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KAPITEL 6

Die Auswahl der richtigen Heilpflanzen

Die Wirkungen von Heilpflanzen und die Sprache der Pflanzenheilkunde

In den nachfolgenden Kapiteln werde ich Fragen diskutieren, die speziell männliche Gesundheitsprobleme betreffen. Ferner gebe ich einen Überblick über Pflanzenrezepturen, die sich für deren Behandlung eignen. Auch Vorschläge für Änderungen des jeweiligen Lebensstils fehlen nicht. Anstatt jedoch bildlich gesprochen lediglich kleine erhellende Feuer aus Heilpflanzen zu entzünden, indem ich den Lesern Rezepturen für diese oder jene Leiden und Beschwerden an die Hand gebe, werde ich ein Konzept vorstellen, das eine ganzheitliche Grundlage für die Verwendung von Heilpflanzen im Rahmen eines westlichen Modells schafft. Hat man dieses einfache Konzept erst einmal begriffen, kann man sich selbst ganz nach Bedarf seine eigenen Feuer entzünden und erhält so eine viel größere Unabhängigkeit bei der Sorge für die eigene Gesundheit. Verstehen wir dieses Konzept, versetzt uns das in die Lage, bei der Verwendung von Heilpflanzen mit vielen eigenen Ideen ganz autonom vorzugehen. Die von mir angeführten Rezepturen, aber auch alle anderen Rezepturen, auf die wir stoßen, lassen sich dann so persönlich und passgenau gestalten, dass sie die eigene einzigartige Beschaffenheit und den aktuellen Zustand therapeutisch viel genauer und spezifischer ansprechen können. Das Wichtigste ist jedoch, dass wir mit einem solchen grundsätzlichen Verständnis in die Lage versetzt werden, Rezepturen zu entwerfen und zuzubereiten, bei denen Pflanzen Verwendung finden, die bei uns vor Ort wachsen oder die in der Nähe eingekauft werden können. Existieren in der Nähe keine geeigneten Bezugsquellen, kann man sich qualitativ hochwertige Pflanzenprodukte auch per Post bestellen. Es gibt kleine Firmen, die hervorragende Pflanzenprodukte selbst herstellen und vertreiben und von denen sich Heilpflanzen, Pflanzenextrakte, Rezepturen und Produkte (auch für Aromatherapie) in bester Qualität beziehen lassen.

Ausblicke

Die meisten Menschen wollen ganz einfach im Register eines Buches ihre Krankheitssymptome nachschlagen und dann auf der betreffenden Seite ein schnelles und einfaches Rezept zur Heilung ihrer Beschwerden finden. Das ist eine Gewohnheit, eine Hoffnung und eine Illusion, die wir uns durch unser Leben in einer Gesellschaft angeeignet haben, die fast ausschließlich ein auf Medikamenten beruhendes medizinisches System zur Behandlung von Krankheiten anbietet. Auch scheinen viele Männer vom einem Buch wie diesem zu erwarten, dass darin Maßnahmen und Techniken angeführt werden, die bei ihnen alles in Ordnung bringen und die ihnen zudem nur ein Minimum an eigener Anstrengung abverlangen.

Wer diese Erwartung hat, der sollte sich nicht weiter mit diesem Buch aufhalten. Denn ein System, bei dem es genügt, lediglich eine Nummer einzutippen und dann die entsprechende Heilung genannt zu bekommen, wird nicht funktionieren. Ich will auch gar keine wie auch immer geartete Illusion darüber fördern, dass es so funktionieren könnte. Hier geht es nicht darum, jemanden zu reparieren, sondern darum, die eigene, von Natur aus vorhandene, angeborene gute Gesundheit wiederzubeleben, indem wir die Mittel finden, die uns geistig, emotional und letztlich auch körperlich besser fühlen lassen.

Es gehört auch zum Prozess des Heilwerdens, dass man dieses Buch durchlesen muss, um die gesuchten Informationen zu bekommen. Mit diesem Buch will ich mehr als nur kurz und oberflächlich über das Thema Gesundheit und Heilpflanzen plappern. Ich bin überzeugt davon, dass die hier präsentierten Ideen für die Gesundheit des Mannes wichtig und es wert sind, dass man die dafür nötige Zeit aufbringt, um darüber nachzudenken und zu diskutieren.

Jahrelang wurden naiven Konsumenten nicht nur durch die Pharmaindustrie und ihre Vertreter einfache, durch die Einnahme einer Pille funktionierende Heilverfahren versprochen, auch Richtungen der Alternativmedizin taten das Gleiche, wenn sie nach der Art der Allopathie an das Thema Heilung herangingen, und als Ersatz für pharmazeutische Medikamente einfach »natürliche« Wirkstoffe verwendet wurden. Bisher habe ich noch nicht erlebt oder davon gehört, dass bei irgendeinem chronischen oder durch die Konstitution bedingten Gesundheitsproblem ein schnelles Heilverfahren irgendeiner Art zum Erfolg geführt hätte. Von Wunderheilungen einmal abgesehen, erfordern diese Leiden immer etwas Zeit und ein gewisses Maß an Engagement dafür, sich selbst um seine eigene Behandlung zu kümmern. Wunder geschehen tatsächlich, doch auch für sie ist irgendeine extrem wirksame Arbeit oder Tätigkeit erforderlich.

Ich werde mich in diesem Buch um Heilmittel aus Pflanzen und um andere segensreiche Möglichkeiten zur Linderung von Beschwerden und zur Pflege der Gesundheit kümmern. Diese Informationen müssen jedoch mit einem gewissen Verständnis für einen dabei in Gang gesetzten Regenerationsprozess verknüpft werden, mit dem man kooperieren muss. Anhaltendes Bemühen ist notwendig, damit dieser Prozess greift und funktioniert und die ganze Sache klappt. Bei einer qualitativ hochwertigen Gesundheitspflege gibt es keine durch irgendeine Wunderpille bewirkte Heilung. Allerdings gibt es durchaus eine Art Magie. Diese auf Erfahrungen beruhende Magie entsteht, wenn wir uns an unserer eigenen Heilung beteiligen. Dazu sind auch wir Männer in bemerkenswerter Weise fähig, wir müssen jedoch damit aufhören, Zeit und Energie darauf zu verschwenden, nach mühelosen Wegen der Heilung zu suchen oder danach, dass jemand anders uns diese Arbeit abnimmt. Die erforderlichen Veränderungen im Lebensstil durchzuführen, im Bedarfsfall Heilpflanzen und die Unterstützung durch einen kompetenten Heilkundigen in Anspruch zu nehmen sowie die persönliche Transformation Wirklichkeit werden zu lassen, sind Unternehmungen von besonders hohem Stellenwert. Die von mir angegebenen Rezepturen und Informationen zu Heilpflanzen sind nichts anderes als integrale Bestandteile dieses Prozesses. Jeder wird seine eigene Gesundheit stärker erleben, wenn er sich die Zeit nimmt, diese Kapitel durchzulesen und zu verstehen und die beschriebenen Techniken selbst anzuwenden. Dann wird er wieder die bewusste Kontrolle über die eigene Lebenskraft ausüben, was alle Facetten des männlichen Körpers und der männlichen Psyche bereichert.

Die mit Heilpflanzen verbundene Dynamik

Als ich damit begann, auf der Verwendung von Heilpflanzen basierende Therapien zu studieren, war mir noch nicht klar, dass ich dafür zuerst die Wirkungen jeder einzelnen Heilpflanze kennenlernen musste. Wie beim Erlernen einer neuen Sprache muss man sich zunächst einen bestimmten Wortschatz aufbauen. Danach kann man damit beginnen, die Sprache zu erkunden und damit zu spielen. Die Qualitäten und die energetischen Wirkungen von Heilpflanzen machen gewissermaßen den Wortschatz der Pflanzenheilkunde aus. Die Wirkungen beruhen auf den bekannten Eigenschaften und/oder dem allgemein stärkenden Einfluss einer Pflanze. Dabei geht es nicht um die Frage, welche Pflanze bei einer bestimmten Beschwerde hilft oder das Leiden heilt. Heilpflanzen lassen sich in der Praxis vielseitig einsetzen. Jede Heilpflanze hat Qualitäten, die zur Behandlung einer großen Vielfalt von Beschwerden und zur Aufrechterhaltung und Verbesserung der vorhandenen Gesundheit genutzt werden können.

