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2.6.2 Konjunkturpolitik auf der Grundlage neoklassischer Theorien
ОглавлениеIst der Ausgangspunkt der theoretischen Betrachtung die oben erwähnte Annahme von Friedman und Schwartz, dass eine Geldmengenexpansion im Ausland (z.B. in den USA) zu der konjunkturellen Verwerfung im Inland (z.B. Deutschland) geführt hat, dann scheinen geldpolitische Maßnahmen zur Behandlung der Symptome adäquat zu sein. Da das Inland aber die Geldmengenpolitik des Auslands nicht beeinflussen kann, ist zunächst zu schauen, was die expansive Geldmengenpolitik im Ausland bewirkt. Friedman und Schwartz haben in ihrem Modell gezeigt, dass die Folge ein Anstieg des ausländischen Einkommens ist. Im Ausland sinken darüber hinaus die Zinsen. Die Investitionen nehmen zu, so dass das Einkommen steigt, die Konsumnachfrage angereizt wird und die Preise bei zunächst konstantem Güterangebot zulegen. Die Geldmengenexpansion hat also ausschließlich Inflation im Ausland erzeugt. Realwirtschaftlich ist alles beim Alten geblieben. Nimmt man das Modell zum internationalen Konjunkturzusammenhang hinzu, so zeigt sich, dass die Inflation auch dazu geführt hat, dass die ausländische Währung gegenüber anderen Währungen abgewertet wird und das Ausland Wettbewerbsfähigkeit gewinnt. Im Inland müsste in dieser Situation die Wettbewerbsfähigkeit abnehmen. Die Exportmöglichkeiten sinken; das Einkommen, der Konsum und die Investitionen auch. Es kann im Inland zu einem Güterüberschuss mit der Folge eines sinkenden Preisniveaus kommen. Mittels einer expansiven Geldmengenpolitik der inländischen Zentralbank könnte die Erwartungsbildung stabilisiert werden. In der Krise war denn auch zu beobachten, dass die US-amerikanische Zentralbank und die EZB fast parallel die jeweiligen Geldmengen ausgeweitet haben. Allerdings befanden sich die Volkswirtschaften der USA und des Euroraumes in der Krise als die Geldmengenexpansionen von den Zentralbanken beschlossen und umgesetzt wurden. In den monetär orientierten Modellen wird jedoch davon ausgegangen, dass sich die Wirtschaften in der Ausgangslage in einem Gleichgewicht befinden. Erst die Geldmengenexpansion verhilft der Konjunktur zu einer initialen Bewegung bzw. bewirkt eine negative Konjunkturübertragung. In der depressiven Situation war es so herum betrachtet durchaus angezeigt, mittels expansiver Geldmengenpolitik die ‚traumatisierten‘ Volkswirtschaften wieder in Schwingungen zu versetzen. Bis dato zeigen sich Auswirkungen der Geldpolitik in den USA und in den Euro-Ländern: Die Inflationsrate betrug 2010 in der USA 2,4 Prozent und 2011 bereits 3,8 Prozent. In Deutschland lag die Teuerungsrate 2010 bei 1,1 Prozent und 2011 bei 2,5 Prozent.[40] Seither ist die Inflationsrate sowohl in den USA als auch in der Eurozone und in Deutschland trotz der expansiven Geldpolitik von Jahr zu Jahr mit einer Ausnahme |61|gesunken. Erst für das Jahr 2017 wird eine Zunahme der Inflationsrate auf 1,9 Prozent in Deutschland prognostiziert (SVR 2016a).
Dennoch ist zu konstatieren, dass die expansive Geldpolitik die Erwartungen der am Geld- und Kapitalmarkt tätigen Wirtschaftssubjekte stabilisiert haben könnte. Die Investitionstätigkeit ist allenthalben wieder angekurbelt worden und die Arbeitsmarktdaten stellen sich in den USA wie in Deutschland aktuell positiv dar.
Abbildung 17:
Arbeitslosenrate in den USA in Prozent (Quelle: Eigene Darstellung mit Daten von Statista 2016a und b).
Die Arbeitslosenquote betrug in den USA 2009 9,2 Prozent, 2010 9,6 Prozent und 2011 8,9 Prozent. Die aktuellen Daten weisen auf eine deutliche Erholung am Arbeitsmarkt hin. Dies passt gut zur Theorie des politischen Konjunkturzyklus’ nach Nordhaus: Zur Wahl im Jahr 2012 versuchte sich die Regierung unter US-Präsident Barack Obama mit günstigen Arbeitsmarktdaten die Wiederwahl zu sichern. Dies war erfolgreich. Im Wahljahr 2016 war die Lage anders: trotz noch positiverer Arbeitsmarktdaten, wurden die Demokraten abgewählt. Die Theorie nach Nordhaus wird wiederlegt. Offenbar gibt es viele weitere Aspekte, die die Wahlentscheidung prägen.