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»Ich liebe dich, Brenda.«

Es war eine weiche, männliche Stimme, die mir diese Worte zuflüsterte. Sie war mir vertraut und angenehm und machte die nachtschwarze Dunkelheit, die mich umgab, erträglicher und auch weniger unheimlich.

Ich versuchte, etwas im Dunkeln zu erkennen. Der Mann musste ganz in meiner Nähe sein. Aber außer Schwärze war nichts zu sehen.

Suchend und wie ein verirrter Blinder wischte ich mit den Armen durch das Dunkel.

Da berührten meine Hände plötzlich einen Körper. Mit den Fingern tastete ich über eine breite Brust und muskulöse Arme. Ich arbeitete mich zu dem Gesicht empor, strich zärtlich die Konturen nach und fuhr dann mit gespreizten Fingern durch dichtes, lockiges Haar.

Der Mann im Dunkeln war mir so vertraut. Trotzdem suchte ich in meinem Gedächtnis vergeblich nach seinem Namen.

»Wer... wer bist du?«, fragte ich flüsternd und mit bebender Stimme. Ich sehnte mich danach, von diesem aufregenden Mann berührt und gestreichelt zu werden. Ich wollte seine Lippen auf den meinen spüren und von ihm zärtlich umarmt werden.

Plötzlich zerriss die Dunkelheit und ich erwachte!

Es war nur ein Traum!

Enttäuscht und schläfrig rekelte ich mich in meinem Bett. Ich gähnte herzhaft und tastete dann wie automatisch über das Bett, bis meine Hände den Mann berührten, der neben mir lag.

Sanft streichelte ich seine Schulter.

»Aufstehen, Faulpelz«, sagte ich schlaftrunken. Ich drehte mich um und schmiegte mich an den Rücken des Mannes, der nun langsam zu erwachen schien.

Es war ein muskulöser, drahtiger Körper und er kam mir auf seltsame Weise fremd und ungewohnt vor.

Verwirrt öffnete ich die Augen nun ganz. Auch der Geruch des Mannes war mir nicht vertraut. Ich rückte von ihm zurück und betrachtete seinen Hinterkopf.

Der Mann neben mir hatte graumeliertes, glattes Haar und musste um etliche Jahre älter sein als ich!

Kalter Schrecken durchfuhr meine Glieder. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber mir fiel nicht einmal der Name des Mannes ein.

In diesem Moment drehte sich der Mann zu mir um. Ich schrak zurück, als ich in sein hageres Gesicht blickte. Die schmale, gerade Nase und die grauen Augen verliehen ihm ein aristokratisches Aussehen.

Aber ich kannte diesen Kerl nicht, da war ich mir ganz sicher.

Entsetzt kroch ich von dem Mann weg.

»Wer... wer sind Sie«, fragte ich krächzend. Das Grauen schnürte mir die Kehle zu, sodass ich kaum ein verständliches Wort hervorbringen konnte. Fieberhaft überlegte ich, woher ich den Mann kannte und wie ich in sein Bett gekommen war.

Aber mein Kopf war völlig leer! Wenn ich die Augen schloss, war da nur diese nachtschwarze Finsternis, die auch in meinem Traum geherrscht hatte. Es gab keine Bilder, keine Erinnerungen!

»Schatz, was ist mit dir?«, erkundigte sich der Mann. Er streckte seinen Arm aus und strich mit seinen Fingern liebevoll durch mein weizenblondes Haar.

Ich schrie auf und stieß die Hand fort. Hastig kroch ich aus dem Bett. Dabei bemerkte ich, dass ich nur ein dünnes Nachthemd trug.

Unwillkürlich sah ich mich nach meinen Klamotten um. Doch mein Blick irrte nur unstet in dem großen Schlafgemach umher.

Der Raum war mir völlig fremd. Das große, runde Bett, über dem sich ein schneeweißer Baldachin spannte, sah ich heute zum ersten Mal. Neben dem Bett standen zwei zierliche Nachtschränke, die reich verziert waren und aus der Zeit de s Rokoko stammten. Aus der gleichen Epoche stammte auch der große Spiegelschrank, der dem Bett gegenüber stand und in dem sich die hohen Fenster mit den nebelweißen Gardinen spiegelten, die bis zum Boden hinab reichten, und hinter denen sich trübes Tageslicht abzeichnete.

Dann endlich entdeckte ich meine Sachen. Fein säuberlich zusammengelegt hingen sie über einem antiken Sessel. Es handelte sich um ein elegantes schwarzes Kleid und dunkle Seidenstrumpfhosen. Auf dem Boden standen hochhackige Slipper.

