Читать книгу Der Prinz von Azamuth - Iris Fak - Страница 16
3. Handelsstadt Comerence
ОглавлениеDie Gesuchten hatten es geschafft: die furchterregende, dämonische Festung lag hinter ihnen. Nun waren sie erschöpft. Ein Lager musste her, am Besten eines, dass nicht leicht zu finden war.
Wegen dem nassen Unterholz des Waldes war es schwer, ein Feuer zu entfachen. Noch dazu würde sie der Rauch schnell verraten. So gingen die zwei Frauen, den Halbengel stützend und selbst schon müde auf ihren Beinen, zwischen all dem dichten Gestrüpp voran. Die Flucht war eine Herausforderung gewesen, doch dieser Marsch war ein regelrechter Kampf.
Sari seufzte tief und wäre durch ihre Unachtsamkeit fast gestolpert. So hielten ihre Freunde kurzzeitig an, um sicher zu gehen, dass sich nicht noch eine Person verletzt hatte.
„Mir geht es gut – mein Fuß ist nur umgeknickt. Ehrlich, lasst uns weitergehen.“
„Nein- wartet.“, auf Lyzes Worte hin hielten die Frauen abermals an. Er musterte Augenbrauen zusammengezogen die Gegend.
Bilder erschienen ihm vor dem geistigen Auge. Bilder aus einer längst vergangenen Zeit.
Der dunkle, nasse Ort schien lichtdurchflutet und von warmer Spätsommerluft erfüllt. Blühende Ranken hingen von Bäumen, wiesen den Weg zu einer aus festen Gestein bestehenden Klippe.
„Was ist denn los?“, sein Schweigen verunsicherte Sari. Sie dachte bereits, die Dämonen hätten sie unerwartet eingeholt.
„Ich... kenne diesen Ort.“
„Was, wirklich?! Bist du dir sicher?“
In seiner Vorstellung lief ein Kind vorbei. Es interagierte mit der lichtdurchfluteten Umgebung und steuerte auf die von Ranken verwachsenen Klippen zu. Lyze humpelte, trotz seiner Verletzung, durch das nasse Gestrüpp, dem blonden Jungen nach. Natürlich sahen das die Frauen nicht gerne – sie folgten dem Halbengel dennoch durch das Unterholz.
Als der Junge, gebückt hinter Ranken, innerhalb des Gesteins verschwand, blieb Lyze stehen. Noch ein letztes Mal blickte das Kind heraus und vergewisserte sich, dass ihm keine wilde Kreatur gefolgt war... sein vertrautes Gesicht war gezeichnet von Schmutz und Kratzern.
Lyze schloss die Augen und griff nach seiner Nasenwurzel. Die Gegend war wieder finster, das Gestein nass und die Ranken kahle Äste.
Verwundert legte ihm Tracy eine Hand auf die Schulter: „Lyze....! Was ist denn los...?“
„Ja, du kannst doch nicht einfach weglaufen. Wir hätten tot sein können!“
Mit einer Hand strich Lyze die Ranken beiseite, sodass ein Spalt innerhalb der steinigen Wand sichtbar wurde: „Hier können wir uns verstecken... und morgen direkt durch eine Höhle den Berg durchqueren.“
Staunend sahen die Frauen zum Spalt der breiten Klippen hinab. Sari wünschte sich in diesem Moment, sie wäre Lyze und könnte die Höhle mit gleichen Erinnerungen betrachten. Doch ein Blick in sein Gesicht genügte, dass ihr Lächeln verging; man konnte durch seine blauen Augen blicken, bis in sein gebrochenes Herz hinein. Vielleicht war es besser, nicht zu sehen, was er sah.
Über dem Wald, nicht weit entfernt, begann der erste Blitz eines vorbeiziehenden Gewitters zu zucken. Er umspielte den Regenguss, als sei dieser erst der Auftakt zum großen Finale gewesen. Nun hatten es die Dämonen schwer, die Gefangenen zu suchen. Nicht zuletzt waren nur wenige losgezogen, da viele im festen Glauben waren, Lydia würde sie finden.
Sie würde mit ihnen zurückkehren, so wie immer, und all den Lob von Ritter Tarrence einstreichen. Dass sie in diesem Moment schon gar nicht mehr auf der Jagd war, wusste niemand.
Gleichzeitig begann der eigentliche Höhepunkt des Unwetters keine Sekunde zu früh. Die ausgebrochenen Gefangenen betraten gerade geduckt das Innere der Höhle, da schlug nicht weit entfernt ein Blitz in den Felsen ein. Er sprengte ein paar kleinere Brocken aus dem Gestein, die nun an der Klippe entlang niederprasselten.
