Читать книгу Just One Word: Verrückte Mädchen küssen besser - Jana Aston - Страница 9

5. Kapitel

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Heilige Mutter Gottes. Vince ist heiß. Jung und heiß. Na ja, nicht soo jung – ich nehme an, dass er in den Dreißigern ist, aber ich hatte einen dicken Kerl um die siebzig erwartet, von daher ist er vergleichsweise jung. Außerdem ist er der Mann, den ich vor ein paar Tagen in der Lobby des Windsor mit Canon sprechen gesehen habe.

Was bedeutet, dass er zu mir zurückgekommen ist, nicht wahr? Ich denke schon. Sicher, es könnte Zufall sein. Könnte es. Canon ist mit Vince befreundet, also ist er im Hotel vorbeigekommen. Lydia mag Rhys, also sind wir jetzt hier im Stripclub. Bla, bla, bla. Zufall? Nein. Denn Fügung ist letzten Endes nur ein anderes Wort für Schicksal. Wirklich, es stimmt, schlagt es nach.

Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd.

Ich hatte nie was für ältere Männer übrig. Ich war nie das Mädchen, das davon fantasiert hat, seinen Lehrer, seinen Trainer oder den besten Freund des älteren Bruders zu verführen. Ehrlich gesagt, habe ich nie davon fantasiert, irgendjemanden zu verführen, denn meiner Erfahrung nach sind Typen nicht so schwer zu bekommen. Ich habe immer Jungs an meiner Schule gedatet und es war immer einfach, festzustellen, ob eine gegenseitige Anziehung bestand, bevor ich zu sehr darin verwickelt wurde, mich in jemanden zu verlieben.

Vince ist zum Anbeißen. Er ist jede unanständige Fantasie, die ich nie hatte, in einer Person.

Dieser Tag verläuft schon jetzt so viel besser, als ich jemals hätte erwarten können. Vielleicht ist Lydias Plan am Ende doch nicht so verrückt, wie zunächst gedacht. Seht ihr! Eine weitere Fügung! Wer verkauft schon seine Jungfräulichkeit? Verdammt noch mal niemand. Insbesondere nicht zweiundzwanzigjährige Frauen mit Jobs und einer Gutes-Mädchen-Vergangenheit.

Und dennoch sind wir jetzt hier.

Vince blickt auf, als Sally unsere Ankunft verkündet, und als sein Blick auf mir landet, ist er genauso verheerend, wie erwartet. Nur dass ich nicht denke, dass verheerend das richtige Wort ist. Ich muss mir später ein gänzlich neues Wort für seine Augen ausdenken. Ein Wort, das ausdrückt, dass ich sofort die Mutter seiner Kinder werden möchte.

Vielleicht. Schließlich ist es immer noch möglich, dass er mir auf die Nerven geht, wenn er den Mund aufmacht, also gibt es keinen Grund, vorschnell zu agieren. Es ist auch kein Problem, wenn es zwischen uns nicht klick macht, weil wir trotzdem noch miteinander ins Bett gehen können. Solang er gewillt ist, seine Klappe zu halten.

Ich frage mich, worauf er steht. Er leitet einen Gentlemen’s Club, also muss ich eventuell offen für neue Dinge sein. Doch da ich immer stolz auf meine Anpassungsfähigkeit war, habe ich diesbezüglich ein gutes Gefühl.

Lydia geht auf ihn zu und streckt ihm zur Begrüßung die Hand entgegen.

Ach du meine Güte. Wenn sie eine Präsentation für dieses Treffen vorbereitet hat, werde ich hier und jetzt tot umfallen. Ich stelle mich neben sie, als sich Vince erhebt und ihre Hand schüttelt. Er hat eine höfliche, aber gleichgültige Miene aufgesetzt und checkt nicht mal ihre Brüste ab.

Dieses Treffen ist kein bisschen so, wie ich es erwartet habe.

»Payton«, stelle ich mich vor und strecke ihm ebenfalls die Hand entgegen. Sein Blick wandert abwechselnd zwischen Lydia und mir hin und her, als er sie schüttelt. Meinen Brüsten schenkt er ebenfalls keine Beachtung, was enttäuschend ist. Gentlemanlike, aber enttäuschend. Denn meine Brüste sind echte Hingucker. Man muss aber auch fairerweise sagen, dass ich mich für ein Treffen mit einem alten Perversling angezogen habe und nicht für ein Treffen mit meinem zukünftigen Ehemann.

