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KAPITEL 5

Eine Technologie der Unabhängigkeit

Ein Kurzlehrgang für die Zubereitung von Tees, Tinkturen und anderen Pflanzenextrakten

»Ein fröhliches Herz ist die beste Arznei.«

Spruch aus dem Alten Testament

Vor dem durch die industrielle Revolution ausgelösten Einsetzen der kollektiven Amnesie wussten die meisten Mitglieder einer Familie über die Verwendung von Heilpflanzen Bescheid. Die Materia medica der Pflanzenheilkunde ist ungeheuer umfangreich und steht uns umsonst zur Verfügung, sobald wir (wieder) lernen, die vor Ort wachsenden (und oft als Unkräuter bezeichneten) Arzneipflanzen zu erkennen und auch (wieder) lernen, wie man sie auf die richtige Weise sammelt und zubereitet.

Eine Heilpflanze ist einfach eine bestimmte Pflanze, die unsere Gesundheit fördert. Ein Heilpflanzenkundiger weiß, wie solche Pflanzen angewendet werden. Die Techniken für die Zubereitung pflanzlicher Heilmittel sind einfach geblieben, und die dafür nötige Ausstattung lässt sich auf wenige Sachen begrenzen. Es sind:

• ein Messbecher

• eine Teekanne aus Glas, Edelstahl oder Porzellan sowie ein paar Töpfe (aber keine aus Aluminium)

• eine elektrische Gewürz- oder Kaffeemühle (die elektrische Variante von Mörser und Stößel) zum Pulverisieren trockener Pflanzen oder eben Mörser und Stößel für alle, die es gemütlich nehmen

• ein elektrischer Mixer für Zubereitungen aus frischen Pflanzen

• Glasgefäße mit dicht schließendem Deckel (besonders solche aus Braunglas) für die Aufbewahrung der Heilpflanzen und Pflanzenzubereitungen

• feinmaschige Küchensiebe aus Edelstahl und Tücher aus natürlicher, ungefärbter Baumwolle oder Nesselstoff zum Abseihen und Filtern

• ein Sortiment an Trichtern, Gummispateln und Rührstäben

• eine Küchenwaage

• ein Dörrautomat für Nahrungsmittel und Heilpflanzen; dieser ist kein Muss, aber ungeheuer praktisch. (Wer einmal einen besessen und eine Zeit lang benutzt hat, wird ihn unentbehrlich finden.)

Zubereitungsformen

Aufguss (Tee) und Auszug (Extrakt)

Bei den empfohlenen Dosierungen von Aufgüssen gibt es bei einzelnen Heilpflanzen Abweichungen. Im Allgemeinen bereiten wir einen Aufguss (Tee) für eine medizinische Verwendung zu, indem wir etwa 30 Gramm der klein geschnittenen oder zerstoßenen Blätter und/oder Blüten der betreffenden Pflanze in einen Topf geben, der gut einen Liter fasst. Dabei sollten wir besonders die zarten und empfindlicheren Teile der Pflanze nehmen, die häufig wohlriechende ätherische Öle enthalten. Wir geben 1 Liter kochendes Wasser hinzu, rühren um, legen den Deckel auf den Topf und lassen alles 15 bis 20 Minuten ziehen. Dann seihen wir es ab und trinken es. (Das Wasser dient hier als Lösungs- oder Extraktionsmittel, auch Menstruum genannt. Alkohol, Wein, Glycerin, Essig, Fruchtsaft oder eine Kombination aus diesen oder alle zusammen sind weitere Lösungs- oder Extraktionsmittel für Aufgüsse oder Auszüge.) Ein solcher Aufguss sollte am besten innerhalb von 48 Stunden getrunken und gekühlt gelagert werden, da er schnell an Wirksamkeit verliert. Normalerweise trinkt man dreimal am Tag 1 Tasse davon; das ist die Standarddosierung. Wenn wir einen solchen Aufguss einfach als Getränk verwenden, werden wir wahrscheinlich, damit es uns besser schmeckt, bei seiner Zubereitung eine kleinere Menge der Pflanze verwenden wollen.

Einige schleimige Pflanzen wie Eibischwurzel und die Rinde des Amerikanischen Gelbholzbaums (Zanthoxylum americanum) eignen sich eher für Kaltwasserauszüge. Bei diesem Prozess wird den Pflanzen der größte Teil der Schleimstoffe entzogen, und in Kaltwasser als Extraktionsmittel werden diese Inhaltsstoffe nicht gerinnen, wie es sonst bei einem heißen Lösungsmittel der Fall wäre.