Bei dem einschlagenden Blitz zuckte Sari hoch. Nicht sehr weit – gerade einmal fünf Zentimeter. Doch dies reichte aus, dass sie mit dem Kopf gegen die harte Deckenhöhle stieß. Sie fiel dramatisch auf ihre Knie zurück und rieb sich die Beule. Dabei unterstrich sie ihr Missgeschick mit einem gekonnten Ausruf: „Auaaa, aua, au!“
„Du musst vorsichtig sein, Sari.“, Tracy zog ihre Lippen zusammen, „Durch die Dunkelheit sieht man die niedrige Decke nicht.“
„Was du nicht sagst!?“
„Psst!“ Nun fuhr sich die Animo mit dem Finger an den Mund. Sie deutete zu Lyze, der erschöpft in einer hinteren Ecke gegen die kalte Wand gelehnt war.
Saris braune Augen blinzelten zu ihm. „Oh.“, sie hob die Hand von der Beule und flüsterte Tracy zu: „Schläft er denn?“
„Ich schlafe nicht.“ Ein Seufzen entfloh seiner Kehle, die Augen dabei geschlossen: „Das kann ich nicht.“
„Wie, das kannst du nicht? Kannst du das generell nicht? Vielleicht, weil du ein Engel bist?“
Trockenen Blickes fasste sich Tracy an die Stirn: „Sari, auch Engel müssen schlafen. Das muss so ziemlich jedes denkende Wesen. Ich glaube, es sind die Umstände, die ihn nicht schlafen lassen...“ Nun sah die Katzenfrau besorgt aus. Beim Anfassen ihrer Kleidung legten sich ihre katzenähnlichen Ohren zurück: „Wir sind durchnässt und haben keine Kleidung zum wechseln. Die Luft ist schlecht und ein Feuer können wir auch nicht machen... ich denke, wir werden alle diese Nacht nicht schlafen können...“
„Nicht zuletzt ist mir kalt.“, jammerte nun Sari, „Was, wenn ich das Kleid ausziehe?“
„N-nicht doch...!“, der Kopf der Animo schüttelte sich schnell, „Natürlich kannst du dich mit nasser Kleidung erkälten, aber wenn dir sowieso schon kalt ist, geht das ohne Kleidung noch viel schneller!“
„Oh, da hast du wohl recht. Außerdem haben wir einen Mann hier.“ Nun blickte Sari zu Lyze: „Wobei der sowieso nichts mitkriegt.“
„Ich schlafe nicht.“
„Sari... wenn dir kalt ist, komm zu mir.“, Tracy rutschte ein wenig von ihrer Position und klopfte anbietend auf dem Boden zu ihrer Rechten: „Es bringt nichts, wenn wir beide frieren.“
Bei dem Gedanken daran, mit einer anderen Frau zu kuscheln, bekam Sari ein seltsames Gefühl. Klar, es war, um sich gegenseitig zu wärmen. Dennoch blieb Tracy eine Katzenfrau. Sari hatte ihre Backen aufgeplustert und während ihrer Gedanken die Animo von oben bis unten gemustert.
„Sei doch nicht albern! Komm her, ich beiße nicht!“, sie winkte ihr zu, „Auf Palooza hatte ich mich mit meinen Geschwistern auch schon einmal verlaufen. Da war es notwendig, dass wir dicht beieinander saßen. Und glaube mir, es hatte einen meiner Brüder vor einer heftigen Grippe bewahrt!“
Sari war immer noch dabei die Animo zu mustern: „Woher weißt du, dass er eine Grippe bekommen hätte...?“
„Nun komm schon her!“
„Ist ja gut!“, mit Argwohn rutschte Sari zu der Mitreisenden. Am liebsten hätte sie, genau wie Lyze, in der letzten Ecke gesessen. Doch zum einen hatte dieser Höhlengang nicht so viele davon, zum anderen wäre es wohl wirklich unklug gewesen, sich zitternd der Kälte hinzugeben. Schlussendlich bemerkte Sari, dass zwischen Tracy und ihr eine gewisse Wärme spürbar wurde.
„Sag, Tracy...“, den Kopf gesenkt, wartete sie, bis sich die Katzenfrau in ihrem Augenwinkel zu ihr gedreht hatte: „Ich meine... du musst es mir auch nicht sagen, wenn du nicht willst. Es geht mich nichts an, wenn wir ehrlich sind... aber... äh-“
„Nun sag schon.“, sie konnte es nicht leiden, wenn jemand lange um den heißen Brei redete.
„...Du kommst doch nicht von hier, oder? Was... was machst du dann in Desteral?“
Ihre Katzenohren stellten sich bei Saris Frage hellhörig auf, doch fielen danach ebenso schnell zusammen. Die Menschenfrau ahnte nicht, wie viel Tracy diese Frage bedeutete.
Was sie alles in ihr auslöste.
All die vergangene Zeit, die letzten Monate, wurden in ihrem traurigen Blick sichtbar.
