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ANEIGNEN

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Die letzte Stufe, Aneignung (nididhyansana), ist das Ergebnis von Hören und Reflexion. Es ist die vollständige Verinnerlichung des Wissens, welches das Geflecht von auf Unwissenheit beruhenden Begierden und dem falschen Empfinden, ein Handelnder zu sein, zerstört. Diese Aneignung hat auch auf der Erfahrungsebene dramatische Auswirkungen, denn das eigene Leben wird frei, friedvoll und vollkommen erfüllt.

Selbst-Erforschung bedeutet nicht, sich die Frage „Wer bin ich?“ zu stellen. Es ist die tägliche Anwendung der Vedanta-Lehren auf die zahllosen nagenden Selbstzweifel, die im Geist in Form eines unaufhaltsamen Stroms aus Ängsten und Begierden, Vorlieben und Abneigungen auftreten. Selbst-Erforschung ist Unterscheidungsvermögen, die Disziplinierung des Geistes zu einem Denken, das auf Vollkommenheit basiert, nicht auf Mangel. Es erfordert kontinuierliche Achtsamkeit. Wir wollen den Geist nicht auslöschen oder transzendieren. Wenn du in einem menschlichen Körper geboren wurdest, wird dein Geist von der Wiege bis zur Bahre aktiv sein. Er kann unterrichtet und gereinigt, aber niemals vernichtet werden. Dein Geist ist hier auf Geheiß einer Macht, die viel größer ist als du, und er ist hier, um zu bleiben. Tatsächlich ist es gar nicht ‚dein‘ Geist.

Normalerweise ist der Geist dein Chef. Er denkt für dich und sagt dir, was zu tun ist. Die erfahrungsbasierte Auffassung von Erleuchtung ist ein dürftiger Versuch, das Problem der Kontrolle zu adressieren. Es ist möglich, den Geist zu kontrollieren, aber nicht indem man ihn auslöscht oder transzendiert. Wer den erfahrungsbasierten Ansatz akzeptiert, ist vom Geist ausgetrickst worden. Er wurde verführt zu glauben, er sei ein Handelnder, der Befreiung erlangen kann, indem er einem Pfad folgt, nicht wissend, dass derjenige, der dem Pfad folgt, schon immer genau das ist, was er sucht. Vedanta lehrt, was der Geist ist und ob das, was er denkt, mit der Realität übereinstimmt oder nicht.

Zu den Vedanta-Schriften gehört auch ein Korpus von Kommentaren großer Heiliger, in denen scheinbare Widersprüche, die der Natur der Realität innewohnen, aufgelöst werden. Zu diesen Widersprüchen gehört das scheinbare Paradox, dass sich der nicht-dualen Realität die Erscheinung einer Dualität überlagert. Um diesen Widerspruch aufzulösen, bedient sich Vedanta einer brillanten Methode, Überlagerung und Negation, mit der die Selbst-Ignoranz beseitigt wird.

Die Wirklichkeit verstehen

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