleich als ob ihnen dieser nicht genüge, noch einen andern Christus oder Eingebornen. Ihre höhere Kenntnis besteht vielmehr darin, daß sie den Inhalt der Parabeln verarbeiten und dem Fundament des Glaubens einverleiben, daß sie das Ziel und die Absicht Gottes mit der Menschheit klarlegen, und die Langmut Gottes bei dem Abfall der ungehorsamen Engel, wie bei dem Ungehorsam der Menschen. Sie erörtern, warum ein und derselbe Gott dieses zeitlich, jenes ewig gemacht hat, dies himmlisch, jenes irdisch; sie bemühen sich, zu verstehen, warum der unsichtbare Gott den Propheten nicht in einer, sondern in verschiedenen Gestalten erschien, weshalb mehr als ein Bund mit der Menschheit geschlossen wurde, und welches die besondere Art eines jeden war. Sie suchen zu erforschen, warum Gott „alles im Unglauben verschlossen habe, um sich aller zu erbarmen“78 , und dankbar zu verstehen, warum das Wort Gottes Fleisch geworden ist und gelitten hat, und warum die Ankunft des Sohnes Gottes in den letzten Zeiten stattfindet, d. h. der Anfang am Ende erscheinet. Sie legen auseinander, was in den Schriften über das Ende und die letzten Dinge enthalten ist und verschweigen nicht, warum Gott die einst verstoßenen Heiden nun zu Miterben, Tischgenossen und Mitbürgern der Heiligen gemacht hat. Sie verkünden, auf welche Weise „dieses sterbliche Fleisch anziehen wird die Unsterblichkeit, das Vergängliche die Unvergänglichkeit“79 und „wie das Nichtvolk zum Volk und die Nichtgeliebte zur Geliebten geworden ist“80 , und wie „mehr Kinder die einsame hat, als die, welche den Mann hat“81 . In Bezug auf diese und ähnliche Stellen rief der Apostel aus: „O Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Wie unerforschlich sind seine Urteile und wie unergründlich seine Wege!“82 Darin aber besteht nicht ihre höhere Kenntnis, daß sie über den Schöpfer und Demiurgen hinaus noch als Mutter die Enthymesis eines verirrten Äonen ersinnen und so bis zur Gotteslästerung sich versteigen. Auch lügen sie nicht über diese wieder hinaus noch ein Pleroma, oder dreißig oder ein ganzes Volk von Äonen hinzu. Solche Lehrmeister sind wahrlich von der göttlichen Einsicht verlassen. Die gesamte Kirche aber, wie gesagt, hat nur einen und denselben Glauben, verkündet nur diesen für die ganze Welt.

Fünf Bücher gegen die Häresien

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