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Der Beschluss

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„Und wie wollt ihr die Probleme nun lösen?“, fragt Benni und schaut von einer Gruppe zur anderen.

Der Globant macht einen Schritt auf Benni und Muttererde Terra zu und streckt ihnen seinen Eisenstab entgegen. Jetzt sieht Benni, dass der Stab oben mit einer Kappe verschlossen ist und wohl kein Stab, sondern eher ein langes Rohr mit einem Inhalt ist.

„Da, hier drin steckt die Lösung!“, erklärt der Globant mit dröhnender Stimme. Er fuchtelt mit dem Rohr vor Bennis Nase herum und hält es ihm schließlich hin. „Dreh du mal bitte den Deckel ab“, kommandiert er, „dann wirst du sehen, was in meinem Zauberstab steckt“, und ein breites, nicht besonders schönes Grinsen huscht über sein kantiges Gesicht.

Benni greift nach dem Eisen und will den Deckel abschrauben.

„Halt! Halt, Benni!“, gebietet plötzlich Muttererde Terra. „Warte!“ Sie erhebt sich von ihrem Baumgeflechtthron, kommt zu Benni und schaut ihm tief in die Augen. Benni wird plötzlich ganz müde, ihm fallen die Augen zu, aber er reißt sich zusammen und wehrt sich dagegen. Schlaftrunken hört er Muttererde Terra sagen: „Mein Menschenkind, höre und sprich mir nach:

„Sanctus sanus est!“

Benni flüstert: „Sanctus sanus est.“

Muttererde Terra nimmt Bennis rechte Hand und fährt mit ihrer Hand über Bennis Handteller. „Gut so, mein Menschenkind, nun sprich: Sanitas sancta est!“

Benni wiederholt: „Sanitas sancta est!“

Muttererde Terra hält nun seine linke Hand und streicht mit den Fingern ihrer rechten Hand über seinen Handteller. „Der Heilige ist gesund, die Gesundheit ist heilig“, spricht sie und legt dabei beschwörend zwei Hände auf Bennis Kopf.

„Nun bist du geschützt und kannst das Eisenrohr des Globanten öffnen“, sagt sie lächelnd und geht wieder zurück zu ihrem Thron.

Die Müdigkeit ist wie fortgeblasen und Benni greift entschlossen nach dem Eisenrohr, dreht den Deckel mit zwei Umdrehungen nach rechts und sofort fliegt die Kappe in hohem Bogen ins Gras. Ein Gequietsche, Geschmatze, Geröchel und Gekreische ertönt, und Abermillionen kleiner, bunter, kugelförmiger, schleimiger und blubbernder Gestalten quellen aus dem Rohr, eine hässlicher als die andere!

„Iiiiiih!“, schreit Benni. „Wer seid ihr denn?“

„Wir sind die Ersten, wir sind die Urgestalten, wir sind die wahren Herrscher über die Planeten“, singen die grauslichen Wesen und umkreisen Benni.

„Lasst uns nach ihm greifen! Lasst ihn uns besetzen! Lasst ihn uns auffressen!“, johlen sie und umschwirren ihn wie ein Schwarm angriffslustiger Wespen. Aber etwas hält sie zurück, sie kommen nicht an ihn heran und schließlich setzen sie sich auf das Eisenrohr, auf die Grasbüschel und auf die kantigen Füße von dem Globanten.

„Das ist“, sagt Muttererde Terra langsam und ihre Stimme klingt müde, „die einzige Hoffnung, wie wir die Menschenmenschen zur Vernunft bringen und ihr Verhalten korrigieren können.“

Sie schaut Benni an und er erschnaufelt ihre tiefe Trauer und Verzweiflung, doch bevor er etwas sagen kann, fährt der Globant dazwischen und ruft: „Wir haben doch alles versucht, und das schon seit so langer Zeit! Wir haben ihnen die Vermittler gesendet, die allerhöchsten Boten des Schöpfers, wir haben Unwetter und Erdbeben geschickt, wir haben sie vom Meer verschlingen lassen, wir haben ihnen die Musik gegeben und in der letzten Zeit ein Mädchen sprechen lassen! Und? Haben sie gehört?“

Er schlägt wütend mit seinem Eisenrohr gegen einen Stein und es dröhnt, als würden Felsen zerbersten. „Nichts wollen sie verstehen, die Gaben ihrer Heimat missachten sie, sie fressen und saugen dich aus, verehrte Muttererde Terra, du schönstes Juwel unter der strahlenden Sonne, du Ort der göttlichen Freude! Sie haben es nicht anders verdient!“


„Wir kommen schon!“, kreischt die bunte, schleimige Meute abscheulich. „Wir kommen, wir werden uns ganz schnell vermehren und wir werden sie zwingen, sich zu verändern – oder sie töten!“

Alle versammelten Wesen sind ein paar Schritte zurückgewichen. Benni saugt ihre Gefühle ein und erschnaufelt, dass ganz besonders die Natminders besorgt und verängstigt sind.

