Читать книгу Restons Amis - Wir bleiben Freunde - Jacqueline Hoffmann - Страница 13
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ОглавлениеAls Aurelie am Morgen erwachte, konnte sie durch das gekippte Fenster die Vögel zwitschern hören. Sie Sonne schien hell und es kam ihr so vor, als würde es ein wunderschöner Maitag werden. Sie konnte den Duft von frischen, warmen Brötchen wahrnehmen. Am wichtigsten war für sie aber der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee, der sich langsam in der Wohnung bemerkbar machte.
Aurelie sprang aus dem Bett, öffnete die Vorhänge und schaute hinunter in den kleinen Gemeinschaftsgarten, der hinter dem Haus war. Dort sah sie Frau Meier, die gerade dabei war, ihre Wäsche aufzuhängen. Ihr kleiner Hund Maximilian schien aber lieber spielen zu wollen, und klaute der alten Dame immer wieder saubere Wäsche aus dem Korb. Aurelie lächelte glücklich, nahm sich saubere Kleider aus dem Schrank und ging kurz ins Badezimmer. Dort nahm sie einen vertrauten Geruch wahr. Sie konnte sich aber nicht erinnern, woher sie ihn kannte. Sie war sich aber sicher, dass sie diesen Duft kannte, ihn aber schon länger nicht mehr gerochen hatte.
Sie zerbrach sich darüber nicht weiter den Kopf und machte sich stattdessen lieber fertig für den Tag. Wenige Minuten später war sie bereits bei Finn in der Küche. Er wollte ihr gerade Kaffee einschenken, als sie ihn von hinten umarmte. „Guten Morgen, was ist denn mit dir los?“, fragte er sie lachend. „Nichts. Ich habe einfach nur gute Laune.
Heute wird ein toller Tag.“ Sie nahm am Tisch Platz und griff gleich nach einem Brötchen. „Was machen wir denn heute? Ich meine, wenn heute so ein schöner Tag ist.“ Aurelie biss gerade von ihrem Brötchen ab, dann antwortet sie ihm. „Ich denke, die Farbe im Café wird trocken sein. Wir können also heute die neuen Möbel an ihren Platz stellen und das Geschirr abwaschen und einräumen. Dann sind wir fertig und können Dienstag wie geplant wiedereröffnen.“
„Gut. Ich weiß nur nicht, ob wir das zu zweit schaffen. Deine Eltern kommen erst in einigen Tagen aus dem Urlaub zurück, und Anna sah nicht so aus, als ob man sie heute ansprechen darf.“
„Du hast recht. Ich schau mal lieber nach ihr.“ Aurelie legte ihr Marmeladenbrötchen auf den Teller und ging hinüber zu Annas Zimmertüre. Sie klopfte, aber es kam keine Antwort. Vorsichtig öffnete Aurelie die Tür. Es war dunkel im Zimmer und roch stark nach Alkohol. „Anna, bist du wach?“, sagte sie leise. Keine Antwort. Aurelie ging zum Fenster und kippte es an. „Mach das wieder zu!“ Anna lag unter ihrer Decke und knurrte leise vor sich hin. „Wie geht es dir? Soll ich dir eine Kopfschmerztablette holen?“
„Nein, nur Kaffee bitte.“
„Dann komm unter deiner Decke vor. Finn hat Frühstück gemacht und wir brauchen deine Hilfe im Café.“ Anna schnaufte. „Ich komme in 5 Minuten.“
Aurelie verließ das Zimmer und ging zurück zu Finn. „Und lebt sie noch?“, fragte er sie, als Aurelie zurück in die schlauchförmige Küche kam. „Ja, aber sie scheint einen Kater zu haben.“
„So wie sie die Nacht aussah, wundert mich das gar nicht.“ Tatsächlich tauchte Anna 5 Minuten später am Frühstückstisch auf. Sie schenkte sich eine große Tasse mit Kaffee ein und trank ihn aus.
Es schien sie nicht weiter zu stören, dass er heiß war. „So, jetzt bin ich wieder ich. Lasst mich noch schnell duschen und dann können wir los.“ Aurelie hielt ihre Schwester, die gerade die Küche verlassen wollte, an der Hand fest. „Willst du über gestern reden?“
Anna schaute Aurelie dankend an. „Nein, um ehrlich zu sein, eher nicht. Jedenfalls für den Moment nicht und ich denke eh, dass alles gesagt ist. Chris ist ein Idiot und ich finde meinen Traummann halt zu einem anderen Zeitpunkt.“ Darauf verließ sie die Küche.
Eine knappe Stunde später fuhren die drei vor dem Café auf den Parkplatz. Anna war die Erste, die aus dem Auto ausstieg. Sie zeigte auf die große Fensterfront und meinte: „Oh nein, kann der Vogel nicht woanders hinkacken. Die Fenster habe ich gestern erst geputzt.“ Aurelie lächelte ihre Schwester an und sagte zu ihr „Dann weißt du ja, wie es geht.“
Aurelie schaute nun selber in Richtung der beschmutzten Scheibe. Im Café stand Karine und schaute sie an. Sie stand hinter der Fensterscheibe und blickte starr und mit festem Blick in ihre Richtung. Sie trug eine lockere, weiße Bluse und eine cremefarbene Stoffhose. Ihre langen, braunen Haare fielen ihr leicht über die Schultern. Vor Schreck ließ Aurelie ihre Tasche und den Autoschlüssel fallen. „Na so schlimm ist der Fleck jetzt auch nicht“, meinte Anna darauf scherzend.
