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Nana Papadoupolus

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Um 07.30 Uhr wurde ich rüde vom Wecker geweckt. Ich hatte tief und traumlos geschlafen, gestern war es wohl doch ein Clas Cognac-Cola zu viel gewesen. Ich quälte mich aus dem Bett und wurde erst unter der Dusche so einigermaßen wach. Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass das Wetter heute lange nicht so schön wie gestern war. Es war nebelig und verhangen. Egal, dachte ich grimmig, das Soloklettern am Kopftörl hatte ich mir für heute vorgenommen und so würde es auch geschehen. Die Warnungen meines Kletterlehrers, bei solchen Bedingungen das Klettern generell zu lassen und das Soloklettern insbesondere, schob ich rigoros auf die Seite. Ich war doch schließlich kein Weichei wie diese ganzen Schwarzseher und außerdem in der Wand erfahren genug. Ich zog mich an, besonders umsichtig schnürte ich mir meine nagelneuen Bergschuhe. Dabei bekam ich doch ein wenig Gewissensbisse. Hätte ich die nicht vielleicht doch vorher einlaufen müssen? Schließlich zuckte ich bedauernd mit den Schultern, ließ sich ja jetzt eh nicht mehr ändern. Schnell noch die Jacke übergezogen, dann griff ich nach dem bereits gepackten Rucksack. Den Helm klickte ich mit dem Schnellverschluss in eine der unteren Schnallen des Rucksacks ebenso den Klettergurt.

Der Rucksack kam auf den Beifahrersitz, dann klemmte ich mich hinter das Steuer. Im Dorf bei Anita, bei der ich gestern den Schlüssel für die Hütte bekommen hatte, holte ich mir mein vorbestelltes Lunchpaket. Zurück im Auto warf ich einen kurzen Kontrollblick in die Tüte, aber es war alles vorhanden: die belegten Brötchen, die gekochten Eier, das Wasser, die Thermoskanne Tee und die Müsliriegel. Beruhigt stopfte ich die Tüte obenauf in den Rucksack.

Die Anreise ging über die Bundesstraße B178, über Kufstein nahm ich die Ausfahrt Ellmau. Ich hatte mir den Weg auf der Karte genau eingeprägt. An der Abzweigung folgte ich den grünen Schildern in Richtung Kaisergebirge / Wochenbrunn. Dann musste ich nur noch der Mautstraße folgen, um zum Parkplatz der Wochenbrunner Alm zu gelangen. Der sollte nach meinem Informationsstand gebührenfrei sein. Als ich dort ankam, war ich erfreut, dass er es tatsächlich war. Der Parkplatz war schon auf einer Höhe von 1085 Meter über Normalnull. Hier war es auch deutlich diesiger als bei meiner Hütte und – wenn ich wirklich ehrlich war – war es fast schon nebelig. Trotz meines Flanellhemdes und meiner Jacke fröstelte ich doch ein wenig, als ich aus meinem Wagen stieg. Und wieder schoss ich die Warnungen in den Wind, bei solchem Wetter in den Berg zu gehen. Mein erklärtes Ziel, der Kopftörl lag bei 2.058 Metern, was ich schon ziemlich beeindruckend fand. Ich konnte es gar nicht erwarten, mit meiner Solotour zu beginnen und dort anzukommen.

Ich schulterte meinen Rucksack und schritt zügig los. Um zum Einstieg in den Kopftörl zu gelangen, musste ich den Steig 825 nehmen, Insider nannten diesen auch Jubiläumssteig. Anfänglich führte dieser durch einen lockeren Wald. Ich schritt locker, aber zügig und so wurde mir schnell warm. An der Baumgrenze war mir schließlich so warm, dass ich sogar die Jacke öffnete. Nun wurde das Gelände felsig. Ich musste schon genau darauf achten, wo ich hintrat und war für mein festes Schuhwerk dankbar. Obwohl, wenn ich ehrlich war, die neuen Schuhe waren nicht bequem, nicht eingelaufen und fingen an, zu drücken. Hoffentlich bekam ich keine Blasen, denn die eigentliche Kletterei lag ja noch vor mir. Der Weg wurde immer anspruchsvoller, aber vom Bergsteigen noch weit entfernt. Dies würde erst nach der Gruttenhütte beginnen, die bei 1.620 Metern lag und die höchst gelegene Schutzhütte im Wilden Kaiser war. All das hatte ich pflichtschuldigst gelernt, dem Bergführer sei Dank.