Für die Arbeit sind diese Klamotten viel zu unpraktisch!

Dieser Gedanke schoss mir ganz automatisch durch den Kopf, doch ich verstand nicht, was er zu bedeuten hatte.

»Was ist los?«, erkundigte sich der Mann. Er lag auf der Seite, hatte den Kopf auf die Hand gestützt und sah mich unverwandt an. Er trug, wie ich jetzt bemerkte, einen gestreiften Pyjama, den ich ziemlich geschmacklos fand.

»Wer... wer sind Sie?«, wiederholte ich meine Frage.

Der Mann stieß ein unsicheres Lachen aus. »Was soll der Unsinn?«, fragte er und zog unwillig die Augenbrauen zusammen.

»Ich will wissen, wer Sie sind!«, rief ich und raffte das Nachthemd über der Brust zusammen. Es behagte mir ganz und gar nicht, so spärlich bekleidet vor diesem wildfremden Mann zu stehen.

Der Mann setzte sich in dem Bett auf. Sein Gesicht wirkte nun ernst und auch ein wenig streng. »Ich weiß nicht, was das soll, Brenda«, meinte er rau. »Wenn du vorhast, mich zu kränken, muss ich dir gestehen, dass es dir hiermit gelungen ist.«

Er schleuderte die Bettdecke zurück und verließ das Bett. Und während er sich seinen Morgenmantel überwarf, sagte er: »Nun sind wir schon über drei Jahre verheiratet. Es war nicht immer leicht, das gebe ich zu. Aber dass du so tust, als würdest du mich nicht kennen, habe ich nun wirklich nicht verdient.«

»Wie bitte?«, rief ich und ein eiskalter Schauer rieselte mir den Rücken hinunter. »Sie und ich, wir... wir sind ein Ehepaar?«

Der Mann drehte sich zu mir um und starrte mich mit seinen grauen Augen durchdringend an. »Genug jetzt!«, rief er zornig. »Wenn dich irgendetwas verärgert hat, sage es mir offen und ehrlich! Ich weiß, ich war in letzter Zeit oft fort und du ganz allein auf Danmoor Castle. Wahrscheinlich bist du sauer auf mich, weil du dich verlassen fühlst. Aber deshalb muss ich mir deine unerhörten Verletzungen trotzdem nicht gefallen lassen!«

Wütend schnürte er seinen Morgenmantel zu und stapfte dann auf die Tür zu, die reich verziert war und aus altem, stark gedunkeltem Holz bestand.

Bevor der Mann die Tür erreichen konnte, trat ich ihm in den Weg. »Sie nennen mir jetzt sofort Ihren Namen!«, verlangte ich. »Und dann will ich sofort nach Hause!«

Der Mann kräuselte die Stirn und sah mich prüfend an. »Dir ist es ja wirklich ernst, Brenda«, sagte er verwundert, wobei allerdings nun auch etwas Sorge und Bestürzung in seiner Stimme mitschwang.

»Natürlich ist es mir ernst«, erwiderte ich bebend. »Ich werde zur Polizei gehen, wenn ich nicht sofort eine Antwort bekomme.«

Der Mann ergriff meine Schultern und sah mich prüfend an. »Kannst du dich denn wirklich nicht erinnern?«

Ich schüttelte den Kopf und spürte, wie mir Tränen in die Augen traten. Das ganze war zu viel für mich. Ich fürchtete, jeden Moment durchzudrehen.

Der Mann ließ mich los und straffte sich. »Ich bin Sir John Severen«, erklärte er dann nicht ohne Stolz. »Dein geliebter Ehemann!«

Ich konzentrierte mich und horchte in mich hinein. Aber der Name verursachte keinerlei Echo in meinem Innern. Es blieb völlig stumm und kalt in meinem Herzen.

Resigniert ließ ich die Schultern hängen. »Ich... ich kann mich einfach nicht erinnern«, sagte ich verzagt.

John umfasste mein Kinn und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. »Du machst mir wirklich nichts vor?«, fragte er ernst. »Der Name Sir John Severen ruft keinerlei Erinnerungen in dir wach?«

Ich schob seine Hand fort und schüttelte den Kopf.

»Und an dieses Castle kannst du dich auch nicht erinnern?«, fragte John und vollführte mit dem Arm eine alles umspannende Geste. »Du hast jahrelang darin gewohnt!«

Unbehaglich schaute ich mich um. Das Schlafzimmer war stilvoll und teuer eingerichtet. Aber ich war mir sicher, es das erste Mal zu sehen.

