Читать книгу Unbekanntes Wien - Isabella Ackerl - Страница 16
Оглавление9. Satire auf den Protestantismus:
„WO DIE KUH AM BRETT SPIELT“
UND ANDERE WIENER HAUSZEICHEN
Das seltsame Hauszeichen am Haus Bäckerstraße 12 erzählt nicht von einem erfinderischen Tierbändiger, der einer Kuh das Brettspiel beibrachte. Das Fresko, das um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden sein mag, macht sich vielmehr über die Protestanten lustig. Es entstand zu einer Zeit, als in Österreich und vor allem in Wien schon längst die Gegenreformation gesiegt hatte. Andere Erklärungsversuche interpretieren das Fresko als einen bösen Scherz für einen Hausherrn.
Im Vorgängerbau des jetzigen Hauses wohnte zu Ende des 14. Jahrhunderts der Wiener Bürgermeister Konrad Vorlauf. Er erlangte traurige Berühmtheit, da er sich als Wiener Bürgermeister im habsburgischen Erbstreit zwischen Herzog Leopold IV. und Herzog Ernst wie alle begüterten Bürger der Stadt auf die Seite von Herzog Ernst gestellt hatte. Nachdem sich die beiden Kontrahenten geeinigt hatten, wurde Vorlauf auf Forderung der anderen Partei verhaftet und quasi als Sündenbock am 11. Juli 1408 hingerichtet. Er war damals etwa 73 Jahre alt. Bis zur Zerstörung 1945 gab es im Wiener Stephansdom eine Tafel zu Füßen des Friedrich-Grabes, die an ihn erinnerte.
Hausbezeichnungen wie „Wo der Wolf den Gänsen predigt“ – der Wolf steht für die „bösen“ Protestanten und die Gänse für die „guten“ Katholiken – (Wallnerstraße 11; das Original des Hauszeichens befindet sich heute im Wien Museum) und „Wo die Böck’ aneinander stoßen“ (Postgasse 1) beziehen sich ebenfalls auf den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten. Im Haus Wallnerstraße soll es sogar zu geheimen protestantischen Zusammenkünften gekommen sein. Ein späterer Hausbesitzer wollte mit dieser Bezeichnung eine Warnung an die Bürger richten. „Wo der Teufel mit der Bognerin rauft“ ist ein Hausschild (Bognergasse 3), das an eine alte Wiener Sage anknüpft. Anspielend auf eine Rauferei zwischen dem Teufel und einem alten Weib, trug das Haus die Inschrift: „Pestilenz und Not ein Übel ist, Krieg ein arger Zeitvertreib. Schlimmer als des Teufels Tück und List, Gott behüt uns †††, ist ein böses Weib.“ 1904 wurde dieses Haus abgetragen.
Auch das Hausschild „Wo die Jungfer zum Fenster hinausschaut“ thematisiert eine Wiener Sage von einer Jungfer während der Pestzeit. Als sie vom Fenster aus die Leiche ihres Liebsten im durch Hochwasser angeschwollenen Alserbach vorbeitreiben sah, stürzte sie sich in die Fluten.
Andere recht skurrile Hausbezeichnungen sind uns mit „Wo der Hahn den Hühnern predigt“ oder „Wo der Hahn sich im Spiegel schaut“ überliefert und lassen sich nicht mehr erklären.
1010 Wien, Bäckerstraße 12, Bognergasse 3, Postgasse 1 und Wallnerstraße 11 (mehrere U-Bahn-Anbindungen)