Читать книгу Tatort Kinderzimmer - Jacqueline Padberg - Страница 5

Prolog

Meine Erläuterungen dienen nicht dazu, Kritik zu verhindern, die für diesen biografischen Roman zu erwarten ist, da ich sicher bin, dass auch Kommentare folgender Art kommen werden:

- Die Männer tragen durch ihre Seitensprünge und ihr Nichtkümmern eine Mitschuld an der Tragödie …

- Die Frau hätte ja verhüten können, wenn ihr fünf Kinder zu viel waren …

- Wir hatten auch eine schwere Kindheit und haben unsere Kinder auch nicht umgebracht …

- Diese Mörderin hat es nicht verdient weiterzuleben …

Es kann geschehen, dass ich öfter lesen werde, wie ich die Täterin in diesem Buch habe davonkommen lassen, und was sie eigentlich verdient hätte …

Ich habe die Tat, die sich so ähnlich ereignet haben könnte, in den Medien mitverfolgt und viele negative Kommentare von anderen Menschen dazu gelesen. Ich war entsetzt. In vielen Posts ging es nur darum, der Täterin Hass und Verachtung der Verfasser entgegenzubringen, und dies oft in einer Art und Weise, die keine Spur von Menschlichkeit enthielt. Wut hilft aber weder dem überlebenden Jungen, noch macht sie die kleinen Kinder wieder lebendig. Es vergeht wahrscheinlich kein Tag im weiteren Leben der Mutter, an dem sie den eigenen Tod nicht herbeisehnt. Sie wird sicherlich wieder versuchen, sich das Leben zu nehmen, was sich einige in ihren Statements so unbarmherzig wünschten. Es ist auch zu leichtfertig zu behaupten, dass das Jugendamt die Tat zu verantworten habe und früher hätte einschreiten müssen. Diese Sachbearbeiter, die jeden Tag einen schweren und undankbaren Job machen, sind in solchen Fällen immer die ersten, die angeblich wieder nicht richtig reagiert haben. Es war jedoch die Mutter, die sich dazu entschlossen hat, diesen Schritt zu gehen, den sie nicht angekündigt hatte, und der auch nicht vorhersehbar war.

Das Buch ist weder eine wissenschaftliche Abhandlung, noch kann es Expertenmeinungen ersetzen, weshalb eine solche Tat geschah. Ich bin weder Psychiater noch Kriminalwissenschaftler, um das erklären zu können. Es ist eine rein fiktive Geschichte, die verdeutlichen soll, welche Vergangenheit hinter so einer grausamen Tat verborgen sein könnte, und wie die Lebensumstände gewesen sein könnten, die Auslöser für ein solches Verbrechen waren.

Gedanken habe ich mir auch über den weiteren Lebensweg von Jean-Luc gemacht und habe hier formuliert, wie ich ihn mir für den Jungen wünsche. Es hilft ihm nicht, dass seine Mutter aufs Übelste mit Schimpfwörtern überzogen wird, nur um die eigene Wut oder Verachtung über die Tat zum Ausdruck zu bringen. Es ist auch absolut unwichtig, sich nach der Nationalität der Täterin zu erkundigen. Als sich herausstellte, dass die Täterin Deutsche war, verstummten plötzlich viele Kommentatoren …

Obige Aussagen im Internet führten auch dazu, dass andere die berechtigte Frage stellten, wann wir eigentlich unsere Menschlichkeit und unseren Anstand verloren hätten?

Mord ist nie gerechtfertigt! Überforderung, Dauerstress und totale Verzweiflung in der Coronazeit könnten aber ein Auslöser gewesen sein. Dies ist keine Entschuldigung, aber vielleicht eine Erklärung für die Frage, die sich fast jeder am Ende seiner Kommentare stellte:

Wie konnte es nur dazu kommen?