Читать книгу Royal Horses (3). Kronennacht - Jana Hoch - Страница 9

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Komm schon, du hast es versprochen.«

Edward stöhnte, vergrub sein Gesicht in einem Kissen und wollte mich wieder an sich ziehen. Doch ich war bereits hellwach, wand mich aus seinem Griff und sprang aus dem Bett.

Er murmelte irgendetwas Unverständliches und erst glaubte ich, er wolle wirklich weiterschlafen, aber dann setzte er sich doch auf und blinzelte. Auf nackten Füßen tapste ich zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Wie ich es erwartet hatte: Draußen war es noch dunkel, aber ich konnte vereinzelte Nebelschwaden auf dem Boden erkennen und hinter den weit entfernten Mauern von Grantham Hill schimmerte ein schmaler Lichtstreifen. Das würde einen fantastischen Sonnenaufgang geben, noch schöner, als er in Dänemark gewesen war.

Wir hatten noch einen weiteren Tag in Kopenhagen verbracht und waren erst gestern Abend zurückgekommen. Heute Morgen wollten alle, sogar die Königin höchstpersönlich, ausschlafen, und da es kein gemeinsames Frühstück geben würde, hatte ich Edward überredet, mit mir in den Stall zu gehen. Um das perfekte Licht einzufangen, mussten wir uns allerdings beeilen. Mit schnellen Schritten lief ich zum Schrank und tauschte mein Schlafshirt gegen Jeans und Pullover. Edward folgte mir etwas langsamer und schien immer noch nicht richtig wach zu sein. »Ich muss verrückt sein«, murmelte er und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

»Es wird sich lohnen, glaub mir.« Ich flitzte ins Bad, putzte meine Zähne in Rekordgeschwindigkeit und band meine Haare zu einem Knoten. Anschließend schlüpfte ich in den Designermantel, den Mum mir aus Deutschland geschickt hatte. Damit ja niemand aus Edwards Familie glaubte, dass sie sich das nicht leisten konnten oder – noch schlimmer – sie für schlechte Eltern hielt, die mich nicht genug liebten. Um Letzterem entgegenzuwirken, hatte sie mir noch einen extralangen Winterschal aus dunkelblauer Wolle gestrickt, und um ehrlich zu sein, mochte ich den viel lieber als das teure Stück von Vinolo-Irgendwas. In Windeseile wickelte ich ihn mir um den Hals und schnappte mir die Kamera, die Edward mir beim Einzug in den Palast geschenkt hatte.

»Dass du morgens schon derart aktiv sein kannst.« Er gähnte, schüttelte den Kopf und band die Schnürsenkel seiner Boots zu.

»Na, bei dem Licht gibt das einfach geniale Aufnahmen«, sagte ich und legte schon einmal meine Hand auf die Türklinke. »Ich meine, stell es dir vor: Es ist draußen noch leicht nebelig, die Sonnenstrahlen fallen durch die Bäume und davor dann die Pferde. Fliegende Mähnen, Sand wirbelt umher und …« Ich brach ab, weil mir auffiel, dass ich viel zu schnell geredet hatte.

Edward grinste bloß. Er stand auf, kam zu mir herüber und nahm meine Hand. »Ich liebe es, dich so zu sehen.«

»Mich wie zu sehen?«

Er öffnete mir die Tür und führte mich auf den Flur. Erst draußen drehte er sich um und sagte: »Dich so glücklich zu sehen. Ich liebe es, dich so glücklich zu sehen. Und selbst wenn ich dafür mitten in der Nacht aufstehen muss, würde ich das sogar jeden Tag machen.« Er lächelte und schloss seine Finger fester um meine. »Dafür würde ich nämlich alles tun.«

Die königlichen Stallungen waren deutlich kleiner als die Trainingsanlage auf Caverley Green. Es gab nur einen Boxentrakt, einen Reitplatz und eine kleine Halle, die sich allesamt innerhalb der Mauern im Park befanden und für Besucher unzugänglich waren. Doch obwohl insgesamt nur zehn Pferde untergebracht waren – neben Sparky, Tira und Mariscal noch fünf Warmblüter und die zwei Ponys der Königin –, mangelte es weder an Personal noch an royalem Flair. Überall gab es Stuck an den Decken, die Wände waren mit marmoriertem Stein bedeckt und die Reithalle verfügte sogar über eine eigene Loge, von der aus die königliche Familie bei der täglichen Arbeit zusehen konnte.