Dieses Büro hier sieht dem Empfangsbereich, aus dem wir gerade gekommen sind, ziemlich ähnlich. Es strahlt teure Neutralität aus. Der Schreibtisch wirkt, als würde er sich gut auf den Seiten eines Katalogs für hochwertige Möbel machen. Davor stehen zwei schicke Stühle für Besucher und dahinter eine edle Kommode, auf der eine einzelne Pflanze in einem Blumentopf thront. Ich nehme an, dass dieser Touch von Sally stammt.

Es ist ein schönes Büro. Elegant, wie Vince selbst.

Es gibt nicht mal eine Castingcouch.

Wir setzen uns und Vince schnippt mit dem Handgelenk, um auf die Uhr zu sehen, bevor er verkündet, dass wir fünfzehn Minuten haben.

Ich sehe zu Lydia hinüber, in der Erwartung, dass sie zu reden anfängt, aber sie sieht aus, als würde sie sich am liebsten übergeben. Keine Sorge, deswegen bin ich ja hier. Ich werde Vince ablenken, bis sich Lydia wieder gefangen hat. Und mit ablenken meine ich, dass ich ihn besser kennenlernen werde.

»Haben Sie mehrere Freundinnen?«, frage ich.

»Wie bitte?« Vinces Gesichtsausdruck bleibt nahezu unverändert, aber er richtet seine Aufmerksamkeit auf mich. Den Kopf hat er leicht zur Seite geneigt, und ich weiß genau, dass er mich sehr wohl verstanden hat. Angesichts der Tatsache, wo wir uns befinden, ist das noch nicht einmal eine sonderlich seltsame Frage.

Er verengt die Augen, nur ein bisschen, während er mich mustert, und ich versuche, nicht zu grinsen.

»Sie wissen schon, wie Hugh Hefner damals?«

»Ich leite einen Stripclub, kein Lifestyle-Magazin«, entgegnet er nach einem Moment, ohne meine Frage wirklich zu beantworten.

»Das ist dasselbe.« Ich zucke mit den Schultern und schüttle den Kopf. Die Bewegung sorgt dafür, dass sich eine meiner Haarsträhnen löst und mir ins Gesicht fällt. Ich puste sie zur Seite, während ich meinen Becher mit Eiskaffee an die Lippen hebe und einen Schluck trinke. »Wie dem auch sei, haben Sie mehrere Freundinnen?« Ich schüttle den Becher, um auch den Rest meines Getränks umzurühren, eine lästige Angewohnheit, die das Eis darin zum Klirren bringt.

Vinces Blick wandert von dem Getränk zu meinen Lippen, als ich einen Schluck daraus trinke. Vermutlich wird ihm die Sache mit dem Schütteln der Eiswürfel noch vor unserem ersten Jahrestag mächtig auf den Sack gehen.

Ich lasse meinen Unterarm auf der Armlehne des Stuhls ruhen, halte den Becher lose in der Hand und lehne mich zurück. Es ist ein wirklich gemütlicher Stuhl. Ich frage mich, ob die Mädels auf diesem sitzen und um Gehaltserhöhungen feilschen. Dann überlege ich, ob Stripperinnen überhaupt Gehaltserhöhungen bekommen. Das sollten sie, aber ich werde ihn erst später danach fragen, weil ich nicht möchte, dass er denkt, ich würde ihm bei unserem ersten Date vorschreiben, wie er seinen Laden zu führen hat. Wahrscheinlich werde ich ihm irgendwann sagen, wie er ihn zu führen hat, aber das ist jetzt nicht der Punkt.

Vince schweigt und Lydia rutscht noch immer unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, weshalb ich die Stille damit fülle, ihm zu erklären, warum wir hier sind. Ich berichte ihm, dass Lydia in Rhys verliebt ist und dass Rhys sich auch in Lydia verlieben wird, wenn er das nicht bereits getan hat. Außerdem erzähle ich ihm, dass sie bei Rhys einziehen wird und ich dann eine neue Mitbewohnerin brauche.

Ich weiß, dass die Sorge bezüglich einer neuen Mitbewohnerin egoistisch ist, aber der Gedanke ist nun mal beunruhigend. Mit Lydia zusammenzuwohnen, ist, als hätte man Mary Poppins als Mitbewohnerin. Sie ist praktisch in jeder Hinsicht perfekt. Ich werde niemals eine andere Mitbewohnerin finden, die ihr das Wasser reichen kann, wie man so schön sagt. Es wird ätzend werden, wenn sie auszieht. Und das wird sie, das weiß ich genau. Rhys wird sich in sie verlieben und sie im Handumdrehen zu sich locken, sodass ich allein zurückbleibe.