Wie bereits im zweiten Kapitel dieses Buches kurz angesprochen wurde, sind die Wirkungen einer Pflanze auf den menschlichen Körper in der Regel gut bekannt und vorhersehbar. Diese Vorhersehbarkeit wurde möglich durch die unermesslich lange Geschichte der Beobachtung, wie jede Pflanze bei innerlicher oder äußerlicher Anwendung bei unzähligen Menschen wirkt. Diese gut dokumentierten Wirkungen werden zwar in den meisten Heilpflanzenbüchern in überschaubarer Weise umrissen, werden aber von heutigen Lesern nur selten verstanden und beiläufig als nebensächliche Informationen abgetan. Der durchschnittliche Leser tendiert dazu, nach einer Medizin Ausschau zu halten, die ihn auf einen Schlag von seinen Beschwerden befreit. Wir westlichen Menschen wurden darauf konditioniert, die Pflege unserer Gesundheit auf genau diese Weise vorzunehmen, doch es ist die Allopathie, die so mit Krankheiten umgeht. Die allopathische Wissenschaft verwendet ein sehr speziell wirksames Medikament, um damit einem bestimmten körperlichen Symptom entgegenzuwirken oder es zu beseitigen. Wer nach Alternativen zu den chemischen Medikamenten der Allopathie sucht, wendet sich der Pflanzenheilkunde und ihrer Materia medica zu, geht dann aber normalerweise so mit diesen Pflanzen um, wie es auch die Allopathie tun würde. Dies ist aber nicht die effizienteste Methode einer Verwendung von Heilpflanzen. Wir müssen die innere Beziehung zwischen den Qualitäten oder Energien der Heilpflanzen und den Bedürfnissen des menschlichen Körpers und damit eines selbstheilenden Organismus überprüfen. Normalerweise braucht der spontan heilende Körper nichts, was bei einer solchen Heilung an ihm vorgenommen werden müsste. Er verwendet jedoch bereitwillig eine verwandte und unterstützende Energie (Wirkungen von Heilpflanzen) und biochemisch passende (und leicht zu assimilierende) Nährstoffe, um diese ihm innewohnende, kompetente, selbstheilende Lebenskraft zu ergänzen.

Wenn wir die unterstützenden Wirkungen einzelner Pflanzen begreifen und anwenden (und beispielsweise stärkende, zusammenziehende, reizlindernde, windtreibende und andere Eigenschaften nutzen), dann ist das bereits ein großer Teil der therapeutischen Praxis der Wissenschaft der Pflanzenheilkunde. Der Rest der therapeutischen Heilkunst besteht aus dem Erlernen und Verstehen der Affinität eines bestimmten funktionellen Systems im Körper zur Energetik einer bestimmten Heilpflanze.

Jede Heilpflanze verkörpert eine Wirkung oder eine biomedizinische (Energie-)Qualität, die gewöhnlich aus vielen Wirkungen besteht. Zugleich besitzt jede Heilpflanze eine natürliche Affinität oder Verwandtschaft zu einem oder mehreren funktionellen Systemen im Körper, beispielsweise zum Kreislaufsystem, zum Harnsystem, zum Komplex des Immunsystems, zum Nervensystem, zum Stütz- und Bewegungsapparat und so weiter. Diese Wirkungen und Affinitäten sind es dann, durch die die Systeme des Körpers während des Heilungsprozesses auf die nutzbringendste Weise mit der sie unterstützenden Energie und den sie stärkenden Nährstoffen versorgt werden. Rufen wir uns zum Beispiel aus einem der vorangegangenen Kapitel noch einmal die natürliche Affinität der Rosskastanie zum Kreislaufsystem und zu den Blutgefäßen ins Gedächtnis zurück und erinnern wir uns an die durch altes, überliefertes Wissen identifizierten biochemisch stärkenden, zusammenziehenden und nährenden Wirkungen dieser Pflanze auf dieses funktionelle System und seine Organe. Genau das zu begreifen, macht das grundlegende Wissen aus, das den Heilpflanzenkundigen in die Lage versetzt, solche Pflanzen als verlässliche Werkzeuge zur Unterstützung der Heilung und zur Vorbeugung gegen Erkrankungen einzusetzen. Dieses intime Wissen über die Wirkungen und Affinitäten der Pflanzen auf unserem Planeten macht den Kern und die Seele unseres reichen Erbes an alter Weisheit aus, das von unseren Vorfahren an uns weitergegeben wurde.

Die Verwendung von Heilpflanzenbüchern

Zu den Wirkungen und Affinitäten von Pflanzen finden wir Informationen in Heilpflanzenbüchern. Heutzutage gibt es viele Buchveröffentlichungen zu Heilpflanzen und Pflanzenheilkunde, aber nur wenige von erfahrenen, kenntnisreichen Fachleuten verfasst. Ich rate dringend dazu, aus der gegenwärtigen Schwemme an Büchern über Heilpflanzen, die wirklich sorgfältig zusammengestellten ausfindig zu machen. Im Literaturverzeichnis am Ende des Buches habe ich einige Heilpflanzenbücher angeführt, die ich selbst verwende und schätze.

Wenn jemand ein Buch über Heilpflanzen zurate zieht, wird er mit einer Mischung verschiedenster Informationen konfrontiert, ausgewählt je nach dem besonderen Schwerpunkt des jeweiligen Buches. Einige Heilpflanzenkundige betonen die Botanik und den Anbau der Pflanzen, andere wiederum konzentrieren sich mehr auf die therapeutischen und medizinischen Aspekte der Pflanzen; wieder andere stellen den ursprünglichen Lebensraum, das Sammeln der Pflanzen und die Zubereitung der Heilmittel in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.

Doch unabhängig vom jeweiligen Fokus werden die Informationen üblicherweise in einer bestimmten allgemein gültigen Struktur angeordnet: vom botanischen Namen, der Pflanzenfamilie, den verwendeten Pflanzenteilen, ihrer botanischen Beschreibung (mit Angaben zum makroskopischen und oft auch dem mikroskopischen Aufbau der Pflanze), Blütezeit, Sammelzeit, Anbau und Standort bis zu den Wirkungen und der medizinischen Verwendung der Pflanze, ihren Qualitäten (kühl, trocken, bitter, zusammenziehend usw.) und den von ihr beeinflussten Organsystemen, spezifischen Indikationen, Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Pflanzen, ihren Inhaltsstoffen sowie den üblichen Zubereitungsformen und Dosierungen.

Von all diesen Informationen über eine Pflanze interessieren uns hier besonders die Wirkungen der Pflanze. Die wichtigen empirischen Informationen, die hier angeführt werden, sind häufig auch die für Laien verwirrendsten und am meisten missverstandenen. Häufig hat es den Anschein, als ob eine bestimmte Pflanze als Heilpflanze für fast alles geeignet ist, was einen dann eher entmutigt. Und häufig werden das jeweilige Organsystem im Körper oder die Organsysteme, zu denen die betreffende Pflanze eine natürliche Affinität besitzt, nicht genau beschrieben (wie beispielsweise das Verdauungssystem, das Atmungssystem oder das Lymphsystem). Das wäre aber wichtig zu wissen, denn in einigen Fällen haben die verschiedenen Teile einer bestimmten Pflanze (Blatt, Wurzel, Blüte, Samen usw.) unterschiedliche Wirkungen und auch nicht die gleichen Affinitäten zu verschiedenen Organsystemen im Körper. In vielen Heilpflanzenbüchern werden alle diese Informationen jedoch in eine einzige Aufstellung hineingepackt, die dann als Anleitung für die praktische Verwendung einer Pflanze fast nutzlos wird.