Nun bereute Sari ihre Frage, hatte sie doch eindeutig einen wunden Punkt getroffen: „Eh- also, du musst es mir auch nicht sagen. Vergiss es einfach wieder.“
„Nein...“, ihre Worte kamen leise und fast flüsternd, „Ist schon gut...“
Ein zartes Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus. Als sich ein Seufzer hinzugesellte, verlor dieses aber an Glaubhaftigkeit: „Ihr habt mich aus diesem dunklen Gefängnis befreit und mir Dinge anvertraut, für die euch Dämonen mit Freuden jagen. Da ist es nur fair, wenn ihr etwas über mich erfährt.“
Kurz überlegte Sari, wann sie denn vor Tracy über die Suche des Prinzen geredet hatte. Doch der Gedanke verschwand, nachdem sie ihren letzten Satz hörte.
Sie deutete auf sich selbst und lächelte, ohne es mit einem Seufzen zu zerstören: „Wir können doch alle ein wenig von uns erzählen. Vielleicht können wir dann besser schlafen, so wie Lyze!“
„Ich schlafe nicht.“
Nun breitete sich über Tracys Lippen ein echtes Schmunzeln aus. Sie nickte, doch ihre Ohren waren dabei immer noch angelegt: „Ich bin wegen meinen elf Geschwistern hier.“
„E-elf...!?“, zuerst hatte Sari die Hände zusammengeschlagen, dann kam ihr jedoch eine Erklärung in den Sinn: „Ach ja – Tiermenschen, huh?“
„Was?“, Tracy schüttelte errötet den Kopf, „Oh nein, nein! Doch nicht so, wie du glaubst....!“ Mit ihrer Hand deutete sie einen Finger hoch: „Ich habe eine leibliche Schwester, etwas jünger als ich.“, mit beiden Händen hob sie nun alle Finger, „Und dann noch zehn Geschwister, mit denen wir nicht blutsverwandt sind.“
„Oooh.“, nun begann Sari zu verstehen: „Also ist der Rest nur aufgenommen.“
Nun verzog Tracy das Gesicht. „Heh. Was heißt hier 'nur'? Sie sind meine Geschwister.“
„Oh, ja, entschuldige...“
„Meine Mutter... Magret, war die Beste, die man sich nur vorstellen kann... mitfühlend, liebend... ein großes Herz. Sie gab Kindern, also meinen Geschwistern, aus allerlei Ortschaften ein Zuhause. Der Animo-Stamm spielte dabei keine Rolle.“, sie lächelte, „Rain, meine Schwester, ist sogar eine Elfe aus dem fernen Osten... doch dann...“, nun sank ihr Kopf, „Dann starb unsere Mutter. Und ich blieb als Älteste mit acht Teenagern und zwei beinahe noch Kindern zurück.“
So war das also. Dann kümmerte sich Tracy um ihre Geschwister, so gut sie konnte. Als hätte sie den Platz ihrer Mutter übernommen.
Sari sagte dazu nichts. Sie lauschte stumm den Worten der Animo und versuchte, die traurige Stimmung nicht in ihr Herz zu lassen.
„Kurz darauf... nur ein paar Monate, nachdem unsere Mutter starb, brach unsere Familie auseinander. Jeder von ihnen, sogar der Kleinste, suchte sein Glück am Festland. Wir- wir konnten ja nicht wissen, dass Azamuth plante, in Desteral einzurücken. Und, na ja, ich- ich konnte sie doch nicht ihrem Schicksal überlassen... Also packte ich meine Sachen und begab mich auf die Suche nach ihnen.“
„Was, ganz alleine?“
„Ja.“
„Durch ganz Desteral?“
„Ja... ich wollte sie nachhause holen.“, zu ihrem bestürztem Blick mischte sich Wut hinzu, „Doch dann überfielen mich Dämonen. Nicht, um mich auszurauben, oder gar zu töten. Nein, sie nahmen mich gefangen und folterten mich.“
Nun wurde Lyze hellhörig. Er bewegte sich kein bisschen, doch seine müden Augen wanderten zu den Frauen.
Mitfühlend legte Sari eine Hand auf ihre Schulter: „So bist du also in die Festung gekommen. Aber wieso wollten- ehm, haben sie dich gefoltert?“
„Wegen Ritter Tarrence.“, durch ihre katzenartige Nase atmete Tracy fest aus: „Er ist an allem Schuld. Irgendwo am Festland muss ein Animo gefasst worden sein, der von engen Verbindungen einer Katzen-Animo – vom Stamm der Birma – zum Adel geplaudert hatte. Tarrence nutzte dies als seine Chance, Palooza zu schwächen und zu einem Vertrag zu zwingen. Denn der vom Adel zum Oberhaupt gewählte Fürst Salomon hatte erst vor kurzem seine Frau und Sohn, die zum Stamm der Birma gehörten, verloren... dieses Schwein nutzt das schamlos aus und foltert, trotz bereits erhaltener Informationen, weiterhin sämtliche Birma-Animo, die er fangen kann.“
„Also weiß er schon, wen er speziell braucht?“
„Im Prinzip, ja.“
„Und weißt du auch, wen?“
„Meine Schwester.“
Saris Mund fiel bei ihrem Satz wie eine Klappe nach unten. Auch Lyze hatte überrascht den Kopf zur Katzenfrau gedreht. Dies war das Geheimnis. Die ganze Wahrheit von dem, was sie begonnen hatte, ihm im Gefängnis zu erzählen.
