Читать книгу Just One Word: Verrückte Mädchen küssen besser - Jana Aston - Страница 6

2. Kapitel

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»Heiliger, wer ist das?« Ich halte abrupt inne, sodass Mark von hinten in mich hineinstößt.

Nein, das ist nicht doppeldeutig gemeint, wir sind gänzlich angezogen. Mark ist in mich hineingelaufen, weil er zu sehr damit beschäftigt war, auf sein Handy zu schauen, um zu merken, wo er hinrennt. Möglicherweise auch, weil ich so abrupt stehen geblieben bin, aber als Fußgänger hat man nun mal immer Vorrang, also von daher … Zugegeben, diese Regel gilt eigentlich im Zusammenhang mit Autofahrern und Fußgängern, die die Straße überqueren, und nicht für Kollegen in Hotelkorridoren, aber ich war schon immer sehr gut darin, Regeln zu meinen Gunsten auszulegen.

»Payton, verdammt. Pass auf, wo du hingehst.«

»Ich? Du bist derjenige, der in mich reingelaufen ist!«

»Weil du mitten auf dem Korridor stehen geblieben bist.« Er sieht an mir vorbei und deutet den Flur entlang, um klarzumachen, wie idiotisch mein unvermitteltes Halten war.

»Ich bin stehen geblieben, gerade weil ich darauf achte, wo ich hingehe«, entgegne ich. »Und ich habe diesen Typen erblickt«, ich nicke in Richtung der Lobby, die von der Balustrade, hinter der wir in der zweiten Etage stehen, zu sehen ist, »und mich dazu entschieden, zu halten.«

»Diesen Typen erblickt? Schön gesagt.«

»Mark.« Ich warte, bis ich seine vollständige Aufmerksamkeit habe. »Ich brauche deine ganze Konzentration.«

»Hast du.«

Ich mag Mark wirklich und überlege, ihn zu meinem Arbeitsgatten zu machen. Es ist zwar noch recht früh dafür, weil ich erst seit zwei Wochen hier angestellt bin, aber bisher sieht es gut aus. Manchmal weiß man einfach, wenn man den richtigen Kollegen trifft.

»Wer ist er?« Ich trete näher an die Balustrade heran, damit ich meinen potenziellen zukünftigen Ehemann besser betrachten kann. »Der tolle Kerl, der mir Canon redet. Kennst du ihn? Arbeitet er hier?«

»Keine Ahnung.«

»Das müssen wir herausfinden, weil ich ihn möglicherweise heiraten und die Mutter seiner Kinder sein werde.«

»Wirklich?«, fragt Mark und sein Ton verrät, dass er mich gerade nicht sonderlich ernst nimmt.

»Ja, wirklich. Es könnte passieren. Er ist genau mein Typ. Groß, dunkelhaarig, gutaussehend und gut bestückt.«

»Hm.« Wieder dieser Tonfall von Mark.

»Was? Glaubst du, dass ich nicht sein Typ bin?«

»Ich habe nicht geglaubt, dass du generell der Typ bist«

»Welchen Typ meinst du?« Ich wende meinen Blick von dem hinreißenden Fremden ab und funkele Mark finster an. Jedoch nur für eine Sekunde, denn Mark kann ich jederzeit angucken, und wer weiß, ob ich meinen potenziellen Ehemann jemals wiedersehen werde?

»Der seriöse, sesshafte Typ Frau, dem es wichtig ist, zu heiraten. Wenn man bedenkt, dass du mir erst gestern gesagt hast, dass die meisten Paare besser dran wären, wenn sie einen Berg Geldscheine in Flammen setzen und das Feuer dazu nutzen würden, ein paar Marshmallows zu grillen, statt zu heiraten.«

»Das war nur, weil wir an der Johnson-McNally-Hochzeit gearbeitet haben und dieses Paar ganz eindeutig mehr davon hätte, eine Menge Bargeld in Brand zu stecken, als es für seine Hochzeit zu verschwenden. Die beiden sind schrecklich. Außerdem hatte ich Hunger und wollte S’mores.«

»Hm.«

»Zudem ist es ein hinreichend bewiesener Fakt, dass Paare, die weniger als tausend Dollar für ihre Hochzeit ausgeben, länger zusammenbleiben.«

»Hinreichend bewiesener Fakt, hm?«

»Dass du meinen Worten misstraust, ist unangebracht. Ich weiß solche Sachen.«

»Na klar.« Mark sagt einen Moment nichts, ehe er nachhakt: »Wo genau hast du diese Information her?«

»Ich habe sie in einem Video in meinem Facebook-Feed gesehen.«

»In deinem Facebook-Feed? Dann ist es natürlich wahr, ganz klar.«

»Es wirkte ziemlich überzeugend. Es war ein wirklich professionelles Video.«

»Hm.« Schon wieder eines seiner Hms.