Die Wirkungen von Pflanzen in Beziehung zu ihren natürlichen Affinitäten zu funktionellen Systemen im Körper zu studieren und zu erkennen, ist für einen Anfänger auf dem Gebiet der Pflanzenheilkunde extrem hilfreich. Diese Affinitäten zwischen einer Heilpflanze und einem Organsystem lassen sich auch als eine biochemische Verwandtschaft begreifen, als eine natürliche, spontane Beziehung oder eine wechselseitige Anziehungskraft. Während jahrhundertelanger Beobachtungen durch den Menschen hat eine Pflanze gleichbleibend und vorhersagbar ihre Affinität zu einem bestimmten Organsystem im Körper und ihre Wirkungen auf dieses unter Beweis gestellt. So wird der Ginkgobaum beispielsweise auf das Gefäßsystem an der Peripherie des Körpers und andere außen liegende Körperregionen einwirken, die Blutgefäße erweitern und dadurch wird letztlich – voilà! – mehr Blut und Sauerstoff ins Gehirn gelangen. Währenddessen kräftigt ein Rosskastanienextrakt mit seiner natürlichen Affinität zum Kreislaufsystem die Blutgefäße und verstärkt ihren Tonus, während ein Extrakt aus der Rinde dieses Baumes schnell im Bereich des Rektums seine zusammenziehende (adstringierende) Wirkung entfaltet und dadurch bei Hämorrhoiden wirksam helfen kann.

Es ist daher unerlässlich, dass jemand, der zur persönlichen Gesundheitspflege oder für die der Familie Heilpflanzen einsetzen will, sich mit den Begriffen der Pflanzenheilkunde vertraut macht, die auf die Wirkungen der einzigartigen Eigenschaften jeder einzelnen Pflanze verweisen, und den entsprechenden Sprachgebrauch kennt. Dann kann eine Pflanze auf die angemessenste Weise und am effizientesten verwendet werden. Es ist möglich, Kombinationen aus verschiedenen Pflanzen zu finden, die im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes synergistisch zusammenwirken und nicht nur die offensichtlichen Symptome behandeln, sondern gleichzeitig auch das gesunde Funktionieren aller anderen Systeme im Körper unterstützen. Jede Pflanze verfügt über eine ganze Palette an Wirkungen und Affinitäten, sodass jemand, der sich damit auskennt, Pflanzen so miteinander kombiniert, dass sie ihre Wirkungen untereinander verstärken und auf diese Weise gegen eine ganze Reihe von Leiden wirken und die Gesundheit allgemein aufbauen. Ein derart umfassendes Verständnis einiger weniger Pflanzen reicht schon aus, um eine spezifische Strategie zur Stärkung, Harmonisierung und Reinigung der Organsysteme zu entwickeln, durch die gleichzeitig die Lebenskraft gesteigert wird und sich Ursachen wie Symptome behandeln lassen.

Ein Beispiel für eine Rezeptur zur Behandlung einer Infektion der Prostata soll diese Herangehensweise verdeutlichen. Man achte besonders auf die Wirkungen der nachfolgenden Heilpflanzen:

• Die Beeren der Sägepalme haben eine stärkende, nährende und antiseptische Wirkung. Diese Pflanze hat eine starke Affinität zu den Geschlechtsorganen und zum Nervensystem. Sie nährt und stärkt die Nerven und hat die gleiche Wirkung auf die männlichen Geschlechtsorgane, insbesondere auf die Prostata.

• Der Sonnenhut (Echinacea spp.) ist eine allgemein den gesamten Körper mit all seinen funktionellen Systemen stärkende Heilpflanze. Sie hat antimikrobielle, lymphanregende, alterierende (umstimmende, zustandsverändernde) und das Immunsystem stärkende Wirkungen.

• Damiana ist ein Nerventonikum, ebenso kräftigt diese Pflanze die Prostata; sie ist ein speziell auf das Harnsystem wirkendes Antiseptikum und wirkt gegen Depressionen. Sie wirkt leicht abführend und hat ebenfalls eine Affinität zu den männlichen Geschlechtsorganen und zum Nervensystem.

• Die Schafgarbe hat eine zusammenziehende Wirkung, einen bitteren Geschmack und wirkt im Bereich des Harnsystems antiseptisch. Außerdem wirkt sie harn- und schweißtreibend, unterstützt den Körper bei Fieber und hat eine Affinität zum Kreislaufsystem. Die Pflanze bietet sehr schnelle Hilfe, wenn es darum geht, den Blutdruck zu normalisieren.

Wenn wir die Wirkungen dieser vier Heilpflanzen kombinieren und auf einmal einsetzen, haben wir ein starkes Tonikum für die Drüsen allgemein, das zusammenziehend und kräftigend auf eine geschwächte und höchstwahrscheinlich angeschwollene Prostata einwirkt. Bei allen Infektionen ist die natürliche Widerstandskraft des Körpers irgendwie beeinträchtigt. Ursachen dafür können Stress, Verstopfung oder eine falsche Ernährung sein. Daher habe ich auch Bitterpflanzen in diese Rezeptur aufgenommen, die den Appetit anregen und die Sekretion der Verdauungssäfte steigern. Auch sind Pflanzen dabei, die das Immunsystem stärken, ferner Pflanzen, die auf das Urogenitalsystem eine antiseptische (keimtötende) Wirkung haben. Das unterstützt die Abwehrkräfte des gesamten Körpers, zielt aber auch direkt auf die Prostata ab. Indem eine Pflanze mit alterierender Wirkung hinzugefügt wird, werden Kreislauf und Nerven gestärkt. Diese Pflanzen unterstützen den Kreislauf, verbessern die Qualität der Nervenimpulse und der Beschaffenheit des Blutes und ergänzen das im Bedarfsfall auch noch mit einer leicht abführenden Wirkung.

Auf diese Weise nutzen wir die spezifischen Wirkungen und Systemaffinitäten dieser Heilpflanzen zu unserem Vorteil, sprechen damit die Hauptsymptome an, nämlich die Infektion der Prostata, verbessern aber gleichzeitig auch die Gesundheit von Nerven-, Kreislauf- und Verdauungssystem. Ebenso werden die Abwehrkräfte des gesamten Körpers gestärkt. Wenn es zu weiteren Beschwerden und Schmerzen kommt, ist Schneeball eine gute Ergänzung dieser Rezeptur. Der Schneeball wirkt nervenstärkend, schmerzstillend und krampflösend und besitzt eine Affinität zu den Geschlechtsorganen. Sollte der Geschmack problematisch sein, können wir der Rezeptur noch Fenchelsamen (eine angenehm schmeckende, aromatische Pflanze mit windtreibender und krampflösender Wirkung) hinzufügen. Fenchel hat eine Affinität zum gesamten Verdauungstrakt, regt den Appetit an und fördert die Verdauung, während er gleichzeitig bei Blähungen Erleichterung verschafft.

Ein pflanzliches Heilmittel zur Behandlung von Infektionen des männlichen Urogenitalsystems, das gleichzeitig Organsysteme nährt und stärkt, die seine Wirkung unterstützen, setzt sich wie folgt aus den oben genannten Pflanzen zusammen:

2 Teile Sägepalme

2 Teile Sonnenhut (Echinacea spp.)

1 Teil Damiana

1 Teil Schafgarbe

1 Teil Schneeball

Ich schlage vor, Sägepalme und Sonnenhut bei der Rezeptur in einer Menge von 2 Teilen zu verwenden, weil diese beiden Pflanzen die für die Behandlung von Prostatainfektionen erforderlichen Haupteigenschaften besitzen.

Bei der Zubereitung einer Kanne Tee wird ein gehäufter Teelöffel dieser Rezeptur auf eine Tasse Wasser gegeben. Davon wird dreimal am Tag 1 Tasse getrunken. Statt eines Tees lassen sich die Pflanzen auch als Tinkturmischung einnehmen, wobei die einzelnen Pflanzentinkturen zu den jeweils oben angegebenen Teilen miteinander kombiniert werden. Von dieser Mischung aus Einzelpflanzentinkturen werden dreimal am Tag 30 bis 50 Tropfen eingenommen.