Als Edward und ich die Anlage erreichten, blitzte die Sonne bereits am Horizont hervor und Behati und Jenson, die Bereiter, führten zwei Schimmel nach draußen. Hufe klapperten über den Pflasterboden und Behati kicherte leise. Doch kaum, dass sie uns bemerkte, hielt sie inne und verbeugte sich. Jenson tat es ihr gleich. »Eure Hoheit.«

»Guten Morgen«, antwortete Edward und lächelte. »Lassen Sie sich durch uns nicht stören.«

Sie nickten, ein wenig zu eifrig, und ich bemerkte deutlich, wie sie sich noch gerader aufrichteten. Mit einem Schnalzen trieben sie ihre Pferde an, uns den Weg frei zu machen. Edward schüttelte leicht den Kopf und seufzte. »Mir fehlen Jeff und Leo«, sagte er, während wir nebeneinander an den Boxen entlangliefen. »Die zwei haben mich noch nie mit Eure Hoheit begrüßt und wahrscheinlich hätte Jeff eher noch einen Spruch gebracht, warum ich mich so fein herausgeputzt habe.«

Er zog eine Grimasse und ich räusperte mich und versuchte, wie der Stallbursche zu klingen: »Ist man nicht wenigstens ein bisschen dreckig, hat man im Stall nichts verloren.«

Edward legte den Arm um mich. »Nicht mehr lange, dann können wir wieder zurück. Versprochen.«

Ich lehnte mich an ihn und wiederholte seine Worte in meinem Inneren. Nicht mehr lange. Wie lange mochte das sein? Ein paar Wochen? Monate? Ein Jahr? Wie viel gute Presse brauchte man, um Gras über die Skandalmeldungen und die Gerüchte wachsen zu lassen, die Edward mit seiner wilden Verfolgungsjagd und seinem Motorradunfall hervorgebracht hatte? Und wie lange würde es dauern, bis die Presse gänzlich von uns abließ, wenn Edwards Eltern, Lianna und er den Schritt wagten und der Monarchie den Rücken kehrten? Bis wir ein annähernd normales Leben führen konnten? Fernab der Öffentlichkeit. Nur unsere Pferde, unsere Freunde und wir.

»Ja, nicht mehr lange«, sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln. »Und in der Zwischenzeit genieße ich es einfach, dass jeden Tag für mich gekocht und geputzt wird. Wenn ich wieder zu Hause einziehe, bin ich bestimmt richtig verzogen.« Ich kicherte. »Jordans Blick will ich sehen, wenn ich zu ihm sage, dass meine Wäsche mal wieder gewaschen werden müsste oder dass ich gerne noch ein Törtchen zum Nachtisch hätte. Ich glaube, dann schmeißt er mich raus.«

Das entlockte sogar Edward ein Lachen. Wir erreichten den Stall und er öffnete das Tor. Hand in Hand liefen wir an den Boxen vorbei bis zu Sparky und Mariscal, die ganz am Ende des Ganges auf uns warteten. Mister Davis, der Stallchef, war gerade dabei, Mariscal ein Halfter überzuziehen. »Eure Hoheit«, sagte er knapp und Edward nickte ihm zu.

»Sparkling und Mariscal können Sie mir geben. Wir bringen sie nach draußen.«

Davis zögerte eine Sekunde. Doch dann sagte er: »Ganz wie Sie wünschen.« Er händigte Edward den Führstrick aus und halfterte auch Sparky auf, der sich vor lauter Vorfreude schon gegen die Boxenwand drückte, aufgeregt brummelte und seine Nüstern darüber reckte. Nur zu gerne wollte ich ihn kraulen und ihm um den Hals fallen. Aber solange Davis bei uns war, traute ich mich nicht. Der dürre Mann mit dem grauen Haar und dem durchdringenden Befehlston war mir von Anfang an unsympathisch gewesen. Wenn ich alleine im Stall war, gab er mir stets das Gefühl zu stören und jedes Mal, wenn ich etwas mit den Pferden machen wollte, erkundigte er sich, ob Seine Hoheit es auch erlaubt hatte. Lediglich von Edward ließ er sich etwas sagen, wenn auch nicht gerne, und wenn wir zusammen im Stall waren, redete er generell nur mit ihm und nie mit mir. Auch jetzt hielt er mir wortlos das dünne Lederband entgegen und wandte sich an Edward. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«