»Es könnte wahr sein«, beharre ich. »Es klingt logisch. Ziemlich zumindest.«

»Basierend auf deiner Tausend-Dollar-Regel müsste jede spontan in Las Vegas eingegangene Ehe zu einer langen, glücklichen Verbindung werden.«

»Wer sagt, dass es nicht so ist?«

»Britney Spears, circa 2004.«

»Wow. Du bist ein echter Spaßverderber, Mark.«

»Danke. So stelle ich mich auch immer auf Partys vor. Hi, ich bin Spaßverderber-Mark

»Damit würde ich nicht mit der Tür ins Haus fallen. An deiner Stelle würde ich mir das für das Ende der Nacht aufsparen, wenn du den Leuten ihre Plastikbecher entreißt, um sie abzuspülen, bevor du sie recycelst.«

»Deine Fantasie muss ein sehr unterhaltsamer Ort sein.« Neben mir legt Mark seine Unterarme auf der Balustrade ab und äugt zusammen mit mir nach unten in die Lobby.

»Auf jeden Fall, Mark. Auf jeden Fall.«

»Also, wie kommt es, dass du an die Planung deiner Hochzeit denkst, wenn dir Hochzeiten eigentlich egal sind.«

»Hör auf, das zu sagen. Wir sind Eventplaner. Event. Planer. Und da hat man nun manchmal mit Hochzeiten zu tun und manchmal eben mit besseren Dingen.« Ich habe bis an mein Lebensende genug von Hochzeiten. »Ich habe gesagt, dass ich diesen Mann vielleicht ehelichen und die Mutter seiner Kinder sein werde. Eine Hochzeit und eine Ehe sind zwei sehr unterschiedliche Dinge. Ein einzelner Tag ist mir nicht wichtig. Wirklich nicht. Mir liegt das Für immer am Herzen, nur leider ist ein Für immer eine sehr unsichere Sache. Sicher, Hochzeiten machen Spaß. Wenn man mal die Tatsache, dass die meisten Ehen ohnehin wieder zu Bruch gehen, außer Acht lässt.

»Ein Blick reicht aus und du bist bereit, den Rest deines Lebens mit ihm zu verbringen?«

»Sei nicht albern. Ich habe vielleicht gesagt und nicht, dass es bereits beschlossene Sache wäre. Möglicherweise geht er mir tierisch auf den Senkel, wenn wir miteinander sprechen, oder noch schlimmer, er ist furchtbar schlecht im Bett.« Auch wenn ich das bezweifle. Der Mann sieht aus, als hätte er es im Schlafzimmer echt drauf. Er verströmt praktisch Sex und Selbstbewusstsein, und dabei bin ich noch nicht mal in einem Raum mit ihm. Wahrscheinlich würde es mich geradezu außer Gefecht setzen, wenn er mich anschauen würde. »Vielleicht haben wir auch einfach nur eine glühende Affäre und gehen anschließend einvernehmlich unserer Wege.«

»Glühende Affäre? Wer zur Hölle redet bitte so?«

»Ich«, antworte ich. »Genau jetzt. Schließlich habe ich es gerade gesagt.«

»Hm.«

»Das ist ein schicker Anzug, oder? Vermutlich hat er einen vernünftigen Job, sodass er Alimente bezahlen kann, wenn er sich von mir scheiden lässt. »Denkst du, er sieht eher aus wie der Typ, der zu den Fußballspielen der Kinder kommt, oder wie jemand, der sich nur im Urlaub mit ihnen beschäftigt?«

»Deine Gedanken, Payton, heiliges Kanonenrohr.«

»Statistisch gesehen, ist das eine berechtigte Frage.«

»Hm.« Schon wieder.

»Er ist so hübsch«, sage ich sehnsüchtig.

Der Kerl sieht wirklich unverschämt gut aus. Groß. Dichtes, dunkles Haar. Markanter Kiefer. Sein olivfarbener Teint lässt mich vermuten, dass er Italiener ist. Entweder das oder er hat eine Wahnsinnsbräune. Er trägt einen Anzug, der wie angegossen sitzt. Er hat breite Schultern und einen flachen Bauch. Unter seinem Hemd verbirgt er mit Sicherheit jede Menge Bauchmuskeln. Während ich ihn beobachte, schnippt er mit seinem Handgelenk, um seine Armbanduhr freizulegen und einen Blick darauf zu werfen. Haltet mich für verrückt, aber dieses Schnippen mit dem Handgelenk ist mein neuer Anturner.

»Sag das zu ihm, wenn du ihn kennenlernst. Männer lieben es, als hübsch bezeichnet zu werden«, sagt Mark trocken.

»Oje, aber sieh ihn dir doch nur an. Ich glaube, er ist möglicherweise mein Kryptonit.«

»Du denkst, dass dich ein direkter Kontakt so schwächen würde, dass du kurz davor wärst, zu sterben?«

»Nein, das ist nicht richtig. Benutze ich das Wort nicht korrekt? Warum sagen die Leute immer so Sachen wie Donuts sind mein Kryptonit? Ein Donut ist kein Kryptonit, sondern ein Geschenk an die Menschheit.«

»Du glaubst also, dass dieser Mann das Geschenk der Menschheit an dich sein könnte? Schlussfolgere ich das richtig?«

»Vielleicht. Das kann man nie wissen.«

»Tja, er verschwindet«, stellt Mark fest.

