Читать книгу Der Virus-Code - J. Zgb. - Страница 12

Die Beobachterin

Оглавление

Bennis Augen wandern über die Gruppen der Upgrounder, Natminders, Feen und Kobolde, er sieht hinüber zu den urigen Globanten, Undergroundern, Undinen und Oilanten und alle nicken sie ihm zu.

Auch die Sylphen, Gasanos und Lichtalben lächeln ihn freundlich an, nur die Universianer, ganz besonders jedoch ihr Anführer, wenden sich ab und alle schauen den Abhang hinauf. Benni folgt ihrem Blick.


Oben, am Rand der Wiese, steht eine leuchtende Gestalt und sie ist so strahlend und schön, dass sich Benni über die Augen streichen muss, erst dann kann er sie genau erkennen. Es ist eine junge Frau, ganz in funkelndem Silber gekleidet, ihre Arme und Beine leuchten schneeweiß, wie frisch gefallener Schnee in der Mittagssonne, und ihre Haare fallen in silber- und goldstrahlenden ellenlangen Locken über ihre Schultern.

Sie zieht ihn magisch an, er steht auf, und als er auf sie zugeht, hat er das Gefühl, als würde er schweben.

„Komm“, flüstert sie, „komm, Menschenkind!“

„Theia, liebste Schwester“, dringt da die Stimme von Muttererde Terra zu Benni vor, und als würde er aus einem Traum erwachen, dreht er sich um.

Schwester? Die sehen sich aber überhaupt nicht ähnlich, denkt Benni und wendet seinen Kopf hin und her, von Muttererde Terra zu Theia und wieder zurück. Da fasst Theia Benni an der Hand und schreitet mit ihm zusammen den Abhang hinunter. Sie stellt sich in einigem Abstand zu Muttererde Terra hin und lässt schließlich Bennis Hand los.

Benni hebt die Nase und schnaufelt. Das ist ein sonderbares Gefühl, was er so noch nicht kennt. Die beiden Schwestern scheinen miteinander sehr eng zusammenzuhängen, und Muttererde Terra liebt ihre Schwester Theia aufrichtig, das spürt er. Aber Theia, was ist nur mit Theia? Da sind Hass und Liebe, da ist ein Band, das sie zerreißen möchte, aber andererseits klammert sie sich mit ihren schneeweißen Händen geradezu an Muttererde Terra.

„Hast du auch immer Zoff mit deiner Schwester?“, fragt er Theia und schaut sie verständnisvoll an.

„Ach, weißt du“, antwortet Theia und beugt sich – auf einmal ganz schlank – nach vorn zu Benni, „wir sind nur Halbschwestern und ich war früher ein eigener, sehr temperamentvoller Planet. Ich konnte viel schneller tanzen als Muttererde Terra und habe mich so schnell gedreht wie ein Wirbelwind.“

Sie will Benni eine Drehung vormachen, aber es gelingt ihr nicht, sie hängt mit ihren endlos langen silbernen Haarstrahlen an Muttererde Terra fest.

„Damals sind wir einmal ganz feste zusammengestoßen“, sagt sie und zieht und zerrt dabei an den silbernen Fäden „und bei diesem Unfall wäre ich fast draufgegangen. Damals hat mir Muttererde Terra einiges an Gestein gespendet, sozusagen ein paar Organe transplantiert, wie die Menschenmenschen das heute nennen würden. Das hat mir das Leben gerettet, aber seitdem bin ich für immer mit ihrer Energiebahn verbunden.“

Benni nickt. „Verstehe ich gut“, sagt er, „Muttererde ist die Große und du fühlst dich manchmal ganz schön klein und mies. Habe ich recht?“

Theia nickt leicht, doch im nächsten Augenblick wirft sie ihre silberne Lockenpracht über die Schulter, ergreift den Saum ihres bodenlangen silbernen Kleides, breitet die Arme aus und zeigt ihre volle, hell strahlende Schönheit, sodass Benni vor Entzücken ausruft: „Oh, so schön wie der leuchtende Vollmond am schwarzen Himmelszelt! So schön“, singt er eine kleine Melodie, „so schön!“

Jetzt lächeln beide, Theia und Muttererde Terra.

„Siehst du“, sagt Muttererde Terra zu Theia, „die Menschenkinder lieben dich, du musst also gar nicht eifersüchtig auf mich sein.“

Theia lässt ihre Arme wieder sinken und sieht ihre Halbschwester lange und ernst an. Dann schüttelt sie den Kopf. „Aber die Menschenmenschen verehren mich gar nicht mehr“, sagt sie seufzend. „Für die bin ich nur noch ein Trabant der Muttererde Terra, auf den man alle möglichen Gerätschaften hinaufschießt, in dessen Staub man herumwühlt und auf dem man vielleicht sogar eine Müllkippe einrichten möchte.“ Sie stampft mit ihren Silberschühchen auf. “So geht das nicht! Die Universianer haben recht! Lasst uns die Menschheit auslöschen, wir sind doch Millionen von Jahren auch ohne sie klargekommen!“

„Ja, löschen wir sie aus!“, schreit Stellarus, und seine Universianer grölen einstimmig: „Auslöschen, auslöschen!“

„Wir löschen sie aus und entwickeln eine neue Menschheit!“, schlägt Stellarus vor und lässt seine Zacken glitzern und funkeln. Die ganze Sternenmeute ist aus dem Häuschen und begeistert sich mit tosendem Kriegsgeheul.

Benni dreht sich zu den kreischenden und tobenden Universianern um, er muss schlucken, aber er ist sehr wütend und hat jetzt keine Lust, als Heulsuse dazustehen. Er stampft mit dem Fuß auf den Boden, und Mo springt auf und bellt Stellarus wütend an.

Da klatscht der oberste der Devas in seine Hände, sodass es wie ein Donner über die ganze Wiese dröhnt. Mit einem Mal sind alle still.

Benni nimmt seinen ganzen Mut zusammen. „Habt ihr vielleicht auch einmal an mich gedacht? An mich, meine Mutter, meinen Vater, meine Oma und meine Schwester? Wenn ihr alle auslöschen wollt, dann müsst ihr aber gleich mal mit mir anfangen!“, ruft er wütend in die Runde und seine Augen sprühen Funken vor hilflosem Zorn. Er dreht sich um und stapft ein Stück den Wiesenhang hinauf, dann wendet er sich um und schaut zurück. „Und denkt ja nicht“, faucht er, „dass ich auch nur noch ein einziges Mal ein Lied über die Sterne und den Mond singe! Das könnt ihr euch abschminken!“

„Benni, so bleib doch“, ruft ihn der oberste der Devas zurück, „nichts geschieht ohne die Zustimmung der höchsten Mächte.“

Benni sieht ihn an und die warme, wunderbar wohltuende Kraft, die von dem Deva ausgeht, umgibt ihn wie die Wolldecke, die seine Oma immer um seine Schultern legt, wenn sie ihm ein Märchen vorliest. Langsam geht er wieder den Hang hinunter und setzt sich in seinen verflochtenen Baumkorbsessel. „Wir haben dich gerufen“, setzt der Deva seine Rede fort, „weil wir mit dir zusammen die Probleme lösen wollen.“

Der Virus-Code

Подняться наверх