Dort angekommen umrundete ich diese Hütte eilig, ohne einzukehren. Ich hatte in meinem Rucksack alles, was ich benötigte, und außerdem wollte ich mir keine Ratschläge anhören müssen, die mich eventuell von meinem Vorhaben abbringen könnten. Erst am Einstieg, direkt am Kopftörl, legte ich eine Pause ein. Hier oben war es nun tatsächlich nebelig. Bevor ich mich endgültig darauf vorbereitete, die Wand in Angriff zu nehmen, wollte ich ein Brötchen essen und auch etwas trinken.

Ich griff mir das erste Brötchen, das erreichbar war. Was hatte Anita, oder wer auch immer die geschmiert hatte, mir da überhaupt drauf getan? Ich wickelte es aus der Verpackung, klappte es kurz auf, um einen Blick darauf zu werfen. Ah, Fleischwurst und dem Geruch nach auch noch die mit Knoblauch. Gut, das mochte ich. Mit großem Appetit biss ich hinein. Himmlisch! Es schmeckte hier in der freien Natur irgendwie viel besser als am heimischen Küchentisch. Den Müll stopfte ich in eine Seitentasche meines Rucksacks. Schnell war der Snack verzehrt und ich machte mich an die letzten Vorbereitungen.

Zuerst griff ich zu meinen Klettergurt und stieg in die Halterungen für die Oberschenkel und schloss anschließend den Gurt um meine Taille, der meinen Oberkörper sichern würde. Dann setzte ich den Helm auf und entnahm meinem Rucksack sowohl die Band- als auch die Expressschlingen. Die Bandschlingen legte ich mir griffbereit über den Oberkörper, ähnlich wie Patronengurte, die Expressschlingen klippte ich an den Klettergurt ebenso wie den Chalkbag (Magnesiumbeutel), den ich, wie gewohnt, hinten an dem Gurt befestigte. Klemmkeile, Friends, Bohrhaken, auch kurz und knapp Bühler genannt, kamen in die Taschen meiner Jacke.

Bevor ich mich endgültig an den Aufstieg machte, ging ich nochmals gewissenhaft alle Ausrüstungsgegenstände durch. Noch gewissenhafter als ich es ohnehin gewohnheitsgemäß tat, wenn ich mit meiner Freundin in die Wand ging, schließlich hing meine Gesundheit jetzt nur von mir und meiner Umsicht ab.

Ich kam wirklich gut voran, hielt mich auch jetzt bei dem gesicherten Soloklettern wie gewohnt an die Drei-Punkt-Regel, die vorsieht, zu jedem Zeitpunkt mit drei Gliedmaßen Kontakt zum Fels zu halten und immer nur mit einer Hand oder einem Bein nach dem nächsten Haltepunkt zu suchen. Ansonsten hielt ich mich an das, was mir mein Kletterlehrer beigebracht hatte. Bei ihm hatte ich die Technik des selbstgesicherten Kletterns mit Steigklemmen am fixierten Seil erlernt. Wie dieser mir im Vorfeld erklärt hatte, gab es da wohl noch eine andere Technik, das selbstgesicherte Klettern mit Grigri, aber da er es selbst nicht praktizierte und demnach auch nicht vermittelte, kam diese Technik für mich auch nicht in Frage. Wie gelernt, arbeitete ich daher mit Steigklemmen, die so genannten Mini Traxion, die mit einem ovalen Verschlusskarabiner im Anseilring befestigt werden. Die ovale Karabinerform ist wichtig, da diese ein Verkanten des Gerätes und die damit verbundene ungünstige Knickbelastung des Karabiners weitestgehend verhindert, genau wie eine, verständlicherweise unerwünschte, Fehlfunktion des Gerätes.

