Читать книгу Heilpflanzen für Männer - eBook - James Green - Страница 10
ОглавлениеKAPITEL 1
Wo ist die Medizin für den Mann, die auf Allgemeinwissen und auf alter Weisheit beruht?
Oder: Warum kann ich keinen Männerarzt anrufen?
Über Heilpflanzen für die Gesundheit des Mannes gibt es in der Literatur unserer westlichen Kultur nur relativ wenige spezifische Informationen, die auf altem, überliefertem Wissen gründen. Meine eigenen Kenntnisse beziehe ich aus den Erfahrungen von Männern, die mich aufsuchen, weil ich sie zur Verwendung von Heilpflanzen für ihre Gesundheitspflege beraten soll, sowie von Frauen, die Hilfe für ihre männlichen Partner, ihre Söhne oder andere männliche Verwandte benötigen. Es ist so allerdings ziemlich schwierig, eine breite Palette an ganzheitlichen Informationen zur Gesundheitspflege für Männer zusammenzubekommen, weil sich bisher nur relativ wenige Männer mit ihren gesundheitlichen Problemen an Heilpflanzenkundige wenden. Ich persönlich bin dabei keine Ausnahme. Auch ich suche mir nur selten Hilfe, solange mir nicht etwas richtig wehtut. Wahrscheinlich würde ich auch dann keinen Männerarzt aufsuchen, wenn es einen solchen Spezialisten für Männermedizin tatsächlich gäbe. Der Hauptgrund dafür, dass ich keine Hilfe von außen suche, ist der, dass ich der Ansicht bin, mich gut zu ernähren, genug Wasser zu trinken, mich in ausreichendem Maß zu bewegen, meinem Körper genügend Ruhe zu gönnen und von einem glücklichen Geist belebt zu sein. Deswegen habe ich das Gefühl, mein Körper werde schon selbst mit den meisten Problemen fertig, vorausgesetzt, er hat genügend Zeit dafür und wird von außen durch nichts gestört. Das machen Männer im Allgemeinen so. Aus irgendeinem Grund haben viele von uns die Tendenz, auch sich abzeichnende Probleme mit der Gesundheit für sich zu behalten. Möglicherweise aus Stolz, aus Angst, aus einem Gefühl der Peinlichkeit oder aus einer durch Konditionierung entstandenen Scheu davor, eine Krankheit zuzugeben und Verletzlichkeit zu zeigen. Diese Eigenart ist bei einer großen Zahl von uns Männern anzutreffen.
Es hat jedoch den Anschein, als ob diese allgemeine und für das männliche Geschlecht typische Zurückhaltung bei vielen ein wenig an Kraft verliert, und vielleicht hat dies zum Aufkeimen einer »Männerheilkunde« beigetragen. Jedenfalls müssen wir Männer, wenn wir uns ein umfassenderes Wissen und ein größeres ganzheitliches Verständnis männerspezifischer Gesundheitspflege aneignen wollen, uns selbst beobachten, mehr auf unsere Ernährung achten (und kochen lernen!), Alternativen erkunden, uns Notizen machen und unsere Erfahrungen mit anderen teilen. Wichtig ist insbesondere auch: Wir müssen Wege finden, mit denen sich die Auswirkungen von Stress mildern lassen.
Meine Reise in den Bereich der männlichen Gesundheitspflege ähnelte einem Spaziergang im Schlenderschritt auf einer von Unkraut und wild wachsenden Gräsern gesäumten Landstraße. Etwa zwanzig Jahre lang lehrte ich Pflanzenheilkunde an der California School of Herbal Studies in Forestville, Kalifornien, und lebte auch dort. Mein Haus befand sich beim üppigen Kräutergarten der Schule, deren Grünfläche über dreißig Hektar Land umfasste. Aus dieser idyllischen Perspektive heraus betrachtete ich das Leben mit den Augen eines sehr stark mit den Pflanzen verbundenen Menschen und entwickelte so eine relativ einmalige Sichtweise zum Thema Mann.