Für einen Kaltwasserauszug legen wir einfach die zerschnittene oder pulverisierte Pflanze in ein Gefäß mit kaltem (Zimmertemperatur reicht), eventuell destilliertem Wasser, rühren gut um, lassen alles fünf bis zwölf Stunden lang ziehen, bis das Wasser schleimig wird, und seihen es dann ab. Für einen etwas besseren Geschmack kann ein wenig Ahornsirup hinzugefügt werden.

Achtung! Bei Bitterpflanzen sind geringere Mengen der unverarbeiteten Pflanze nötig als bei anderen Heilpflanzen. Bei sehr intensiv wirkenden und schmeckenden Heilpflanzen wie beispielsweise Cayennepfeffer reicht schon eine Prise oder Messerspitze aus, um daraus einen wirksamen Aufguss zuzubereiten. Obwohl es auch Anleitungen mit deutlich höheren Dosierungen an Pflanzenmaterial gibt, bin ich der Meinung, dass die (energetischen) Qualitäten einer Heilpflanze wichtiger sind als eine hohe Dosierung. Viele Heilpflanzenkundige im Westen empfehlen heute geringere Dosierungen als die traditionell verabreichten, und dem schließe ich mich in diesem Buch an.

Abkochung (Dekokt)

Für eine Abkochung legen wir 15 bis 30 Gramm der zerkleinerten oder zerstoßenen Samen, Wurzeln, Rhizome (Wurzeltriebe) und/oder Rinde (die festeren, stärker verholzten und dichteren Pflanzenbestandteile) in einen Topf und fügen 1 Liter kaltes Wasser hinzu. Wenn genügend Zeit zur Verfügung steht, lassen wir diese Mischung einige Stunden einweichen. Dann erhitzen wir sie auf niedriger Temperatur, bringen alles zum Kochen, bedecken den Topf und lassen den Inhalt eine Viertelstunde lang vor sich hin köcheln. Danach seihen wir alles ab und trinken die Flüssigkeit. Wir haben uns auf diese Weise einen durch Abkochen gewonnenen Auszug hergestellt: eine Abkochung oder einen Dekokt. Im Kühlschrank lässt sich eine solche Abkochung bis zu 72 Stunden aufbewahren. Normalerweise trinken wir davon dreimal am Tag 1 Tasse.


Zerkleinern von frischen Kräutern für Tee.


Abpressen einer Tinktur.

Die Kombination aus Abkochung und Aufguss

Zunächst machen wir aus den harten, stärker verholzten Bestandteilen einer Pflanze eine Abkochung. Dann stellen wir die Hitzezufuhr ab und geben die weicheren Pflanzenteile dazu. Diese zarteren Blüten und Blätter enthalten gewöhnlich ätherische Öle, die bei einer Abkochung verdunsten würden und verloren gingen. Wir bedecken die Mischung und lassen sie ziehen, bis sie fertig ist; dann seihen wir die Flüssigkeit ab.

Konzentrat

Eine fertige Abkochung können wir bei niedriger Hitze weiter köcheln lassen, wenn wir vorher die verbrauchten Pflanzen entfernt haben. Die breiige Masse aus aufgebrauchtem Pflanzenmaterial wird auch Trester genannt. Die Flüssigkeit lassen wir verdampfen, bis nur noch die Hälfte oder ein Viertel der ursprünglichen Menge übrig ist. Auf diese Weise entsteht ein Pflanzenkonzentrat. Konzentrate gelten wegen ihrer verdichteten Form als wirksamer, sie werden oft zur Anfertigung von Kompressen und zur Zubereitung von Sirup verwendet.

Sirup

Zur Herstellung eines Pflanzensirups stellen wir zunächst ein Pflanzenkonzentrat her. Dann fügen wir etwa einem halben Liter dieses Konzentrats 2 bis 4 Esslöffel naturbelassenen Honig und 2 bis 4 Esslöffel Pflanzenglycerin hinzu. (Abhängig von der gewünschten Konsistenz können diese Mengen auch abgeändert werden.) Auch Tinkturen können zu einem Sirup gegeben werden; dazu verteilen wir 2 Esslöffel der Tinktur auf 1 Tasse Sirup. Sirup sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden. Durch den Honig und das Glycerin ist er etwa ein Jahr lang haltbar. Allgemein wird Sirup zur Behandlung von Husten und Halsschmerzen verwendet, weil er die Schleimhaut im Rachen überzieht und die Pflanzen im Sirup dann kontinuierlich in Kontakt mit dem Schleimhautgewebe kommen. (Man kann sich den Sirup dabei wie eine Art süßen, fließenden Wickel vorstellen.) Mit Sirup lassen sich auch Kindern und zimperlichen Erwachsenen Heilpflanzen auf angenehme Weise verabreichen. Üblicherweise wird ungefähr drei- bis viermal täglich 1 Esslöffel davon genommen. Wenn die Reizungen und die Beschwerden sehr stark und akut sind, nimmt man alle zwei Stunden 1 Esslöffel.