„Ja, ich-“, sie hob erklärend die Arme – doch so wirklich konnte sie es selbst nicht glauben: „Sunny, meine leibliche Schwester, hat den Sohn von Fürst Keith, dem König der Fuchs-Animo, näher kennen gelernt... dafür hasse ich ihn, über alles.“
„Den Fürstensohn...?“
„Er ist an allem schuld!“, Tracy knirschte wütend mit den Zähnen, „Wenn dieser Schnösel nicht gewesen wäre, wäre meine Familie nie in Gefahr geraten. Besonders nicht Sunny. Wegen ihm ist sie weggelaufen! Sie verließ das sichere Palooza, um diesen Spinner und seine Soldaten zu suchen, weil sie sich sorgen macht!“
Die Augen der Animo begannen glasig zu werden. Sie musste stoppen, um ihre Tränen zu trocknen, ehe sie über ihre Wangen laufen konnten. Sie war nur zu einem Teil traurig – viel mehr waren es die Wut und Verzweiflung über ihre Machtlosigkeit, die sie zum Gefühlsausbruch trieben.
„Bitte entschuldigt-“, hauchte sie, „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.“
So gut es ging stand ihr nun die Menschenfrau bei. Sie schüttelte bestürzt den Kopf und versuchte mit ihren Worten den eigenen Tränen aus dem Weg zu gehen: „Tracy, du- du darfst traurig sein! Es ist unglaublich schwierig, was du durchmachst! Aber-“, sie griff nach ihrer Schulter, „Aber du musst das jetzt nicht mehr alleine durchstehen. Wir sind jetzt da.“
Die Animo hob lächelnd ihre Hände von den nassen Augen: „...Ehrlich?“
„Ja, aber natürlich! Ich meine-“, sie zuckte mit den Achseln, „Wir haben zwar verschiedene Ziele, müssen aber beide wie irre durch ganz Desteral reisen. Oh- sagte ich 'wir beide'?“, sie deutete mit dem Kopf zu Lyze, der zwanghaft versucht hatte, diesen weiblichen Gefühlsausbrüchen aus dem Weg zu gehen, „Wir alle drei, meine ich.“
„Lyze auch...?“
„Jap. Er hat seine kleine Schwester verloren.“
„Ach, richtig.“
„Ich habe sie nicht verloren.“, erklang es aus der Ecke, „Sie wurde von Dämonen entführt. Und zum letzten Mal, Sari: sie könnte überall sein. Sogar in Azamuth.“
Über seine Worte konnte Tracy nicht anders, als ihre Hände in die Hüfte zu stemmen: „Na hör mal, sie ist deine Schwester! Wäre meine Schwester in Azamuth, würde ich alles darauf setzen, sie zu retten.“
„Wir können sie nicht finden.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“
„Desteral ist riesig... die Dämonen sitzen uns im Nacken und ich bin mir sicher, dass die Engel ebenfalls auf uns aufmerksam geworden sind. Es ist hoffnungslos.“
Aus heiterem Himmel schlug Sari mit der Faust gegen die Höhlenwand: „Hör' auf, das zu sagen!“, ihre Stimme war so laut geworden, dass sie durch den weiten Gang hallte. Sie hatte dabei nicht nur Tracy zum Hochschrecken gebracht, auch Lyze hatte den Kopf gehoben.
„Lass solche Sprüche sein, du Esel! Wir stecken alle in der Klemme und wir werden alle schwer gesucht! Wir haben alle ein riesiges Land zu durchqueren und keinen Bock auf dein 'Es ist so hoffnungslos'-Gelaber! Ich bin mir sicher: wenn wir uns alle drei zusammenschließen, können wir Tracys Geschwister finden, deine Schwester vor den Dämonen retten und meine Erinnerungen zurückbringen! Oh- und Prinz Vilior finden, natürlich!“, sie hob, von ihrer Ansprache selbst überzeugt, die leicht schmerzende Faust in die Luft: „Also, wie sieht's aus? Wer nichts tut, der auch nichts findet!“
„Ja! Lasst uns gemeinsam suchen!“, Tracy war nach ihren Worten zu neuem Mut gekommen. Nicht zuletzt hatte es ihr auch sehr geholfen, über ihre schwere Last zu reden.
Doch aus der Ecke kam keine Zustimmung. Zu erschöpft war Lyze gewesen und zu tief in die Situation hinein gesunken. Er drehte den Kopf von den Frauen weg und hatte die Beine an sich gezogen.
„Ach, nun komm schon.“, Sari zog bittend den Mund nach oben: „Alle drei für einen? Mmmh?“
„Sari, Lyze geht es wirklich nicht gut.“, so Tracy, „Schon seitdem er sich an diese Höhle erinnert hatte.“
„Oohh, richtig...“, Sari überlegte kurz, „Dann macht dich diese Höhle traurig?“
„Sari...!“, manchmal wusste Tracy wirklich nicht, wie sie auf ihre Zusammenschlüsse kam.