Mir ist bewusst, dass das weit hergeholt ist, aber das Schicksal ist ein launisches Biest, und wer bin ich, es in Frage zu stellen?

Darüber hinaus hätte ich gern Sex mit Vince, von daher …

Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in mein Appartement in Henderson einziehen möchte, was aber absolut in Ordnung ist, da er mit Sicherheit ein schöneres Zuhause hat als ich und man manchmal eben einfach Kompromisse eingehen muss. Die Leute verwenden das Wort Kompromiss häufig in Situationen, in denen sie eigentlich alles bekommen, was sie wollen. Genau wie ich gerade.

»Ich könnte Ihre dritte Freundin sein«, biete ich an.

Hef hatte drei Freundinnen, vielleicht hat Vince auch eine Villa voller Partnerinnen? Möglicherweise käme ich damit zurecht. Das kann ich schließlich nicht beurteilen, bevor ich es nicht ausprobiert habe, richtig? Ich bin eine ziemlich unabhängige Frau, von daher könnte ich mir vorstellen, dass ich entspannt damit umgehen würde, meinen Freund mit anderen Frauen zu teilen. Wenn es drei Freundinnen gäbe, würde ich ihn immer noch zwei Komma drei Nächte pro Woche für mich haben, sodass ich die übrigen Nächte dafür nutzen könnte, mit meinen Freunden zu Abend zu essen, mir die Beine zu waxen oder ein paar Folgen von Love Island nachzuholen.

Es sei denn, er hat sieben Freundinnen. Ich brauche mehr als nur einen Abend Aufmerksamkeit pro Woche.

»Ich wäre offen dafür, Freundin Nummer drei zu sein«, stelle ich noch einmal klar, für den Fall, dass er sieben Freundinnen hat. »Freundin Nummer eins oder Nummer zwei will ich nicht sein, das klingt nach zu viel Verantwortung, verstehen Sie? Außerdem hätte ich gern mein eigenes Zimmer. Macht man das so? Haben alle Freundinnen ein eigenes Zimmer? So hat es zumindest Hef gehandhabt. Haben Sie ein schönes Haus? Denn ich teile Sie nicht mit jemand anderem, wenn Sie in einer beschissenen Bude mit Münzwaschmaschinen wohnen.«

Hugh Hefner ohne die Villa wäre seltsam gewesen. Für den alten Playboy-Inhaber galten aufgrund der Villa, der Partys und des Zimmerservices andere Regeln. Könnt ihr euch vorstellen, in einem Haus zu wohnen, in dem man in der Küche anrufen und sich Essen auf sein Zimmer liefern lassen kann? Ich schon. Ich kann es mir definitiv vorstellen, weil ich es in einer der Folgen von dieser Show, die Hef mit seinen Freundinnen gemacht hat, gesehen habe.

Oder was ist mit dieser Sendung, in der ein Haufen Frauen gleichzeitig um einen Typen kämpft? In welcher Welt passiert so etwas? Ein Kerl, der achtundzwanzig Frauen auf einmal datet? Während sie alle im selben Haus leben? Dieser Scheiß würde auf einem Collegecampus ganz sicher nicht funktionieren, das kann ich euch versichern. Nicht einmal dann, wenn jedes der Mädels sein eigenes Zimmer hätte und der Typ der Star der Footballmannschaft wäre. Nein. Aber wenn man alle in eine Strandvilla in Malibu steckt, ist es plötzlich normal.

Wahrscheinlich sollte ich weniger Reality-TV schauen.

»Meinen Sie das ernst?« Vince sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an und seine Miene ist mit einem Mal nicht mehr so neutral. Ich bin mir nicht sicher, was gerade in ihm vorgeht, aber das ist in Ordnung, denn er fühlt definitiv etwas, und das ist alles, was wirklich zählt. Ich habe Emotionen in ihm ausgelöst. Vielleicht kämpfen Aufruhr und Erregung in diesem Moment noch gegeneinander, aber es ist ein Anfang. Außerdem ist er mit Sicherheit richtig gut im Bett, wenn es um Hate-Sex geht. Lieber Gott, warum ist er nur so attraktiv?

»So ernst wie ein Hai«, antworte ich, während ich versuche, das Bild, wie er meine Handgelenke mit einer Krawatte fesselt und mich über seinen Schreibtisch beugt, aus meinem Kopf zu vertreiben.

Ich weiß, ich weiß. Er trägt gar keine Krawatte. Verflucht sei meine hyperaktive Fantasie.

