Читать книгу Faithless Love - Jana Reeds - Страница 12
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Juan
Ich musste mich zusammenreißen, um halbwegs normal zu den drei Frauen hinüberzuschlendern. Carmen sollte nicht sehen, dass ich kaum laufen konnte. Diese Genugtuung würde ich der Polizistin garantiert nicht geben. Also tat ich so, als sei ich total fit, nur um es gleich darauf wieder zu bereuen. Und zwar in der Sekunde, nachdem ich mich übertrieben lässig hingesetzt hatte.
Scheiße, mir tat alles weh. Außerdem tanzten Sternchen vor meinen Augen.
„Sagt ihr mir eure Namen?“, fragte ich mit einem total dämlichen Grinsen. Auch wenn ich mein Gesicht nicht sehen konnte, die Grimasse, die ich da zog, musste ziemlich doof aussehen. Den drei Frauen machte es zum Glück nichts aus.
„Ich bin Beatrisa, und das sind Jacinta und Kesara“, antwortete diejenige, die direkt neben mir saß. Sie sah mir tief in die Augen, fast so, als wolle sie Signale aussenden, die alle besagten, dass sie mit mir ins Bett wollte. Heute Abend würde sie da kein Glück haben, auch wenn ich vor Carmen so getan hatte, als wolle ich sie abschleppen, ich konnte froh sein, dass sie nicht darauf eingegangen war. So, wie meine Rippen schmerzten und mir die Luft bei der kleinsten Anstrengung wegblieb, hätte ich sie nicht mal umarmen können.
„Schön, euch kennenzulernen.“ Ich warf ein weiteres Lächeln in die Runde. „Darf ich euch zu einem Drink einladen?“
Natürlich stimmten sie zu. Alles, was sie wollten, war eine gute Zeit, eine nette Unterhaltung und vielleicht, in Beatrisas Fall, auch ein bisschen mehr. Vor ein paar Jahren noch hätte ich versucht, alle drei zu mehr zu überreden. Hey, welcher Mann träumt nicht davon, mit mehr als einer Frau im Bett zu landen? Aber jetzt? Der Gedanke bewirkte nichts. Gar nichts. Was vielleicht ein Grund zur Sorge sein sollte.
Aber egal, deswegen war ich nicht hier. Schon bevor ich losging, wusste ich, dass aus einer heißen Nacht in meiner momentanen Verfassung nichts werden würde. Was mich herausgetrieben hatte, war die winzige, ungemütliche Wohnung, in der ich jetzt hauste.
Trotzdem amüsierte ich mich gut. Jacinta hatte einen trockenen Humor und brachte mich mehr als einmal zum Lachen. Beatrisa rückte nah an mich heran, presste ihr Bein an meines, nahm es mir aber nicht übel, als ich nicht darauf einging. Überhaupt war ich nicht so ganz bei der Sache. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, was Carmen so trieb. Und die amüsierte sich sogar noch mehr als ich.
Sie schäkerte mit einem Typen, der viel zu jung für sie war. Der Idiot sah aus, als hätte er gerade mal die Schule hinter sich, aber Carmen lachte, bedachte ihn mit einem Augenaufschlag, der es in sich hatte, und legte ihm irgendwann sogar die Hand auf den Oberschenkel.
Hatte die Frau denn gar keinen Geschmack, was Männer betraf?
Als sie nicht mal eine halbe Stunde später mit diesem Waschlappen die Bar verließ, war meine Laune im Keller. Ich verabschiedete mich von den drei Frauen und machte mich kurz darauf ebenfalls auf den Weg.
Missmutig stapfte ich die dunklen Straßen entlang. Ich war in Rekordzeit umgezogen. Jetzt wohnte ich in einem winzigen Apartment in einem Stadtteil von Cadiz, der einen eher zweifelhaften Ruf hatte, dafür aber die Garantie bot, dass mir hier niemand von Tylers Crew begegnen würde, und allein darauf kam es mir an.