»Nein danke«, antwortete Edward höflich, aber ebenso kühl. Dann griff er wieder nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger. Ohne ein weiteres Wort liefen wir an ihm vorbei ins Freie.

Mariscal galoppierte über seinen Auslauf und im ersten Licht des Tages leuchtete sein silbergraues Fell in warmen Gelb- und Goldtönen. Edward machte auch Sparky los und ich drückte den Auslöser meiner Kamera und verfolgte über das Display, wie er Mariscal hinterherstürmte. Die Pferde prusteten, warfen spielerisch die Köpfe zu beiden Seiten und rundeten die Hälse, als wüssten sie genau, wie schön sie waren. Sand flog durch die Luft, wenn ihre Hufe über den Boden donnerten, und der aufwirbelnde Staub gab den Aufnahmen eine beinahe magische Stimmung. Mariscal blieb stehen, weitete die Nüstern und schnaubte laut. In der Kälte bildeten sich feine Wölkchen in der Luft. Der dunkle Schimmel scharrte mit dem Huf auf dem Boden und Sparky ließ sich in einiger Entfernung fallen und wälzte sich. Ich lief ein Stück am Zaun entlang, wechselte meine Position und stellte die Kamera so ein, dass ich eine Nahaufnahme von Mariscals Gesicht schießen konnte. Seine Augen, das Zucken seiner Ohren … ich wollte seine Mimik einfangen, die Art und Weise, wie er kommunizierte. Ohne darüber nachzudenken, legte ich mich flach auf den Boden, um den Winkel zu ändern. Das würde garantiert Flecken auf meiner Kleidung geben, aber gerade war es mir egal. Ich wollte diese eine Aufnahme unbedingt. Edward sah einen Moment lang verwundert zu mir herunter, doch dann grinste er nur und legte sich stumm neben mich. Obwohl ich ihn nicht ansah, spürte ich seinen Blick auf meinem Gesicht und ein warmes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus.

»Lenk mich jetzt ja nicht ab.«

»Ich mache doch gar nichts«, verteidigte sich Edward und ich schwenkte die Kamera in seine Richtung. Er lachte leise und lächelte dann zufrieden, als wüsste er ganz genau, wie schnell er mein Herz zum Schlagen brachte. In Zeitlupe streckte er seine Hand aus, nahm mir die Kamera ab und legte sie zur Seite. Seine Finger streichelten über mein Gesicht und im nächsten Moment war er ganz nah bei mir und drückte seine Lippen auf meine. Schlagartig wurde mir warm und ich legte die Arme um seinen Hals und zog ihn enger an mich.

»Wenn Nicholas uns jetzt sehen könnte, würde er garantiert wieder schimpfen. Unschickliches Verhalten in der Öffentlichkeit. Skandalös!« Ich kicherte und ließ meine Lippen über seine streichen. »Und dein Grandpa würde einen Herzinfarkt bekommen.«

»Sollen sie doch. Interessiert mich nicht.« Edward schloss mich noch fester in die Arme und ich verlor jedes Zeitgefühl. Erst als die Sonne längst über die Baumkronen gestiegen war, fischte er sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display.