Zusammen mit einer gesunden Ernährung, genügend Wasser, regelmäßiger Bewegung und ausreichender Ruhe können ähnliche Heilpflanzenmischungen den Mann dabei unterstützen, eine Prostatainfektion wieder loszuwerden und die Geschlechtsorgane betreffende Schwächezustände zu beheben. Zur Vorbeugung können regelmäßige Beckenbodenübungen (wie sie im siebten Kapitel erläutert werden) und eine kontinuierliche Verwendung von Pflanzen, die die Prostata stärken, gehören. Zu solchen Pflanzen zählen Sägepalme, Brennnesselwurzel und Himbeerblätter. All dies zusammen wird zum Schlüssel für eine gute Gesundheit werden.

Die Wirkungen von Heilpflanzen

Da es so wichtig ist, über die Wirkungen und Affinitäten der verwendeten Heilpflanzen Bescheid zu wissen, möchte ich in den folgenden Abschnitten einige der Hauptwirkungen von Heilpflanzen anführen und erörtern. Die reduktionistische Wissenschaft hat komplizierte Forschungen durchgeführt, um die Inhaltsstoffe einer Pflanze zu bestimmen, die für diese Wirkungen verantwortlich sind. Diese Wirkstoffe wurden dann anhand ihrer Zugehörigkeit zu chemischen Gruppen und aufgrund ihrer physiologischen Eigenschaften oder Wirkungen klassifiziert. So waren es zum Beispiel zähflüssige, gummiartige, schleimige Pflanzenstoffe, die zu Beginn der Entwicklung von Substanzen mit beruhigenden, reizlindernden und weichmachenden Wirkungen verwendet wurden; aus den Tanninen wurden Mittel mit zusammenziehenden und blutstillenden Wirkungen entwickelt; einige Saponine haben Mittel mit entzündungshemmenden und schleimlösenden Wirkungen ermöglicht. Wenn wir diese auf Reduktionismus beruhenden Einsichten und Techniken nutzen, um die chemischen Bestandteile von Pflanzenheilmitteln zu bestimmen, können wir wertvolle Hinweise auf die Wirkungen von neuen Pflanzen bekommen, auf die uns das aus den Ursprungsgebieten der jeweiligen Pflanzen stammende traditionelle, regionale Wissen über diese Pflanzen und deren Gebrauch bereits hingewiesen hat. Gleichzeitig meine ich, dass es wichtig ist, die Perspektive eines Heilpflanzenkundigen beizubehalten, wenn wir die therapeutischen Möglichkeiten dieser Pflanzen erforschen. Aus dieser Perspektive heraus bleiben nämlich die Integrität und der therapeutische Wert einer von ihren biomedizinischen Eigenschaften her einzigartigen Arzneipflanze nur dann gewahrt, wenn die dieser Heilpflanze eigenen Bestandteile im Umfeld der natürlichen Organisation von Hunderten synergistisch aufeinander einwirkenden biochemischen Stoffe der gesamten Pflanze verbleiben.

Im Laufe der Zeit wurden etwa 120 verschiedene Wirkungen identifiziert. Nur ein Drittel davon wird jedoch üblicherweise bei der Beschäftigung mit Heilpflanzen berücksichtigt. Im spezifischen Kontext einer für Männer gedachten Gesundheitspflege müssen wir mit den folgenden Wirkungen und ihren Funktionen vertraut sein:

abführend: Pflanzen mit abführender Wirkung stimulieren die Darmtätigkeit und fördern dessen Entleerung. Zu ihnen gehören: Amerikanischer Faulbaum, Krauser Ampfer und Rhabarberwurzel. Leicht abführend wirken beispielsweise folgende Pflanzen: Löwenzahnwurzel, Durchwachsener Wasserdost (Eupatorium perfoliatum) und Rote Bete.

adaptogen: Dies ist ein neues und erst seit Kurzem in der Pflanzenheilkunde bekanntes Konzept einer bestimmten Kategorie von Wirkungen, bei denen durch Abwandlungen und Veränderungen der Prozesse im Hormonsystem die Widerstandskraft des Körpers gegenüber einer breiten Palette an schädlichen Einflüssen gesteigert wird. Diese negativen Einflüsse können durch physikalisch, chemisch, biologisch und emotional bedingten Stress hervorgerufen werden. Pflanzen mit adaptogener Wirkung unterstützen die Fähigkeit des Körpers, mit diesen ungünstigen Einflüssen umzugehen, sie zu bewältigen und sich an sie anzupassen. Adaptogene sind ungiftig und normalisieren Zustände, beispielsweise hohen oder niedrigen Blutdruck, übermäßige oder zu geringe Aktivitäten der Nebennieren und möglicherweise anderer endokriner Drüsen und hohe oder niedrige Blutzuckerwerte. Die adaptogene Wirkung scheint auf die hormonelle Steuerung der Stressreaktion einzuwirken, wodurch dann das menschliche Immunsystem verändert wird. Zu Pflanzen mit dieser Wirkung gehören: Sibirischer Ginseng, Asiatischer und Amerikanischer Ginseng, Chinesisches Spaltkörbchen (Schisandra chinensis) und Ashwagandha.

alterierend: Pflanzen mit dieser Eigenschaft gelten oft als Blutreinigungsmittel. Sie bauen allmählich Gesundheit und Vitalität wieder auf, indem sie dem Körper dabei helfen, Nährstoffe zu assimilieren, Abbauprodukte aus Stoffwechselprozessen auszuscheiden und intakte Körperfunktionen wiederherzustellen. Zu den alterierenden Pflanzen gehören: Klette, Rotklee, Brennnessel, Klettenlabkraut und Mahonie.

amphoter: Sowohl übermäßig als auch zu gering ausgeprägte Prozesse im Körper werden durch amphotere Pflanzen normalisiert. Pflanzen mit dieser Wirkung sind: Knoblauch (der sowohl zu hohen als auch zu niedrigen Blutdruck normalisiert), Mönchspfeffer, Lobelie, Holunder, Königskerze und Chinesisches Spaltkörbchen (Schisandra chinensis).


Meerrettich (Armoracia rusticana)


Thymian (Thymus spp.)

anregend (stimulierend): Anregende Pflanzen wärmen den Körper, beschleunigen den Kreislauf, lösen Verstopfungen auf und beseitigen Blockierungen. Sie steigern die Energie und besitzen selbst eine auffallend intensive Qualität. Dazu gehören: Cayennepfeffer, Ingwer, Meerrettich, Senf und Wermut.

antimikrobiell: Wenn das Immunsystem des Körpers dabei unterstützt werden soll, pathogene Mikroorganismen zu zerstören oder seine Widerstandskraft gegen sie zu steigern, dann sind die Pflanzen dieser Kategorie hilfreich. Zu ihnen gehören: die unreifen Schalen der Schwarzen Walnuss (Schwarznuss), Sonnenhut (Echinacea spp.), Kreosotbusch, Knoblauch, Kanadische Gelbwurz (Hydrastis canadensis), Wermut; ferner Pflanzen mit einem hohen Anteil an ätherischen Ölen wie Anis, Kümmel, Gewürznelken, Eukalyptus, Myrrhe, Pfefferminze, Rosmarin und Thymian.

aphrodisisch: Aphrodisiaka helfen bei Impotenz meistens dadurch, dass durch sie die sexuelle Erregung und das sexuelle Verlangen gesteigert wird (siehe auch die entsprechenden Ausführungen in Kapitel 7). Das sexuelle Durchhaltevermögen und die Standfestigkeit beim Mann werden allerdings weniger erhöht. Werden diese aphrodisisch wirkenden Pflanzen mit Pflanzen mit alterierender Wirkung kombiniert, kann diese Kombination dazu beitragen, die sexuellen Funktionen wiederherzustellen. Zu der recht umfangreichen Liste von Aphrodisiaka unter den Heilpflanzen gehören: Damiana, Yohimbe, Tongkat Ali, Maca und Muira Puama (Potenzbaum).

aromatisch: Aromatische Pflanzen riechen normalerweise angenehm, was wiederum das Verdauungssystem anregt (siehe auch Stichwort »windtreibend«). Sie werden häufig verwendet, um das Aroma und den Geschmack von Heilmitteln und Nahrungsmitteln zu verbessern. Beispiele dafür sind: Lavendel, Pfefferminze, Engelwurz (Angelika), Kardamom, Zimt, Dill und Zitronenschale.

