Читать книгу Just One Word: Verrückte Mädchen küssen besser - Jana Aston - Страница 8
4. Kapitel
Оглавление»Bist du sicher, dass du das tun möchtest, Lydia?« Meine überragenden Geselligkeits-Skills wollen, dass sie Ja sagt. Ja, weil es spaßig werden wird. Ja, weil es verrückt ist. Ja, weil wir nichts Besseres fürs Wochenende geplant haben. Aber als ihre beste Freundin möchte ich, dass sie noch mal darüber nachdenkt. Genau aus den gleichen Gründen.
Es ist Samstagmorgen und wir sitzen im Auto auf dem Parkplatz des Double Diamonds. Dabei handelt es sich um einen Stripclub. Gentlemen’s Club. Wie auch immer. Die Website des Clubs sah gar nicht so schäbig aus, wie ich erwartet hatte, aber es handelt sich immer noch um einen Stripclub. Wir sind hier, weil meine noch jungfräuliche beste Freundin reingehen und den Besitzer bitten möchte, ihr dabei zu helfen, ihre Jungfräulichkeit zu versteigern. An Rhys, um genau zu sein.
Ich weiß.
Das klingt zu verrückt, um wahr zu sein.
Es ist völlig irrsinnig.
Aber ja, das passiert hier gerade wirklich. Ich habe gestern ein wenig rumgefragt, und wie es scheint, verbringt Rhys eine Menge Zeit in diesem Gentlemen’s Club. Außerdem gab es Gerüchte um Professionelle. Und damit meine ich Prostituierte. Ich habe Lydia diese Informationen beim Mittagessen erzählt und am Abend hatte sie bereits einen Plan. Den eben genannten Plan, ihre Jungfräulichkeit bei irgendeiner Art Auktion an Rhys zu versteigern. Unter keinen Umständen wird dieses Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden. Nein, nein und noch mal nein. Lydia ist das gute Mädchen. Die gute Freundin. Die gute Tochter. Die Gute bei allem. Weshalb ihre Idee auch völlig durchgeknallt ist. Nicht dass ich denke, dass Rhys nicht anbeißen würde. Denn das wird er. Ich denke nur nicht, dass wir gleich einem Stripclubbesitzer mit einem Herzen aus Gold gegenüberstehen werden.
Wie dem auch sei.
Auf ins Double Diamonds.
Ich erwarte, dass wir rausgeschmissen werden. Oder wegen Anstiftung zur Prostitution verhaftet werden. Oder gefesselt und in ein Flugzeug Richtung Mexiko verfrachtet werden.
Was denn? Ich habe halt eine lebhafte Fantasie.
Stattdessen werden wir gefragt, ob wir jeweils einen Bewerbungsbogen ausfüllen möchten, was, um ehrlich zu sein, ein wenig schmeichelhaft ist. Klar, ich habe schon einen Job, aber man weiß ja nie, wann mein einen Backup-Plan braucht.
»Ich möchte gern mit dem Besitzer sprechen«, erwidert Lydia mit gestrafften Schultern und hoch erhobenem Kopf.
»Ich auch«, füge ich hinzu, weil ich sie da nicht allein reingehen lassen kann, falls der Boss hier ist und uns tatsächlich ein Treffen gewährt wird. Grund Nummer eins: Ich bin eine gute Freundin und eine gute Freundin würde dich niemals allein ins Back Office eines Stripclubs schicken. Lydia ist blind vor Liebe und ich kann sie keine Entscheidung treffen lassen, die sie später bereuen wird. Grund Nummer zwei: Die ganze Sache hat das Potenzial, sehr unterhaltsam zu werden, und das werde ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Ich stopfe den Bewerbungsbogen in meine Handtasche und Lydia bedenkt mich mit einem skeptischen Blick. Ich zucke mit den Schultern – schließlich habe ich den Bewerbungsbogen behalten, weil ich neugierig bin, und nicht, weil ich mich wirklich bewerben werde. Zumindest höchstwahrscheinlich nicht.
Wir werden an einigen erhöhten Plattformen mit den üblichen Polestangen in der Mitte vorbeigeführt, einen langen, dunklen Flur entlanggeleitet und durch eine Tür hindurch gebracht.