»Diesen Spruch gibt es ja nicht einmal«, erwidert er, hebt seinen Kaffeebecher an seine Lippen und beäugt mich über dessen Rand hinweg. »Das heißt todernst.«

»Sind Haie etwa nicht ernst zu nehmen? Versuchen Sie mal, mit einem Hai zu schwimmen, und dann sagen Sie mir, wie wenig ernst zu nehmen die sind.« Ich lasse die Eiswürfel in meinem Becher klirren und trinke einen weiteren Schluck, weil ich mir sicher bin, dass ich mein Argument überzeugend rübergebracht habe.

»Ihnen ist schon klar, dass er mit all diesen Frauen geschlafen hat, oder?«

»Was denn sonst?«, erwidere ich. Schließlich bin ich keine Idiotin.

»Sie sind wirklich ein heißer Feger, was?«, fragt Vince, stellt seinen Becher auf der Schreibtischplatte ab, lehnt sich nach vorn und stützt sich mit den Armen auf dem Tisch ab. Er trägt ein weißes Hemd ohne Krawatte. Ich finde diese Wahl für einen Samstagmorgen wirklich unwiderstehlich. Die meisten Männer würden ein T-Shirt tragen. Er hat die Ärmel seines Hemds bis zu den Ellenbogen aufgerollt, was ich hammermäßig sexy finde. Die oberen Knöpfe sind geöffnet und ich kann einen Anflug seiner Brust erkennen. Wenn ich denken würde, dass er es zuließe, würde ich jetzt auf seinen Schoß klettern und mir an den anderen Hemdknöpfen zu schaffen machen. Mir ist bewusst, dass das hier weder die Zeit, noch der Ort dafür ist, und dass mein sofortiges Verlangen jeglicher Plausibilität entbehrt, aber er stellt einfach irgendetwas mit mir an. Etwas Ursprüngliches. Etwas Anrüchiges. Aus der Nähe sieht er sogar noch besser aus als von meinem Beobachtungspunkt auf dem Balkon vor ein paar Tagen.

»Ich bin sehr vielseitig, da ist was dran.« Ich wette, das ist genau das, was mein Life-Coach damit meinte, sich seine Stärken zu Nutze zu machen. Ich habe ein gutes Gefühl, was das hier angeht.

»Payton, oder?«, hakt er nach und ich strahle ihn an. Er erinnert sich an meinen Namen. Okay, ich habe mich ihm erst vor drei Minuten vorgestellt, aber ich mag Männer, die aufmerksam sind. Das ist ein gutes Zeichen für seine Qualitäten im Bett.

»Ja?« Ich weiß, dass ich bisher den Großteil der Unterhaltung geführt habe, aber ich würde sagen, dass es gut läuft, und mein Verlangen nach ihm ist auch noch zu einhundert Prozent vorhanden. Vince sieht so aus, als könnte man mit ihm viel Spaß haben, und genau danach suche ich. Spaß ist eine gute Basis und vielleicht wird daraus ja mehr. Auch wenn das unwahrscheinlich ist, weil er einen Stripclub besitzt und ich ziemlich problembehaftet bin.

»Warum sind Sie hier?«

Pfui, Vince. Das war unhöflich. Ich habe doch gerade praktisch erklärt, warum ich hier bin. Na gut, vermutlich war das eher eine Erklärung, warum Lydia hier ist. Es ist ja nicht so, als wäre ich mit dem Angebot, seine Freundin zu sein, hierhergekommen, da ich bis dato ja nicht einmal wusste, dass er hier sein würde. Das war alles Schicksal.

»Ich verdiene mir das Beste-Freundin-Abzeichen«, erläutere ich mit einem kleinen Schulterzucken. Um ehrlich zu sein hätte ich gegen ein solches Abzeichen tatsächlich nichts einzuwenden. Schließlich ist mir während meiner kurzen Zeit bei den Pfadfinderinnen durch mein Debakel das ein oder andere Abzeichen durch die Lappen gegangen.

»Vince«, unterbricht Lydia, die nun endlich den Mut gefunden hat, dieses Gespräch in die Hand zu nehmen. Was gut ist, da ich mir sicher bin, dass Vince bereits überlegt, ob er uns aus seinem Büro werfen soll. »Ich habe ein Angebot für Sie.«

»Ich bin ganz Ohr, Miss Clark«, sagt Vince und richtet seine Aufmerksamkeit wieder auf Lydia. »Sie haben noch neun Minuten. Wenn Sie etwas möchten, dann kommen Sie besser auf den Punkt. Und zwar schnell.«

Das ist der Teil, wo Lydia mit ihrem Plan herausplatzt. Der Teil, in dem sie den Besitzer eines Stripclubs – einen Mann, den sie bis eben noch nie zuvor getroffen hat – darum bittet, ihre Jungfräulichkeit zu versteigern. Aber nur, wenn Rhys am Ende als Gewinner unter den Bietern hervorgeht.