Tinktur

Wir geben etwa 30 Gramm der pulverisierten, getrockneten Heilpflanze (am besten in der elektrischen Mühle gemahlen) mit einem halben Liter 40- oder 50-prozentigen Alkohol in ein Glasgefäß (dafür eignen sich Wodka, Gin, Brandy oder anderer qualitativ hochwertiger Schnaps – was immer Sie bevorzugen). Dann rühren wir alles gründlich um und verschließen das Gefäß gut. Wenn wir uns für frische, ungetrocknete Pflanzen entscheiden, schneiden wir diese in kleine Stücke, legen sie in einen Mixer, gießen so viel 50-prozentigen Alkohol darauf, dass alles davon bedeckt wird und machen daraus eine breiartige Masse. Die Pflanzenmischung gießen wir in ein Glasgefäß und schütteln sie ein- oder zweimal am Tag kräftig durch. Dies machen wir zwei Wochen lang oder länger. Für einen möglichst intensiven Extraktionsprozess muss die Flüssigkeit jeden Tag geschüttelt werden. Nach zwei Wochen seihen wir die Flüssigkeit durch ein Tuch aus Nesselstoff ab und pressen damit so viel Flüssigkeit wie möglich aus dem zurückbleibenden Pflanzenbrei (dem Trester) heraus. Dieser Trester wird dann entsorgt; die kräftig gefärbte Flüssigkeit wird an einem dunklen, kühlen Platz in einem fest verschlossenen und entsprechend beschrifteten Gefäß gelagert. Am besten eignen sich dafür die bereits erwähnten Braunglasgefäße, die den Inhalt vor Licht schützen. Wir haben jetzt eine Pflanzentinktur hergestellt, die jahrelang haltbar ist. Normalerweise nehmen wir dreimal am Tag 15 bis 40 Tropfen davon. Einige empfehlen, davon je nach Pflanze dreimal am Tag 1 bis 4 Milliliter einzunehmen. (Ein Milliliter entspricht ungefähr 25 Tropfen.)


Herstellen von Tinkturen und Kräuterpräparaten.

Lösungsmittelaustausch

Bei einigen der in diesem Buch behandelten Heilpflanzen scheint sich der für die Herstellung einer Tinktur nötige Extraktionsprozess am effektivsten mit reinem, 95-prozentigem Äthylalkohol als Extraktionsmittel durchführen zu lassen. Zu diesen Pflanzen gehören die Samen der Mariendistel, Kreosotbusch, Myrrhe (für die Behandlung von Infektionen und Entzündungen im Mund und Hals geeignet), Baldrian und Ringelblume.

Wenn jemand solche Extrakte ohne Alkohol verwenden will, können wir mit der folgenden einfachen Technik den Alkohol entfernen und ihn durch Glycerin als Konservierungsmittel ersetzen.

1. Zunächst stellen wir aus der gewünschten Pflanze einen Extrakt her und verwenden dazu unverdünnten (ohne dass wir Wasser dazugeben) 95-prozentigen Äthylalkohol (also im Grunde genommen reinen Äthylalkohol) als Extraktionsmittel. (Bitte nie Reinigungsalkohol oder Franzbranntwein für die innerliche Anwendung benutzen!)

2. Wir notieren uns die genaue Menge an Alkohol, die wir für die Extraktion verwendet haben.

3. Den fertigen Extrakt gießen wir ab und pressen ihn aus.

4. Danach messen wir die Gesamtmenge dieses Extraktes.

5. Jetzt messen wir Glycerin in der Menge ab, die der von dem als Extraktionsmittel verwendeten Alkohol entspricht (und die wir im zweiten Schritt notiert haben).

6. Wir gießen das Glycerin in den Extrakt und geben die gesamte Mischung in einen Edelstahltopf oder Glastopf.

7. Bei niedriger Hitze erwärmen wir die flüssige Mischung aus Extrakt und Glycerin, bis ihr Volumen der ursprünglichen Menge des Extraktes im vierten Schritt entspricht. Wir sollten das Ganze nicht zu heiß werden lassen, da Glycerin bei einer Temperatur von 100 Grad Celsius verdampft. Der Alkohol wird durch das Kochen entfernt, und wir bekommen einen alkoholfreien, mit Glycerin versetzten Extrakt.

