Читать книгу Restons Amis - Wir bleiben Freunde - Jacqueline Hoffmann - Страница 5
Epilog
ОглавлениеDer Wind wehte warm aus Richtung Süden und am Himmel waren bereits einige graue Wolken zu sehen, als Julie Bernard und Mathis Dupont sich auf den Weg in die Weinberge von Cernay machten. Die beiden Teenager wollten spazieren gehen und so für einen Moment den Krieg um sich herum vergessen. Ihr kleines Städtchen hatte es bisher zwar nicht schlimm getroffen, aber man bekam trotzdem mit, was um sich herum passierte. Dazu kam, dass der Krieg die zwei Jugendlichen schon sehr erwachsen gemacht hatte.
Vor einem halben Jahr war Mathis’ Vater Jean im Krieg gefallen. Seiner Mutter ging es seitdem sehr schlecht. Simone Dupont nahm der Tod ihres Mannes sehr stark mit, sodass sie kaum zu einer normalen Handlung fähig war, und somit blieb die meiste Arbeit im Haus an Mathis hängen. Dieser war mit gerade einmal 15 Jahren der Mann im Haus und musste sich dazu auch noch um seine Mutter kümmern. Julie dagegen hatte mit ihren 13 Jahren Glück im Unglück. Ihr Vater war zwar auch an der Front, aber er war Arzt und somit nicht direkt im Schussfeld. Ihr ganzes Leben lang waren die Nachbarskinder schon unzertrennlich.
Der Krieg hatte diese Bindung einfach nur noch mehr gefestigt und gestärkt. Mathis war immer wie ein großer Bruder für Julie. Er wollte sie beschützen und sie glücklich machen. Ihr Glück stand für ihn immer an erster und wichtigster Stelle. An diesem Augustnachmittag im Jahr 1940 wollte Mathis Julie zeigen, wie schön um sie herum, trotz des Krieges, die Natur sein konnte.
Dass man trotz allem Vögel zwitschern hören und Marienkäfer beobachten konnte. Während sie durch die Reihen der Weinberge mit ihren vollen Reben liefen, brachte er sie immer wieder zum Lachen. Julies Lächeln war das Schönste, das Mathis je gesehen hatte und es erhellte jeden noch so grauen Kriegstag für ihn.
Doch plötzlich wurde der Wind stärker und erste Regentropfen bahnten sich den Weg in die Gesichter von Julie und Mathis. Schnell suchten die zwei Unterschlupf unter einer großen stattlichen Eiche. Als sie den Baum erreichten, hatte der Regen sie jedoch bereits durchnässt und die Tropfen liefen ihnen über die Haare hinunter ins Gesicht.
Unbeschwert mussten beide über den überraschenden Regenguss lachen. Bis Mathis Julie eine Strähne ihres nassen braunen Haares aus dem Gesicht strich. Seine Berührung löste in Julie ein plötzliches empfinden von Wärme aus. In ihrem Bauch entstand ein leichtes, kribbelndes Gefühl. Aber was war das und warum kam es jetzt?
Und dann auch noch ausgerechnet bei Mathis? Julie bekam weiche Knie und spürte, wie sie zu zittern begann. Doch auch wenn sie nicht recht verstand, was in ihr vorging oder was Mathis’ Berührung in ihr ausgelöst hatte, empfand sie jene Berührung doch als wunderschön und genoss dieses neue Gefühl, welches sich in ihr ausbreitete. Auch Mathis verstand nicht, was plötzlich passiert war.
Er schaute Julie in ihre braunen Augen und versank förmlich darin. Jetzt erst wurde ihm bewusst, was für ein wunderschönes Mädchen sie war. Hatte er sie doch all die Jahre nur als kleine Schwester gesehen.
Eine Schwester, die er vor den Grausamkeiten der Welt beschützen musste. Doch jetzt, in diesem Augenblick, schien die Zeit und die Welt stehen zu bleiben. Keiner von beiden hörte oder spürte den Regen um sich herum.
Julie griff nach seiner Hand. Schlagartig spürte sie, wie ihr Körper sich unter seiner Berührung anspannte und wie das Kribbeln im Bauch immer intensiver wurde. Mathis berührte mit der rechten Hand sanft Julies Wange.
Er festigte seinen Blick in ihrem und genoss dieses Gefühl, welches sich in seinem Körper begann auszubreiten. Julies weiche Haut zu spüren, ließen ihn Dinge fühlen und denken, die er nie für möglich gehalten hatte. Vorsichtig näherte er sich ihren Lippen und küsste sie.
Stille. Ruhe. Herzklopfen.
Es war ein zaghafter und vorsichtiger Kuss. Julies Lippen zu spüren, lösten in Mathis’ Herzen das Empfinden von tiefer Verbundenheit und dem Gefühl der ersten Liebe aus. Julie erging es nicht anders. Jedoch schämte sie sich auch. Es war schließlich Mathis, den sie da küsste.
Könnten die zwei jetzt überhaupt noch normal miteinander umgehen? Sie lösten sich aus dem Kuss und strahlten sich gegenseitig an.
Es benötigte keiner Worte. Der Regen hatte nachgelassen. Mathis ergriff Julies Hand und sie gingen den Weinberg langsam wieder nach unten.
Was die beiden aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, es sollte der Beginn einer ganz großen Liebesgeschichte werden.