Es klappte alles hervorragend, es war, als hätte ich Zeit meines Lebens nichts anderes gemacht und so wurde ich regelrecht euphorisch. Auf dieser Route waren die wichtigsten Stände mit Bohrhaken saniert, die ich für meine Sicherung ausnutzte. Darüber hinaus gab es vereinzelt immer wieder gebohrte Zwischenhaken und auch ein paar Normalhaken. Je nach Sicherungsbedarf konnte ich mich also gut mit Schlingen und Keilen absichern.

Ich kam zügig voran, jedoch machte mir das Wetter nun doch langsam Sorgen, denn je höher ich kam, desto nebeliger wurde es. Meine Finger waren schon ganz klamm, aber ich wollte ums Verrecken nicht aufgeben. Ich war bis jetzt so gut vorangekommen, wähnte mich schon am Ziel, zumal ich den ersten Turm in Rekordzeit bewältigte. Ich ruhte mich kurz aus, trank einen Schluck Wasser und aß einen der Müsliriegel. Im Stillen dankte ich meinem Kletterlehrer für seinen Insidertipp: Beim gesichertem Soloklettern laufen die Steigklemmen nicht unbedingt problemlos, weil das nach unten auslaufende Seil ja nicht frei hängen kann, sondern zwischen den Beinen liegt und der Widerstand mit dem Klettergurt das Durchlaufen erschwert. Daher hatte ich im Vorfeld auf sein Anraten am Seilende durch das Einhängen von zusätzlichen Expressschlingen für mehr Gewicht gesorgt.

Ich freute mich, dass es bis jetzt fast besser als geplant gelaufen war, wähnte mich schon heute Abend am Esstisch mit Marc sitzen und ihm grinsend von meinem erfolgreich verlaufenen Soloklettern erzählen. Wie doof würde der aus der Wäsche schauen, wenn er feststellen musste, wie ich ihm gehorcht, oder besser, nicht gehorcht hatte. So euphorisch ging ich den zweiten Abschnitt an, den ich dank der erlernten Technik und den auch hier vorhandenen Bohrhaken genauso problemlos wie den ersten Turm bezwang.

Trotz der immer schlechter werdenden Witterungsbedingungen schaffte ich so drei von den insgesamt sechs Türmen relativ mühelos. Das Malheur geschah, als ich den vierten Turm, den so genannten Leuchtturm, fast bezwungen hatte. Bis hierhin hatte ich die Dreipunktetechnik durchhalten können und musste jetzt plötzlich feststellen, dass der nächste Halt für den nächsten Handgriff viel zu weit entfernt war, diesen Punkt konnte ich unmöglich erreichen, mir fehlte dazu fast ein halber Meter. Immer wieder versuchte ich es, jedoch vergeblich. Verzweifelt suchte ich mit meiner linken Hand immer wieder den Felsen ab, es musste doch ein Halt in erreichbarer Nähe sein, das durfte es doch nicht geben. Diese Tour hatten doch schon kleinere Personen als ich geschafft, das durfte doch nicht wahr sein, dass es hier für mich nicht weiterging. So langsam geriet ich in Panik. Vorwärts ging es nicht mehr, also musste ich wieder zurück. Da stand mir aber mein nächstes Problem im Wege, ich konnte nicht nach unten sehen und fand so die Haltepunkte, die ich auf dem Weg nach oben so problemlos gefunden hatte, nicht mehr. Ich konnte also weder nach vorn noch zurück. So langsam musste ich mir eingestehen, dass diese Tour ein Riesenfehler von mir war. Noch nicht einmal an mein Handy kam ich, denn das hatte ich als Einziges vergessen, griffbereit zu verstauen, das befand sich im Rucksack. Ich saß in der Falle! Ich hätte schreien können!

Nana und ihr Meister (BDSM, MaleDom)

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