Читать книгу Fünf Bücher gegen die Häresien - Irenäus von Lyon - Страница 21
Оглавление16. Kapitel: Schluß der Zahlenspielerei
1.
Die Erschaffung der Äonen und die Geschichte vom Schaf, das verloren ging und wieder gefunden wurde, ist ihnen ein und dasselbe, und sie versuchen sie mystisch zu deuten, da sie ja alles auf Zahlen zurückführen, indem sie sagen, aus der Einheit und Zweiheit sei das All entstanden; und von der Einheit bis vier zählend, bringen sie die Zahl zehn zustande, denn die Summe von 1 und 2 und 3 und 4 ergibt die Zahl der zehn Äonen, Indem aber die Zweiheit ihrerseits bis zum Haltezeichen von sich ausging, brachte sie die Zwölfheit hervor, d. h. 2 und 4 und 6. Zählen wir aber wiederum in ähnlicher Weise von zwei bis zehn, so kommt dreißig heraus, worin die Achtheit und Zehnheit und Zwölfheit enthalten ist. Die Zwölfheit aber, die das Haltezeichen bei sich hat, nennen sie Leidenschaft, weil es immer hinter ihr her läuft. Darauf weise deswegen das Schaf hin, das fortlief und sich verirrte, weil von der Zwölfheit der Abfall sich vollzog. Und wie von der Zwölfheit eine Kraft sich abwandte und verloren ging, das beziehen sie auf das Weib, welches eine Drachme verlor, ein Licht nahm und sie wiederfand. Nun blieben aber von den Drachmen neun, von den Schafen elf zurück; diese Zahlen miteinander multipliziert ergeben 99, das ist genau der Zahlenwert des Amen92 .
2.
Ich will aber nicht zögern, Dir noch ihre andern Erklärungen kundzutun, damit Du ihre Frucht von allen Seiten kennen lernst. Der Buchstabe Eta ergibt mit dem Haltezeichen eine Achtheit, da es im Alphabet an achter Stelle steht. Indem sie dann wieder den Zahlenwert der einzelnen Buchstaben ohne das Haltezeichen zusammenzählen, erhalten sie die berühmte Dreißig. Bei Alpha nämlich beginnend und bei Eta aufhörend, erhält man durch Einsetzung des Zahlenwertes, wenn das Haltezeichen93 wegfällt, durch Addieren wirklich die Zahl dreißig. Denn bis Epsilon macht es fünfzehn, dazu Zeta = 7 macht zweiundzwanzig, dazu Eta = 8 — siehe, da hast du die wunderbare Dreißig! Also sei die Achtheit die Mutter der dreißig Äonen! Da nun aus drei Mächten die Zahl dreißig vereint ist, so ergibt sie dreimal genommen die Neunzig. So macht auch die Dreiheit mit sich selbst multipliziert neun aus — also stammt von der Achtheit die Zahl neunundneunzig. Und da nach dem Abfall des zwölften Äonen oben bloß zwölf blieben, so entspreche der Typus der Buchstaben völlig dem Schema der Rechnung: der elfte Buchstabe nämlich ist das Lambda, das den Wert dreißig hat, das stimmt zu dem Bild der oberen Heilsordnung, denn von Alpha bis Lambda, ohne das Haltezeichen und Lambda miteingerechnet, beträgt der Zahlenwert dieser Buchstaben neunundneunzig. Die Figur dieses Buchstabens aber zeigt an, daß er, der in der Reihe der elfte ist, zur Suche des ihm Ähnlichen hinabstieg, um die Zahl zwölf wieder voll zu machen und dann selbst voll zu werden. Das Lambda hat gleichsam auf der Suche des ihm Ähnlichen dieses gefunden und es an sich gezogen und den Platz des zwölften Buchstabens ausgefüllt, denn My ist aus zwei Lambda zusammengesetzt. Wegen dieser Erkenntnis fliehen sie auch den Ort der Neunundneunzig, d. h. die Mangelhaftigkeit, das Abbild der linken Hand. Sie streben aber nach dem Hen, der Eins, die zu den neunundneunzig hinzugelegt, sie zu der rechten Hand hinüberführt.
3.
Wenn Du, mein Lieber, dieses durchgehst, dann wirst Du, wie ich wohl weiß, herzlich lachen über diese sich weise dünkende Torheit. Aber bemitleidenswert sind sie doch, die ihre Gottesverehrung und die Majestät der allerdings unaussprechlichen Macht und die ganze Heilsordnung Gottes durch Alpha und Beta und Zahlen so kalt und gewaltsam verhöhnen. Die aber von der Kirche abfallen und diesen grauen Mythen Glauben schenken, die sind wahrlich selbst gerichtet, und Paulus befiehlt uns, sie nach ein- und zweimaliger Ermahnung zu meiden94 . Johannes aber, der Schüler des Herrn, dehnte ihre Verurteilung noch weiter aus, indem er nicht einmal will, daß wir sie grüßen. „Wer sie nämlich grüßt“, sagt er, „nimmt teil an ihren schändlichen Werken“95 . Und mit Recht: „Denn die Gottlosen haben keinen Frieden“96 , sagt der Herr. Gottlos aber und mehr als gottlos sind die, welche den Schöpfer des Himmels und der Erde, den einen allmächtigen Gott, über den es keinen Gott gibt, aus einem Fehltritt und diesen wiederum aus einem andern Fehltritt hervorgehen lassen, so daß er nach ihnen der Ausfluß eines dritten Gebrechens wäre. Solche Lehre müssen wir verabscheuen und verdammen und weit von ihnen uns entfernen. Ja, je mehr sie ihrer Erfindungen sich rühmen und freuen, um so mehr sollen wir wissen, daß sie um so ärger von der Achtheit der bösen Geister besessen sind; wie die Verrückten um so kränker sind, je mehr sie lachen und sich für gesund halten und alles vernünftig, manches sogar übervernünftig machen. Geradeso haben auch diese um so weniger den rechten Verstand, je mehr sie sich für klug halten und, den Bogen überspannend, sich entnerven. Denn als der unreine Geist der Unwissenheit auszog, fand er sie nicht mit Gott, sondern mit diesen weltlichen Untersuchungen beschäftigt; da nahm er sieben andere Geister, ärger als er selbst, hinzu und betörte ihren Verstand, als könnten sie noch über Gott hinausdenken. So schnappten sie notwendigerweise über, und die Achtheit des Unverstandes der bösen Geister nahm in ihnen Wohnung.