Читать книгу Romantic Thriller Trio #9 - Drei Romane - Jan Gardemann - Страница 15
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ОглавлениеJohn hatte uns in die Bibliothek von Danmoor Castle geführt. Gwendolyn wollte mich genau beobachten, wie si e sagte und John unterstützen, damit ich meine Erinnerung so rasch wie möglich wieder zurückerlangte.
Dass ich genau darauf gar nicht so erpicht war, schienen die beiden überhaupt nicht zu bemerken. Gwendolyn und John hingegen versprachen sich von der bevorstehenden > Behandlung< offensichtlich sehr viel. Geschäftig eilten sie in der Bibliothek umher und bereiteten alles vor.
Leider war Gwendolyn für meine zwiespältigen Gefühle überhaupt nicht zugänglich. Sie musste eine sehr oberflächliche Frau sein, wenn es ihr als meine allerbeste Freundin entging, was wirklich in mir vorging.
Vielleicht war ich in meinem Leben aber genau so oberflächlich gewesen wie Gwendolyn. Wenn ich mich in einen Mann wie John Severen hatte verlieben können, war auch nicht auszuschließen, dass ich vor meinem Unfall eine ganz andere Frau, mit einem völlig anderen Gefühlsleben gewesen war, als es offensichtlich jetzt der Fall war.
Der Anblick der unzähligen antiken Bücher, die in reichverzierten Regalen standen, die so hoch waren, dass sie bis an die Decke stießen, versetzten mich in einen wahren Freudentaumel. All meine Probleme waren plötzlich wie weggewischt. Stattdessen schritt ich nun voller Andacht die Regalreihen ab und ließ meinen Blick ehrfürchtig über die alten Buchrücken und Pergamente schweifen.
Die Bibliothek umfasste nicht nur eine Sammlung der wichtigsten Werke der Weltliteratur, es waren auch äußerst seltene und kostbare Bücher darunter, die sich mit Magie, Okkultismus und übersinnlichen Phänomenen beschäftigten.
Nachdem ich einige Regale abgeschritten hatte, stellte ich sogar fest, dass die Werke mit spirituellem Inhalt die der Weltliteratur zahlenmäßig bei weitem übertrafen. Die Bibliothek von Danmoor Castle war ein fast unerschöpflicher Quell übersinnlichen Wissens!
Verwundert drehte ich mich zu John um.
»Das... das ist einfach überwältigend«, stammelte ich. »All diese Bücher über Okkultismus und Magie stellen einen unschätzbaren Wert dar. Jedes Museum würde sich die Finger danach lecken.«
John seufzte entnervt. »Fang bloß nicht wieder mit deinen Museumssprüchen an«, meinte er grimmig. »Niemals würde ich es dulden, dass auch nur ein einziges Werk aus meiner Bibliothek in einem Museum verschwindet. Diese Bücher gehören mir!«
Missbilligend kräuselte ich die Stirn und ich fragte mich unwillkürlich, wie ich all die Jahre zwischen diesen Kostbarkeiten gelebt haben konnte, ohne den Versuch zu unternehmen, meinen Mann dazu zu überreden, seine unschätzbare Bibliothek der Öffentlichkeit zugänglich zu machen oder sie einem Museum zu stiften.
John trat auf mich zu und lächelte gezwungen. »Es freut mich zu sehen, wie sehr dir meine Bibliothek gefällt«, meinte er. »Du hast dich immer sehr gerne hier aufgehalten und konntest stundenlang damit zubringen, in alten Folianten zu blättern.«
Ich schaute die Regale an und nickte. »Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, sagte ich schwärmerisch. »Ich liebe alte Bücher.«
»Dann ist dies ja genau der richtige Ort, um mit unserem kleinen Experiment zu beginnen«, erklärte Gwendolyn gut gelaunt. »John, zeige Brenda jetzt eines ihrer Lieblingsartefakte. Bestimmt wird sie sich daran genauso erfreuen, wie an dies en verstaubten, alten Schinken.«
John nickte und ging zu einem zierlichen Schrank, der zwischen zwei hohen Regalen stand. Er öffnete den Schrank und holte aus einer reichverzierten Truhe einen kleinen Gegenstand hervor.
»Diesen kleinen Anhänger habe ich dir vor einem Jahr aus München mitgebracht«, erklärte er. »Du wolltest immer herausfinden, was es mit diesem Kleinod auf sich hat und warst fest davon überzeugt, dass ein Geheimnis darin schlummert.«
John streckte die Hand aus. Darin lag eine grobe Silberkette, an der ein walnussgroßer Anhänger befestigt war, der die Form eines Totenkopfes hatte.
Zögernd nahm ich John die Kette aus der Hand und betrachtete den Totenkopf mit gemischten Gefühlen.
Er bestand aus Silber und war sehr sorgfältig und aufwendig gearbeitet. Die Schädeldecke ließ sich aufklappen, wie ein winziges verschnörkeltes Scharnier, das sich am Hinterkopf befand, vermuten ließ.