„Es ist nicht die Höhle...“, so Lyze, nach einem schweren Seufzen, „Es sind die Erinnerungen, die mit ihr...“, er seufzte abermals. Zeitgleich fasste er in seine Tasche und zog die kleine Puppe, die einst seiner Schwester gehörte, hervor. „Ist nicht so wichtig.“
Die Frauen sahen sich gegenseitig an. Keine von ihnen sagte ein Wort und doch hatten sie beide, wie abgesprochen, die gleiche Idee: sie verließen ihren Platz.
Lyze hatte seinen müden Blick auf das liebevolle Andenken gerichtet, als im Augenwinkel Tracy neben ihm Platz nahm. Er sah auf, zuerst zu ihr, dann überrascht zu Sari, die sich auf der anderen Seite setzte. Besser gesagt, den Halbengel zur Seite schob, um selbst in der Ecke zu sitzen.
„Ich wusste gar nicht, dass du die Puppe die ganze Zeit bei dir hattest.“, so Sari, „Haben die Dämonen sie nicht versucht abzunehmen?“
Er schüttelte den Kopf. Sie war keine Waffe oder Ähnliches. Zusätzlich hatte es Lydia sehr eilig, ihn zu verhören.
„Lyze, wir wollen nur das Beste für dich.“, begann Tracy, „Wir kennen uns erst seit kurzem, doch möchte ich dir ans Herz legen, endlich über dich zu reden. Es ist nicht gesund, Probleme in sich hinein zu fressen.“, sie legte ihre Hand aufs Brustbein, „Das habe nun selbst ich verstanden. Rede mit uns.“
Sari nickte: „Wir sagen es auch niemanden.“
Erneut entfloh seiner Kehle ein tiefer Seufzer. Er griff sich auf die Nasenwurzel: irgendwie kam es ihm vor, als säße er in einer Selbsthilfegruppe. „Nein, darum geht es auch gar nicht.“
„Sondern?“
„Es...“, er sah zur Puppe, „Es interessiert doch niemanden.“
Tracy stieß ihre Schulter gegen seine – so fest, dass ebenfalls Sari gestoßen wurde: „Würden wir sonst hier sitzen? Du kannst auch gerne weiter alleine in deiner Ecke kauern. Aber damit ist niemandem geholfen.“
„Ist ja gut, in Ordnung.“ So fest wie er im Schwitzkasten der Frauen saß, gab es ohnehin keinen Ausweg mehr. „Doch bitte, macht keine unpassenden Bemerkungen.“, dabei sah er zu Sari.
„Was-? Ich?“, schließlich erklärte sie sich einverstanden. Mehr oder weniger: „Ich würde doch niemals etwas Dämliches-! Fang an zu erzählen, ich werde kein Wort sagen. Versprochen!“
„...Wie ihr wisst, bin ich ein Halbengel. Mein Vater war ein Mensch, meine Mutter ein reiner Engel. Und... ich wusste nichts davon. Ich dachte, ich sei ein ganz normaler Mensch.“
„Einen Augenblick...“, in Tracys Stimme war ihr Staunen herauszuhören, „Du wusstest es nicht? Aber wie ist das möglich...?“
„Meine Mutter hatte keine Flügel... zumindest glaube ich das.“, er zog selbst seine Brauen zusammen, „So ganz weiß ich es nicht. Vielleicht verbarg sie sie mit Lichtmagie?“
Da mischte Sari hinzu: „Oder sie hat sie abgeschnitten.“
„Sari....!“, Tracy sah zu ihr.
„Was denn? Das war keine dumme Bemerkung, ich meine es ernst!“
„...Das hätte ich doch an ihrem Rücken gesehen... da war nichts.“, so Lyze. Er räusperte sich kurz, um anschließend zu seiner Erzählung zurückzukehren: „Jedenfalls geriet ich mit Zwölf in eine außerordentlich misslichen Lage... ich will nicht näher darauf eingehen, aber in dem Moment, wo ich Flügel wirklich gut gebrauchen konnte, erschienen sie mir das erste Mal. Erst dann begann ich langsam zu verstehen, wer ich wirklich bin.“
Nach einem Augenblick der Stille huschte ihm kaum merklich ein Schmunzeln über seine Lippen. Er schien in Gedanken verloren, als ob er seine liebevolle Familie erneut vor sich sah: „Meine Mutter hieß Airyn [Eirin]. Sie hatte blondes, hochgestecktes Haar... und ein sanftes Lächeln. ...Ich habe sie wunderschön in Erinnerung. Vielleicht, weil sie ein Engel war... wer weiß.