8. Dann lassen wir alles abkühlen, füllen es in Flaschen ab, verschließen diese gut und lagern die bernsteinfarbenen Flaschen. Die Anwendungsdosierung ist dieselbe wie die für Tinkturen.

Einreibemittel

Bei der Herstellung eines Einreibemittels aus Pflanzen verfahren wir genauso wie bei der Herstellung einer Tinktur. Der einzige Unterschied besteht darin, dass wir bei einem Einreibemittel auch Reinigungsalkohol oder Franzbranntwein statt trinkbaren (Äthyl-)Alkohol aus alkoholischen Getränken nehmen können. Wenn wir Reinigungsalkohol verwenden, sollte das Einreibemittel mit dem Warnhinweis »Nur für äußerliche Anwendung geeignet!« beschriftet werden.

Glyzerid

Um einen konzentrierten Extrakt zu bekommen, der einer Tinktur ähnlich ist, aber keinen Äthylalkohol enthält, können wir mit frischen oder getrockneten Pflanzen auch Glyzeride herstellen.

Verwenden wir frische, ungetrocknete Pflanzen, schneiden wir diese in kleine Stücke, geben sie in einen Mixer und fügen genügend reines Pflanzenglycerin hinzu, um alles Pflanzenmaterial damit zu bedecken. Dann mixen wir so lange, bis sich das Pflanzenmaterial gut mit dem Glycerin durchmischt hat. Zu Beginn ist es vielleicht nicht einfach, das Pflanzenmaterial richtig zwischen den Klingen des Mixers zu positionieren; dabei kann das stumpfe Ende eines Holzstabs oder eines Holzlöffels mit langem Griff und einige Ausdauer hilfreich sein. Um das sirupartige Glycerin zu verdünnen, müssen wir vielleicht eine geringe Menge destilliertes Wasser dazugeben (so wenig wie möglich). Bei der Verwendung frischer Pflanzen ist das normalerweise nicht erforderlich, da diese ja das in ihnen enthaltene Wasser mit in die Mischung bringen. Nach dem gründlichen Durchmischen verfahren wir genauso weiter wie bei der Herstellung einer Tinktur (siehe dazu Seite 56).

Haben wir getrocknete Pflanzen, zerstoßen wir sie gut oder pulverisieren sie mit der elektrischen Gewürz- oder Kaffeemühle; dann geben wir das Pflanzenpulver in einen Topf. Wir mischen 6 Teile Glycerin mit 4 Teilen Wasser und rühren alles gut durch, damit sich Glycerin und Wasser gut miteinander verbinden. Die entstehende Flüssigkeit gießen wir auf die pulverisierten Pflanzen, bis diese gut mit ihr durchtränkt sind. Danach rühren wir alles gründlich durch und verfahren wie bei der Herstellung einer Tinktur weiter.

Damit das Glycerin ein vollwertiges Konservierungsmittel ist, muss es in der fertigen Zubereitung nach dem Abseihen mindestens in einem Volumen von 50 Prozent vorhanden sein. (Das meiste handelsübliche Glycerin enthält ungefähr 5 Prozent Wasser; das sollte bei den Berechnungen berücksichtigt werden.) Das fertige Glyzerid lässt sich bei richtiger Zubereitung ein bis zwei Jahre aufbewahren. Als Standarddosierung gelten bei innerlicher Anwendung dreimal am Tag 20 bis 40 Tropfen. (Achtung! Im Allgemeinen eignen sich schleimige Pflanzen wie Beinwell und Eibisch und sehr harzhaltige Pflanzen wie Myrrhe und Gummikraut [Grindelia spp.] nicht für diese Form der Extraktion.)

Ölauszug (Warmauszug)

Hierzu werden die getrockneten, pulverisierten Pflanzen in qualitativ hochwertiges kalt gepresstes Olivenöl gegeben. Das Ganze wird gut umgerührt, bis die Mischung die Konsistenz eines matschigen Breis bekommt, der noch vom Löffel heruntertropft, aber nicht zu dünnflüssig ist. Wir stellen sie dann an einen warmen Ort (mit einer Temperatur von ungefähr 38 Grad), schütteln sie am Tag mehrere Male kräftig oder rühren sie gründlich durch und setzen das zehn Tage lang fort. Dann seihen wir das Öl durch ein Musselintuch ab und wringen alles verbleibende Öl aus dem Trester im Tuch heraus. (Dieser Schritt kann eine sehr ölige und schmierige Angelegenheit werden; man sollte also mit viel Geduld an die Sache herangehen und genügend Materialien zum Saubermachen bei der Hand haben.) Ölauszüge sollten in einem dicht verschlossenen Gefäß und an einem kühlen Ort aufbewahrt werden.

