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Zwei Gehirnsysteme sind aktiv: Das Verhaltenshemmsystem und das Verhaltensaktivierungssystem

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Forschungen1 haben gezeigt, dass unser Impuls, zu handeln, von zwei Gehirnsystemen kontrolliert wird. Alle Menschen haben beide Systeme; sie sind jedoch unterschiedlich aktiv.

Das erste System, das bei hochsensiblen Personen sehr aktiv ist und für die eben beschriebenen Persönlichkeitsmerkmale sorgt, wird Verhaltenshemmsystem (Behavioral Inhibition System, abgekürzt BIS) genannt. Wie der Name schon beschreibt, sorgt es dafür, dass wir vor einer Handlung innehalten und jede Situation genau überprüfen.

Das zweite System wird Verhaltensaktivierungssystem (Behavioral Activation System, abgekürzt BAS) genannt, und sorgt für das Persönlichkeitsmerkmal, das ich als Multitalent bezeichne. Wenn das Verhaltensaktivierungssystem sehr aktiv ist, strebst du nach Belohnung, bist generell neugierig, aktiv und schnell gelangweilt. Auf Englisch wird dieser Aspekt auch „Sensation Seeking“ genannt. Dabei kann „Sensation“ mit Reiz übersetzt werden, das heißt, Menschen mit einem erhöhten Verhaltensaktivierungssystem suchen immer wieder neue Reize.

Elaine Aron spricht von einer kleinen Gruppe hochsensibler Menschen, die sie „High Sensation Seeker“ nennt, also Menschen, die hochsensibel sind und immer neue Reize suchen. Welche vier Tendenzen es dabei gibt, erfährst du in Kapitel 4 dieses Buches.

Die kanadische Autorin Barbara Sher hat 1994 Bücher dazu geschrieben, dass Menschen sogenannte Scanner*in-Persönlichkeiten sein können. Sie bezieht das Persönlichkeitsmerkmal darauf, dass diese Menschen viele verschiedene Interessen haben, sich nicht für eine Sache entscheiden können (bzw. möchten) und unglücklich sind, wenn sie es versuchen. Zahlreiche weitere Bücher haben sich dem Thema Scanner*in-Persönlichkeit gewidmet, aber für die Beschreibung des Persönlichkeitsmerkmals oft andere Begriffe verwendet.

Es gibt keine empirischen Untersuchungen darüber, ob es sich bei High Sensation Seekern und Scanner*in-Persönlichkeiten um die gleiche Gruppe handelt. Meinen Erfahrungswerten nach handelt es sich um die gleiche Bevölkerungsgruppe, daher nenne ich diese Menschen in diesem Buch hochsensible Multitalente. Die Autorin Elaine Reichardt ist ebenfalls dieser Meinung und ihre beruflichen Erfahrungen zeigen ihr, dass bei High Sensation Seekern und Scanner*in-Persönlichkeiten vom gleichen Phänomen die Rede ist.

Ich habe mich für den Begriff hochsensibles Multitalent entschieden, da ich beim Wort Scanner direkt an das elektronische Gerät denken muss und ich nicht finde, dass das Persönlichkeitsmerkmal damit ausreichend erfasst wird. Der Begriff Multitalent hingegen wird auch umgangssprachlich genutzt. Generalist*in finde ich nicht passend genug, da er für mich in Gegensatz zum Spezialisten/zur Spezialistin steht und einen Menschen beschreibt, der/die ein*e Alleskönner*in ist. Multitalente können sehr spezialisiert sein und zum Beispiel Experte/Expertin auf drei oder vier Gebieten sein.

Beim Wort Multitalent denken viele Menschen oft daran, dass sie nicht von sich selbst behaupten würden, dass sie talentiert sind. Doch laut Duden ist ein Multitalent ein vielseitig begabter Mensch und ich finde, das passt ganz wunderbar.

Ich kann viel und das ist gut so!

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