Heiliger, wie konnte ich nur zulassen, dass sie mit dieser Idee im Kopf unser Appartement verlässt? Ich verdiene kein Beste-Freundin-Abzeichen.

Als sie fertig ist mit ihren Ausführungen, starrt Vince sie nur schweigend an, während er mit den Fingern auf dem Schreibtisch herumtrommelt. Scheiße, hier liegt gerade ganz schön Anspannung in der Luft. Ich hasse Anspannung. Nervös ziehe ich an dem Strohhalm, der in meinem Eiskaffee steckt, aber der Becher ist leer, sodass nur dieses rasselnde und dumpfe Geräusch durch den Raum hallt, das entsteht, wenn man einen Miniaturwindkanal in einem Becher erzeugt. Das und das Klirren der Eiswürfel, als ich mal wieder den Becher schüttle. Vince starrt mich finster an, aber ich ziehe erneut an meinem Strohhalm, in der Hoffnung, dass das Schütteln vielleicht den ein oder anderen Extratropfen freigesetzt hat. Doch das ist nicht der Fall.

»Echt jetzt?«, fragt Vince, den Blick immer noch unverwandt auf mich geheftet.

»So was von echt. Und genauso echt sind auch meine Brüste.« Die er sich immer noch angucken muss. Ich werde dieses Top nie wieder tragen. Der Mann bestreitet seinen Lebensunterhalt durch das Betreiben eines Etablissements mit nackten Frauen und er kann nicht mal einen Blick auf mein Dekolleté werfen? Das ist beleidigend. Und schlecht fürs Geschäft. Meine Brüste sind phänomenal. Das sollte er registrieren, für den Fall, dass ich jemals diesen Bewerbungsbogen einreichen sollte. Idiot.

Er starrt mich noch einen Moment lang an, ehe er einmal kurz den Kopf schüttelt und sich wieder an Lydia wendet. »Das hier ist kein Puff«, sagt er zu ihr. »Prostitution ist nicht legal in Clark County.«

»Natürlich nicht. Aber das Double Diamonds ist doch ein profitorientiertes Etablissement, oder, Mr …?«

»Vince«, antwortet er mit ausdruckslosem Gesicht.

»Okay, Mr Vince, Sie sind doch im tiefsten Inneren ein Geschäftsmann, oder? Also lassen Sie uns einen Deal machen. Ich verspreche, es wird sich für Sie lohnen«, fährt Lydia fort.

Gott, diese Frau. Ein Korb voll frisch gebackener Kekse würde ihn nicht überzeugen können. Das hier ist mehr als nur eine Nummer zu groß für sie.

»Pfadfinderehrenwort«, sage ich und zwinkere Vince dramatisch zu, mit zur Seite geneigtem Kopf und einem kleinen Tss, das ich mit der Zunge mache. »Im Sinne des Urban Dictionary, großer Junge.«

Lydia dreht ihren Kopf zu mir und funkelt mich jetzt ebenfalls böse an. Himmel, ich habe doch nur versucht, ihr zu helfen! Es ist ja nicht so, als hätte ich sie für sexuelle Gefälligkeiten angeboten. Unter keinen Umständen würde ich das tun, denn Vince gehört mir und ich muss ihn bereits mit diesen anderen beiden Freundinnen teilen. Moment mal, Letzteres hat er ja gar nicht bestätigt, oder? Hm, er ist wirklich nicht sonderlich offenherzig, was persönliche Informationen über ihn angeht. Er trägt keinen Ring am Finger, aber vielleicht hat er ja schon eine Freundin. Eine echte, die er liebt und nicht betrügt.

Was für ein glückliches Mädchen.

Vince lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und streicht sich mit zwei Fingern über die Lippen, während er uns mit neu erwachtem Interesse mustert. »Sie arbeiten also im Windsor? Sie beide?«

Wir nicken.

»Dann lassen Sie uns übers Geschäftliche sprechen.«

Und das ist die Geschichte, wie eine Jungfrau einen Stripclubbesitzer dazu überredete, ihr zu helfen, sodass sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebte.

Doch das ist nicht meine Geschichte.

Just One Word: Verrückte Mädchen küssen besser

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