Salbe

Um eine Salbe herzustellen, geben wir zunächst 15 Gramm (etwa 2 Esslöffel) reine Bienenwachsspäne (keine großen, ganzen Stücke, da sonst das Pflanzenöl zu stark erhitzt werden müsste) und eine halbe Tasse Pflanzenöl (oder einen vorher hergestellten Ölauszug aus den entsprechenden Heilpflanzen) in einen kleinen Topf. Das erwärmen wir langsam bei niedriger Hitze, bis das Bienenwachs geschmolzen ist. Die gewünschte Konsistenz lässt sich ermitteln, indem wir einen Löffel in die Mischung tunken, wieder herausziehen und die Mischung daran hart werden lassen (dazu den Löffel eventuell in den Kühlschrank legen, um den Prozess zu beschleunigen). Ist die Mischung am Löffel nach dem Abkühlen zu hart, fügen wir der warmen Mischung im Topf noch ein wenig mehr Öl hinzu; ist sie zu weich, braucht es noch ein wenig mehr Bienenwachs. Dann überprüfen wir die Konsistenz erneut, bis sie so ist, wie gewünscht. Die fertige Öl-Bienenwachs-Mischung nehmen wir vom Herd und gießen sie in ein passendes Gefäß mit dicht schließendem Deckel.

Sollen der Salbe noch ätherische Öle hinzugegeben werden, kommen 10 bis 20 Tropfen dieser Öle in das Gefäß, kurz bevor wir die flüssige Salbe hineingießen. Dann alles abkühlen lassen. Dicht verschlossen, sind solche Salben lange Zeit haltbar. Am besten lagert man sie an einem relativ kühlen Ort.

Zäpfchen

Zäpfchen sind so beschaffen, dass sie sich zum Einführen in Körperöffnungen eignen. Sie enthalten die für eine Behandlung verwendeten Heilpflanzen und haben normalerweise die ideale Form, um ins Rektum eingeführt zu werden (um dort beispielsweise bei Beschwerden im Bereich des unteren Verdauungstraktes Linderung zu verschaffen oder auch auf die direkteste Weise auf die Prostata einzuwirken). Auch vaginal lassen sich Zäpfchen einführen. Häufig sind sie konisch geformt und haben eine abgerundete Spitze (wie ein Torpedo). In der Länge und Breite entsprechen sie in etwa den ersten beiden Gelenken des kleinen Fingers (und wiegen etwa 30 Gramm). Bei normaler Zimmertemperatur sollten sie ihre Form beibehalten; bei Körpertemperatur werden sie aber schnell weich, lösen sich auf und setzen so ihren Inhalt frei.

Kakaobutter ist ein hervorragendes Grundmaterial und Trägermittel für die Herstellung von Zäpfchen, da sie die genannten erforderlichen Eigenschaften besitzt und leicht erhältlich ist. Wer an einem Ort mit sehr warmem Klima lebt, muss der Kakaobutter vielleicht noch ein bisschen Bienenwachs (1 Teil Bienenwachsspäne auf 6 Teile Kakaobutter) hinzufügen, um den Schmelzpunkt der Kakaobutter zu erhöhen.

Um Zäpfchen mit pulverisierten Pflanzen herzustellen, formen wir Aluminiumfolie so, dass sie eine Hohlform in der Länge und dem Umriss des gewünschten Zäpfchens bildet. Das können wir leicht bewerkstelligen, indem wir die Folie um einen mittelgroßen Schreibstift wickeln, vorne zu einer Spitze zusammendrehen und dann den Stift am anderen Ende herausziehen. Dadurch haben wir die geeignete Form für ein langes Zäpfchen, das wir dann nach dem Abkühlen in den jeweils passenden Längen zurechtschneiden und dann weiter in Form bringen können.

Die Herstellung ist einfach: Die Pflanzen zu einem feinen Pulver zermahlen – eine elektrische Gewürz- oder Kaffeemühle eignet sich dafür am besten. Die Kakaobutter bei niedriger Hitze schmelzen, das Pflanzenpulver daruntermischen. Pflanzen haben jeweils unterschiedliche Beschaffenheiten; daher sind genaue Mengenangaben an dieser Stelle schwierig. Am besten nimmt man zu Beginn (vom Volumen her) gleiche Anteile vom Pflanzenpulver und von der zerschmolzenen Kakaobutter für die Zäpfchenmischung, also beispielsweise jeweils einen gestrichenen Esslöffel. Zusätzliches Pflanzenmaterial und zusätzliche Kakaobutter sollten für den Fall bereitstehen, dass wir die endgültige Konsistenz dieser Mischung noch verändern wollen.