Ich erschauderte. Die leeren Augenhöhlen des Totenkopfes schienen mich höhnisch anzustarren.
Was war das für ein Mann, der seiner Geliebten einen abstoßenden Totenkopfanhänger mitbrachte? Etwas Böses und Unheimliches ging von dem Kleinod aus, das konnte ich deutlich spüren.
»Und?«, erkundigte sich John neugierig. »Regen sich in dir irgendwelche Erinnerungen?«
»Hast du mir immer so hässlichen Schmuck geschenkt?«, fragte ich sarkastisch. »Du musst mich ja wirklich abgöttisch geliebt haben, wenn du mir eklige Totenköpfe von deinen Reisen mitbrachtest.«
John machte eine hilflose Geste. Meine Bemerkung hatte ihn sichtlich aus der Fassung gebracht.
»Du hattest eben eine Vorliebe für skurrile Artefakte«, bemerkte Gwendolyn und lächelte versöhnlich. »John hat sich mit seinen Geschenken lediglich deinem Geschmack angepasst.«
Nachdenklich starrte ich den silbernen Totenkopf an. Ich konnte dem hässlichen Ding beim besten Willen nichts abgewinnen. Was für eine Frau war ich gewesen, dass ich an solchen abstoßenden Artefakten Gefallen gefunden hatte?
»Es ist sinnlos«, meinte John ungeduldig. »Brenda erinnert sich nicht an das Schmuckstück.«
»Das ist kein Schmuckstück, sondern ein Amulett«, hörte ich mich sagen. »Es ist ein sogenannter Bisamapfel. Das sind Amulettkapseln, in denen Duftstoffe aufbewahrt wurden.«
John sah mich gebannt an. »Es funktioniert tatsächlich«, freute er sich. »Gwendolyn, du hattest Recht. Brenda beginnt sich zu erinnern!«
»Was weißt du noch über das Amulett?«, ermutigte Gwendolyn mich. »Du hast einen Zipfel deiner Erinnerung zu fassen bekommen, Brenda. Gib jetzt nicht auf!«
Ich war von meinen Worten selbst ziemlich überrascht. Prüfend sah ich den abstoßenden Totenkopf an und lauschte in mich hinein. Die leeren Augenhöhlen waren tiefe Löcher, durch die man ins Innere des Amuletts sehen konnte.
»Es besteht kein Zweifel«, sagte ich gedehnt. »Es ist tatsächlich ein Bisamapfel. Die Kapseln müssen durchbrochen sein, damit die Geruchsstoffe, die darin aufbewahrt werden, auch nach außen dringen können. In diesem Fall sind es die Augenhöhlen.
Bisamäpfel tragen ihren sonderbaren Namen, weil für sie überwiegend tierische Duftstoffe verwandt wurden, wie zum Beispiel Bisam, Ambra und Moschus.«
Ich schnupperte vorsichtig an dem Amulett. Ein kaum wahrnehmbarer stechender Geruch stieg mir in die Nase, der in mir sofort eine eigenartige Benommenheit hervorrief.
Rasch brachte ich das skurrile Amulett aus der Reichweite meines Gesichts.
»Für diesen Bisamapfel muss ein mir unbekannter Duftstoff verwendet worden sein«, sagte ich nachdenklich. »Wahrscheinlich ist das Amulett schon mehrere hundert Jahre alt und der Duftstoff nahezu verbraucht. Auch scheint mir dies kein gewöhnlicher Bisamapfel zu sein. Sie sollten ihren Träger vor Dämonen und Krankheiten schützen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, wer solch einen abstoßenden Bisamapfel getragen haben mochte. Sicherlich jemand, der nichts Gutes im Schilde führte.«
»Wie kommst du darauf?«, wollte John wissen, der mir die ganze Zeit wie gebannt zugehört hatte.
»Etwas Böses geht von diesem Amulett aus«, sagte ich vage. »Es muss mit dem Geruchsstoff zusammenhängen.«
Ich schüttelte das Amulett. Deutlich war zu spüren, wie ein kleiner Gegenstand darin hin und her purzelte. Ich spähte durch die Augenhöhlen und hielt das Amulett so, dass etwas Licht ins Innere der Kapsel fiel.
Ein dunkler, nicht zu identifizierender Brocken befand sich in dem Amulett. Woraus er bestand, ließ sich jedoch nicht erraten.
»Willst du die Kapsel nicht öffnen und den geheimnisvollen Geruchsstoff untersuchen?«, fragte John. Er wirkte irgendwie aufgeregt, als könnte er gar nicht erwarten, dass ich das Geheimnis des Amuletts endlich lüftete.
Ich ging zu einem Lesepult und versuchte dort, das Amulett zu öffnen. Aber ich schaffte es nicht. Die Schädeldecke ließ sich nicht hochklappen, obwohl es keinen Riegel oder einen Verschluss gab, der ein Öffnen verhinderte.
