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Das Geschehen

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Benni und Mo haben es geschafft, leise die Treppe hinunter, vorbei an der Wohnzimmertür, durch den Flur und – husch, sind sie nach draußen geschlüpft.

Benni schlägt den Kragen seiner Jacke hoch, denn die Sylphen schieben schon wieder einen frischen Wind durch das Dorf. Mo läuft etwas voraus, denn er weiß ja, wohin sie gehen. Benni schießt Steine vor sich her und singt: „Träumer träumen Träume, Träume träumen Träumer, die Träume, die Träume ...“

Da kommen Benni ein paar Trolle aufgeregt entgegengelaufen. „Wo bleibst du denn?“, knurren sie. „Wir sind schon alle versammelt und warten nur noch auf dich! Nun beeil dich schon!“

Als Benni ankommt, sieht er sie: Alle sind sie gekommen, die Upgrounder mit den Natminders, Feen und Kobolden, die Globanten mit den Undergroundern, Oilanten und Undinen, die Universianer mit den Sylphen, Gasanos und Lichtalben, und zwischen allen thront – prächtig und majestätisch – Muttererde Terra in Begleitung ihrer Halbschwester Theia.

Die Baumwesen haben sich auch schon zu dem kleinen Baumkorbstuhl verflochten und dieser steht, nur eine Armlänge vor Muttererde Terra entfernt, bereit für Benni.

„Sei willkommen, Menschenkind!“, begrüßt ihn freundlich der protokollführende Globant. „So wollen wir heute über das Geschehen auf dem blauen Planeten Erde sprechen und über weitere Schritte beraten.“ Er klopft dreimal mit seinem Eisenrohr auf den Stein, sodass es scheppert, und sogleich tritt die Gesandtschaft der Upgrounder in die Mitte, vor Muttererde Terra.

Benni fällt auf, dass die Natminders kaum noch Verbände und Pflaster tragen und sogar die ausgefallenen Zehen des kleinen Stinktieres sind wieder nachgewachsen. Die durchsichtigen Kleider der Feen sind viel bunter und leuchtender als das letzte Mal und auf ihren Flügelchen schimmern ein paar Regenbogenwassertrofpen. Sogar die Kobolde sehen dieses Mal sauberer und ordentlicher aus, was bei Kobolden nicht unbedingt allgemein üblich ist.

„Wie schön ihr heute ausseht!“, sagt Benni und klatscht begeistert in die Hände.

Der Upgrounder wendet sich Benni zu und erklärt ihm, dass die Menschenmenschen nun schon seit einiger Zeit sehr ruhig geworden seien. Sie liefen nicht mehr scharenweise durch die Reiche der Elfen, Feen und Kobolde, die Natminders würden nicht mehr gestört und könnten in aller Ruhe fressen, sich pflegen und ihr Revier beaufsichtigen. „Die Viren halten die Menschenmenschen in ihren Häusern, sie haben Hausarrest bekommen“, sagt er mit großem Ernst.

Muttererde Terra winkt der Gruppe der Globanten, Undergrounder, Oilanten und Undinen zu und eine der Undinen ist ganz besonders geschmückt. Sie trägt eine rote Korallenkette um ihren schlanken Hals, ihr meerblaues Kleid ist mit weiß schimmerndem Meerschaum besetzt und um ihre schlanken Hüften schwingt ein Gürtel, an dem die herrlichsten Meerwasserperlen klappernd die rauschende Melodie des Meeres singen.

