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2.5 Warum sind Konjunkturschwankungen problematisch?

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Konjunkturschwankungen beinhalten wie Abbildung 11 zeigt, dass die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital in einer Boom-Phase in besonderer Weise zum Einsatz kommen und in einer Depression nicht vollständig genutzt werden. In der Boom-Phase stellt sich aufgrund der Knappheit der Produktionsfaktoren eine Knappheit auf dem Gütermarkt mit der Folge eines zunehmenden Preisniveaus ein. Eine Inflationsrate nahe unter zwei Prozent ist gemäß des deutschen Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes akzeptabel. Entwickelt diese sich darüber hinaus, so ist mit gesamtwirtschaftlich nachteiligen Wirkungen zu rechnen. In der Depression werden weder die Produktionsanlagen vollständig genutzt, noch können alle Arbeitskräfte in dem Maße beschäftigt werden, wie es wünschenswert ist. Es tritt Arbeitslosigkeit auf. Wenn die Arbeitslosenquote oberhalb von vier Prozent liegt, so wird dies gemäß des deutschen Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes als nicht akzeptabel eingestuft. Verschiedene nachteilige Auswirkungen ergeben sich auch hieraus für die Gesamtwirtschaft, die sozialen Sicherungssysteme, das Gemeinwohl und die nachfolgenden Generationen. Steigt die Inflation oder ist zu erwarten, dass sie zunimmt, dann investieren die Wirtschaftssubjekte vermehrt in Sachkapital, da dieses von der Geldentwertung nicht tangiert wird. Es kann jedoch zu Über- und Fehlinvestitionen kommen. Liegt eine vergleichsweise hohe |55|Inflation vor, so spiegeln die Preise der Güter nicht mehr die Knappheitsrelationen am Gütermarkt wider. Die Wirtschaftssubjekte verschieben u.U. ihre Einkäufe in die Zukunft, wenn sie erwarten, dass die Preise künftig fallen. Es kommt zu einem Nachfrage- und Produktionsrückgang, einer Unterauslastung der Produktionskapazitäten und einer rezessiven Wirtschaftsentwicklung.

In Abbildung 16 wird die Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex’ (HVPI) dargestellt, d.h. die Preisentwicklungen bei Lebensmitteln, Energie und Tabak werden außen vor gelassen. Wir sehen, dass die Finanzmarktkrise mit ihren Auswirkungen auf die Konjunktur ab 2009 einen deutlichen Wendepunkt bei der Entwicklung der Inflationsraten darstellt. Erst 2011 kommen wir wieder in bekannte Fahrwasser, jedoch nur kurz. In den Jahren 2013ff. steigt die Sorge deflationärer Tendenzen. Die Entwicklung im Jahr 2015 mit Nullinflation bzw. in den USA negativen Inflationsraten ist u.a. Grund für die Niedrigzinspolitik der Zentralbanken; z.B. der us-amerikanischen Federal Reserve Bank bis Ende 2016.

Abbildung 16:

Inflationsraten ausgewählter Volkswirtschaften in Prozent (Quelle: Eigene Darstellung mit Daten von Eurostat)[34].

Gehen wir einmal davon aus, dass die Dynamik der Teuerung erneut zunehmen wird: Dann ist als weitere Folge davon auszugehen, dass es zu einer Umverteilung der Einkommen und Vermögen durch zu hohe Inflation kommt. Die Löhne werden z.B. aufgrund von laufenden Tarifverträgen nicht unmittelbar an die Inflation angepasst. Die abhängig Beschäftigten erleiden damit einen Reallohnverlust. Die Wirtschaftssubjekte, die in der Lage sind, aus dem Geld- und Finanzkapital in Sachwerte zu flüchten, haben einen Vorteil. Da dies in der Regel die vermögenderen Mitglieder einer Gesellschaft sind, bewirkt Inflation eine Umverteilung von den weniger vermögenden zu den vermögenden Wirtschaftssubjekten. Auch der Staat profitiert von |56|Inflation, da die Transferleistungen genau wie die Löhne nicht unmittelbar an die Inflationsrate angepasst werden. Wendet man den Blick in Richtung Außenhandel, so bewirkt eine relativ hohe Inflation im Inland, dass die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Ausland sinkt. Die Inlandswährung wird aufgrund der Inflation gegenüber der Auslandswährung abgewertet. Die inländischen Wirtschaftssubjekte erhalten für ihr Exportgüterbündel ein geringeres Importgüterbündel als zuvor und erleiden somit einen realen Kaufkraftverlust.

Arbeitslosigkeit ist prinzipiell ein Problem für eine Volkswirtschaft, da das ‚Humankapital‘ der betroffenen Personen entwertet wird. Dies hat psychische Folgen für die Betroffenen, die nicht selten mit Hilfe staatlicher Transferleistungen „behandelt“ werden müssen. Arbeitslosigkeit bewirkt neben Erkrankungen des Einzelnen auch, dass die Investitionen in das Humankapital zurückgehen. Die Folge ist eine langfristige Senkung der Produktivität der Volkswirtschaft und damit ein Verlust der Wettbewerbsfähigkeit. Arbeitslosigkeit hat aber auch Auswirkungen auf die volkswirtschaftliche Produktion, da vorhandene Ressourcen verschwendet werden, die eigentlich produktiv eingesetzt werden müssten. Zudem steigen die Sozialausgaben des Staates und die Steuereinnahmen fallen. Die entstehenden Beitragslücken z.B. in der Renten- und Krankenversicherung müssen durch den Staat finanziert werden. Eine Steuermitfinanzierung der Systeme, die eigentlich gemäß des Umlageverfahrens bzw. des Versicherungsprinzips finanziert werden, belastet die aktuell erwerbstätige Generation, während eine Schuldenfinanzierung die künftig Erwerbstätigen zur Kasse bittet. Beide Varianten sind ungünstig und veranschaulichen, dass die Folgekosten einer hohen Arbeitslosigkeit vermieden werden sollten, indem Arbeitslosigkeit verhindert und das wichtigste Potenzial einer Wirtschaft, das Humankapital, weitestgehend genutzt wird. Durch hohe Arbeitslosigkeit gehen zudem die durchschnittlichen Einkommen der abhängig Beschäftigten zurück. Dies beinhaltet auch, dass die Nachfrage nach Gütern abnimmt. Die Produktion fällt daraufhin etc.

Starke konjunkturelle Schwankungen sollten zusammenfassend nach Kräften vermieden werden. Der ‚Brexit‘ wird aller Voraussicht nach Katalysator einer konjunkturellen Verwerfung im Vereinigten Königreich wie auch in der EU und im Besonderen in der Eurozone werden, zumal die Unsicherheit über die künftige Entwicklung der Zusammenarbeit zur Zurückhaltung bei Investitionen der Unternehmen und Wirtschaftssubjekte generell führen dürfte. Diese Starre dürfte sich erst lösen, wenn der ‚Fahrplan‘ des Austritts feststeht. Die Verhandlungen begannen ab Ende März 2017, nachdem Premierministerin Theresa May das Austrittsgesuch des Vereinigten Königreiches der Europäischen Union zugestellt hat.

Makroökonomik und Wirtschaftspolitik

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