Читать книгу Fünf Bücher gegen die Häresien - Irenäus von Lyon - Страница 8

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3. Kapitel: Allegorische Beweisführung der Valentinianer aus der Hl. Schrift

1.

Das also trug sich nach ihnen innerhalb des Pleroma zu. So geriet der Äon in Leid und wäre um ein kleines zugrunde gegangen, wie er auf der Suche nach dem Vater in der vielen Materie ins Unglück geriet; so wurde infolge seines Kampfes Horos und Stauros und Lytrotes und Karpistes und Horothetes und Metagogeus zusammengefügt, und der erste Christus samt dem Geiste infolge seiner Bekehrung durch den Vater erschaffen, aber später als die Äonen; so auch der zweite Christus, den sie auch Heiland nennen, in gemeinschaftlichem Wirken hergerichtet. Dies ist zwar nicht deutlich geoffenbart, weil ja nicht alle die Gnosis erfassen, aber durch Parabeln hat es der Heiland geheimnisvoll denen gezeigt, die es fassen können. Die dreißig Äonen nämlich sind, wie oben erwähnt, angedeutet durch die dreißig Jahre, in denen der Heiland nichts in der Öffentlichkeit gewirkt haben soll, und auch in der Parabel von den Arbeitern im Weinberg. Auch Paulus spricht nach Ihrer Lehre häufig aufs deutlichste von den Äonen und beobachtet sogar auch ihre Rangordnung, indem er sagt: „Auf alle Geschlechter der Äonen des Äonen“13 . Aber auch wir sollen von jenen Äonen sprechen, wenn wir bei der Feier der Eucharistie sagen: Von Äonen zu Äonen14 . Und wo immer dies Wort vorkommt, da soll es ein Hinweis auf ihre Äonen sein.

2.

Die Entsendung der zwölf Äonen aber soll angedeutet sein durch die Unterredung des zwölfjährigen Jesus mit den Gesetzeslehrern und durch die Auswahl der zwölf Apostel. Die übrigen achtzehn Äonen aber werden dadurch angezeigt, daß er nach seiner Auferstehung von den Toten angeblich achtzehn Monate mit seinen Jüngern verkehrt habe. Aber auch durch die beiden ersten Buchstaben seines Namens — J und E — werden die achtzehn Äonen genau bezeichnet; in gleicher Weise die zehn Äonen durch den ersten Buchstaben seines Namens, deswegen hat der Heiland auch gesagt: „Nicht ein Jota noch ein Strichlein wird vergehen, bis dies alles geschieht“.15

3.

Das dem zwölften Äon widerfahrene Missgeschick wird angezeigt durch den Verrat des Judas, welcher der zwölfte Apostel war, und dadurch, daß er im zwölften Monat litt, denn nur ein Jahr soll er nach der Taufe gepredigt haben. Ferner zeigt sich dies deutlichst an der blutflüssigen Frau. Nachdem sie zwölf Jahre krank gewesen ist, wurde sie durch die Ankunft des Erlösers geheilt, indem sie seinen Rocksaum berührte. Deswegen sprach der Heiland: „Wer hat mich berührt?“16 . Hierdurch lehrte er den Jüngern die oben erzählte, geheimnisvolle Geschichte der Äonen und wie der in das Unglück verstrickte Äon geheilt wurde. Die zwölf Jahre lang blutflüssige Frau bedeutet jene Äonenkraft, die nach außen strebte und in das Endlose ihrer Wesenheit ausfloß; hätte sie nicht sein Gewand berührt17 , so wäre sie eben in ihre Wesenheit aufgelöst worden. So machte er halt und ihr Leiden hörte auf; denn die von ihm ausgehende Kraft, der Horos, heilte sie und befreite sie von ihrem Leiden.

4.

Daß aber der aus dem All stammende Heiland das All selber sei, wird nach ihrer Meinung durch das Schriftwort offenbart: „Alles Männliche, das den Mutterschoß öffnet“18 . Er war nämlich dies All, das den Schoß der Enthymesis öffnete, des leidenden Äonen, und ausgestoßen wurde aus dem Pleroma. Diese nennen sie auch die zweite Achtheit, von der wir später reden werden. Auch von Paulus wird offenbar aus diesem Grunde gesagt: „Alles ist Christus“19 und wiederum: „Alles ist für ihn, und aus ihm ist alles20 und wiederum: „In ihm wohnt das ganze Pleroma der Gottheit21 und schließlich: „Alles erneuern in Christus durch Gott.“22 . So erklären sie diese und andere ähnliche Stellen.

5.

Ihr Horos ferner, den sie bekanntlich auch mit verschiedenen Namen bezeichnen, besitzt nach ihrer Behauptung zwei Tätigkeiten, eine befestigende und eine teilende. Im ersten Sinne heißt er Stauros23 , im zweiten Horos24 . Seine erste Tätigkeit, die befestigende, hat der Heiland angezeigt, indem er sagte: „Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nachfolgt, kann mein Schüler nicht sein.“25 und abermals: „Nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach!“ Seine trennende Tätigkeit aber hat er angedeutet durch die Worte: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“26 . Auch Johannes hat ebendasselbe gelehrt, indem er sagt: „Die Wurfschaufel ist in seiner Hand, er wird seine Tenne reinigen und er wird den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber in unauslöschlichem Feuer verbrennen“27 . Hierdurch hat er die Tätigkeit des Horos angedeutet; denn jene Wurfschaufel bedeutet das Kreuz, welches alles Irdische verzehren muß wie die Spreu das Feuer, und reinigen die, welche gerettet werden, wie die Wurfschaufel das Getreide. Der Apostel Paulus aber hat dieses Kreuz folgendermaßen erwähnt: „Das Wort vom Kreuze ist denen, die verloren gehen, eine Torheit, aber uns, die wir gerettet werden, eine Kraft Gottes“28 und wiederum; „Ferne sei mir, mich wegen etwas zu rühmen, wenn nicht wegen des Kreuzes Christi, für das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt“29 .

6.

Das ist ihre Lehre von dem Pleroma und ihrem erdichteten All und durch solche gewaltsamen Erklärungen werden sie schlechte Deuter der guten Schriftworte. Doch nicht bloß aus den Evangelien und den Apostelbriefen versuchen sie, sich ihre Beweise zu machen, indem sie die Erklärungen verdrehen und die Deutungen leicht nehmen. Nein, auch aus dem Gesetz und den Propheten; sie enthalten ja viele Geheimnisse und Sinnbilder, die man auf vieles beziehen kann. Da passen die einen das Vieldeutige durch Erklärung, die andern durch grobe Fälschung ihrem Phantasiegebilde an und führen aus dem Lande der Wahrheit in ihre Gefangenschaft diejenigen, die keinen festen Glauben bewahren an den einen Gott, den allmächtigen Vater und an den einen Herrn, Jesus Christus, den Sohn Gottes.

Fünf Bücher gegen die Häresien

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