Mein Vater, Xasa [Ksasa], war fast das genaue Gegenteil von ihr. Schwarze Haare und einen sehr stillen Charakter.“, Lyze deutete auf sich selbst: „Ich denke, bis auf die Haarfarbe sehe ich ihm sehr ähnlich. Er sprach nicht viel und wenn, dann fand er stets die richtigen Worte. Dennoch verstand er mitunter Spaß und spielte oft mit uns.“
Die Frauen begannen zu verstehen: sein Vater musste ihm ein gutes Vorbild gewesen sein. Ein hilfreicher Mann, der ihm zur rechten Zeit zur Stelle war.
„Dann gab es noch meinen älteren Bruder, Akyu [Akiu]. Er war viel mutiger als ich... und wenn wir mit Holzschwertern spielten, so hat er immer gegen mich gewonnen.“
„Was jetzt aber nichts über dich aussagen muss, Lyze.“, warf Sari ein, „Du hast uns vorhin sehr gut gegen die Dämonen verteidigt – und das ist die Hauptsache.“
Unterbrochen in seiner Erzählung, blinzelte ihr der Halbengel entgegen. Er fühlte sich nicht unterlegen, oder gar schlechter als sein Bruder. Doch war ihm bewusst, dass es Sari nur gut meinte: „Ja- ich... ich weiß, danke... es liegen auch schon ein paar Jahre dazwischen...“, er musste erneut überlegen, was er gerade sagen wollte: „Ähm... wo war ich?“
Aufgrund seiner leichten Zerstreutheit musste Tracy lächeln: „Bei deinen Eltern und Geschwistern, wie sie so waren.“ Sie mochte Geschichten über friedvolle Familien. Vielleicht, weil sie diese an ihre eigene erinnerte.
„Richtig, genau. Also... wir lebten zusammen in einem Haus, nahe der östlichen Grenze Desterals. Man nennt es heute noch das 'Nosheiru-Anwesen', da zu unserem Grund und Boden ein großer Teil eines Laubwaldes mit vielen Obstbäumen gehört. Mein Großvater, so heißt es, hat das Haus auf dem Hügel erbaut. Als mein Vater heiratete, baute er es für die kommende Familie aus. Und... tja, vor zwei Jahren kehrte ich zurück, um es zu renovieren... es fehlt immer noch ein Teil der Küche, da die Engel mich unterbrochen hatten.“
Langsam bekam Tracy ein deutliches Bild, warum Lyze die Engel nicht mochte.
„Jedenfalls... im Alter von zehn wollte ich mit Akyu den nahen Wald erkunden. Ich- Ich kann es bis heute nicht erklären, doch verloren wir uns aus den Augen... und trotz langer Suche habe ich ihn nicht mehr finden können-“, er stockte. Kurz schien es sogar, als ob sich sein gesamter Körper bei diesem Gedanken zusammenzog: „Das... war das letzte Mal... dass ich ihn gesehen habe.“
Bei seinem Satz wuchsen die Augen der Frauen groß heran. Heißt das, er hatte seinen großen Bruder im Wald verloren und niemals wieder gefunden?
„I-ich denke... dass er sicherheitshalber nachhause gelaufen ist, um dort auf mich zu warten.“
Tracys Augenbrauen zogen sich zusammen: ältere Geschwister hatten die Angewohnheit, die jüngeren beschützen zu wollen. Selbst, wenn sie nicht so gut miteinander auskamen. Und Lyzes Erzählung ließ vermuten, dass die Brüder sich sehr nahe standen.
Es erschien ihr daher unlogisch, dass Akyu alleine zum Haus zurückkehrt war. Doch vielleicht hatte er daran gedacht, seine Eltern von Lyzes Verschwinden zu informieren, damit sie gemeinsam nach ihm suchen konnten.
Doch all diese Gedanken konnte Tracy nicht laut aussprechen.
Lyze hielt einen Moment lang den Kopf in seinen Händen begraben, ehe er begann, leise zu reden: „...Ich war total verwirrt... und... mir wehte bissiger Rauch entgegen...“
Das verhieß nichts Gutes. Sari ließ die Schultern hängen und machte sich klein: ihrer Körperhaltung nach zu urteilen, wusste sie, dass nun wohl der Kern von Lyzes Erzählung kam.
„Der Wind blies ihn vom höchsten Punkt aus bis in den Wald... von unserem Haus.“, der Halbengel rieb sich sein Gesicht. Sei es, um seine Gefühle sichtbar zu zügeln, oder seine Trauer zu verdecken. „Das Feuer war mit Absicht gelegt worden....!“
„Mit Absicht...?“, fragte Tracy leise nach. Ihre Ohren waren dabei angelegt.
„Ja...! Ich- ich sah meinen Vater oft zusammen mit einem unheimlichen Mann sprechen... Kenji [Kenschi].“
Sari verkniff es sich nachzufragen, weshalb sich Lyze sicher war, dass dieser Mann das Feuer gelegt hatte, stattdessen ließ sie ihn weitersprechen: „Wann immer er vor dem Haus stand und mich oder Akyu ansah, durchbohrte uns sein Blick aus tiefroten Augen... Seine Haut war blass und die Haare schwarz. Wenn die Sonne schien, war er immer von Kopf bis Fuß in eine Robe gehüllt.“, er starrte zu Boden, „...Im Laufe der Jahre erkannte ich darin ein Indiz dafür, dass er ein Vampir aus Azamuth gewesen sein muss.“
Nun sahen die Frauen verwundert auf: was hatte ein Dämon so weit im Osten Desterals zu schaffen?