Die fertige Mischung gießen wir in die Gussform(en) aus Aluminiumfolie. Das offene Ende der jeweiligen Form wird danach zusammengedreht, dann lässt man die Masse abkühlen. Das Zäpfchen hat jetzt die Länge des Schreibstifts. Davon schneidet man zwei bis drei Zentimeter lange Stücke ab und formt sie zur Zäpfchenform. Die Zäpfchen sollten in einem entsprechend beschrifteten Gefäß im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Sollen bei der Herstellung der Zäpfchen Flüssigextrakte verwendet werden (also beispielsweise ein Aufguss, eine Abkochung oder Tinktur), müssen wir als Grundstoff statt der Kakaobutter eine Mischung aus 40 Teilen Flüssigextrakt, 15 Teilen Glycerin und 10 Teilen Gelatine nehmen.

Die Gelatine wird 30 Minuten im Flüssigextrakt eingeweicht, bevor wir sie bei sehr niedriger Hitze im Extrakt flüssig werden lassen. Dann geben wir das Pflanzenglycerin hinzu und rühren alles gut um. Im Wasserbad oder in einem Wasserbadtopf mit doppeltem Boden (auch Simmertopf oder Milchkochtopf genannt) wird alles erhitzt, bis das Wasser verdunstet ist. Die endgültige Konsistenz der Zäpfchen hängt von der Menge des verdampften Wassers ab; wenn das gesamte Wasser entfernt wurde, ist die Konsistenz sehr fest. Die fertige Mischung gießen wir dann in die Gießform aus Aluminiumfolie und lassen sie abkühlen. Diese Zäpfchen lassen sich für eine zukünftige Verwendung eine ganze Weile aufbewahren.

Kompresse (feuchter Umschlag)

Dafür tunken wir ein sauberes, frisch gewaschenes Baumwolltuch in einen warmen Pflanzenaufguss, eine Abkochung oder eine Tinktur (oder sogar in einen Ölauszug, wenn man sich nicht an der glitschigen Erfahrung stört). Überschüssige Flüssigkeit sollte ausgewrungen werden, danach legt man das Tuch auf die verletzten oder strapazierten Körperteile. Diese Kompresse bedecken wir dann mit einer Plastiktüte, wickeln ein Handtuch darum, um alles an seinem Platz zu halten, und sorgen im Bedarfsfall mit einer Decke, einem Wärmekissen oder einer Wärmflasche für zusätzliche Wärme. Eine solche Kompresse wird ein- oder zweimal am Tag aufgelegt, notfalls auch öfter. Sie sollte zwanzig Minuten bis eine Stunde an der entsprechenden Körperstelle verbleiben.

Wickel und Breipackung

Hierzu können wir frische Pflanzenteile zerdrücken, zerquetschen, zerstoßen, zerstampfen, zerkleinern, entsaften – im Notfall können wir sie auch einfach zerkauen – und dann direkt auf die verletzte, gestochene, gebissene oder anderswie gereizte Körperstelle auflegen. Damit die Pflanzenteile an der richtigen Stelle liegen bleiben, wickeln wir sie vorher in ein dünnes, sauberes Tuch. Ersatzweise können auch pulverisierte getrocknete Pflanzen mit heißem Tee oder einfach heißem Wasser befeuchtet und direkt auf den Körper aufgebracht werden. Diese Breipackungen sollten in einer dicken Schicht und nass (aber nicht tropfnass) aufgetragen werden. So können sie am wirksamsten das gereizte Gewebe beruhigen und Schädliches aus dem Körper ziehen. Ein Wickel oder eine Breipackung sollte zwei- oder dreimal am Tag gewechselt werden; diese Prozedur setzt man etwa drei Tage lang fort.


Kräuterwickel wirken regenerierend und entspannend.

Ein Teil als Maßeinheit in einer Rezeptur aus Heilpflanzen

In der Heilpflanzenkunde wird die Zusammensetzung von Rezepturen üblicherweise in Anzahl der einzelnen Bestandteile angegeben. Bei einem Heilmittel zur Behandlung einer gereizten Prostata beispielsweise werden 16 Teile Sägepalme, 8 Teile Sonnenhut (Echinacea spp.), 8 Teile Damiana, 8 Teile Schafgarbe und 1 Teil Ingwer miteinander vermischt.