Die Tür führt zu … einem Büro. Es ist ein schönes Büro. Wirklich schön. Es ist ruhig und eine Reihe von Fenstern flutet den Raum mit natürlichem Licht. Von hier aus sollte man den Parkplatz sehen, da wir einen Block vom Strip entfernt sind, aber stattdessen blickt man auf eine Art Innenhof. Es wirkt so, als habe man einen Teil des Parkplatzes abgeteilt und in eine Außenterrasse verwandelt. Die Mauer blockiert von unserem Blickwinkel aus die Sicht auf das, was dahinterliegt, daher kann ich nur einen Blumengarten und einen Brunnen erkennen. Einen verdammten Brunnen. Das ist echt enttäuschend, weil ich mir einen dunklen Raum mit schlechter Beleuchtung und einen übergewichtigen weißen Mann mit einer Zigarre im Mund vorgestellt habe, der hinter einem Schreibtisch sitzt und von einer Reihe von Schlägertypen umgeben ist, die ihn beschützen, sollte es notwendig sein.
Vor uns befindet sich eine Sitzecke aus Ledersofas und einigen Fauteuils. In deren Mitte steht ein Couchtisch, der offenbar aus recyceltem Holz in Fischgratmuster besteht und von einem schmalen Metallrahmen gestützt wird. In die Seitenwand des Raumes ist eine Kaffeebar eingelassen – bestehend aus einer hölzernen Anrichte mit Marmorplatte sowie einem Kaffeeautomaten und Gläsern mit Zuckerpäckchen und Müsliriegeln.
Und es gibt einen Schreibtisch.
Nur einen.
An dem eine kurvige Frau in den Fünfzigern sitzt, die uns anstrahlt und mir das Gefühl gibt, als würde ich gerade nach der Schule bei einer Freundin vorbeischauen, statt ins Hinterzimmer eines Stripclubs geführt zu werden.
Das ist ebenfalls eine kleine Enttäuschung, wenn ich ehrlich bin. Ich dachte, dieses Treffen würde ein bisschen dramatischer verlaufen, aber diese Frau sieht aus, als würde sie einen Buchclub leiten, und nicht einen Stripclub. Einen Buchclub, in dem nur Bücher mit angedeuteten Sexszenen oder, noch schlimmer, ohne jegliche Romantik besprochen werden. Bäh. Lydia braucht mich hier nicht. Diese beiden werden Schmortopfrezepte austauschen, während sie mit dieser Pseudoauktion Rhys’ Leben auf Vordermann bringen.
Ich hasse es, nicht gebraucht zu werden.
»Ich bin Sally«, sagt die Frau und erhebt sich mit einem weiteren Lächeln von ihrem Stuhl. »Ihr Ladys wollt zu Vince? Kann ich euch einen Kaffee oder ein Wasser anbieten, ehe ihr zu ihm geht?«
Vince. Okay, das ist doch mal ein Wort. Vince klingt, als könnte er ein mieser Typ mit Zigarre im Mund sein. Er könnte in einem spärlich beleuchteten Büro sitzen, das nach Verzweiflung riecht und wie das Set eines Mafia-Dramas von HBO aussieht.
»Nein, danke«, lehnt Lydia ihr Angebot höflich ab.
»Ich brauche ebenfalls nichts«, sage ich, halte meinen halbleeren Becher mit Eiskaffee in die Höhe und lasse das Eis darin klirren. »Ich arbeite noch immer an dem hier, danke.«
Die Frau nickt und umrundet ihren Schreibtisch, wobei sie auf eine geschlossene Tür deutet. Als sie diese erreicht, öffnet sie sie und winkt uns hindurch, während sie Vince über unser Anliegen, mit ihm zu sprechen, in Kenntnis setzt. Die Tür fällt hinter uns sanft ins Schloss.
Das ist es. Das Büro. Und da sitzt der Boss.
Es gibt keinen Rauch.
Auch keine Schlägertypen.
Und Vince? Vince ist nicht so, wie ich es erwartet habe. Nicht mal annähernd.