beruhigend (sedierend): Bei dieser Wirkung wird das Nervensystem beruhigt, indem die funktionellen Aktivitäten eines Organs oder Stress und Nervenreizungen verringert werden. Zu diesen Pflanzen gehören: Baldrian, Helmkraut, Passionsblume und Traubensilberkerze.

bitter: Bitterpflanzen regen die Sekretion von Verdauungssäften an und sind gut für die Verdauung und die Assimilierung von Nährstoffen. Sie stimulieren auch die Lebertätigkeit und die Bauchspeicheldrüse und fördern die Ausscheidung von Giftstoffen. Zu ihnen gehören: Enzian, Hopfen, Artischocke, Beifuß und Löwenzahn.

blutdrucksenkend: Solche Pflanzen lassen sich zur Senkung eines zu hohen Blutdrucks verwenden. Zu ihnen gehören: Schneeball, Zwiebel, Knoblauch, Schafgarbe und Weißdornbeeren sowie -blüten.

blutstillend (äußerlich): Diese Pflanzen stoppen äußere Blutungen oder schwächen sie ab, indem sie eine zusammenziehende Wirkung auf die Blutgefäße haben. Es sind Pflanzen wie: Schafgarbe, Ackerschachtelhalm, Cayennepfeffer, Wachsmyrte und Wegerich.


Gelber Enzian (Gentiana lutea)


Dill (Anethum graveolens)

blutstillend (innerlich): Solche Pflanzen wirken innerlich zusammenziehend und stoppen so innere Blutungen. Es sind: Wachsmyrte, Brombeere, Cayennepfeffer, Hirtentäschel und Kanadische Gelbwurz (Hydrastis canadensis).

brechreizerregend (emetisch): Diese Pflanzen helfen dabei, dass der Magen durch Erbrechen geleert wird. Um das zu bewirken, müssen sie in hohen Dosierungen genommen werden. Es sind Pflanzen wie: Lobelie, Brechwurzel (Ipecacuana) und Durchwachsener Wasserdost (Eupatorium perfoliatum).

brechreizhemmend: Diese Pflanzen verringern Übelkeit und helfen dabei, den Brechreiz abzuschwächen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Es sind: Melisse, Pfefferminze, Ingwer, Fenchel, Dill, Enzian und Mädesüß.

durchblutungsfördernd: Wenn Pflanzen mit dieser Wirkung äußerlich an den betreffenden Stellen auf die Haut aufgetragen werden, verursachen sie sanfte Reizungen, fördern die Weitung der Kapillaren und eine erhöhte Blutzirkulation in der Haut. Das Blut gelangt dabei aus den tiefer liegenden Regionen des Körpers in die Außenbereiche. Dies schwächt in diesen Bereichen Entzündungen ab, vermindert dort Blutandrang und lindert dadurch oft die damit verbundenen Schmerzen. Bei der Behandlung akuter Verstauchungen und Verrenkungen, bei chronischer Arthritis, Rheuma und bei anderen Gelenkleiden sind diese Pflanzen nützlich. Durchblutungsfördernde Pflanzen sind: Brennnessel, Senfsamen, Cayennepfeffer, Meerrettich und Schwarzer Pfeffer.

entzündungshemmend: Eine leichte Entzündung ist die angemessene Reaktion des Körpers auf eine Infektion, auf eine Verletzung oder eine Reizung. Sie führt dazu, dass sich die Instandsetzung von Gewebe beschleunigt und der Befall durch Infektionserreger eingedämmt wird. Eine solche Entzündungsreaktion will man gar nicht immer abschwächen. Häufig ist es viel wirksamer, sie zu verstärken, beispielsweise mit einer Pflanze mit durchblutungsfördernder oder gefäßerweiternder Wirkung (siehe dazu die entsprechenden Ausführungen weiter unten). Die entzündungshemmende Wirkung wird eingesetzt, um eine zu starke oder zu schmerzhafte Entzündung zu bekämpfen. Unter den entzündungshemmenden Pflanzen befinden sich auch Pflanzen mit reizlindernder, weichmachender und wundheilender Wirkung, die äußerlich angewendet werden, beispielsweise Johanniskraut, Ringelblume, Kurkuma, Arnika, Süßholz, Kamille und Wilde Yamswurzel.

fiebersenkend: Diese Pflanzen helfen dem Körper dabei, Fieber abzuschwächen. Es sind: Katzenminze, Holunderblüten und Schafgarbe.

fiebersenkend und entzündungshemmend: Pflanzen dieser Kategorie unterstützen eine Abschwächung des Fiebers und vermindern Entzündungen. Das sind: Mutterkraut (Tanacetum parthenium), Durchwachsener Wasserdost (Eupatorium perfoliatum), Schafgarbe, Holunder und Katzenminze.

galleflussfördernd (galleanregend, galletreibend): Pflanzen mit dieser Wirkung fördern die Absonderung und den Fluss von Gallenflüssigkeit (oder Galle) in den Dünndarm hinein, was bei der Behandlung von Problemen mit der Gallenblase von Nutzen ist. Die Galle hilft dabei, den Stuhlgang zu desinfizieren, und kann auch eine abführende Wirkung haben, da diese Flüssigkeit normalerweise die Darmperistaltik anregt und dadurch Ausscheidungsvorgänge beschleunigt. Galleflussfördernde Pflanzen sind beispielsweise: Berberitze, Kanadische Gelbwurz (Hydrastis canadensis), Löwenzahn, Mahonie und Wilde Yamswurzel.

gefäßerweiternd: Eine gefäßerweiternde Wirkung belebt den Kreislauf und verbessert die Durchblutung. Pflanzen mit dieser Wirkung sind: Ginkgo, Mutterkraut (Tanacetum parthenium), Ingwer, Cayennepfeffer und Wachsmyrte.

harntreibend (diuretisch): Solche Pflanzen beschleunigen Ausscheidungsprozesse und regulieren den Harnfluss. Harntreibende Pflanzen wirken am besten, wenn während ihrer Verwendung viel Wasser getrunken wird. Zu ihnen gehören: Löwenzahn, Quecke, Bärentraube, Wegerich und Ackerschachtelhalm.

hustenlindernd und lungenstärkend: Pflanzen mit dieser Wirkung kräftigen ganz allgemein das gesamte Atmungssystem und sind für dieses sehr heilsam. Es sind: Alant, Huflattich, Beinwell, Königskerze, Santakraut (Eriodictyon spp.) und Kalifornischer Eidechsenschwanz (Yerba Mansa).

husten- und schleimlösend: Diese Pflanzen wirken gegen Entzündungen, die übermäßige Schleimansammlungen und exzessiven Schleimfluss aus den Nebenhöhlen oder anderen Teilen des oberen Atmungssystems auslösen. Zu diesen Pflanzen gehören: Augentrost, Sonnenhut (Echinacea spp.), Knoblauch, Schwarzer Pfeffer, Cayennepfeffer, Salbei, Ysop, Goldrute, Schafgarbe und Santakraut (Eriodictyon spp.).

leberstärkend: Die stärkende Wirkung auf die Leber durch diese Pflanzen erfolgt dadurch, dass die Leber zu einer verstärkten Absonderung ihrer Sekrete angeregt wird und auch eine Steigerung des Gallenflusses bewirkt wird. Pflanzen dieser Art sind: Mahonienwurzel, Löwenzahn, Kanadische Gelbwurz (Hydrastis canadensis) und Wilde Yamswurzel.

lymphanregend: Das gesunde Funktionieren des Lymphsystems wird durch Pflanzen mit lymphanregender Wirkung gefördert. Zu ihnen gehören: Klettenlabkraut, Ringelblume und Sonnenhut (Echinacea spp.).

nervenstärkend: Diese Pflanzen wirken auf das Nervensystem ein und haben entweder einen nervenstärkenden Effekt (Hafer, Damiana), wirken entspannend auf die Nerven (Kamille, Hopfen) oder stimulieren sie (Kaffee, Grüner Tee, Matetee).

reizlindernd: Diese Wirkung führt dazu, dass das Gewebe des Verdauungstraktes bei direktem Kontakt mit den betreffenden Pflanzenstoffen beruhigt und die jeweiligen Beschwerden gelindert werden. Reflexartig werden dabei Mechanismen in Gang gesetzt, die über die Nerven des Rückenmarks weitergeleitet werden und so Entzündungen und Reizungen im Atmungssystem und im Harnsystem positiv beeinflussen. Diese schleimigen, gallertartigen Pflanzenstoffe beruhigen und schützen Gewebe. Zu den reizlindernden Pflanzen gehören: Beinwell, Eibisch, Rotulme, Königskerze und Maisgrannen.