»Wie heißt dieses Castle denn?«, wollte ich wissen.

»Danmoor«, erwiderte John und seufzte. »Danmoor Castle. Seit über dreihundert Jahren im Besitz der Severens.«

Es war Wahnsinn. Nichts von d em, was dieser John sagte, regte irgendeine Erinnerung in mir wach. Vielleicht log er sogar!

Verstohlen schaute ich auf meine linke Hand hinab. Ein protziger Ehering mit eingraviertem

Muster prangte an meinem Finger. Ein scheußliches Ding!

»Du hast dich über diesen Ring damals sehr gefreut«, bemerkte John, dem mein Blick nicht entgangen war. »Ich habe es dir nie an etwas fehlen lassen, Brenda, denn du bist es mir auch wert.«

John streckte seine Arme aus und schickte sich an, mich in seine Arme zu schließen. Aber ich wich schaudernd vor ihm zurück.

»Es... es tut mir leid«, stammelte ich und rieb mir mit den Händen fröstelnd über die Oberarme. »Ich begreife das alles nicht. Warum kann ich mich nicht mehr an dich erinnern?«

John zuckte hilflos mit den Schultern. »Du hattest gestern Abend einen Reitunfall«, sagte er dann gedehnt. »Vielleicht liegt es daran. Wir sind zusammen ausgeritten. Auf dem Heimweg hat dein Pferd dann gescheut und dich abgeworfen.«

John sah mich nachdenklich an. »Du warst einige Minuten bewusstlos. Ich habe dich auf meinen Armen zum Castle getragen. Ich war in großer Sorge um dich und rief umgehend Dr. Hyes an. Als sie eine halbe Stunde später kam, warst du aber bereits wieder bei Bewusstsein. Du schienst keinen Schaden davongetragen zu haben. Das bestätigte auch Dr. Hyes, nachdem sie dich untersucht hatte.«

John rieb sich nachdenklich das Kinn. »Vielleicht ist dein Gedächtnisverlust eine Spätfolge des Sturzes«, überlegte er. »Kannst du dich denn an rein gar nichts mehr erinnern?«

Wieder versuchte ich mich zu konzentrieren und irgendeinen Erinnerungsfetzen zu erhaschen.

Aber es war vergebens. Unauslotbare, tiefe Schwärze hatte sich in meinem Bewusstsein ausgebreitet. Sie hatte alles verschluckt. Mein Leben, meine Erinnerungen und meine Gefühle...

Beklommen sah ich John an. Ich konnte mir nicht helfen, aber bei seinem Anblick empfand ich weder Zuneigung noch Liebe. Es war vielmehr so, dass ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen konnte, was ich für diesen Mann empfunden haben könnte.

Johns Blick wurde plötzlich hart. Er schien genau zu spüren, was in meinem Innern vor sich ging. »Dein Blick beleidigt mich«, merkte er rau an. »Er ist kalt und gefühllos. Ich verlange, dass du mich respektierst und ehrst.«

Beschämt drehte ich mich zur Seite. Wenn es wirklich stimmte, was John behauptete, musste mein Verhalten ihn tief verletzen. Aber ich konnte nicht anders. Die Vorstellung, mit diesem Mann verheiratet zu sein, löste ein Gefühl des Widerwillens und des Trotzes in mir aus.

»Ich möchte mich jetzt umziehen«, sagte ich und bemühte mich, John dabei nicht anzusehen.

»Ich hindere dich ganz bestimmt nicht daran«, erwiderte John kalt.

»Ich weiß aber nicht, wo sich das Badezimmer befindet«, gab ich kleinlaut zu.

»Den Flur hinunter, die letzte Tür links«, erklärte John rau. »Wir haben jeder unser eigenes Badezimmer. Du bist dort also ungestört. Ich werde Mechthild zu dir schicken. Wenn es wirklich stimmt und du dich an nichts mehr erinnerst, wirst du jemanden brauchen, der dich wieder in alles einweist.«

»Wer ist Mechthild?«, fragte ich.

John verdrehte die Augen. »Unser Hausmädchen«, erklärte er entnervt. »Mechthild kocht für uns und erledigt die Hausarbeit. Ich war immer der Meinung, dass meine Frau für solche Arbeiten zu schade ist.«

Ich nahm meine Sachen vom Sessel und machte mich auf den Weg zum Badezimmer. John war im Zimmer stehen geblieben und starrte mich durchdringend an. Irgendwie war mir dieser Mann unheimlich, auch ohne die Vorstellung, mit ihm verheiratet zu sein.

Romantic Thriller Trio #9 - Drei Romane

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