Doch vermutlich hatte sich Lyze diese Frage bereits selbst oft gestellt und das nicht selten.
„...Er war da. Als ich das Haus erreichen konnte, stand es bereits in Vollbrand... Die Luft war im Abendrot von Ruß und Rauch erfüllt.“, man sah Lyze an, wie schwer es ihm fiel, davon zu erzählen: „Er- er kehrte unserem Haus am Hügel gerade den Rücken zu, als ich ankam... Ich konfrontierte ihn mit meinem Verdacht und fragte nach meinen Eltern.“
Ein Schluchzen erfüllte die Höhle; obwohl es nur von Lyze stammen konnte, war Sari nicht sicher, aus welcher Richtung es kam.
Dann verzog der Halbengel plötzlich seine Gesicht: zu seiner Trauer mischte sich pure Wut: „Alles, was dieser Dreckskerl tat, war mich spöttisch anzulächeln....! Ich verlor in dem Moment meine Beherrschung und lief auf ihn zu! A-aber-“, er schluchzte abermals, „Bevor ich ihn auch nur berühren konnte, hatte er ein dünnes, schwarzes Schwert gezogen und mich mit purer Magie zu Boden geworfen!“
Sari traute ihren Ohren nicht: „M-Magie- Was-?“
„Schwarze Magie, dämonische! Meine Beine waren wie gelähmt; ich konnte mich nicht bewegen!“, erneut war es still geworden. Lyze hatte abermals sein Gesicht in den Händen vergraben und holte tief Luft. Es muss für einen Zehnjährigen sehr beängstigend gewesen zu sein, einem Dämonen gegenüber zu stehen. Und wenn dieser auch noch einen mächtigen Zauber über ihn verhängt hatte, verfiel das Kind wahrscheinlich in Todesangst.
Lyze brauchte einen langen Augenblick für sich. Erst, als er seine Emotionen halbwegs unter Kontrolle hatte, konnte er leise weitersprechen: „...Kenji ging fort und ließ mich um Hilfe schreiend zurück. Ich... musste mitansehen, wie das Haus unter den Flammen zusammenbrach.“, er seufzte, „Irgendwann verlor ich das Bewusstsein. Und... als ich am nächsten Morgen erwachte, war das Haus bis auf eine Ruine abgebrannt...“ Er schluckte hörbar, ehe er ergänzte: „...Und von meinen Eltern fehlte immer noch jede Spur.“
„L-Lyze...“, Tracy wollte ihn in diesem Moment beginnen, zu trösten.
Doch schüttelte er den Kopf und sprach weiter: „Ich wartete bis tief in die Nacht vor den abgebrannten Trümmern. Insgeheim hoffte ich auf die Rückkehr meines Bruders und auch, dass meine Eltern zu dem Zeitpunkt des Feuers nicht gerade im Haus waren... doch dem war nicht so.“
Nun sah Sari bestürzt zu Boden. Ihre Brust zog sich zusammen, als ob sie Lyzes Verlust wahrlich spüren konnte. Als sei sie an seiner Stelle dort gewesen.
„Mich hielt nichts mehr bei den Ruinen... also verließ ich sie. Ich begann, durch Desteral zu ziehen, ohne Ziel vor Augen... als Kind.“
Demnach hatte seine Kindheit bereits mit zehn Jahren geendet.
„Die ersten Monate waren hart und voller Gefahren. Ich versteckte mich hauptsächlich in Wäldern und Höhlen... eben wie dieser hier. Irgendwann erreichte ich dann die ersten Dörfer.“
„A-aber...“, meinte Sari leise, „Wieso bist du nicht in ein Waisenhaus-?“
Ein Kopfschütteln seitens des Halbengels unterbrach sie: „An ein Waisenhaus... wollte ich nicht denken. Ich hatte zu viele furchterregende Geschichten gehört, als dass ich mich freiwillig bei einem gemeldet hätte... Daher verdiente ich früh meinen ersten Nima auf den Straßen fremder Dörfer, indem ich Holzfällern zur Hand ging und im beginnenden Herbst bei der Ernte half. ...Es reichte meistens dafür aus, Nahrung zu kaufen und weiterzuziehen.“
Nun atmete Lyze lange ein. Es schien den Anwesenden wie eine Erfrischung, als er weitersprach: „Irgendwann erreichte ich die Tore eines netten Fürstenreiches. Sie... sie boten mir eine Bleibe und es fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit nach Heimat an...“, dann seufzte er, „Doch auch dieses Glück sollte nicht länger als drei Jahre halten...“
Weiter erzählte der Halbengel nicht. Stattdessen schien er einige Zeit zu überspringen: „Nach einer Weile kehrte in mir der Wunsch nach richtiger Heimat zurück. Ich beschloss daher, trotz des Alptraums von damals, wieder die Ruine aufzusuchen.“
Ab diesem Punkt wirkte Lyzes Herz etwas freier. Wahrscheinlich, weil seine Reise endlich ein Ende gefunden hatte.