Häufig kommt dann die Frage auf, was mit einem Teil eigentlich genau gemeint ist. Ist es ein Tropfen, ein Gramm, ein Esslöffel, eine Schaufel voll oder eine Lastwagenladung? Die Antwort lautet, dass es jede dieser Maßeinheiten sein kann. Wichtig ist, das richtige Verhältnis der Bestandteile zueinander beizubehalten. Letztlich geht es darum, welche Menge der Gesamtmischung wir am Ende haben wollen. Wenn man nicht gleich eine ganze Fußballmannschaft einer Prostatakur unterziehen will, empfiehlt sich beispielsweise eine Maßeinheit von 30 Gramm als Grundlage zu nehmen oder bei der Mischung von Flüssigextrakten eine Maßeinheit von 30 Millilitern bzw. zwei Esslöffeln.

Bei Verwendung einer größeren Anzahl an Pflanzen sollte man vom kleinsten Teil hochrechnen. Bei oben genannter Beispielrezeptur könnten wir als Maßeinheit 4 g zugrundelegen. Das heißt, wir könnten circa 60 Gramm Sägepalme, 30 Gramm Sonnenhut, 30 Gramm Damiana, 30 Gramm Schafgarbe und 4 Gramm Ingwer miteinander vermischen. Das Ergebnis wären dann knapp 155 Gramm der Gesamtmischung. Sollten wir nur die Hälfte dieser Gesamtmenge benötigen, nehmen wir jeweils die Hälfte der angegebenen Einzelmengen.

Es ist völlig egal, welche Maßeinheit man verwendet; auch ein handelsüblicher Messlöffel ist als Maßeinheit (für ein Volumen) bestens geeignet; wir müssen dann nur immer den gleichen Messlöffel für jeden Bestandteil der Mischung verwenden.

Ein Tropfen

Was ist ein Tropfen? Der Begriff ist durchaus problematisch. Ein Tropfen Wasser wird als kleinste oder minimale Grundeinheit, in der Sprache der Pharmakologie als Minim, angesehen. Doch nur der Wassertropfen entspricht genau dieser Menge – und das auch nur dann, wenn das Wasser aus einer dem internationalen Standard entsprechenden Pipette heraustropft. Die Form und die Oberflächenqualität der Öffnung, aus der ein Tropfen heruntertropft, beeinflusst dessen Größe. Doch auch wenn wir eine Standardpipette nehmen, sind nicht alle Tropfen von Flüssigkeiten gleich. Dickflüssige, zähflüssige Flüssigkeiten wie Sirup erzeugen Tropfen, die fünfmal größer sind als der Tropfen einer schweren und leicht beweglichen Flüssigkeit wie Chloroform und dreimal so groß wie ein Alkoholtropfen. Nehmen wir 1 Milliliter einer Flüssigkeit als Grundmaß, stellen wir fest, dass diesem etwa 68 Tropfen Chloroform, 39 Tropfen Alkohol oder 35 bis 41 Tropfen eines wässrig-alkoholischen Auszugs oder eines Flüssigextraktes entsprechen. Die gleiche Menge Flüssigkeit enthält 28 bis 38 Tropfen Öl, aber nur 12 bis 30 Tropfen Sirup. Die oben verwendete Maßeinheit von 30 Millilitern enthält somit 960 bis 1200 Tropfen. Für alle praktischen Anwendungsbereiche (die etwas mit Dosierungen zu tun haben) können wir bei den gebräuchlichsten Tinkturen von dieser Größenordnung ausgehen. Solange wir nicht jemandem sehr intensiv wirkende oder giftige Extrakte verabreichen oder Kleinkindern, Welpen oder kleinen Kätzchen unsere Heilmittel geben, bereitet der geschilderte Sachverhalt aber keine Probleme. Wenn es auf genaues Abmessen ankommt, sind Maßangaben in Millilitern (ml) oder Kubikzentimetern (cm3) jedenfalls zuverlässiger als die Angabe der Anzahl von Tropfen.

Die Berechnung der richtigen Dosierung

Wer beabsichtigt, selbst Extrakte herzustellen und Dosierungen zu ermitteln, sollte sich einen großen Gefallen tun und sich eine Waage besorgen.

Um sich über Dosierungen verständigen zu können sowie für die Zubereitung von Pflanzen in einer bestimmten Dosierung, werden auf jede einzelne Heilpflanze zugeschnittene spezifische Mengenangaben gemacht.

Die Dosierung für eine getrocknete Pflanze wird beispielsweise wie folgt angegeben: »Dreimal am Tag 3 bis 5 Gramm Damiana als Aufguss (Tee).« Das bedeutet, wir wiegen auf unserer Waage 3 bis 5 Gramm dieser Pflanze ab und bereiten daraus einen Tee zu, den wir anschließend trinken. Das tun wir dreimal am Tag. Bei stärker wirkenden Heilpflanzen nehmen wir vielleicht nur 1 bis 3 Gramm, bei einer weniger intensiv wirkenden Pflanze dagegen 4 bis 6 Gramm. Wie viel Wasser wir beim Aufguss dazugeben, ist relativ egal, solange wir genug Wasser verwenden, um die besonderen Inhaltsstoffe der Heilpflanze extrahieren zu können, was bei mehr oder weniger einer Tasse Wasser der Fall sein dürfte. Nur die Menge der Heilpflanze im Wasser, die wir zu uns nehmen, ist wichtig.

