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Nachbemerkung des Autors

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Eine Erläuterung zur Story »Das lange Jahr der kurzen Tage« zu verfassen, ist einfach. Die antiklerikale Tendenz ist offenkundig. Wer mich kennt, weiß genau, dass ich ein entschiedener Gegner aller Religionen und ihrer Organisationen bin. Wenn ich sie thematisiere, kann ich ein Zitat des bedeutenden Kirchenkritikers Karlheinz Deschner für mich reklamieren: »Ich schreibe aus Feindschaft.«

Mit den wenigen Zeilen, die Nova mir zugesteht, kann keine umfangreiche Begründung abgegeben werden. Deshalb verweise ich, was das Christentum angeht, auf Werke wie Jean Mesliers Testament, Otto von Corvins Pfaffenspiegel, Deschners zehnbändige Kriminalgeschichte des Christentums und Heinz-Werner Kubitzas Der Jesuswahn.

Doch in Wahrheit wissen wir um das Abstoßende alles Religiösen auch aus eigenem Erleben. Wer kennt sie nicht, diese Weiber, die quäken: »Aber man muss doch an etwas glauben!« An einen Aberglauben? Warum denn? Will man an etwas glauben, dann doch am sinnvollsten an sich selbst. »Die Kritik der Religion«, schrieb Karl Marx 1844, »endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.« Ähnliches vertrat Ludwig Feuerbach: »Ist das Wesen des Menschen das höchste Wesen, so muss auch praktisch das höchste und erste Gesetz die Liebe des Menschen zum Menschen sein.«

Und wer kennt nicht die salbungsvollen Schwätzer, die behaupten, die Kirchen täten »doch so viel Gutes«? Aber ihre karitativen Institutionen finanziert der säkulare Staat, der Steuerzahler, und dabei beharren die Kirchen auf eigenem Arbeitsrecht – bilden einen Staat im Staate –, kassieren zusätzlich Kirchensteuer und sammeln Spenden. Sie indoktrinieren Kinder und Schüler mit erlogenem Unfug. Sollen wir dafür dankbar sein? Warum denn?

Religionen haben nie etwas Gutes getan und tun es bis heute nicht. Schauen wir uns um. Der polnische Präsident Duda beschreit die katholische Familientradition und pöbelt, unterstützt durch faschistische Horden, gegen sexuelle und andere Nonkonformisten. In Brasilien terrorisiert die klerikalfaschistische Bolsonaro-Despotie das Land mit der neokonservativen Familie-Patriotismus-Nationalismus-Ideologie evangelikaler Kirchen – denen Bolsonaro 4,9 Millionen Euro für Medienpropaganda zugeschanzt hat –, kombiniert mit einem volksfeindlichen ökonomischen Neoliberalismus-Projekt, das auf die Atomisierung aller Sozialstaatlichkeit abzielt. Was die USA betrifft, kann Trumpelstilzchen ohne evangelikalen Hintergrund gar nicht verstanden werden. Bolivien: »Übergangspräsidentin« Jeanine Áñez – natürlich eine evangelikale Putschistin – hat, die Bibel schwingend, rechtlich gleichgestellte Ureinwohner »satanischer Riten« bezichtigt (ist aber am 18. Oktober 2020 erfreulicherweise abgewählt worden). Jahrzehntelang kannte man Indiens Hindus als friedliche Räucherkegel-Einäscherer, heute darf die Welt zusehen, wie sie Frauen vergewaltigen und anschließend verbrennen. Vermutlich war es immer so, bloß hat George Harrison es nicht mitgekriegt. Die Krawalltruppen der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP sind so dumm, dass sie im Juni 2020 ankündigten, ein Bild des »chinesischen Präsidenten Kim Jong Un« abzufackeln, obwohl Kim Jong Un in Wirklichkeit in Korea Vorsitzender der Partei der Arbeit ist. Auch was der Islam anrichtet, ist allgemein erkennbar. Siehe Türkei, siehe Daesh, siehe Saudi-Arabien: Diktatur, Massaker, Kopf-ab-Justiz. Und selbst die Buddhisten sind dafür bekannt, dass einige Sekten mit zahllosen »Höllen« drohen, gegen die Dantes Inferno als Ponyhof gelten darf. Dankeschön. Die Beispiele ließen sich vermehren.

Und sie alle nehmen für sich »Religionsfreiheit«, also Narrenfreiheit, in Anspruch. Warum denn? Weil ihre Schweinereien nie ein Ende haben sollen. Zumindest für die BRD kann man feststellen: Im Grundgesetz kommt der Begriff »Religionsfreiheit« nicht vor, es kennt nur eine Bekenntnisfreiheit (Art. 4 GG). Das heißt, jeder darf sich zu einem Glauben bekennen, aber ich darf mich auch dazu bekennen, ihn nicht zu mögen.

Religion verdient nämlich keine Toleranz. Warum denn sollte sie? Man muss jeder Religion auf die schmutzigen Klauen hauen, wo sie sich am Leben zu vergreifen versucht.

Um das wieder einmal zu betonen, wurde die Story »Das lange Jahr der kurzen Tage« geschrieben. Aus Feindschaft.

Die Story hat, was eine Story braucht: Rückständige, aggressive Schurken und (auch geistig) fortgeschrittene Freiheitsfreunde (die nicht die andere Wange hinhalten). Als die klerikalen Kosmofaschos verglühen, bricht der Tag an.

Da wird sich mancher fragen: Ist der alte Pukallus noch immer radikal? Die Leser sollen erfahren, was radikal ist. Jean Meslier, der bis zu seinem Ableben 1729 Pfarrer war, schrieb grimmig, er wünsche, »dass alle Großen der Welt und alle Adligen mit den Gedärmen der Priester erhängt und erwürgt werden sollten.« Das ist radikal.

Dem Mann gebührt in jeder Stadt ein Denkmal.

NOVA Science-Fiction 30

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