Katzenminze (Nepeta cataria)


Schachtelhalm (Equisetum arvense)


Kaffeestrauch (Coffea arabica)


Eibisch (Althaea officinalis)

säurebindend: Diese Heilpflanzen neutralisieren ein Übermaß an Säure im Magen-Darm-Trakt. Pflanzen mit dieser Wirkung sind: Fenchel, Katzenminze, Löwenzahn, Rotulme, Königskerze, Umeboshi (Japanische Salzpflaume) und Mädesüß (das Symptome von Übersäuerung beseitigt).

schlaffördernd: Diese Pflanzen haben eine starke entspannende und beruhigende Wirkung und helfen dabei einzuschlafen. Es sind: Hopfen, Baldrian und Giftlattich.

schleimlösend: Anregende schleimlösende Pflanzen, zu denen Alant und (Weißer) Andorn gehören, stimulieren die Nerventätigkeit und die Muskeln des Atmungssystems. Diese Pflanzen unterstützen, dass sich Schleim löst und lockert und letztlich als Auswurf aus dem Körper herausgelangt. Entspannende schleimlösende Pflanzen, beispielsweise Huflattich (hervorragend für Kinder geeignet), Gummikraut (Grindelia spp.), Süßholz und Ysop, verringern Anspannung und Verspannungen in der Lunge und ermöglichen das natürliche Abhusten und einen guten Schleimfluss. Amphotere schleimlösende Pflanzen schließlich, zu denen Lobelie, Königskerze, Andorn, Huflattich, Holunder und Knoblauch gehören, können das Atmungssystem anregen oder entspannen, je nachdem, was die dem Körper innewohnende Intelligenz für nötig hält.


Mädesüß (Filipendula ulmaria)


Hopfen (Humulus lupulus)

schmerzstillend: Diese Pflanzen lindern Schmerzen, wenn sie oral verabreicht oder äußerlich angewendet werden. Heilpflanzen dieser Art sind: Helmkraut, Baldrian und Passionsblume.

schweißtreibend (diaphoretisch): Fieber ist bei einer Infektion eine sehr angemessene Reaktion des Körpers. Im Widerspruch zur in der Medizin üblichen Vorgehensweise ist es häufig sehr vorteilhaft, den Körper zu Fieber anzuregen. Die betreffende Person muss dabei nur viel Wasser trinken. Ein solches Verfahren führt dann zu vermehrter Schweißbildung, was die Hitze und die Entzündung nach außen an die Hautoberfläche bringt, die Haut dann durch Verdunstung abkühlt und die Ausscheidung von Abbauprodukten aus Stoffwechselprozessen erleichtert. Schweißtreibende Pflanzen leiten ein stärkeres Schwitzen ein, weiten die Kapillaren und steigern die Ausleitungsprozesse durch die Haut hindurch. Sie sollten auch erhitzt eingenommen werden. Solche Pflanzen sind: Holunder, Osha-Wurzel, Ingwer und Pfefferminze.

speichelanregend: Die Absonderung von Speichel aus den Speicheldrüsen und der Speichelfluss werden durch diese Pflanzen verstärkt. Es sind: Sonnenhut (Echinacea spp.), Jambu (Prickelblume), Amerikanischer Gelbholzbaum (Zanthoxylum americanum) und Schwarzer Pfeffer.

stärkend (tonisierend): Zusammen mit den Adaptogenen ist die stärkende Wirkung vielleicht der umfassendste Beitrag der Pflanzenmedizin für die natürlichen Heilverfahren. Stärkungsmittel (Tonika) regen die Aufnahme von lebenswichtigen Nährstoffen an, indem sie deren Assimilierung durch die Organe und den Tonus der Gewebe im Körper verbessern. Das verleiht mehr Vitalität und Energie und kräftigt die Gewebe spezifischer Organe oder des gesamten Körpers. Wenn wir eine heilkräftige und therapeutisch wirksame Rezeptur entwickeln wollen, dann ist diese Wirkung von wesentlicher Bedeutung und sollte immer bedacht werden. Sind die Organsysteme im Körper genügend gereinigt worden, sind die anderen Wirkungen der Pflanze auf symbiotische Weise mit dieser Stärkung verknüpft und gestatten so die Entfaltung vollständiger Heilung. Jede Heilpflanze mit stärkender Wirkung hat eine besondere dynamische Beziehung zu einem bestimmten funktionellen System im Körper. In der langen Liste von Heilpflanzen mit dieser Wirkung lassen sich aufführen: Hafer, Weißdorn, Sägepalme, Brennnessel, Knoblauch, Kanadische Gelbwurz (Hydrastis canadensis), Löwenzahn, Vielblütiger Knöterich (He Shou Wu), Dong Quai, Ashwagandha, Ginseng, Himbeere und Schafgarbe.

steinbildungshemmend: Sowohl die Auflösung als auch der Abgang von Harn-, Nieren- und Gallensteinen sowie Harn-, Nieren- und Gallengrieß werden durch Pflanzen mit dieser Wirkung unterstützt. Außerdem helfen sie dabei, dass Steine und Grieß dieser Art gar nicht erst entstehen. Pflanzen, die bei Nieren- und Blasensteinen helfen, sind: Gewöhnlicher Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Wald-Hortensie, Löwenzahn, Klettenlabkraut, Bukkostrauch (Agathosma betulina), Goldrute, Maisgrannen und Bärentraube. Besonders gut für die Gallenblase sind: Mahonie und Kreosotbusch.

weichmachend: Auf die Haut aufgetragen, beruhigen und schützen diese Pflanzen von außen und machen die Haut weicher. Ihre Wirkung ähnelt der von reizlindernden Pflanzen, nur dass diese von innen her wirken. Zu den weichmachenden Pflanzen gehören: Beinwell, Sternmiere, Wegerich, Rotulme und Eibisch.

windtreibend (blähungstreibend, karminativ): Bei dieser Wirkung wird die Darmperistaltik angeregt, der Ausstoß von Gasen beschleunigt, der Bauch beruhigt und die Verdauung gefördert. Eine windtreibende Pflanze kann auch Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Trakts bei starken, schmerzhaften Krämpfen lindern. Pflanzen dieser Art sind: Anis, Fenchel, Kamille, Pfefferminze, Kümmel und Ingwer.

wundheilend: Diese Pflanzen helfen bei äußerlicher Anwendung dem Körper dabei, Wunden, Blutergüsse und Schnittwunden zu heilen. Zu ihnen gehören: Beinwell, Ringelblume, Sternmiere, Johanniskraut und Eibisch.

wurmtötend: Pflanzen dieser Kategorie machen Würmern den Garaus oder treiben sie aus dem Verdauungstrakt heraus. Es sind: Knoblauch, Zwiebel, Wermut, Weinraute und Thymian.

zusammenziehend (adstringierend): Diese Wirkung fördert eine größere Verdichtung und Festigkeit von Körpergeweben. Pflanzen mit dieser Wirkung veranlassen, dass Protein ausfällt und die Zellstruktur der Gewebe gedrängter wird. Das festigt schlaffe, geschwächte Gewebe wie bei Hämorrhoiden oder bei einem Prolaps. Die zusammenziehende (adstringierende) Wirkung kann eine übermäßige Absonderung von Flüssigkeiten wie im Darm bei Durchfall, in Lunge oder Nieren bei Blutungen und im Bereich der Haut bei übermäßiger Schweißbildung verringern. Zu Pflanzen mit dieser Wirkung gehören: Amerikanische Weißeiche, Doldiges Wintergrün, Rosskastanie, Echte Rebhuhnbeere (Mitchella repens) und Zaubernuss.