Ich hatte davor eine ganze Reihe unterschiedlicher Systeme zur Pflege der Gesundheit erkundet (wobei ich der Auffassung bin, dass alle plausiblen Wissenschaften, die sich um Gesundheitsfürsorge kümmern, erwähnenswert und notwendig sind und gleichwertig nebeneinanderstehen). Dabei kam ich zu dem Ergebnis, dass die Pflanzenheilkunde für mich das schönste und die Gesundheit am besten unterstützende System von allen ist. Ich glaube, die einmalige Kraft und Weisheit der modernen Pflanzenheilkunde entfaltet sich insbesondere durch die fürsorgliche Beziehung, die damit zur Erde aufgebaut wird. Bei der Wiederherstellung dieser Beziehung werden wir von unseren pflanzlichen Verbündeten unterstützt, und über diese Verbindung werden dann beide Seiten wechselseitig genährt. Der beste Weg, das mitzubekommen, besteht darin, so viel wie möglich direkt mit Pflanzen zu arbeiten, besonders mit vor Ort wild wachsenden oder selbst angepflanzten Pflanzen. So können wir die Pflanzen betrachten, ihre Schönheit würdigen, sie berühren, riechen, schmecken, pflegen und ernten.
Dieses direkte Erleben der Pflanzen geht weit über den bloßen Kauf und das Konsumieren pflanzlicher Produkte hinaus. Es ergänzt und verbessert die Lebensqualität und führt zu mehr Mitgefühl, größerer Weisheit und einer mehr von Demut geprägten Beziehung zu den anderen Spezies auf diesem Planeten. So lernen wir, auch anderen Platz einzuräumen, den Raum und die natürlichen Ressourcen der Erde mit unseren Begleitern, den anderen Arten – den anderen Wesen, die hier leben – zu teilen. Durch diese Beziehung beschäftigt die Pflanzenheilkunde unseren Geist, berührt unser Herz und verringert definitiv die Auswirkungen von Stress.
Neun von zehn Personen, die etwas über Pflanzenheilkunde lernen wollen, sind Frauen. Ich vermute, dass es Männer im Allgemeinen weniger spannend finden, Pflanzen zu beobachten und von ihnen zu lernen, als Frauen. Wenn ein Mann es aber zulässt, sich Pflanzen zuzuwenden und mit ihnen zu kommunizieren, dann wird ihn das mit großer Kraft erfüllen und seine Empfänglichkeit für Pflanzenheilmittel beträchtlich verstärken. Von diesem Punkt des Begreifens und des Akzeptierens aus werden die Energie, die pharmakologischen Wirkungen und die Nährstoffkomponenten der Zubereitungen aus Heilpflanzen von seinem physischen Körper viel bereitwilliger und schneller empfangen.
Dass manche Menschen bezweifeln, dass etwas heilen kann, was sie als »wissenschaftlich nicht nachgewiesene« Wirkstoffe ansehen, kann ich verstehen. Doch die Materia medica, das Handwerkszeug und die Techniken der mit Heilpflanzen arbeitenden Therapeuten beruhen auf jahrhundertealter menschlicher Erfahrung, die die Wirksamkeit solcher Heilmittel untermauert. Pflanzenmedizin ist tatsächlich eine empirische Wissenschaft, deren Erkenntnisse sich durch die Erfahrungen und Beobachtungen der Menschen, die mit Pflanzen heilen, beweisen lassen. Sicherlich ist es klug, mit einer kritischen Haltung und Skepsis an die Dinge heranzugehen, aber gleichzeitig fordere ich Sie als Leser auf, mit Begeisterung und einer positiven Haltung die Pflanzen für Ihre eigenen Pflanzenheilmittel und Tonika zu ernten, zuzubereiten und zu verwenden. Selbst seinen Beitrag zur Herstellung der eigenen Pflanzenheilmittel zu leisten (Heilpflanzen zu sammeln oder zu ernten, Tees aufzugießen, Tinkturen herzustellen usw.), ist – wie das Kochen für sich selbst – ein Unterfangen, das jemanden zu etwas befähigt und ermächtigt. Heilpflanzen oder häufig vorkommende und vor Ort vorhandene Arzneipflanzen wurden schon seit jeher zur Ernährung oder zur Heilung eingesetzt. Pflanzenheilmittel waren immer da für uns. Ihre Zubereitung ist einfach, die Verabreichung ebenso, und ihre wirkungsvolle Anwendung ist eine leicht abzurufende Begabung oder Fähigkeit. (Im fünften Kapitel finden Sie Informationen zu den Methoden der Zubereitung von Heilmitteln aus Pflanzen.)