„Aber wer oder was sind nun diese Schreihälse?“, fragt Benni und reißt sich mächtig zusammen, denn eigentlich findet er diese Schleimmonster ober-eklig und einfach nur widerlich.

Ganz leise beginnt es zu summen, dann wird es lauter und lauter, und schließlich brüllt es über das ganze Tal: „VIREN! Wir sind Viren, wir sind die Armee des Todes!“

Benni hält sich die Ohren zu und möchte am liebsten weg, weg von dem Geschrei, weg von diesen ekligen Monstern und einfach nur seine Ruhe haben. Er streckt die Hände weit vor und will das ganze Geschehen am liebsten fortschieben – und tatsächlich ist es plötzlich still.

Die labbrigen, schlabbrigen Schleimkugeln liegen als grauer Haufen vor seinen Füßen auf dem Boden. Erstaunt hebt er den Kopf und sieht Muttererde Terra fragend an.

„Du bist doch geschützt“, sagt sie lächelnd, „du musst keine Angst haben!“ Sie macht eine kurze Pause. „Wir schicken die Viren aus“, erklärt sie ihm und ist nun sehr gefasst und ruhig, „damit die Menschenmenschen lernen müssen – ob sie wollen oder nicht!“

„Doch du bist unsere Brücke“, meldet sich nun jetzt der oberste der Devas zu Wort, „du kannst ja mit uns sprechen. Du wirst der Vermittler sein zwischen uns, dem Geschehen und den Menschenmenschen. Wir haben dich heute hierher geführt, damit du all das weißt und dich nicht erschreckst. Nun geh nach Hause. Unser nächstes Treffen ist in einer Woche!“

Der Deva erhebt sich, breitet seine Arme aus und alle verneigen sich vor ihm. Die Gasanos, Sylphen und Lichtalben verlieren ihre Gestalt im Dunkeln. Die Universianer gleiten auf einem breiten Lichtstrahl, der sich vom Nachthimmel herunter auf die Erde gesenkt hat, nach oben in das endlose, tief dunkle Blau und erscheinen zuletzt nur noch als kleine, helle, glitzernde Punkte. Die Globanten, Undergrounder und Oilanten werden von dem dunkelbraunen Erdhaufen aufgesogen, die Undinen schlüpfen in das Wasser des kleinen Bächleins und rinnen singend davon.

Nur die Upgrounder mit ihrem Gefolge stehen noch als letzte um Muttererde Terra und Theia auf der Wiese. Muttererde Terra erhebt sich, kommt auf Benni zu, nimmt ihn bei der Hand und bittet ihn, sich nun auf den Weg nach Hause zu machen. Sie werde ein paar Elfen und Kobolde mitschicken, die ihn begleiten, damit er gut und sicher den Weg durch die Dunkelheit heimfinde.

Langsam steigt Benni den Wiesenhang hinauf, er ist jetzt doch recht müde und freut sich auf sein Zimmer und sein warmes, kuscheliges Bett. Mo trottet neben Benni her und zwei Elfen machen sich einen Spaß daraus, auf seinem Rücken zu reiten. Die Kobolde kullern mit den kleinen Kieselsteinen, die auf dem Weg herumliegen, dass es leise scheppert, und Benni muss lachen, denn er schießt normalerweise auch immer die Steine über den Weg.

Bevor er ins Dorf kommt, dreht er sich noch einmal um und schaut zurück. Das Tal liegt nun ganz friedlich da, als wäre nichts geschehen. Die Universianer senden ihr Licht als kleine Sternenpunkte und Theia schickt den Glanz ihrer silbernen Schönheit herunter. Benni winkt noch kurz nach oben und Mo lässt ein leises „Wuff“ ab.

Der frechste der Kobolde zupft Benni am Ärmel. „Los, ab nach Hause und ins Bett“, sagt er kichernd, rennt bis zu Bennis Haustür und wirft dort eine kleine Holzfigur um, dass sie an die Tür scheppert. Drinnen geht das Licht an, Schritte ertönen, die Tür wird mit einem Ruck aufgerissen und Anna steht im Schlafanzug vor ihm. „Wo warst du denn?“, flüstert sie aufgeregt. „Wieso kommst du so spät vom Gassigehen? Weißt du überhaupt, wie spät es ist?“

Benni schüttelt den Kopf, er mag es gar nicht, wenn seine Schwester so viel und alles auf einmal fragt.

„Du kannst froh sein, dass Mama und Papa bei den Nachbarn sind und ich sie nicht angerufen habe“, plappert sie ungebremst weiter, und eigentlich ist er auch wirklich froh darüber. Er nickt und fasst ganz schnell nach ihrer Hand. Danke, denkt er, ja, danke.

Anna lächelt jetzt und schubst ihn nach oben in sein Zimmer. „Los, zieh dich aus, Schlafanzug an, putz dir die Zähne, dann sofort ins Bett und Licht aus!“, kommandiert sie, schließlich ist Anna ja schon vierzehn und damit richtig groß. Sie weiß, was zu tun ist, und Benni gehorcht ihr heute ausnahmsweise einmal ganz gern.

Der Virus-Code

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