Читать книгу Just One Word: Verrückte Mädchen küssen besser - Jana Aston - Страница 7
3. Kapitel
Оглавление»Denkst du jemals darüber nach, dass man einen Erwachsenentest bestehen sollte, bevor man seine erste eigene Wohnung beziehen darf?« Ich werfe mir einen Cheez-Its-Cracker in den Mund und beobachte meine Mitbewohnerin dabei, wie sie sich Marmelade auf einen English-Muffin streicht.
»Ähm, nein?« Lydia wirkt irritiert von meiner Frage, als sie ihr Messer abwischt und es in der Spülmaschine platziert. Okay, vielleicht liegt das auch nur an mir. Ihr Frühstück besteht aus einem English-Muffin, wohingegen ich Cracker mit Käsegeschmack esse. Möglicherweise handelt es sich also eher um ein persönliches als ein generelles Problem, das alle Mitzwanziger haben.
Trotzdem.
»Du findest es kein bisschen besorgniserregend, dass wir jeden Tag zum Frühstück Chocolate Cheerios essen können und niemand da ist, der uns davon abhält?«
»Gibt es Chocolate Cheerios wirklich?« Sie kräuselt die Nase und setzt seine zweifelnde Miene auf.
»So was von wirklich.«
»Hm.« Sie isst einen weiteren Bissen ihres normalen Frühstücks, während ich den allerletzten meiner Käsecracker auffuttere – die Box ist leer. Ich muss anfangen, die Familienpackung zu kaufen, oder lernen, die Menge an Crackern, die ich zwischen meinen Trips zum Supermarkt esse, besser zu rationieren.
»Wer würde den Test leiten?«, fragt sie schließlich, weil sie eine gute Freundin ist und gute Freundinnen immer über deine Ideen nachdenken, ehe sie sie ablehnen.
»Mrs Butterworth.«
Blinzelnd starrt mich Lydia an. »Eine Plastikflasche in der Form einer alten Lady soll darüber richten, wer in der Lage ist, sich wie ein Erwachsener zu verhalten?«
»Wer würde es sonst tun? Der Regierung können wir schließlich kaum vertrauen, eine faire Entscheidung zu treffen.«
»Da ist wahrscheinlich was dran.«
Wir schweigen eine Weile, in der Lydia erwachsenen Gedanken nachhängt und ich darüber nachgrüble, welche Fragen ich in einem solchen Test stellen würde. Brauche ich eine Rentenversicherung? Wie genau ist ein Ablaufdatum zu nehmen? Ist es wirklich so schlimm, Cracker mit Käsegeschmack als Mahlzeit zu essen?
»Fahren wir heute gemeinsam zur Arbeit?«, fragt Lydia und hängt sich ihre Handtasche über die Schulter, ihre Schlüssel baumeln bereits an ihrem Finger.
»Definitiv«, bestätige ich, schnappe mir meine eigene Tasche und folge ihr aus der Tür. Wir haben den gleichen Arbeitsort und bilden daher öfter eine Fahrgemeinschaft. Außerdem ist heute Freitag, was bedeutet, dass Lydia auf dem Nachhauseweg nicht an einem Secondhand-Laden Halt machen kann, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Denn so würde sie ihre Freitagabende verbringen, wenn ich nicht intervenieren würde.
Wir haben beide in unserem letzten Jahr an der LSU auf einer Jobmesse auf unserem Campus einen Job gefunden, und das ist eine ziemlich große Sache für uns. Richtige Jobs. Jobs mit Rentensparplänen und anderen Sozialleistungen in einem brandneuen Resort am Vegas Strip. Ich arbeite im Eventmarketing, was praktisch nichts anderes bedeutet, als dass ich Leuten dabei helfe, Events zu planen. Events, die in Vegas in einem schicken Resort abgehalten werden. Wie cool ist das denn bitte sehr? Mal abgesehen von meiner Frühstücksproblematik verhalte ich mich doch absolut erwachsen.
Lydia und ich haben entschieden, dass wir uns ein Appartement teilen würden, als wir nach Las Vegas gezogen sind, was sich als tolle Entscheidung erwiesen hat, da wir zwar in ähnlichem Alter sind, aber über ganz unterschiedliche Fähigkeiten verfügen. Wir gleichen einander wie zwei Erbsen. Wenn eine der Erbsen eine unberührte Bio-Erbse und die andere eine gebratene Erbse in einer köstlichen Soße wäre. Moment, nein. Ich denke gerade an diese knusprigen grünen Bohnen von P.F. Chang’s, also keine Erbsen. Egal, ihr versteht, was ich meine.
Sie ist eine Brünette.
Ich bin eine Blondine.
Sie ist noch Jungfrau.
Ich nicht.
Sie war bis zur zwölften Klasse eine Pfadfinderin und hat sich alle Life-Skill-Abzeichen verdient, die es gibt.
Ich wiederum wurde wegen einer mehr oder vielleicht auch weniger kleinen Schummelei mit den Abzeichen bei den Pfadfinderinnen rausgeschmissen. Was in Ordnung ist. Ich wollte ohnehin nie dort hingehen. Nicht wirklich zumindest.
Der Punkt ist, dass ich ihr helfe, ein wenig aus ihrem Gutmädchen-Dasein auszubrechen, indem ich sie dazu animiere, das Leben ein bisschen zu genießen. Mit den süßen Typen am Pool zu sprechen. Einen Fremden in einer Bar zu küssen. All die Spaß-Abzeichen zu verdienen, wenn man so möchte. Es ist ein laufender Prozess, aber ich denke, dass ich in ihrem Leben wirklich etwas bewirke.