»Ich muss los. Sonst komme ich zu spät zu meinem Termin. Heute muss ich mit Piper die Eröffnungsrede für die Sonderausstellung im Museum durchgehen. Immerhin ist das schon nächstes Wochenende.« Er verdrehte die Augen. »Manchmal bin ich mir wirklich nicht mehr sicher, warum ich mich dafür freiwillig gemeldet habe.«

»Weil es ein echt cooles Projekt ist«, erinnerte ich ihn. Helden des Alltags – Besondere Menschen aus London war eine Ausstellung, die bis Weihnachten gehen würde und mit der Menschen geehrt werden sollten, die sich ehrenamtlich engagierten und jeden Tag einen Beitrag dazu leisteten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ganz London fieberte der Ausstellungseröffnung entgegen und sogar internationale Presse würde vor Ort sein, weil einige Länder im Laufe des Jahres ähnliche Ausstellungen durchführen wollten. Als Edward mir zum ersten Mal davon berichtet hatte, war er Feuer und Flamme gewesen. Doch je näher der Termin rückte, an dem er auf einer großen Bühne vor Hunderten von Menschen sprechen sollte, desto mehr zweifelte er daran, dass es eine gute Idee gewesen war, die Aufgabe zu übernehmen.

»Du wirst großartig sein«, sagte ich deshalb noch einmal und Edward zuckte mit den Schultern.

»Im Prinzip muss ich auch nur ein paar Worte sagen, mich mit den Leuten unterhalten und die Preise verteilen. Das wird schon gut gehen.«

»Na klar wird es das«, versicherte ich ihm. »Und ich bin bei dir und feuere dich von der Seitenlinie an. Zumindest innerlich.«

Edward lächelte. Dann beugte er sich zu mir, hauchte einen Kuss auf meine Wange und rappelte sich auf.

»Ist es okay, wenn ich noch etwas hierbleibe?«, fragte ich und er antwortete: »Klar, aber vergiss nicht, dass du nachher noch ein Date mit Nicholas hast. Interviewtraining.« Er schnitt eine Grimasse und ich grinste.

»Ich stelle mir einen Wecker.« Um meine Worte zu bekräftigen, zauberte ich mein Handy hervor, tippte die Uhrzeit ein und hielt es hoch. »Wenn ich nicht pünktlich bin, schickt Nicholas sonst garantiert die Security, um mich zu suchen.«

»Das oder gleich die königliche Garde.«

Die Vorstellung brachte mich zum Lachen. Ich stand ebenfalls auf und setzte ich mich auf den Zaun. Von dort aus beobachtete ich, wie Edward quer durch den riesigen Park zurück zum Palast lief. Erst als er nur noch als kleiner dunkler Punkt zu erkennen war, knipste ich ein paar weitere Aufnahmen von den Pferden, klickte sie durch und packte die Kamera zufrieden zurück in ihre Tasche. Ich legte sie neben einen der Pfosten und ging zu Sparky, der freudig die Ohren spitzte und ein leises Brummeln ausstieß. Es tat gut, beide Hände in seiner dicken Mähne vergraben zu können. Meine Finger waren schon ganz steif, weil ich beim Filmen keine Handschuhe getragen hatte und der Wind heute besonders kalt war. Aber die Aufnahmen waren so gut geworden, dass es sich gelohnt hatte. Ich konnte es kaum erwarten, sie später an dem ultraschnellen Computer zu bearbeiten, den der Palast mir bei meiner Ankunft zur Verfügung gestellt hatte. Der Laptop wog fast gar nichts und konnte selbst lange Videos innerhalb von wenigen Sekunden verarbeiten. Ich liebte ihn und wollte mir gar nicht vorstellen, wie es sein würde, mich später wieder auf Jordans alten Laptop umstellen zu müssen.

Jordan! Mir fiel auf, dass ich mich schon seit der Abreise nach Dänemark nicht mehr bei meinem Bruder gemeldet hatte. Gestern Abend hatte ich ihm lediglich ein knappes Sind zurück geschickt, aber das zählte nicht. Kurz entschlossen zog ich mein Handy aus der Tasche, wählte die Kamera aus und stellte sie so ein, dass ich mich selbst mit Sparky fotografieren konnte. Zuerst lehnte ich mich an ihn, doch das kam mir bereits nach wenigen Aufnahmen zu langweilig vor. Wenn ich Jordan schon ein Bild schickte, dann ein lustiges. Er sollte wissen, dass es im Palast nicht halb so schlimm war, wie ich erwartet hatte, und dass ich mich wohlfühlte. Zumindest, solange Lucius nicht in der Nähe war.