Ich kickte einen Stein vor mir her. Versuchte, das Bild aus meinem Kopf zu bekommen, wie Carmen diesen jungen Kerl angelächelt hatte. Wie sie den Kopf zurückwarf und lachte, als ob er etwas Witziges oder Geistreiches zu erzählen hätte. Dabei sollte ich froh sein. Das Letzte, was ich tun sollte, war, mit einer Polizistin im Bett zu landen. Aber, verdammt. Eine heiße Nacht? Was sprach schon dagegen? Ich wollte diese Carmen ja nicht heiraten, und Handschellen würde sie mir auch nicht gleich anlegen, nur weil wir ein bisschen Spaß hatten. Vielleicht würde sie das sogar davon abhalten, mich noch einmal zu befragen oder für einen Kriminellen zu halten.
Konnte aber auch sein, dass genau das Gegenteil einträte. Sex ohne Verpflichtungen konnte immer wieder zu einer wütenden Frau führen. Egal, wie oft man vorher sagte, dass es nur für eine Nacht wäre. Die meisten waren auf mehr aus. Auf eine feste Beziehung. Verlobung.
Ehe.
Heiraten.
Scheiße.
Das erinnerte mich daran, dass ich Dylan versprochen hatte, sein Trauzeuge zu sein. Die Hochzeit war in zwei Wochen, und jedes Mal, wenn ich daran dachte, war mir, als hätte ich einen Felsbrocken im Magen. Ich würde Lou wiedersehen. Tyler, Marli, natürlich Dylan und den Rest der Crew. Und alle taten sie so, als sei ich ein Held, weil ich diese verfickte Kugel abgefangen hatte, die für Lou bestimmt gewesen war.
Wenn sie wüssten.
Wenn sie eine Ahnung hätten, was ich getan hatte, würden sie mich garantiert nicht für einen Helden halten. Der Gedanke ließ Galle in mir hochsteigen. Ich versetzte dem Stein einen letzten harten Kick, dann stand ich auch schon vor dem heruntergekommenen, alten Gebäude, in dem ich wohnte, zog den Schlüssel aus der Hosentasche und ächzte in den dritten Stock hinauf.
Die Beleuchtung im Treppenhaus war miserabel. Die meisten der billigen Neonröhren hatten längst den Geist aufgegeben. Im Aufgang roch es nach Pisse. Die Geräusche der Fernseher waren auf jeder Etage laut und deutlich zu hören. Die Leute direkt unter mir sahen gerade eine Spielshow an, und neben mir?
Mierada.
Der Typ hatte Sex. Offensichtlich hatte da jemand mehr Glück gehabt als ich heute Abend.
Ich schloss die Tür auf und trat ein.
„Home sweet home“, murmelte ich sarkastisch und knipste das Licht an, nur um es sofort zu bereuen. Im fahlen Licht der Deckenlampe sah der Raum noch schlimmer aus als bei Tag. Die Wände waren irgendwann in einem Beigeton gestrichen worden, den man kaum ertragen konnte. In der Mitte des Zimmers stand eine Couch, die gleichzeitig als Bett ausgezogen werden konnte. Natürlich befand sich davor, an der Stirnseite, der Fernseher, der einzige Lichtblick, soweit ich das beurteilen konnte, denn der Flachbildschirm war ziemlich groß. Hinter der Couch gab es noch so was wie eine Küchenzeile mit einer Spüle, zwei Kochplatten, einem Küchenschrank und einem Kühlschrank.
Das war’s auch schon. Das Badezimmer lag gleich neben der Eingangstür und schaffte es gerade so, eine enge Duschkabine, Waschbecken und Toilette zu beherbergen.
Ich warf den Haustürschlüssel auf den Couchtisch und setzte mich.
„Scheiße.“ Meine Rippen taten noch immer höllisch weh und die Stelle, an der mich die Kugel getroffen hatte, merkte ich ebenfalls. Ich legte die Füße auf den Tisch, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte auf den schwarzen Bildschirm. Auch wenn ich es nur ungern zugab, ich vermisste den Komfort der Jacht. Das Zimmer, das ich dort gehabt hatte, war einem 5-Sterne-Hotel würdig. Zumindest, wenn man es mit dieser Bruchbude verglich. Dazu noch das Essen, das Tylers Köche jeden Tag zauberten, der Fitnessraum, das sanfte Schaukeln auf den Wellen, die frische Meerluft.
Okay, ich musste damit aufhören, sonst würde ich mich gleich in Selbstmitleid wälzen und in Tränen ausbrechen wie eine Frau kurz vor ihren Tagen.