Wie schon erwähnt: Aus praktischen Gründen und unter Berücksichtigung des gesunden Menschenverstandes sind die Anleitungen für die Zubereitungsprozeduren in diesem Buch einfach gehalten. So sprechen wir beispielsweise davon, einen Liter kochendes Wasser auf 30 Gramm einer Pflanze zu geben, das Ganze umzurühren und zehn Minuten ziehen zu lassen, dann abzuseihen und zu trinken, und zwar in Dosierungen wie zweimal am Tag eine Tasse oder drei- bis viermal am Tag eine halbe Tasse. Oder unabhängig von der Heilpflanze, die wir verwenden, bereiten wir uns beispielsweise einen Kräutertee zu, der ein festgesetztes Verhältnis von Gewicht zu Volumen (in Gramm pro Liter) aufweist. Durch die Menge des jeweils getrunkenen Tees lässt sich dann die Dosierung genauer justieren. Das ist einfacher und lässt sich auch viel besser befolgen. (Die in diesem Buch aufgeführten Heilpflanzen sind keine pharmazeutischen Arzneimittel, daher sind sie sicher und ungefährlich anzuwenden, und ihre Wirkung ist auch nicht so stark von einer ganz spezifischen Dosierung abhängig.)

Bezüglich der Maßangaben für Tee- und Esslöffel bin ich mir nicht sicher, ob man irgendwo auf der Welt einen Teelöffel findet, der der internationalen Norm entspricht. Teelöffel werden in allen möglichen Größen und ausgefallenen Gestaltungen verkauft – einige sind etwas kleiner, andere ein bisschen größer.

Wer siebzig Jahre alt oder älter ist, sollte bei Rezepturen für sich selbst vielleicht zu Beginn nur die Hälfte der angegebenen Dosierungen nehmen, um erst einmal zu prüfen, wie die Zubereitung in dieser Dosis wirkt und wie man sich fühlt. Allgemein rate ich sowieso jedem, Heilpflanzen, die er noch nie zuvor ausprobiert hat, in kleineren als den empfohlenen Dosierungen einzunehmen, um herauszufinden, wie die Wirkungen der Pflanzen auf den eigenen Körper sind.

Um die Dosierungen für Erwachsene in solche für Kinder umzurechnen, gilt folgende Faustregel: Wir ermitteln das Körpergewicht des Kindes in Kilogramm und teilen die Zahl durch 70 (was dem Durchschnittsgewicht eines Erwachsenen in Kilogramm entspricht). Durch diese Berechnung lässt sich der ungefähre Bruchteil der Dosierung für Erwachsene ermitteln, den man dem Kind verabreichen sollte. Wenn das Kind also 35 Kilogramm auf die Waage bringt, teilt man 35 durch 70 und erhält einen Wert von 0,5. Wird für Erwachsene eine Dosierung von 30 Tropfen des Extraktes der betreffenden Pflanze empfohlen, die dreimal am Tag eingenommen werden soll, bekommt das Kind die Hälfte (50 Prozent) davon, also dreimal am Tag 15 Tropfen.

Umrechnungstabelle

Flüssigkeitsmaße

1 Teelöffel = 5 ml = 5 cm3

1 Esslöffel = 15 ml (oder cm3) = 3 Teelöffel

1 Tasse oder 1 Glas = 250 ml

Kapseln

Widerlich schmeckende Pflanzen (Sägepalme, Kreosotbusch, Kanadische Gelbwurz) kann man in Kapseln abfüllen, sodass sie sich problemlos schlucken lassen.

Etwa 30 Gramm einer pulverisierten Pflanze lassen sich (natürlich letztlich immer abhängig von der jeweiligen Dichte des Pflanzenmaterials) in etwa 50 bis 60 kleine (Größe 0) und etwa 25 große Kapseln (Größe 00) füllen.

Wer schon mehr Erfahrungen mit Heilpflanzen mit einem bitteren, beißenden oder sehr strengen Geschmack gemacht hat, kann sie vielleicht in Form einer Tinktur einnehmen, was ich empfehlen würde. Denn Flüssigextrakte werden leichter vom Körper assimiliert.


Die Engelwurz als Lebensbaum, umgeben von Heilpflanzen. Aquarell von Fred Weidmann, 2018.

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