Читать книгу Ich kann viel und das ist gut so! - Jacqueline Knopp - Страница 12
Kapitel 2 - Was hochsensible Multitalente ausmacht
ОглавлениеWie bereits im vorherigen Kapitel erwähnt, liegt die besondere Herausforderung hochsensibler Multitalente darin, dass die beiden Gehirnsysteme, die unsere Handlungsimpulse kontrollieren, sehr aktiv sind. Das heißt, das Verhaltenshemmsystem ist durchschnittlich genauso aktiv wie das Verhaltensaktivierungssystem.
Wie sieht das in der Praxis aus? Dein Leben kann ziemlich extrem sein: Du kannst dich einmal extrem extrovertiert und dann wieder extrem introvertiert verhalten. Zum Beispiel hast du vielleicht eine Phase, in der du nur unterwegs und unter Leuten bist, viel Verantwortung trägst und tausend Projekte und Ideen umsetzt. Danach folgt eine Phase, in der du nur allein sein willst, dir alles zu viel ist und du dich in dein Schneckenhaus zurückziehst.
Wie lange welche Phase andauert, ist immer unterschiedlich, es kann zum Beispiel auch nur eine Woche sein. Dein Leben erscheint dir insgesamt wie ein ständiger Balanceakt. Wenn du zurückgezogen und nur mit Rücksicht auf deine hochsensible Seite lebst, wird dir langweilig und du willst raus und etwas erleben. Wenn du jedoch hauptsächlich deiner Seite als Multitalent nachgehst, setzt du zwar viele Ideen um und stößt viele Projekte an, sehnst dich aber gleichzeitig nach Ruhe und dem Alleinsein.
Die Balance zwischen zwei Extremen zu finden ist eine echte Herausforderung – das weiß ich auch aus eigener Erfahrung. Sobald ich etwas zur Ruhe gekommen war und einem regelten Job nachging, wurde mir langweilig und ich wollte unbedingt etwas erleben und reisen, obwohl es meiner hochsensiblen Seite in diesem Alltag gut ging. Ich habe gekündigt und bin mit meinem Freund nach Neuseeland gegangen. Dort angekommen, war meine multitalentierte Seite, die Neues erleben, wissen und lernen wollte, total begeistert und hat sich in die Organisation vieler Dinge gestürzt. Gleichzeitig hat meine hochsensible Seite mir nach einiger Zeit aufgezeigt, dass es zu viel für mich ist und das Leben im Van eine Dauerbelastung darstellt, bei dem ich meinem Bedürfnis nach Schutz und Ruhe nicht ausreichend nachkomme. Jeder Tag war unterschiedlich – manchmal war ich total erfüllt von den neuen Eindrücken und der schönen Natur, die wir erlebt haben. An anderen Tagen war mir alles zu viel und ich wollte am liebsten wieder ein eigenes, ruhiges Zimmer haben, in das ich mich hätte zurückziehen können, sodass ich erst einmal gar nichts mehr erlebt und keine Menschen getroffen hätte.