Das Wesen und die Heilkraft der Pflanzen erfährt man am besten in der Natur selbst.
Wie erwähnt, hat meine Suche nach überlieferten Kenntnissen zur Vorbeugung gegen Krankheiten und deren Behandlung bei Männern in unserer westlichen Kultur nicht viel an schriftlichen Informationen zutage gefördert. Ein entsprechend umfangreiches Wissen bezüglich der weiblichen Gesundheit mit dem entsprechenden reichhaltigen Erfahrungsschatz gibt es allerdings und sogar in Form von Allgemeinwissen, das für jeden zugänglich ist, der sich dem Studium der Heilpflanzentherapie und der ganzheitlichen Gesundheitsfürsorge widmet.
Warum haben die Männer in unserer Kultur nicht die gleiche Fülle an Techniken und natürlicher Weisheit hinsichtlich ihrer eigenen spezifischen Gesundheitsfürsorge und Behandlungsmethoden zur Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit entwickelt? Liegt es daran, dass Männer nicht die gleiche Komplexität in der anatomischen Struktur und der Funktion ihrer Geschlechtsorgane haben? Oder liegt es daran, dass Männer nicht so offensichtlich einem mit ihren Geschlechtsorganen verknüpften Zyklus unterworfen sind, der sie dazu bringt, routinemäßig ihrem physischen Körper besondere Aufmerksamkeit zu schenken – einem Zyklus, der sie für innere Prozesse und Veränderungen wach werden lässt? Ist das vielleicht der Grund dafür, dass Männer über die Jahrhunderte hinweg kein so offensichtliches und bewusstes Interesse an ihrer Gesundheit und ihrem Körper entwickelt haben, wie das bei den Frauen der Fall ist? Sind Frauen mehr auf Vorbeugung eingestellt als Männer, oder verfügen Männer über ein angeborenes Vertrauen in die natürliche Heilungskraft ihres Körpers und verlassen sich vollständig darauf?
Ärzte berichten häufig, dass Männer im Alter zwischen fünfundzwanzig und vierzig Jahren nur selten in ihre Praxis kommen, außer sie haben sich die Knochen gebrochen oder andere akute Verletzungen. Was immer der Grund dafür sein mag: Angesichts des auffälligen Mangels an überlieferten Kenntnissen über Heilpflanzen für Männer haben sich Männer im Westen anscheinend als Kollektiv jahrhundertelang nicht um spezifische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit gekümmert.
Zu Beginn meiner Seminare über die Männergesundheit stelle ich häufig zunächst Fragen wie die gerade angeführten, was sowohl bei den teilnehmenden Männern wie Frauen lebhafte Diskussionen hervorruft. Aus der Vielzahl dieser Rückmeldungen bekam ich allmählich eine Ahnung davon, dass Männer möglicherweise doch ihr geschlechtsspezifisches medizinisches System und geschlechtsspezifische Techniken einer Gesundheitspflege selbst geschaffen haben. Allein schon dadurch, dass Männer sich viel mehr auf dem Schlachtfeld unter Beweis stellen mussten als Frauen, war die Bedeutung dieser Art »Kriegsmedizin« mit ihren äußeren Eingriffen natürlich für die Männer viel stärker. Methoden einer Gesundheitsfürsorge, die weniger auf einer »Krisenintervention« beruhten, wurden von den Männern aufgegeben oder als überhaupt nicht anwendbar angesehen. Auf diese Weise gingen diese anderen Methoden für die Männer verloren.