»Das tun sie immer.« Ich zucke mit den Schultern, ohne von dieser Entwicklung der Dinge sonderlich bekümmert zu sein. Aber ich beobachte ihn noch weiter, denn verdammt, er trägt diesen Anzug und mich überkommt gerade ein schlimmer Anfall von Verlangen.

»Sollen wir nach unten rennen und versuchen, ihn aufzuhalten? Du kannst so tun, als würdest du stolpern, und ihm in die Arme fallen oder so was ähnlich Dämliches. Es wäre mir eine Freude, dir einen Schubs zu verpassen.«

»Nein.« Ich trete einen Schritt von der Balustrade zurück und gehe in Richtung des großen Ballsaals. Wir waren auf dem Weg, ein paar Maße für die gefürchtete Johnson-McNally-Hochzeit zu nehmen, als ich abgelenkt wurde. »Du weißt ja, was man sagt. Wenn man jemanden liebt, lass ihn los. Wenn er zurückkommt, heirate ihn.«

»So lautet das Sprichwort nicht, und außerdem ist das bei einem Mann, den du noch nicht einmal kennengelernt hast, irrelevant.«

»Sagst du.«

»Wenn ich jemals wegen Stalkings gegen dich aussagen muss, werde ich nicht für dich lügen können.«

»Das wirst du nicht müssen, da du eheliche Privilegien genießt.«

»Wir sind nicht verheiratet.«

»Noch nicht, aber bis dahin werden wir eine Arbeitsehe führen.«

»Arbeitsehe?«, wiederholt Mark langsam, als wäre ihm dieses Konzept gänzlich fremd. »Werde ich mitbekommen, wann das stattfindet? Sind diese langen Spaziergänge entlang der Hotelkorridore ein Brautwerberitual, dessen ich mir nicht bewusst bin? Wird es eine Zeremonie in der Cafeteria geben, wenn es offiziell ist, damit ich weiß, wann wir unseren Hochzeitstag haben?«

»Oh, ein Hochzeitstag für Arbeitsgatten! An so etwas habe ich noch nie gedacht! Siehst du, Mark, das ist der Grund, weshalb du im Rennen um die Position bist. Du unterstützt mich und hast tolle Ideen.«

»Im Rennen?« Marks Ton ist ausdruckslos. »Ich habe Konkurrenz, wenn es um eine Pseudoehe am Arbeitsplatz geht?«

»Nicht viel, falls das hilft. Du liegst in Führung«, verkünde ich, als ich den Ballsaal betrete und dabei einem der Bauarbeiter ausweiche.

Das Hotel, in dem wir arbeiten, hat erst seit kurzem geöffnet. Wir sind immer noch in der Phase, die wir Soft-Opening nennen, was bedeutet, dass vor allem Reisejournalisten und Führungskräfte aus der Branche kostenlos in den Zimmern einchecken. Die Casinoebene ist bereits für den Betrieb geöffnet, aber die große Eröffnungsfeier wird erst in zwei Wochen stattfinden. In den meisten der Eventräume werden zudem noch letzte Arbeiten ausgeführt und Mängel behoben. Farbausbesserungen werden vorgenommen, Kronleuchter aufgehängt und letzte Einbauten ergänzt. Es ist das reinste Chaos und ich liebe jede Minute davon.

»Lass uns diese Abmessungen vornehmen«, sage ich zu Mark. »Ich bin am Verhungern und heute gibt’s Fleischklöße in der Cafeteria.«

»Geh einfach.« Mark seufzt und wedelt mich mit einer Handbewegung fort. »Ich kann mich darum kümmern.«

»Mark!« Ich strahle ihn an. »Weißt du was? Lass es uns offiziell machen. Der heutige Tag kann ab jetzt unser Hochzeitstag sein. Herzlichen Glückwunsch. Ich habe gehört, dass das traditionelle Geschenk zu einer Hochzeit am Arbeitsplatz eine Box voll Cheez-Its ist. Die kannst du mir morgen mitbringen.«

»Das hast du nicht gehört, sondern dir gerade eben ausgedacht.«

»Stimmt, aber fairerweise muss man sagen, dass jemand erst einmal damit anfangen muss, es zu sagen, damit man es irgendwann gehört haben kann.«

»Na sicher.«

»Ich bin der Ansicht, dass es gute Chancen hat, Anklang zu finden«, füge ich hinzu. »Es haben sich schon viel dümmere Sachen durchgesetzt, von daher ist das möglich.«

»Das ist eine Weise, das Ganze zu betrachten.«

»Vertrau mir, ich verfüge über eine Menge einfallsreiche Wege, die Dinge zu betrachten.«

Just One Word: Verrückte Mädchen küssen besser

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