Читать книгу Fünf Bücher gegen die Häresien - Irenäus von Lyon - Страница 17
Оглавление12. Kapitel: Die Lehre der Ptolemäer und Colarbasäer
1.
Die Ptolemäer aber, die es noch besser wußten, ersannen und schenkten dem bei ihnen Bythos genannten Gott zwei Frauen, die sie auch Zustände nennen, Ennoia und Thelema83 . Denn zuerst gedachte er zu zeugen, und dann erst wollte er, so sagen sie. So entstand, als diese beiden Zustände oder Kräfte, die Ennoia und Thelema sich miteinander vermischten, paarungsweise der Ausgang des Eingebornen und der Wahrheit. Diese sind als die sichtbaren Typen und Abbilder der unsichtbaren Zustände des Vaters, nämlich der Ennoia und Thelema, hervorgegangen, von dem zweiten die Wahrheit, von dem ersten der Verstand84 . Das Abbild des nachgeborenen Willens wurde daher männlich, das der ungezeugten Ennoia aber weiblich, weil das Thelema gleichsam die befruchtende Kraft der Ennoia wurde. Es stellte sich nun die Ennoia zwar immer ihre Geburt vor, aber sie vermochte nicht, ihre Vorstellung aus sich herauszubringen; erst als die Kraft des Willens hinzukam, gelang es ihr.
2.
Scheinen Dir, mein Lieber, diese nicht mehr eine Vorstellung vom Homerischen Zeus zu haben, der vor Sorgen nicht schlafen konnte, sondern nachdenken mußte, wie er den Achilles ehren und viele Griechen verderben könne, als von dem Gotte des Weltalls? Denn was der denkt, vollbringt er, und was er will, das denkt er; er denkt, wann er will, und will, wann er denkt, da er ja ganz Verstand, ganz Wille, ganz Vorstellung, ganz Auge, ganz Ohr ist und in allem die Quelle aller Güter.
3.
Die aber die Klügsten unter ihnen sein wollen, die lassen die erste Achtheit nicht hintereinander, einen Äonen von dem andern hervorgebracht sein, sondern versichern, sie hätten selbst dabei geholfen, wie zugleich und auf einmal die Äonen von dem Urvater und der Ennoia hervorgebracht wurden. Keineswegs stamme der Mensch und die Kirche vom Logos und der Zoe, sondern Logos und Zoe stammen vom Mensch und der Kirche, Und zwar auf folgende Weise: Als der Vorvater den Gedanken faßte etwas hervorzubringen, nannte er dies Vater; als nun dies durch die Hervorbringung zur Wahrheit geworden war, gab er ihm den Namen Wahrheit; als er sich selbst darstellen wollte, wurde dies Mensch geheißen; als er die vorbrachte, die er vorher gedacht hatte, bekam dies den Namen Kirche. Da sprach der Mensch das Wort, und dies ist der eingeborne Sohn. In der Begleitung des Wortes aber war das Leben, und so kam die erste Achtheit zustande.
4.
Wild tobt bei ihnen der Kampf um den Erlöser. Die einen sagen, er sei aus dem All entstanden; und deswegen heißt er der Wohlgefällige, weil das ganze Pleroma daran sein Wohlgefallen habe, durch ihn den Vater zu preisen. Die andern lassen ihn nur aus den zehn vom Logos und der Zoe stammenden Äonen hervorgehen, und so werde er nach seinen Eltern auch Wort und Leben genannt. Nach andern stammt er von den zwölf Äonen, die von dem Menschen und der Kirche erschaffen wurden, deswegen bekenne er sich als den Menschensohn, weil er doch von dem Menschen erzeugt wurde. Andere sagen, von Christus und dem Heiligen Geiste ist er geboren, die zur Befestigung des Pleroma ausgesandt wurden, und deswegen heißt er nach seinem Vater auch Christus. Wieder andere, einige so von den Bänkelsängern, sagen, Mensch heiße der Voranfang, der Vor-, der Unausdenkbare. Darin bestehe das tiefe, erhabene Geheimnis, daß die alles überragende und alles umfassende Kraft Mensch genannt werde, und aus diesem Grund nenne sich der Heiland Menschensohn.