Vielleicht entsteht mit der heutigen allopathischen und technologischen Medizin des Westens gerade die Grundlage für ein Wissen über eine Medizin für den Mann, auf deren Überlieferung in der Zukunft zurückgegriffen werden kann. Allgemein hat der Mann bei unserer Spezies Unterstützung in seinen technischen, taktischen und intellektuellen Fähigkeiten erfahren. Er wurde weniger durch zyklische, mit dem Mond verknüpfte, hormonelle Gezeiten in ein Bewusstsein für seinen Körper hineingezogen, sondern eher durch unmittelbar aus einer Situation heraus erwachsene Erfordernisse. Der Mann behält lieber die Kontrolle; historisch gesehen hat er den Wettkampf, Kriege und andere Situationen mit einem hohen Potenzial für Krisen in die Welt gesetzt und gierig weiterverfolgt. Vielleicht sind es ja diese Vorlieben, die seine spezifischen hormonellen Gezeiten zum Ausdruck bringen.
Möglicherweise bevorzugt der Mann und fordert es auch ein, dass Medizin zu einer draufgängerischen und abenteuerlicheren Lebensweise passen muss. (Oder gilt ein kühner, abenteuerlicher Lebensstil in unseren modernen Zeiten als überholt? Einige haben dieses Gefühl und meinen, dass die Männer von heute anders sind – vielleicht haben sie ja auch recht damit –, aber ich selbst habe da meine Zweifel. Das Testosteron bleibt einfach ein Saft, der für das Draufgängertum gemacht ist, und damit kann jeder Mann auf die Weise umgehen, die ihm gefällt.) Vielleicht braucht der Mann eine Medizin, die »heldenhaft« ist und grandiose Taten vollbringt, und nicht eine, die ihn einfach nährt. Er sucht nach einer Medizin, die so gestaltet ist, dass sie in akuten Krisen unmittelbar wirkt, und nicht notwendigerweise nach einer Medizin, die vorbeugt und in den für ihre Wirkungen erforderlichen Zeitverläufen von der Natur selbst gesteuert wird. Es ist durchaus möglich, dass ihm eine Medizin lieber ist, die ihn dabei unterstützt, sein zielorientiertes »Getriebensein« weiterzuführen, oder die ihn wieder auf die Beine stellt, damit er draußen an seinem Platz das nach Kräften weiterverfolgen kann, nach dessen Vollendung er so unerbittlich strebt: »Stoppen Sie die Blutung! Schnell, sorgen Sie dafür, dass der Schmerz aufhört, und unterdrücken Sie die Symptome, damit diese mir nicht dauernd in die Quere kommen und meine Fortschritte gefährden! Ich habe zu tun. Bremsen Sie mich nicht aus, und versuchen Sie auch nicht, die von mir eingeschlagene Richtung zu ändern! Tun Sie, was nötig ist, aber tun Sie es schnell! Und reden Sie nicht mit mir darüber, wer ich bin oder dass ich irgendetwas in meinem Leben ändern sollte!«
Die »heroische«, durch dramatische Erfolge gekennzeichnete allopathische Medizin (auch die Chirurgie, Chemo- und Strahlentherapie) hat sich auf genau diese Dienstleistungen spezialisiert und kann diese wirksamer und effizienter an den Mann bringen als jedes andere Gesundheitssystem im Westen. Es ist eine ausgezeichnete Medizin in Krisen und in Notsituationen, bei Unfällen und auf dem Schlachtfeld. Heilpflanzen und natürliche, ganzheitliche Gesundheitssysteme erfüllen diese Kriterien bei Weitem nicht und sind viel ineffizienter. Und das ist in Ordnung so. Mit Sicherheit profitieren wir alle von der Verfügbarkeit einer großen Vielfalt an verschiedenen Spielarten für Heilung und für die Fürsorge für unseren Körper. Überschreiten wir Männer aber ein Alter von vierzig Jahren, beginnen wir anscheinend damit, in größerem Umfang ganz unterschiedliche Lebensstile und verschiedene Grundbedingungen für unsere Gesundheit mit in unsere Betrachtungen einzubeziehen und auch nach Mitteln zu suchen, mit deren Hilfe wir unsere Kraft, unser Können und unsere Potenz aufrechterhalten können.