Benni springt von seinem Korbgeflechtsessel auf und hüpft vor Freude hin und her. „So schön“, ruft er, „so schön bist du!“

Die Undine schreitet auf Muttererde Terra zu, verneigt sich vor ihr, und mit leicht zitternden Händen nimmt sie die Korallenkette von ihrem Hals und legt sie Muttererde Terra auf den Schoß. „Das ist der Dank der Wasserwesen“, haucht sie und meerblaue Tränen der Freude rinnen über ihre Wangen. „Die Fische können wieder atmen, die Delphine spielen wieder in den Lagunen, und wenn die großen, stinkenden, dampfenden und lärmenden Riesenschiffe noch eine Weile fern bleiben, wird sich unsere Gesundheit wieder erholen!“

Die Undergrounder und Oilanten sind zwar nicht ganz so fein gemacht, aber sie haben sich zumindest gewaschen und geputzt, und der Öltropfentyp schmiert auch nicht mehr ganz so viel herum, wenn er sich bewegt. Auch er berichtet von etwas mehr Ruhe und einem gewissen Stressabbau tief unter der Erde, aber am erfreulichsten sei doch, dass die Könige der Meere, die Wale, eine Schonzeit erlebten, da die Menschenmenschen nicht mehr so viel auf den Meeren unterwegs seien.

„Welch eine Freude“, ruft der Undergrounder aus und verbeugt sich ebenfalls vor Muttererde Terra.

„Man möchte es ja nicht glauben“, säuselt Stella Stellarus, „aber dieses ganze Virengedöns merken wir sogar da oben.“ Er poliert natürlich wieder an seinen Zacken herum, wobei das eigentlich gar nicht nötig ist, denn seine Gestalt funkelt heute wirklich ganz besonders hell. Er winkt seinen Mitstreitern, den Gasanos, Sylphen und Lichtalben, wirft etwas Sternestaub in die Luft und erteilt dem Gasano das Wort.

„Verehrteste Muttererde Terra …“, beginnt dieser und wirbelt einmal um seine eigene Achse, sodass der Sternenstaub nach oben gesogen wird und eine winzige Sternenlichtspirale bildet. Er fängt sie auf, bläst sie an und sie erstarrt zu einem goldfunkelnden Schmuckstück, das er Muttererde Terra auf den Schoß legt. „Hier ein kleiner Dank für die fortschreitende Besserung unserer Luftschichten“, spricht er mit hauchender Stimme, „wir können die Erde wieder ruhiger umkreisen, spüren wieder die Magnetfelder von Theia, deinem Mondtrabanten, und können wieder alle Luftschichten ordnen.“

„Und die Luft ist klar, wir sehen die Wassertröpfchen wieder und können sie zählen, ihnen ihre Plätze in den Wolken zuweisen und das Meer mit sauberen, bauschigen Winden luftig dahinschieben“, sprudelt die hellweiße, beinahe durchsichtig schimmernde Sylphe munter drauflos. „Sogar mit den Undinen können wir wieder spielen, denn ihr Wasser ist nun frisch, und sie lassen die Sylphen wieder darin baden.“ Sie schwingt mit ihren Händen auf und nieder, formt aus der Luft einen luftigen Ball und wirft ihn der Undine lachend zu. Die Undine fängt ihn geschickt auf, verwandelt ihn unter dem Druck ihrer Hände zu einem schillernden Wassertropfen und rollt ihn zu einer Gänseblümchenelfe. Die Gänseblümchenelfe kichert erfreut, hebt dann den Wassertropfen vom Boden auf und lässt ihn wie eine Minidusche über ihrem Kopf nach unten fallen, hebt gleichzeitig blitzschnell den Kopf, fängt den Tropfen mit dem Mund auf und schluckt ihn genüsslich. Dann wischt sie sich mit der zierlichen Hand über den Mund und reibt sich vergnügt den kleinen Elfenbauch. „Mmmhhh, so frisch und so köstlich!“, haucht sie und flattert zufrieden mit ihren zarten Flügelchen.

Muttererde Terra hat sich all diese Erzählungen schweigend angehört, ab und zu hat sie genickt und ihr Gesicht sieht jetzt wirklich erfreut aus.

Nachdem alle gesprochen haben, winkt sie dem protokollführenden Globanten und fordert ihn auf, die Viren mögen nun ihre Aktivitäten auflisten und die Geschehnisse aus ihrer Sicht schildern. Der Globant streckt Benni sein Rohr entgegen und fordert ihn auf, die Kappe abzuschrauben.

Der Virus-Code

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