Aurelie löste ihren Blick. „Was? Ach so ja, ich kann das dann auch wegmachen. Lasst uns reingehen.“ Beim erneuten Blick in Richtung Fenster war Karine verschwunden.
Finn hatte bereits die Türe aufgeschlossen. Zögernd betrat Aurelie ihren Laden. Sie schaute sich um. Aber sie konnte Karine nirgendwo sehen. War es vielleicht nur eine Einbildung gewesen? Oder eine Spiegelung? Nein, Aurelie war sich sicher, dass sie eben in die braunen Augen von Karine geschaut hatte. Es war wieder nicht die 93-jährige Karine gewesen, sondern die junge so bezaubernde Karine.
Aurelie stellte ihre Tasche auf einem Tisch ab und nahm sich das Fensterputzmittel und ging nach draußen, um die Fenster zu putzen. Die Luft tat gut. Sie ließ ihr wieder einen klaren Kopf bekommen. War es denn wirklich Karine gewesen, die sie da angeblickt hatte? Aber wenn ja, was wollte sie? Und warum sah sie Karine immer in ihrer jungen Gestalt? „Kommst du mal kurz? Finn will wissen, wo er das kleine Regal hinstellen soll.“
Anna stand in der Tür und riss Aurelie mit ihrer Bitte aus deren Gedanken. „Klar, ich bin eh fertig. So schlimm war es gar nicht.“ Die nächsten Stunden waren ganz normal. Karine war nicht mehr zu sehen und Aurelie dachte nicht mehr viel darüber nach.
Es war kurz vor 18 Uhr, die drei wollten gleich Schluss machen und nach Hause fahren, da wurde Aurelie plötzlich kalt. Sie holte sich eine dünne Jacke aus ihrem Wagen. Als sie zurück ins Café kam, stand Karine am Eingang. „Du kannst mich sehen oder? Ich merke doch, wie du mich immer wieder ansiehst. Und ich glaube, dass ich dich kenne und du mich auch. Du kommst mir so bekannt vor.“
Aurelie lief weiter, versuchte, nicht auf das zu hören, was ihre alte Freundin ihr versuchte zu erzählen. „Bleib doch mal bitte stehen. Ich muss mit dir reden. Ich denke, ich brauche deine Hilfe.“ Aurelie ging zum Tresen, dort nahm sie sich ein Geschirrtuch und begann, Anna zu helfen, das Geschirr zu trocknen. Karine stand vor dem Tresen und redete weiter auf Aurelie ein. „Alles okay, Schwesterchen? Du siehst aus, als ob du einen Geist gesehen hast!“
„Sie sieht mich nicht und weiß scheinbar trotzdem, dass ich da bin!“, sagte Karine und deutet dabei auf Anna. „Dann kannst du auch mit mir reden!“, forderte sie Aurelie auf. Diese warf jedoch das Geschirrtuch auf den Tresen und rief laut: „Ich will dich aber nicht sehen oder hören können. Ich will einfach nur in Ruhe dieses Leben hier leben, ohne dass die Vergangenheit kommt und mir sagt, was ich zu tun habe.“ Dann verließ sie etwas überfordert das Café. Sie musste raus. Es wurde ihr alles zu viel. Die Nacht und auch vorhin waren keine Einbildung gewesen.
Sie hat wirklich den Geist ihrer alten Freundin gesehen. Aurelie blieb stehen. Wenn sie ihren Geist gesehen hatte, würde das ja heißen, dass Karine gestorben war. Aurelies Magen verdrehte sich. Sie setzte sich auf eine Bank und wischte sich die ersten Tränen, die auf ihren Wangen nach unten liefen, weg. Karine, ihre liebe, gute Karine.
Die wundervolle alte Dame, ohne die sie Mathis damals vielleicht gar nicht gefunden hätte. Karine, die immer für sie da war und so unter ihrem Verschwinden gelitten hatte. Sie war tot und brauchte jetzt ihre Hilfe. Aber warum kam sie zu ihr? Karine wusste nichts von Julies Wiedergeburt als Aurelie Schäfer.
Doch egal, aus welchen Gründen Karine zu ihr gekommen war, sie musste ihr die Chance geben, sich zu erklären. Falls sie nicht wusste, dass sie tot war, brauchte sie erst recht die Hilfe ihrer Freundin. Aurelie zog ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche und putzte sich die Nase und die letzten Tränen aus dem Gesicht.
Dann stand sie auf. Sie musste zurück. Zurück zu Finn und Anna, die sich bestimmt schon wunderten, was das eben war. Und auch zurück zu Karine, die hoffentlich immer noch im Café war und auf sie wartete. Oder wenigsten später noch einmal wieder kommen würde.
Aurelie atmete noch einmal tief durch, wischte sich die nun wirklich letzte Träne mit dem Handrücken aus dem Gesicht und lief zurück zum Café.