In den letzten achtzig Jahren haben die Verkäufer einer Medizin der Krisenintervention und die Ärzte, die diese praktisch anwenden, leider ein politisches und auch bezüglich der Informationen beherrschendes Monopol errichtet, das die meisten anderen Heilsysteme als unorthodox abtut oder sie in der jüngeren Geschichte auch unverhohlen als illegal brandmarkt. Das wiederum hat die Auswahlmöglichkeiten zwischen Systemen, die sich um die Gesundheit kümmern (und von denen es immer eine große Vielfalt gab), für den Menschen drastisch eingeschränkt. Eine offene, forschende, zu Hause oder in den Schulen erfolgende Vermittlung von Kenntnissen einer alternativen Gesundheitspflege ist fast völlig verschwunden. Das hat zur Folge, dass die meisten Menschen in unserer Kultur, Männer wie Frauen, so gut wie nichts darüber wissen, wie sie selbst für ihre Gesundheit sorgen und dadurch die meisten chronischen und viele akute gesundheitliche Krisen verhindern können.
An dieser Stelle möchte ich den (bald aussterbenden) Hausärzten und Allgemeinärzten meine Anerkennung für ihre Verdienste zollen. Diese hingebungsvollen Vertreter der Ärzteschaft verbringen einen großen Teil ihrer für ihren Beruf aufgewendeten Zeit damit, den Menschen vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Krankheiten nahezubringen und ihnen bei der Krankheitsverhütung zur Seite zu stehen. Der Hausarzt gehört definitiv zu einer völlig anderen Spezies als die zahllosen medizinischen Fachärzte, die intensiv auf ihren engen Fachbereich fokussiert und davon so vereinnahmt sind, dass sie häufig die Haupttätigkeit eines Arztes aus dem Blick verlieren, nämlich den Patienten etwas beizubringen, sie etwas zu lehren. Das Wort »Doktor« stammt schließlich vom lateinischen Wort docere, »lehren«, ab. Im Mittelalter war der Doktorgrad der höchste akademische Rang in der Medizin, in den Rechtswissenschaften oder in der Theologie. Auch heutzutage belehrt jeder anständige Doktor oder Arzt seine Patienten weiterhin darüber, wie sie gesund leben können.
Das Problem, dem die Hausärzte täglich gegenüberstehen, besteht jedoch darin, dass nur wenige Personen bereit und gewillt sind, den Ratschlägen, die ihnen vom Arzt oder Doktor gegeben werden, auch zu folgen – also sich beispielsweise qualitativ hochwertiger zu ernähren, sich mehr zu bewegen und zu entspannen, mehr Wasser und weniger Alkohol zu trinken, weniger Genussdrogen zu konsumieren, den Nikotinkonsum einzuschränken und vieles andere mehr. Stattdessen haben sich unzählige Menschen in der westlichen Kultur dazu entschieden, sich von Medikamenten oder chirurgischen Eingriffen des allopathischen Gesundheitssystems abhängig zu machen, wenn es darum geht, die durch ihre Lebensgewohnheiten und den damit verbundenen Raubbau an sich selbst entstandenen Symptome zu behandeln oder zu unterdrücken. Und aus ihrer Unwissenheit heraus oder aufgrund der Propaganda der Medien glauben viele, dass dies das einzige tatsächlich durchführbare System einer Gesundheitsfürsorge sei. Dabei ignorieren sie das reichhaltige Erbe eines überlieferten Wissens über die Möglichkeiten, die wir selbst in der Hand haben, um uns um unsere Gesundheit zu kümmern. Dieses Wissen wurde von den Lehrern und den alten Heilern unter unseren Vorfahren an uns weitergegeben und für uns aufbewahrt, aber wir haben es innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne fast völlig aufgegeben und vergessen.