Ich überlegte, dann fiel mir etwas ein, was Edward mir vor Kurzem gezeigt hatte, und ich tippte Sparky ans Kinn. Das schwarze Pony schmatzte und streckte die Zunge heraus. Perfekt! Ich wiederholte es noch einmal, lachte in die Kamera und betrachtete das Bild zufrieden. Zugegeben, ich war nur zur Hälfte drauf, dafür aber Sparkys Zunge in all ihrer Pracht. Zufrieden öffnete ich die Nachrichten-App und lud das Foto in Jordans und meinen Chat-Verlauf.

Sparky zeigt mir, wie man sich als echter Royal verhält. Werde es jetzt genauso machen wie er.

Danach schickte ich die Aufnahme noch an meine Eltern und an Livy. Meine beste Freundin war online. Kaum dass ich das Bild hochgeladen hatte, erschienen zwei Haken daneben und sie antwortete mit einem Bild, auf dem sie ebenfalls die Zunge herausstreckte. Perfekt gestylt und geschminkt natürlich, nicht wie ich.

So? Werde das heute gleich mal in der Schule ausprobieren. :-D Frag Sparky mal bitte, ob man als Royal auch jemandem den Mittelfinger zeigen darf, wenn er einem blöd kommt.

Ich grinste. Einer Idee folgend, schickte ich ihr ein Video von Sparky, der den Kopf hoch und runter bewegte, als würde er Ja sagen. Dabei brummelte er aufgeregt.

Livys Antwort kam prompt.

Sehr gut! Danke für die Expertentipps!!! :-*

Du fehlst mir!

Wir texteten noch ein bisschen hin und her und ich versicherte ihr, dass es mir genauso ging. Dann musste Livy los und ich steckte das Handy wieder in meine Jackentasche. Sparky stupste mich an und seine Augen funkelten. Er wollte noch mehr Tricks vorführen.

»Na schön, kleiner Frechdachs.« Bis ich zum Unterricht musste, blieb mir noch etwas Zeit und warum sollte ich die nicht damit verbringen, mit ihm zu spielen? Also lief ich los, ließ ihn in Kreisen um mich herumtraben und wechselte dann blitzschnell die Richtung. Jedes Mal, wenn ich das tat, stieg Sparky auf die Hinterbeine und sprang herum. Sein Eifer und der freudige Ausdruck in seinem Gesicht ließen den Palast und alles um mich herum verblassen. Wir liefen Achten und Schlangenlinien, gingen ein paar Schritte rückwärts und rannten zusammen los. Die Sonne stieg immer höher und irgendwann hielt ich außer Atem, aber glücklich, an und vergrub meine Nase in seiner Mähne. Er roch nach zu Hause, nach Caverley Green, und ich stellte mir vor, dass wir uns nicht inmitten der Palastmauern, sondern auf einer der scheinbar endlosen Wiesen des Trainingszentrums befanden. Vor meinem inneren Auge erschienen Yorick und Quinn, die sich vor dem Stall unterhielten, und aus der Ferne hörte ich Jeffs Lachen. Die Blätter an den Bäumen raschelten leise, die Sonnenstrahlen tanzten über mein Gesicht und ein seichter Wind trug den Geruch von Heu und taufrischem Gras zu mir herüber.

Mit einem Seufzen öffnete ich die Augen, brachte mich unsanft zurück in die Wirklichkeit und kraulte Sparky unter dem Schopf. Ob er sein Zuhause ebenso so vermisste wie ich? Es war nicht übel im Palast, keine Frage. Ab und an ertappte ich mich sogar dabei, dass ich mein Leben als angehende Prinzessin richtig genoss. Dann zum Beispiel, wenn ich in der riesigen Badewanne in einem Berg aus Schaum versank oder wenn einer der Angestellten mir meine Wünsche regelrecht von den Augen ablas. Trotzdem. Müsste ich mich entscheiden, wäre meine Wahl sofort auf Caverley Green gefallen. Ich schmiegte mein Gesicht an Sparkys, streichelte ihm über das dichte Fell und schloss die Augen.

Nicht mehr lange, sagte ich mir.

Royal Horses (3). Kronennacht

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