Die Affinität der Organsysteme zu bestimmten Heilpflanzen

Für jedes Organsystem des Körpers gibt es besonders gut zu ihm passende Heilpflanzen. Diese Pflanzen haben dann eine natürliche Affinität zu diesem Organsystem. Wir stellen fest, dass es innerhalb jeder der oben angeführten Wirkungskategorien Pflanzen gibt, denen genau die Wirkung innewohnt, die ein ganz bestimmtes Organsystem beeinflusst. Um solche Affinitäten zu veranschaulichen, möchte ich Organsysteme auflisten und dort einige Heilpflanzen nennen, die mit ihren entzündungshemmenden, reizlindernden, bitteren oder zusammenziehenden Eigenschaften auf diese Systeme einwirken und an ihnen ihre Wirkung entfalten.

Folgende Heilpflanzen wirken auf die nachstehend aufgeführten Organsysteme entzündungshemmend (und vermindern so dort Schmerzen und Beschwerden):

• Atmungssystem: Süßholz und Huflattich

• Geschlechtsorgane: Frauenmantel und Frauenwurzel

• Harnsystem: Maisgrannen, Goldrute und Eibisch

• Haut: Johanniskraut, Ringelblume, Sternmiere, Arnika und Wegerich

• Kreislauf: Weißdornbeeren, Rosskastanie, Schafgarbe und Limonenblüte

• Nervensystem: Johanniskraut

• Stütz- und Bewegungsapparat (Muskeln und Skelett): Weide und Mädesüß

• Verdauungssystem: Kamille, Pfefferminze, Fenchel und Ingwer

Folgende Heilpflanzen wirken reizlindernd auf die nachstehend aufgeführten Organsysteme:

• Atmungssystem: Königskerze, Eibischwurzel, Wegerich und Süßholz

• Geschlechtsorgane: Eibischwurzel, Königskerze, Süßholz und Huflattich

• Harnsystem: Maisgrannen, Quecke, Bärentraube und Eibisch

• Haut: Eibischwurzel, Beinwell, Wegerich und Sternmiere

• Kreislauf: Im Allgemeinen braucht das Kreislaufsystem keine reizlindernden Einwirkungen, allerdings haben Rosskastanie und Lindenblüten bei äußerlicher Anwendung eine beruhigende, weichmachende Wirkung auf die Blutgefäße.

• Nervensystem: (Reizlindernde Pflanzen haben für das Nervensystem nur dann einen direkten Nutzen, wenn sie bei Beschwerden, die mit den Nerven verbunden sind wie beispielsweise bei der Gürtelrose, auf die Haut aufgetragen werden.) Rotulme und Eibisch.

• Verdauungssystem: Rotulme. (Die entzündungshemmenden Pflanzen haben auf dieses Organsystem eine direktere therapeutische Wirkung als reizlindernde Pflanzen.)

Die folgenden Bitterpflanzen beeinflussen die nachstehend aufgeführten Organsysteme:

• Atmungssystem: (Weißer) Andorn und Kanadische Gelbwurz (Hydrastis canadensis)

• Geschlechtsorgane: Kanadische Gelbwurz und Schafgarbe

• Haut: Kanadische Gelbwurz und Myrrhe

• Harnsystem: Odermennig, Klette und Bärentraube

• Kreislauf: Schafgarbe, Enzian und Kanadische Gelbwurz

• Nervensystem: Kamille, Hopfen und Beifuß

• Stütz- und Bewegungsapparat (Muskeln und Skelett): Fieberklee

• Verdauungssystem: Enzian, Artischocke, Kanadische Gelbwurz und Schafgarbe

Die folgenden Heilpflanzen haben eine zusammenziehende (und damit den Gewebetonus verstärkende und kräftigende) Wirkung auf die aufgeführten Organsysteme:

• Atmungssystem: Salbei, Goldrute und Schafgarbe

• Geschlechtsorgane: Himbeere

• Harnsystem: Bärentraube, Ackerschachtelhalm und Schafgarbe

• Haut: Zaubernuss und Eichenrinde

• Kreislauf: Wachsmyrte (innerlich); Schafgarbe, Rosskastanie und Arnika (äußerlich)

• Nervensystem: Rosmarin

• Stütz- und Bewegungsapparat (Muskeln und Skelett): Odermennig Verdauungssystem: Odermennig und Eichenrinde

Mit diesen vier Wirkungskategorien kann ein Heilpflanzenkundiger den größten Teil seiner therapeutischen Arbeit bestreiten und hat alles an der Hand, was er oder sie dafür braucht (besonders, wenn es um das Verdauungssystem geht). Die entzündungshemmende Wirkung hilft dabei, Entzündungen abzuschwächen und die jeweiligen Beschwerden und Schmerzen zu lindern; die reizlindernde Wirkung beruhigt, nährt und schützt Gewebe; das Bittere regt die Sekretbildung im Darm an und normalisiert diese und wirkt auch Depressionen entgegen. Die zusammenziehende Wirkung kann übermäßige Absonderungen verringern und den Tonus der Körpergewebe verstärken und sie allgemein kräftigen.

Natürlich ist es genauso wichtig, auch die vielen anderen Wirkungen und Affinitäten unserer Materia medica der Heilpflanzen zu verstehen und zu lernen, wie man sie verwendet. Der Anwendungsbereich und die Absicht dieses Heilpflanzenbuches für Männer besteht aber nicht darin, alle Wirkungen der Pflanzen und ihre Affinitäten zu den einzelnen Organsystemen in allen Einzelheiten zu besprechen. Ich empfehle vielmehr, sich eine kleine Sammlung praktisch anwendbarer Pflanzen zusammenzustellen, die eine Vielfalt von Informationen und Erfahrungen bietet und so dazu beiträgt, die Grundlagen unseres Wissens über Heilpflanzen in ausgewogener Form abzurunden. Im elften Kapitel sind einzelne Heilpflanzen aufgeführt, dort finden sich auch Beschreibungen darüber, wie sie in dieses System von Wirkungen und Affinitäten hineinpassen.

Heilpflanzen für ganz spezifische Anwendungsbereiche

Dem Wesen der Naturwelt entsprechend gibt es jene Pflanzen, die auch völlig außerhalb ihrer anerkannten Wirkungen und Systemaffinitäten auf den Organismus einwirken. So machte man die Erfahrung, dass die Wilde Yamswurzel beispielsweise als ein spezifisches Heilmittel bei mit einer Divertikelentzündung verbundenen Schmerzen und Beschwerden eingesetzt werden kann (also für die Behandlung einer Entzündung in den Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut). Die Kenntnisse über diesen Verwendungsbereich der Pflanze basierten nicht auf dem Studium ihrer normalen Wirkungen, sondern auf altem, bei den einfachen Leuten vorhandenem Wissen; und dieses Wissen war es denn auch, das Heilpflanzenkundige auf die genannten, außergewöhnlich guten spezifischen Heilwirkungen der Wilden Yamswurzel stießen ließen. Der Odermennig ist bei rechtzeitiger Einnahme spezifisch für die Behandlung von Blinddarmentzündungen geeignet. Bei Aphthen hilft innerlich angewandt Salbeitee, auch als Mundspülung eignet sich Salbei dafür. Das Gummikraut (Grindelia spp.) wirkt krampflösend im Bereich der Atmungsorgane; der Beifuß ist eine Bitterpflanze, die besonders auf das Verdauungssystem und die Geschlechtsorgane einwirkt. Die Kombination dieser beiden Heilpflanzen ist hingegen in äußerlich anzuwendenden Zubereitungsformen ein spezifisches Heilmittel von Allergiesymptomen, die vom Eichenblättrigen Giftsumach (Toxicodendron pubescens) herrühren. Diese Erkenntnisse über die Verwendung bestimmter Pflanzen als spezifische Heilmittel sind ein Geschenk des alten, überlieferten Wissens unserer Vorfahren an uns.