Wenn ich den Begriff »alternative Heilkunst« verwende, beziehe ich mich auf Techniken, die hauptsächlich auf empirischem Wissen beruhen. Im Wesentlichen geht es dabei um die Verwendung von Arznei- und Nahrungsmitteln, die uns die Natur zur Verfügung stellt, und darüber hinaus um die therapeutischen Behandlungsmethoden, die aus Jahrhunderten der Beobachtung und der wiederholten erfolgreichen Verwendung seitens unserer Vorfahren hervorgegangen sind. Dies sind alles legitime Heilverfahren, die nicht nur darauf abzielen, spezifische Krankheitssymptome zu beseitigen, indem sie künstlich hergestellte, synthetisch-pharmazeutische Medikamente einsetzen oder hoch technische Geräte und Apparaturen, Bestrahlung, Injektionsspritzen und Skalpelle verwenden. Ich beziehe mich auf die Heilmittel, die langsam und systemisch wirken und die Zeit als Verbündete für eine Heilung mit einbinden. Dabei handelt es sich um traditionelle Systeme, die Heilpflanzen und andere natürliche Ressourcen nutzen, um die unangenehmen Erscheinungen einer Krankheit oder Verletzung zu mindern, während sie gleichzeitig neu beleben, stärken und gesundes Körpergewebe wieder aufbauen.
Diese Verfahren versuchen, die natürlichen Abwehrkräfte und das Immunsystem des Körpers zu stärken und zu unterstützen. Sie wollen sie nicht durch die Einwirkung von Impfungen, Seren und künstlich hergestellten, synthetischen Wirkstoffen verdrängen oder ersetzen. Alternative Heilsysteme verlassen sich auf die dem Körper von Natur aus innewohnende Intelligenz und seine Selbstheilungsprozesse und unterstützen beides, damit der Körper auf diese Weise für seine eigene Gesundheit sorgen und seine Mechanismen zur Selbstreparatur anwenden kann. Alternative Heilverfahren streben danach, die Einzelperson zum Thema Gesundheit anzuleiten, anstatt die Verantwortung für deren Gesundheit zu übernehmen. Sie versuchen, gesunde Lebensgewohnheiten zu fördern, die dabei helfen, chronische oder akute mit einem schlechten Gesundheitszustand zusammenhängende Notsituationen überhaupt erst zu verhindern.
Allopathische und alternative Gesundheitssysteme beruhen auf unterschiedlichen Sichtweisen und verschiedenen Konzepten der Wirtschaftlichkeit. Therapeutisch müssen sie sich aber nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen. Oft ergänzen sie einander, und ich glaube auch, dass sie unter den passenden Umständen in Kombination miteinander wirksam sein können. Wenn Operationen sinnvoll oder bei Unfällen und Naturkatastrophen Notmaßnahmen erforderlich sind, oder wenn die Verwendung natürlicher und weniger drastisch wirkender Verfahren eine zusätzliche Unterstützung seitens der allopathischen Medizin benötigt, sollte man, ohne zu zögern, auf die spezifische Technologie einer allopathischen Krisenintervention zurückgreifen.
Es ist der Beginn einer inspirierenden Zeit, in der Männer verstärkt den Wunsch und den Willen zum Ausdruck bringen können, Alternativen auf dem Gebiet der Gesundheitsfürsorge zu erkunden und eine Vielzahl an Wissenschaften und ganzheitlichen Einsichten in diesem Bereich zurate zu ziehen. Es ist eine Zeit, in der wir in der Lage sind, die traditionellen Anwendungsmöglichkeiten von Pflanzenheilmitteln und pflanzlichen Stärkungsmitteln vollumfänglich zu nutzen und sie auf eine Behandlung der Beschwerden, unter denen Männer leiden, auszurichten. Gemeinsam mit der Technologie der allopathischen Medizin können wir dabei helfen, dem männlichen Teil der Bevölkerung im Kindesalter und als Erwachsene eine bessere Fürsorge zukommen zu lassen.