Wir haben uns erst im ersten Collegejahr kennengelernt und vor Vegas noch nie zusammengewohnt. Sonst hätte ich schon früher gemerkt, dass sie meine Hilfe braucht. Events zu planen und Menschen dabei zu helfen, mehr unter Leute zu kommen und sich zu öffnen, ist praktisch das Gleiche. Oder zumindest ist es das, wenn ich es mache. Beziehungsweise wird es das bald sein. Denn als frische Collegeabsolventin organisiere ich noch nicht die wirklich tollen Events, hatte an den Projekten, die man mir bisher anvertraut hat, aber trotzdem jede Menge Spaß.
Beispielsweise organisiere ich gerade das Ehrendinner für eine Gruppe des amerikanischen Dermatologieverbands, der kommendes Frühjahr eine einwöchige Konferenz bei uns gebucht hat. Ich weiß, ihr denkt, das klingt langweilig, aber es wird ein absolut herausragendes Ereignis sein, wenn ich damit fertig bin. Zudem arbeite ich an ein paar Hochzeiten, was für mich immer am schlimmsten ist, aber natürlich leiste ich dennoch meinen Beitrag als Eventplanerin. Irgendwann werde ich mich zu den wirklich guten Veranstaltungen hochgearbeitet haben – wie Launch-Partys für die Jeanslinien von irgendwelchen Stars oder Kosmetikkonferenzen. Events, bei denen ich nicht zwischen Braut und Bräutigam vermitteln muss, weil sich die beiden über Menüoptionen oder darüber streiten, wo man den Onkel hinsetzt, der nie die Klappe hält, während ich mir auf die Zunge beiße, um vor Frust nicht laut aufzuschreien.
Eine Hochzeit ist nur ein Tag. Ein nerviger Tag, an dem man krampfhaft versucht, den besten Tag seines Lebens zu haben, was jedoch unmöglich ist, weil die besten Tage im Leben nicht geplant werden können. Die besten Tage passieren immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.
»Ich mache mir Sorgen wegen Rhys«, sagt Lydia, als wir den halben Weg zur Arbeit hinter uns gebracht haben.
»Warum das?« Rhys ist ihr Angebeteter. Zudem ist er ihr Boss. Und meiner. Er ist von allen Mitarbeitern der Boss, da er der Geschäftsführer des Windsor ist, des Hotels, in dem wir beide arbeiten. Sie daten sich nicht wirklich, aber er steht auf sie, kämpft jedoch dagegen an, was ich nicht kapiere, da Lydia toll ist und sie am Ende sowieso zusammenkommen werden. Manchmal müssen Männer die Dinge aber einfach auf ihre Art und Weise herausfinden.
»Die, ähm … Sache in der Bar ist jetzt zwei Wochen her, und ich habe allmählich das Gefühl, dass das mit uns nichts wird.«
Bei der Sache in der Bar handelt es sich um einen Orgasmus. Zwar im Back Office, aber trotzdem. Ich war superstolz auf sie, weil das für sie weit außerhalb ihrer Komfortzone lag. Als wir an dem Abend nach Hause gekommen sind, habe ich ihr ein Bar-Abzeichen gemacht, was so viel wie ein Pfadfinderinnenabzeichen für Erwachsene ist. Schmutzige Erwachsene.
»Aber gleichzeitig«, fährt sie fort, »habe ich das Gefühl, dass wir füreinander bestimmt sind. Ich kann doch nicht all diese Gefühle ohne Grund haben, oder?« Sie hält nicht lang genug inne, als dass ich antworten könnte, daher nehme ich an, dass ihre Frage rhetorisch gemeint war. »Ich weiß, dass er es auch fühlt. Ich weiß es einfach. Ich verstehe nur nicht, warum er nichts unternimmt. Er küsst mich, als würde er es ernst meinen, Payton. Niemand hat mich jemals zuvor so geküsst, weißt du? Es ist etwas gänzlich anderes.«
Das kann ich nicht sagen, weil ich Rhys nicht geküsst habe, aber ich habe gesehen, wie er sie ansieht, von daher hat sie wahrscheinlich recht. »Wir werden das Ganze schon hinbiegen«, verspreche ich ihr. »Ich werde mal ein paar Erkundigungen einholen. Ich kenne eine Menge Leute im Hotel.«
»Du kennst eine Menge Leute?« Lydia sieht mich an, als sie an einer roten Ampel hält. »Wir haben beide am gleichen Tag angefangen. Wen kennst du, den ich nicht kenne?«
Ich wische ihre Zweifel einfach beiseite. »Du bist in der Personalabteilung, ich im Eventmanagement. Vertrau mir, ich höre den heißen Klatsch. Dir wiederum erzählt keiner was.«
»Da hast du womöglich recht.«
»Bis zum Mittagessen habe ich herausgefunden, was es mit Rhys auf sich hat. Alles wird gut werden.«
»Glaubst du wirklich?«
»Höchstwahrscheinlich. Höchstwahrscheinlich wird alles gut werden. Spätestens heute Nachmittag werde ich herausgefunden haben, was hinter Rhys’ Verhalten steckt. Vielleicht steht er ja auf irgendwelchen komischen Kram. Vielleicht steht er ja auf Pelzspielchen im Bett oder so. Was natürlich in Ordnung ist, ich verurteile niemanden. Aber ich weiß nicht, ob du den Nerv hast, dich als Pandabär zu verkleiden, um es ihm zu besorgen, von daher ist es für dich persönlich möglicherweise nicht in Ordnung.«
»Was?« Lydia wirft mir einen weiteren Blick zu und völlige Verwirrung zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab.
»Ähm, vergiss es.« Ich glaube nicht, dass sie schon bereit dafür ist, zu erfahren, wie irritierend Dating wirklich sein kann.