„Es dauerte viele Monate, bis ich genug Nima verdient hatte, um das Grundgerüst des Hauses allmählich wieder aufbauen zu können. Und... kurz darauf erfuhr ich von hinterlegtem Geld meiner Eltern, im nahen Dorf Anarcan... Die Bank hatte es all die Jahre aufgehoben und schon geglaubt, es gäbe keinen Erben mehr. Das gab mir zum Glück die Gelegenheit, das Haus in einem modernen Zustand wieder aufzubauen.“
Die Frauen waren erleichtert, Lyze etwas beruhigter zu sehen.
Er sah zu Boden und lächelte dabei schmal: „Es kam der Tag, an dem ein Mädchen vor meiner Tür stand: Aira. ...Ihre Worte, sie sei meine vollwertige Schwester, gab mir ein wenig Glück zurück. Ich hatte wieder ein Ziel vor Augen und baute das Haus nicht mehr nur für mich auf.“, er seufzte, „Aber nur neun Tage später musste ich in die Armee des Lichts einziehen. Ich dachte, Aira sei bei ihrer Ziehfamilie sicher, weshalb ich sie zwischenzeitlich zurückgeschickt hatte... nun, und den Rest... den kennt ihr bereits.“
Lyze schaute auf, zu seinen traurigen Zuhörerinnen: „Aira gab mir das zurück, was ich verloren glaubte... Natürlich müsste ich sie suchen. Sie ist ein Teil- nein, der letzte Teil meiner Familie und ich denke, als großer Bruder sollte ich sie beschützen... aber... wie wir wissen, ist das verdammt schwer.“
„Ach... Lyze...“, Sari wollte ihn am liebsten in den Arm nehmen. Worüber sie nachdachte, hatte Tracy bereits getan: sie legte beide Arme um den Hals des Halbengels und schniefte durch ihre katzenartige Nase. Lyze selbst sah dabei auf die Puppe in seinen Händen hinab. Vielleicht, so dachte er, konnte er sie Aira eines Tages zurückgeben.
„Endlich verstehe ich es.“, so Sari, „Und ich schwöre, wir werden deine Schwester finden-“, bevor Lyze ins Wort fallen konnte, hob sie ihren Finger: „Wehe du sagst jetzt 'das ist hoffnungslos'. Sonst lassen wir dich gefesselt als Geschenk für die Dämonen zurück!“
„Ich denke, es ist realistisch.“, Tracy ließ endlich vom Halbengel ab: „Jemanden müssen Dämonen mit Menschenkindern aufgefallen sein. Wir könnten in Dörfern fragen, irgendwer wird sicher etwas gesehen haben.“
„Gute Idee! Wir klappern alle Dörfer und Städte nach Informationen ab und finden sie somit ganz schnell, du wirst schon sehen!“
Lyze musste über ihren Optimismus lächeln: „Danke, euch beiden. Vielleicht habt ihr Recht.“
Nun schmunzelte Tracy, ehe sie überlegend den Finger auf die Unterlippe legte: „Wir brauchen ein erstes Ziel... dann wissen wir auch, wohin unsere Reise morgen gehen soll.“
„Richtig...“
„Hm tja...“, begann Sari, „Aber wohin können wir denn? Wir sind schließlich Flüchtlinge und... Tarrence lässt uns bestimmt bis ans Ende der Welt jagen.“
„Am Besten gehen wir in eine Stadt, in der die Dämonen noch keine Macht besitzen.“, Lyze, endlich zu neuem Mut gekommen, setzte sich auf: „Zum Beispiel... die größte Handelsstadt Desterals. Ich weiß noch von damals, dass, wenn wir die Höhle bis zur anderen Seite durchgehen, sie nur einen halben Tagesmarsch von hier liegt.“
Da schwang Sari die Arme hoch: „Handelsstadt Comerence [Komerenz], jawohl!“
Ihre zwei Kameraden sahen überrascht zu ihr.
Sie duckte sich dabei und fasste sich verlegen auf ihren Nacken: „Tut mir leid... mir ist plötzlich der Name in den Kopf geschossen – und das ganz ohne Kopfschmerzen! Darüber habe ich mich gefreut.“
Die Katzenfrau schmunzelte über Saris Verhalten, ehe sie nickte: „Also ist es entschieden: gleich morgen brechen wir auf, nach Comerence!“
„Sehr gut... Ich danke euch beiden. Dann lasst uns nun versuchen, ein wenig zu schlafen. Wir werden im frühen Sonnenaufgang losziehen.“
Die beiden jungen Frauen nickten einstimmig, ehe sie, wie Lyze, sich eine gute Stelle auf dem Boden der Höhle suchten.