John reichte mir ein Messer. »Versuch es damit«, sagte er aufgeregt.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte das Artefakt nicht beschädigen«, sagte ich. »Es gibt auch einen anderen Weg, an die Ingredienzen in dem Amulett heranzukommen. Ich benötige dazu eine dünne Pinzette, die durch die Augenhöhlen passt. Auf diese Weise kann ich eine Probe entnehmen.«
John gab Gwendolyn ungeduldig ein Zeichen. »In dem Schrank befindet sich ein Koffer mit Brendas Werkzeug«, sagte er. »Bring ihn her!«
Gwendolyn starrte John einen Moment lang verärgert an. Offenbar passte es ihr nicht, wie er mit ihr sprach. Doch schließlich drehte sie sich doch um und brachte kurz darauf einen eleganten Lederkoffer.
John nahm ihr den Koffer aus der Hand, legte ihn auf den Pult und klappte den Deckel hoch.
Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. In dem Koffer befand sich allerlei Präzisionswerkzeug, wie es wohl zu der Ausrüstung eines Archäologen gehören mochte.
»Das gehört wirklich mir?«, fragte ich.
John nickte. »Ich sagte doch bereits, dass du Hobby-Archäologie betrieben hast. Und wie es meine Art ist, habe ich meine geliebte Frau natürlich sogleich mit dem teuersten Werkzeug ausgestattet. Greif zu und fang endlich an, den Bisamapfel zu untersuchen. Ich kann es kaum erwarten, dass du deine Erinnerung zurückerlangst. Ich glaube, du bist auf dem besten Weg der Genesung.«
John hatte recht. Ich schien tatsächlich eine Menge über Archäologie und speziell über Amulette zu wissen. Auch hatte mich eine seltsame Unruhe ergriffen. Ich wollte unbedingt herausfinden, was es mit dem Bisamapfel auf sich hatte!
Doch eine leise Stimme in meinem Innern warnte mich auch gleichzeitig. Es war durchaus nicht ungefährlich, mit dem mysteriösen Amulett herumzuhantieren. Etwas Böses ging von dem silbernen Totenkopf aus. Es war also äußerste Vorsicht geboten.
Bedächtig nahm ich eine spitze Pinzette aus dem Sortiment des Koffers. Dabei stellte ich verwundert fest, dass die Werkzeuge alle unbenutzt und neu aussahen. Hatte ich sie vielleicht doch nicht so oft benutzt, wie John mir weismachen wollte?
Ich schob den Gedanken beiseite und konzentrierte mich wieder auf das Amulett. Vorsichtig führte ich die Pinzette in eine Augenhöhle und zwackte dann einen Krümel aus dem unansehnlichen Brocken, der sich darin befand.
In der Innenseite des Kofferdeckels steckten mehrere Reagenzgläser. Ich nahm eines heraus und tat die Probe aus dem Bisamapfel hinein.
»Was nun?«, erkundigte sich John.
»Die tierischen Duftstoffe wurden früher mit einer pflanzlichen Substanz vermengt, die Tragantschleim genannt wird«, erklärte ich. »Dabei handelt es sich um eine Art Pflanzengummi, das als Träger für die Duftstoffe dient.
Der Tragant trocknet mit der Zeit aus. Doch wenn man ihn befeuchtete, wird er wieder weich und fängt an, die in ihm eingeschlossenen Duftstoffe freizusetzen.«
Neben den Reagenzgläsern befanden sich mehrere Behälter mit Chemikalien. Auch eine Phiole mit destilliertem Wasser gehörte dazu. Ich nahm den Behälter heraus und öffnete den Verschluss.
»Der Tragant aus dem Totenkopf ist gänzlich ausgetrocknet«, sagte ich dabei. »Ich werde ein wenig Wasser zufügen und ihn wieder auflösen. Dadurch werden die in dem Tragant gebundenen Düfte frei, sodass ich anhand des Geruchs bestimmen kann, aus welchen tierischen Duftstoffen die Ingredienzen bestehen.«
Vorsichtig gab ich ein paar Tropfen Wasser in das Reagenzglas.
Doch kaum kam das eingetrocknete Tragant mit dem Wasser in Berührung, fing es plötzlich an aufzuschäumen un d fetten grünlichen Qualm abzusondern.
Entsetzt ließ ich das Reagenzglas fallen. Es zerschellte mit lautem Klirren auf dem Lesepult, und eine schmale grünliche Rauchsäule stieg empor.
»Zurück!«, rief ich warnend. »Irgendetwas stimmt mit diesem Zeug nicht!«
Doch da war es bereits zu spät. Gwendolyn wurde von der wabernden Rauchsäule voll erfasst. Abwehrend riss sie die Arme hoch und gab einen erstickten Schrei von sich.
Dann überschlugen sich die Ereignisse.