Das Licht der Intuition und die Heilpflanzen

Die uns innewohnende Fähigkeit, etwas spontan zu erkennen, haben wir dank unserer Intuition. Wir müssen ihr Vertrauen schenken, wenn wir Pflanzen auswählen, die wir für unsere Gesundheit nutzen wollen. Je größer das therapeutische Wissen wird, das wir uns durch das Studium und die Arbeit mit Heilpflanzen und Menschen aneignen, und je größer auch die damit verbundene Erfahrung wird, desto häufiger lässt unsere Intuition beides zusammen zu einem Erfolgserlebnis werden. Der praktische Gebrauch unserer Intuition ist eine Qualität, die wir allerdings tendenziell verlieren, wenn wir uns dem Ansturm von mit großer Autorität vorgebrachten Informationen aussetzen, mit denen wir unaufhörlich bombardiert werden. Unsere Intuition sollten wir uns jedoch nie absprechen lassen. Zu allen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Hypothesen werden wir durch die sprichwörtlichen Gedankenblitze inspiriert. Wie die Heilung ist auch die Intuition eine Grundfunktion des Menschen. Vertrauen wir ihr!

Über »Heilpflanzen für Männer«

Der Asiatische (oder Koreanische) Ginseng (Panax ginseng) ist wahrscheinlich in Asien die berühmteste »Heilpflanze für Männer«. Der Ginseng hat allerdings auch Wirkungen, die unter den passenden Bedingungen bei der Behandlung von Beschwerden bei Frauen genauso wirksam sind. Historisch gesehen war die Verwendung der exotischen und teuren Ginsengwurzel im alten China ausschließlich den Männern vorbehalten. Im Laufe der Zeit erwarb sie sich weltweit den Ruf, eine Heilpflanze für Männer zu sein. Auf ganz ähnliche Weise kam Dong Quai, die Chinesische Engelwurz, zu dem Ruf, eine »Heilpflanze für Frauen« zu sein.

Den zeitlosen Erkenntnissen der chinesischen Pflanzenheilkunde zufolge wird die Ginsengwurzel vor allem als Stärkungsmittel für das Chi (oder Qi) angesehen (siehe die Ausführungen im Glossar unter dem Eintrag »Chi«). Die Verwendung von Ginseng ist daher vor allem bei Fällen von Chi-Mangel angezeigt. Dong Quai gilt hauptsächlich als Bluttonikum, es soll bei Blutmangel genommen werden. Bei beiden Pflanzen gilt das sowohl für Männer als auch für Frauen. Allerdings erleben Männer durch ihr »Getriebensein« und ihre Tendenz, sich zu überarbeiten, häufiger einen Chi-Mangel als Frauen; bei Frauen wiederum kommt es durch ihre zyklische Menstruationsblutung häufiger zu Blutmangel als bei Männern. Im Laufe der Zeit wurde dann die bittersüße Ginsengwurzel zu einem Heilmittel, das Männern neue Vitalität verleiht, während die süße, wärmende Wurzel des Dong Quai als ein Heilmittel galt, das wunderbare Wirkungen auf die weiblichen Fortpflanzungsorgane hat. Wir sollten allerdings dabei im Hinterkopf behalten, dass auch ein Mann gelegentlich Anzeichen für Blutmangel haben kann und in der heutigen Zeit auch immer mehr Frauen einen Chi-Mangel aufweisen.

Es gibt auch eine Heilpflanze im Westen (auch wenn Ginseng übrigens ebenfalls im Westen heimisch ist), die häufig als Heilpflanze für Männer angesehen wird. Sie heißt Sägepalme (Serenoa repens). Auch ihre Wirkungen eignen sich genauso gut zur Förderung der Gesundheit von Frauen. Diese von den nordamerikanischen Indianern hochgeschätzte Heilpflanze, die auch sehr häufig von den eklektischen Ärzten des 19. Jahrhunderts verwendet wurde, hat auch bei den heutigen Männern (und den heutigen Frauen) als nährende Heilpflanze eine überragende Bedeutung, derer wir uns bewusst sein und die wir deshalb auch einsetzen sollten. Im elften Kapitel finden sich ausführliche Informationen zur Sägepalme, zum Ginseng und über Dong Quai.

Die Qualität der Heilpflanzen

Wenn wir für unsere therapeutischen Maßnahmen und zur Aufrechterhaltung unserer Gesundheit die richtigen Heilpflanzen auswählen oder pflücken, dann ist ihre Qualität von großer Bedeutung. Die genaue Auswahl eines pflanzlichen Produktes ist oberstes Gebot. Dass es sich einfach um die richtige Pflanze handelt, reicht nicht. Um wirksam zu sein, muss sie qualitativ hochwertig sein. Viele Menschen glauben, dass alle Heilpflanzen biologisch angebaut und auf die richtige Weise geerntet werden, aber das ist nicht der Fall. Viele werden für den Handel kommerziell angebaut, wobei die allgemein üblichen Techniken der Landwirtschaft und auch chemische Düngemittel verwendet werden. Häufig werden die Heilpflanzen auch auf unangemessene Weise geerntet, getrocknet und abgepackt. So sind es beispielsweise oft die Blütenspitzen, die die medizinisch wichtigen Inhaltsstoffe einer Pflanze enthalten, aber die geernteten und verkauften Pflanzen enthalten häufig einen großen Prozentsatz an Blättern und Stängeln, in denen diese Wirkstoffe überhaupt nicht vorkommen. Das ganze Pflanzenmaterial wurde vielleicht maschinell auf die falsche Weise geerntet oder bei zu hohen Temperaturen in großen Mengen im Ofen getrocknet und dann über einen langen Zeitraum gelagert. Bei der Ernte und der Verarbeitung von Pflanzen muss man sehr sorgfältig vorgehen, um sicherzustellen, dass die Qualität ihrer Inhaltsstoffe erhalten bleibt. Pflanzen verlieren außerdem allmählich ihre Wirksamkeit, wenn sie zu lange oder unter ungeeigneten Bedingungen gelagert werden.

Nur wenn wir unsere frischen Heilpflanzen selbst richtig gepflückt und verarbeitet haben, wissen wir, dass sie in einem qualitativ hochwertigen Zustand sind. Sich seine Heilmittel aus Pflanzen zuzubereiten, die man selbst gesammelt oder geerntet und getrocknet hat, ist immer das Beste – aber aus offensichtlichen Gründen nicht immer möglich.

Bei der Auswahl einer Pflanze, die fremden Ursprungs ist, sollten wir zur Bestimmung ihrer Qualität unsere Sinne verwenden. Die typische Färbung der Heilpflanze muss deutlich erkennbar sein; die Pflanze sollte stark und aromatisch riechen und einen starken Geschmack haben. Das bedeutet nicht unbedingt, dass sie gut schmecken muss, aber der Geschmack sollte intensiv sein. All dies sind Anzeichen für die Kraft einer Pflanze. Wenn sie wie glanzloses Heu aussieht, kaum irgendeinen Geruch von sich gibt und nach nichts schmeckt, dann ist ihr Wert als wirksames Heilmittel zu bezweifeln. Und natürlich sollten wir biologisch angebaute Heilpflanzen kaufen. Sie kosten ein bisschen mehr, aber dafür bekommen wir qualitativ hochwertige Pflanzen, und das ist für ihre Verwendung als Heilpflanzen sehr wichtig. Flüssigextrakte sollten ebenfalls genau geprüft werden, und wir sollten von ihnen erwarten, dass sie die gleichen mit unseren Sinnen vorgenommenen Tests bestehen.

Wenn wir von jemandem hören, dass Heilpflanzen unwirksam sind, können wir uns sicher sein, dass die betreffende Person entweder die für ihre Konstitution und ihr Leiden falsche Pflanze verwendet hat, eine sofortige und wie durch ein Wunder geschehende Heilung erwartete oder, was das wahrscheinlichste ist, Pflanzen von schlechter Qualität genommen hat.

Heilpflanzen für Männer - eBook

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